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Autor Nachricht
Prometheus
(Autistische Entität )

Ich war seit einiger Zeit nicht mehr in diesem Forum aktiv. Das hängt damit zusammen, dass sich innerhalb der letzten Monate mein gesamtes Bild von Autisten an sich revidiert hat.Ich habe mich sehr viel mit Autismus beschäftigt, da es ein elementarer Bestandteil von mir ist und mein Leben nicht unbedeutend beeinflusst. Der Austausch mit anderen Autisten hat mich jedes mal aufs neue fasziniert, allerdings musste ich feststellen, dass viele Menschen mit ASS ein sehr bruchstückhaftes Bild von Autismus haben, wie ein Arzt der eine Krankheit diagnostiziert, von der er nur den Wikipedia-Artikel kennt, oder noch schlimmer, sie geben sich die Schuld an dem Verhalten ihrer Gesellschaft und empfinden ihr Leben als nicht lebenswert. Als ich noch keinerlei Ahnung hatte, dass soetwas wie Autismus überhaupt existiert,nahm ich es für selbstverständlich, dass meine Mitmenschen genauso wahrnehmen und denken wie ich, weshalb mich die Reaktionen manche Individuen sehr verwirrt und verletzt haben. Autismus war und ist die Erklärung für meine Einzigartigkeit, eine Erklärung, welche ich davor überhaupt nicht für möglich hielt.Ich denke,dass diese Autisten sich so fühlen müssen wie ich damals.Sehr verwirrt und verletzt. Und ich will nicht dass diese Menschen sich dafür die Schuld geben. Ich würde gerne, dass sämtliche Informationen über Autismus unabhängig von Autisten zusammengetragen und für jeden frei verfügbar sein sollten. Das ist unser einziger Weg, gegen Diskriminierung und Ausgrenzung vorzugehen und sie nicht zu ignorieren: Aufklärung. Wenn wir allen unwahren und falschen Vorstellungen nicht entgegenwirken und wegschauen,werden wir uns in einer dystophischen, aber leider realistischen Zukunft wiederfinden, wo unser Recht auf ein selbstbestimmtes Leben und unsere Meinung ebenso bedroht ist wie das vieler Minderheiten in dem dunkelsten Abschnitt der Geschichte unseres Landes...
30.06.18, 15:29:58
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Q9FOB
(Standard)

Falls du noch da bist: Liest sich interessant.
16.09.19, 11:13:03
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ich finde diese Schilderung auch gut nachvollziehbar. Was macht man da?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
04.05.21, 00:03:22
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Lebensblume
(Autistenbereich (neu))

Zitat von Prometheus:
Ich würde gerne, dass sämtliche Informationen über Autismus unabhängig von Autisten zusammengetragen und für jeden frei verfügbar sein sollten. Das ist unser einziger Weg, gegen Diskriminierung und Ausgrenzung vorzugehen und sie nicht zu ignorieren: Aufklärung.


Ich bin einerseits sehr einverstanden damit, dass Aufklärung ein guter Weg ist, um Mitmenschen dazu zu bewegen, ihren geistigen Horizont zu erweitern, indem sie in sich selbst Werte wie zum Beispiel Toleranz und Nächstenliebe zunehmend kultivieren und diese im Alltagsleben umsetzen. Andererseits können wir damit ihre Entscheidungen letztendlich nicht beeinflussen und das sollte uns klar sein. Das einzige, was wir wirklich können und auch anstreben sollen, ist Selbstreflexion und das Wahrnehmen unseres eigenen Denkens, Empfindens und Handelns, indem wir das, was wir uns von anderen wünschen, selbst leben und in die Welt hinaustragen.

Schreiben ist der direkte Weg zum Herzen
08.05.21, 12:50:48
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

In der Tat hat sich für mich auch in den Zyklen dieses Forums gezeigt, daß oft auch die neu dazukommenden Autisten so einiges meinen, das sie von Nichtautisten übernommen haben und das durchaus fragwürdig genannt werden kann. Viele dieser neue dazugekommenen Autisten hatten aber wohl erstmal wenig Lust sich gleich damit auseinanderzusetzen. So war es dann auch schwierig hier im Forum ein gewisses inhaltliches Niveau zu halten. Die NA-Propaganda ist alleine aufgrund ihrer wirkmächtigen Multiplikatoren stark dominant in dieser Hinsicht.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
08.05.21, 13:30:13
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Lebensblume
(Autistenbereich (neu))

Zitat von 55555:
Viele dieser neue dazugekommenen Autisten hatten aber wohl erstmal wenig Lust sich gleich damit auseinanderzusetzen.

Um sich fruchtbringend damit auseinanderzusetzen, wäre es notwendig, sein eigenes Wesen mittels Innenschau immer besser erkennen zu können - auch inwiefern sich dieses von anderen Wesen (autistisch und/oder nicht autistisch) unterscheidet. Nur so ist die Möglichkeit gegeben, allmählich aus einem inneren Mangelzustand herauszufinden und die dem eigenen Wesen innewohnenden Stärken zunehmend selbst zu erfahren und in der Folge auch zum Wohle der Mitmenschen weiterentwickeln und im Leben einbringen zu können.

