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Thema: Wie gewährleitet man barrierefreie Debatten unter Autisten? (http://perfektibilistenorden.de/topic.php?id=2917)


Geschrieben von: 55555 am: 29.04.09, 22:29:58
Manche Autisten fühlen sich überfordert, wenn für sie verwirrend unerklärliche Emotionen in Debatten hochkochen. Andere nehmen ausschweifend Stellung und vergessen dabei das Thema. Wieder andere sind wütend auf eine bestimmte Meinung und spammen Threads mit ihren Kundgaben oder auch nur kurzen Anspielungen voll.

Fallen jemanden weitere konkretere Problemfelder ein?

Wie kann man in wichtigen Debatten aus denen kein Autist aufgrund der Umstände ausgeschlossen sein soll Rahmenbedingungen schaffen, die genau das vermeiden?


Geschrieben von: Bluna am: 30.04.09, 09:13:47
Ich glaube das ganze passiert immer dann, wenn sich beim Einzelnen das Logisch-Abstrakte in den Vordergrund schiebt und die eigentlichen Zusammenhänge in den Hintergrund treten.
Jeder hat seine eigene Logik, seine eigenen Begriffe ,seine eigenen Erfahrungen,die er gerne "an den Mann"bringen möchte.
Es gibt keine absolute Wahrheit,die es zu diskutieren gilt.
Das was im einen Zusammenhang richtig und wichtig ist,kann in einem anderen Zusammenhang vollkommen irrelevant,oder gar Blödsinn sein.
Ich denke,da wo man versucht seine Meinung in einem absoluten Sinn zu vertreten,wird es kurios.
Ausserdem verbaut man sich damit unter Umständen die Chance ,die Zusammenhänge etwas umfassender zu begreifen.


Geschrieben von: Löwenmama am: 30.04.09, 12:05:34
Wichtig ist wohl zum einen,dass der Threaderöffner ein Anliegen,eine Frage,ein Problem o.ä.hat,das er in "seinem" Thread erörtern möchte. Darum sollte es dem Threaderöffner auch gestattet sein,dass sein "Thema" beibehalten wird und die anderen Teilnehmer darauf hinweisen dürfen,ohne dass das als persönliche Ablehnung verstanden wird.
Probleme gibt es auch dann,wenn ein Schreiber seine Meinung als einzig gültige und als Tatsache darstellt,was andere entweder verunsichern oder verärgern kann und sie dazu bringt,aus einer Diskussion auszusteigen,und sei sie noch so interessant.
Rahmenbedingungen schaffen??Zunächst denke ich,man sollte auf die Vernunft der User bauen und es nochmal öffentlich thematisieren,dass offtopic-Themen anderweitig ausgetragen werden sollten und dass ein Thread möglichst beim Thema bleibt.Dann sollte ein Mod eventuell bei Abschweifungen nochmals ans eigentliche Thema erinnern,aber nicht wertend sondern nur erinnernd.


Geschrieben von: haggard am: 30.04.09, 18:27:18
weiteres:
- abwertung der anderen person/"elite"-darstellung
- persönliche intensive interessen und deren intensität werden bei anderen als gegeben vorausgesetzt, um überhaupt miteinander in kontakt zu treten

barrierefreiheit in debatten unter autisten wäre meiner meinung nach zu erreichen, indem die schriftliche kommunikation via internet nicht als etwas gänzlich anderes betrachtet würde als physisch persönliche, direkte kontakte. wenn ich mir vorstelle, dass autisten bei anwesenheit anderer - so wie ich sie kenne - eher in gänzliches schweigen verfallen, sobald etwas eintritt, dass ihnen zuwider ist oder nicht zu ändern wäre, oder sie die szenerie verlassen, sollte schriftlich vielleicht nicht gänzlich anders verfahren werden.
in diskussionen bringt es, wie ich finde, nichts, wenn ein autist, der etwas nachfragt, platt abgekanzelt wird, nach dem motto, er solle sich erst einmal etwas bildung zulegen, ehe er mit "den großen" mitreden dürfe.
für einige autisten ist der schriftliche austausch vielleicht der einzig mögliche, um mit anderen menschen weitreichender kommunizieren zu können.
sollte sich in diskussionen eine verfahrene situation anbahnen oder bestehen, wäre es gut, wenn sachlich knapp oder stichpunktartig die argumente niedergelegt werden und kurz dargelegt wird, was man persönlich beabsichtigte und wie dazu die andere person wahrgenommen wurde. dann wäre vielleicht ersichtlich, worin ein missverständnis besteht. im falle, dass beiderseits kein missverständnis vorliegen sollte, wäre es unter umständen angebracht, die diskussion als nicht mehr zielführend einzustellen oder ohne persönlich zu werden sachlich weiterzudiskutieren.

wenn autisten darum bitten, bestimmte für sie verwirrende dinge möglichst nicht mehr zu praktizieren, sollte dem, soweit es machbar ist, entgegengekommen werden. trotz eventuell untereinander bestehender sympathien sollte nach möglichkeit neutralität anderen personen gegenüber gewahrt werden/bleiben.


Geschrieben von: Bluna am: 30.04.09, 19:22:29
Wie erreicht man aber,dass solche Ziele nicht nur von Einigen angestrebt werden ,während Andere mit wesentlich unlauteren Methoden kommunizieren und das Ganze damit wieder aushebeln?
Ich glaube auch,dass es im Sinne der Autisten wäre,Regeln aufzustellen,auf die sich der Einzelne dann berufen könnte.
Ich mache in meiner Familie die Erfahrung,dass bestimmte Problemfelder in der Kommunikation gar nicht erst entstehen,dadurch,dass sehr klar kommuniziert werden muß.
Wenn jemand nachfragt,weil er etwas nicht verstanden hat,kann er sicher sein,dass er den Sachverhalt nochmals erklärt bekommt und ihm nicht sozusagen unterstellt wird ,er hätte eine rhetorische Frage gestellt.(Beispiel)


Geschrieben von: 55555 am: 01.05.09, 00:13:13
Es ging mir vor allem um Debatten, die im Rahmen von Gruppen mit vor allem autistischen Mitgliedern anstehen. Barrierefrei bedeutet, daß Autisten wegen autistischer Eigenschaften die Teilnahme nicht in einer Weise erschwert wird, die eine Teilhabe für zu "teuer" oder nicht leistbar erscheinen läßt. Es geht also nicht um einen normalen Forenthread, in welchem jemand ein persönlich interessantes Thema erörtern möchte.
Zitat von connySL:
Wichtig ist wohl zum einen,dass der Threaderöffner ein Anliegen,eine Frage,ein Problem o.ä.hat,das er in "seinem" Thread erörtern möchte. Darum sollte es dem Threaderöffner auch gestattet sein,dass sein "Thema" beibehalten wird und die anderen Teilnehmer darauf hinweisen dürfen,ohne dass das als persönliche Ablehnung verstanden wird.

Dazu gibt es in diesem Forum seit Gründung die in der Anleitung nachzulesende [Hausrecht]-Regel, welche an sich noch über deine Idee hinausgeht.
Zitat von Bluna:
Wie erreicht man aber,dass solche Ziele nicht nur von Einigen angestrebt werden ,während Andere mit wesentlich unlauteren Methoden kommunizieren und das Ganze damit wieder aushebeln?

Genau um sowas geht es hier nach meiner Vorstellung u.a.


Geschrieben von: Bluna am: 01.05.09, 14:48:16
Wichtige Debatten betreffend,wäre es vielleicht im Sinne der barrierefreien Kommunikation günstig, gewisse Gesprächsvoraussetzungen zu machen,wie z.B:
-Der Zusammenhang in dem das Gespräch stattfindet sollte maßgeblich und richtungsweisend sein(Thema der Debatte)
-Die Logik des Einzelnen,die auf dessen Erfahrung,Bewertung und Begriffen basiert,kann dabei zweitrangig oder unerheblich sein
-Es gibt keine absolute Wahrheit,über die es zu diskutieren gilt,vielmehr geht es darum aus einer Summe von Wahrheiten einen Konsens zu bilden.
_Es ist grundsätzlich bei jedem Teilnehmer zunächst davon auszugehen,dass er im positiven ,zum Ziel führenden Sinne etwas beitragen möchte.
_Allgemeines Ziel der Debatte ist der Konsens

Gesprächsregeln beruhen auf der GfK nach Rosenberg,im Sinne der Regeln ist Kritik möglich.

Die Möglichkeit der Teilnahme an Debatten,ist von der Zustimmung des Teinehmers ,sich an diese Gesprächsvoraussetzungen zu halten,abhängig.

Die permanente Nichteinhaltung der Gesprächsvoraussetzungen,ist das Kreterium zum Ausschluß des Teilnehmers.


Geschrieben von: Bluna am: 09.05.09, 16:08:45
Vielleicht möchten sich hier an dieser Stelle nochmal die Leute zu Wort melden,die sich als Teilnehmer in die verschiedenen Projektgruppen eingetragen haben.
Es werden in diesen Gruppen in Zukunft Debatten über alles Mögliche zu führen sein.
Was haltet ihr von der Methode der GfK als Grundlage zur Kommunikation?
Gibt es noch andere Vorschläge bezügl.Strukturen für die Kommunikation?


Geschrieben von: eragon am: 09.05.09, 16:17:13
Ich finde die GfK gut.
ich übe mit meiener Mama daheim.


Geschrieben von: 55555 am: 09.05.09, 21:18:13
Ich denke, daß sie besonders dann von Vorteil ist, wenn eine Debatte beginnt verworren und gemein zu werden und gemeinsame Ziele gefährdet.


Geschrieben von: Hans am: 10.05.09, 17:54:12
Genau, bei einer "vernünftigen" Debatte braucht man so was gar nicht,
aber wenn es entgleist.


Geschrieben von: Bluna am: 11.05.09, 09:31:39
Wie stellt man fest,ob eine Debatte noch vernünftig ist,oder beginnt verworren zu werden?
Ich denke,das Problem dabei ist,dass da jeder eine andere Empfindung dabei hat.
Mir wäre es lieber Debatten gleich in einem bestimmten "Rahmen" ablaufen zu lassen,um vorzubeugen.
Unter "vernünftigem "Reden wird jeder etwas anderes verstehen.