Schreiben ist der direkte Weg zum Herzen
08.05.21, 15:42:34
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ein großer Block dürften Dinge sein, die Autisten über viele Jahre ihres Lebens durch andere vermittelt wurden. Wertungen, die sich an der SchubladeAutismus festmachen. Aber nicht weniger auch Wertungen die sich an Andersartigkeiten festmachen, die auf das direkte Erleben des Menschen zurückgehen. Viele haben das teils akzeptiert und übernommen, denn auch viele Autisten neigen wie andere Menschen offenbar was das angeht zu einem Anpassungsverhalten. Sich verbreitetem Unrecht bewußt zu bleiben und dabei in diesem Umfeld handlungsfähig zu bleiben, nicht von Haß bestimmt zu sein wird oft als wesentlich schwieriger empfunden als "sich anzupassen", "zu brechen", Ansichten zu übernehmen, die man eigentlich als falsch erkennen könnte, in denen aber die Macht der plumpen Mehrheit als gewichtiger erlebt wird. Da wären wir dann wieder in der Nähe des Stockholm-Syndroms.

Wie sehr, in welchem Grad definieren sich auch (bestimmte Arten von) Autisten aus Bestätigung durch andere?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
08.05.21, 16:16:38
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Lebensblume
(Autistenbereich (neu))

Zitat von 55555:
Sich verbreitetem Unrecht bewußt zu bleiben und dabei in diesem Umfeld handlungsfähig zu bleiben, nicht von Haß bestimmt zu sein wird oft als wesentlich schwieriger empfunden als "sich anzupassen", "zu brechen", Ansichten zu übernehmen, die man eigentlich als falsch erkennen könnte, in denen aber die Macht der plumpen Mehrheit als gewichtiger erlebt wird.

Was mich betrifft, erkenne ich in diesen Worten meine eigene Vergangenheit als auf den Punkt gebracht. Ich hatte keine Ahnung, dass mein als anders empfundenes Wesen einen "Namen" hat und versuchte, mich so gut wie möglich an das sich von mir wesentlich unterscheidende Umfeld anzupassen, was mir jedoch nur teilweise gelang (glücklicherweise) ;). Nur wenige Menschen gab es, die mich so akzeptierten, wie ich trotz Anpassungsversuche geblieben war und ich führ(t)e stets ein Leben, das von etlichen äusseren Einschränkungen gekennzeichnet war und immer noch ist. Erst in jüngster Zeit durfte ich erfahren, weshalb mein Leben so verlief und es lösten sich damit viele Fragezeichen auf. Ich kann keinen Hass in mir erkennen und denke zunehmend darüber nach, inwieweit ich meine Erfahrungen der Vergangenheit zukünftig dafür einsetzen kann, um damit anderen zu dienen und etwas dazu beizutragen, dass mehr Wissen diesbezüglich weitergegeben und dadurch Vorurteile abgebaut werden können.

Schreiben ist der direkte Weg zum Herzen
08.05.21, 17:06:05
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feder
(Autistenbereich)

Langsam wird auch die Autistengeneration erwachsen, die bereits im Kleinkindalter diagnostiziert und therapiert wurde. Wir werden sehen, was da auf das Forum zukommt (sofern diese Personengruppe da überhaupt auftaucht).

Im beruflichen Kontext finde ich es für mich sinnvoller, zu sagen, dass es Menschen gibt, die xy so empfinden und das Teil der Normalität ist. Nach meinem Eindruck führt es selbst bei Bekanntsein der Autismusdiagnose so zu mehr Verständnis, als wenn ich es am Autismus festmache. Sowohl bei Autisten als auch bei solchen, die mit ihnen zu tun haben.

Letztlich ist diese Diagnose eh nicht wichtig, es geht darum, wie sich die Person wahrnimmt.
09.05.21, 21:13:57
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Hundertwasser
(komplex)

Zitat von 55555:

Wie sehr, in welchem Grad definieren sich auch (bestimmte Arten von) Autisten aus Bestätigung durch andere?


Ich denke, dass Menschen mehr oder weniger soziale Wesen sind, mit unterschiedlichen Bedürfnissen nach Nähe und Kontakt. Deshalb glaube ich, dass viele Autisten Kompromisse eingehen, um ihr individuelles Bedürfnis nach Nähe ausleben zu können. Für den einen mag das fernschriftliche Kommunikation sein, für den anderen körperlichen Kontakt. Zusätzlich sollte bedacht werden, dass es ja kaum peergrouporientierte Kulturräume gibt, in denen sich rauskristallisieren könnte, was Anpassung ist und was nicht. Und so orientieren sich sicher einige Autisten an der Bestätigung von Nichtautisten, um überhaupt zwischenmenschliche Resonanz zu erhalten.
13.05.21, 12:49:52
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von Hundertwasser:
Ich denke, dass Menschen mehr oder weniger soziale Wesen sind, mit unterschiedlichen Bedürfnissen nach Nähe und Kontakt. Deshalb glaube ich, dass viele Autisten Kompromisse eingehen, um ihr individuelles Bedürfnis nach Nähe ausleben zu können. Für den einen mag das fernschriftliche Kommunikation sein, für den anderen körperlichen Kontakt.

Mir erschließt sich das so, daß Bedürfnis nach Kontakt (Umgang mit anderen) und Bestätigungsbedürfnis (Selbstvergewisserung) zweierlei Dinge sind.
Zitat:
Zusätzlich sollte bedacht werden, dass es ja kaum peergrouporientierte Kulturräume gibt, in denen sich rauskristallisieren könnte, was Anpassung ist und was nicht.

An sich spielt Weltdeutungsdominanz auch aus meiner Sicht eine Rolle und ich nehme solche Folgen hier auch als Problem wahr. Anpassungsdruck kann aus dem heraus wirken, was in einer Gesellschaft verbreitet "sagbar" ist und was nicht. Das wäre dann auch nicht unbedingt eine Folge von Bestätigungsbedürfnis. Daher meine halb an mich selbst gestellte Frage, die du zitiertest.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
13.05.21, 15:46:36
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