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Antares
(White Unicorn)

Nachdem für Autisten immer wieder "Fernschule" im Leben eine Bereicherung darstellte, haben wir das begonnen in Projekte umzusetzen. Nun stellten wir fest, dass die "klassischen Lernmethoden" nicht so richtig funktionieren bei kleinen autistischen Kindern. z.B. wird wiederholen von etwas, um es zu üben zum Teil komplett abgelehnt und allein der Versuch führt dazu, dass das Kind gar nichts mehr weiß/lernt/etc. Bringe ich dem Kind das Selbe bei, indem ich es tun lasse, lernt es das in Nullkommanix. Wir fanden dann heraus, dass es dafür sogar einen Begriff gibt "Bewegtes Lernen".

Das haben wir dann mal durchdacht, wann es funktioniert und wann nicht. Wenn das Kind aufgefordert wird das zu tun: wieder kein Lernerfolg. Anweisungen das zu tun, ganz schlecht, führt bis zur kompletten Verweigerung das jemals wieder lernen zu wollen.

Es ist eher ein Impulse vom Kind aufgreifen, gucken wie man das mit dem Lehrplan vereint bekommt und mit ein wenig Kreativität Fernschule/Bewegtes Lernen ausführen, so dass hinterher der Rahmenlerplan eingehalten und die Test gemacht sind.

Gut... plan geht auf, funktioniert und das nicht nur bei einem Kind. Aber wie erfasst man das nun für die Nachwelt? Letztendlich wissen wir zwar, dass es geht und wie es geht, was man machen muss, damit es geht. Es hängt viel mit Autonomie zusammen, achtsamer Kommunikation und der Möglichkeit in einer Umgebung ohne Barrieren lernen und sich entwickeln zu können.

Hat jemand eine Idee, wieso das auf diesem Weg so gut funktioniert? Ich würde dazu gern eine Umfrage erstellen, damit man einmal Daten hat, auf die man zurück greifen kann, die man ggf auch in eine Arbeit wo mit unterbringen kann, die das darstellen. Mir fehlt aber gerade noch ein wenig der Faden.

Kann es sein, dass es wie mit dem Zusammenhang Bewegung/Sprache ist, dass wenn man sich frei bewegen kann, die Grenzen gewahrt werden, sich die Kommunikation frei entwickelt und die Sprache dann automatisch entsteht? Aber weshalb hängen überhaupt Sprache und Bewegung zusammen, frag ich mich dann. Meistens geht entweder beides nicht, da ist dann meist schon viel zerstört worden, oder es geht sowieso, also das Kind kommuniziert (verbal oder nonverbal, wie es halt seine Art ist) und bewegt sich auch gern, viel und immer weiter.

Mir läge es daran, dass wir es so gestalten könnten, dass die "klassischen" Lernsysteme der Wiederholung und was da nicht alles auch in den Fernschulsystemen mit drin ist weniger Gewicht bekommen und das mehr Gewicht bekommt, was funktioniert. Wenn ich nur wüsste, wieso es das tut. Hat jemand hier eine Idee?
03.08.17, 18:54:38
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drvaust
(stillgelegt)

Ich verstehe nicht ganz, was Du mit 'Bewegtes Lernen' meinst.

Ich bin zwar kein Pädagoge, der das wissen müßte, aber ich habe schon darüber nachgedacht.
Der Mensch ist ein 'Komplettsystem' mit mehreren 'Teilsystemen', die sich gegenseitig beeinflussen. Wenn da ein 'Teilsystem' Gehirn arbeiten soll, aber das 'Teilsystem' Motorik völlig stillgelegt sein soll, funktioniert das schlecht. 'Denken in Bewegung' geht viel besser, viele Menschen gehen zum Nachdenken spazieren o.ä..
Außerdem denken Menschen verschieden, bzw. brauchen verschiedene 'Hilfsmittel'. Ich kannte mal Eine, die lernte am besten, wenn sie das sang. Andere müssen sich Bilder davon machen. Ich konnte früher meine Hausaufgaben im Stehen viel besser, besonders schneller, machen.
Das übliche System, ca. 30 Schüler sitzen 45 Minuten starr da und lernen, funktioniert nicht gut.

Schüler zum Lernen motivieren funktioniert viel besser als nach Vorschrift Schritt für Schritt lernen. Aber die praktische Umsetzung in einer Schulklasse mit vielen Schülern ist schwierig, wenn jeder Schüler anders lernt und gerade anderen Themen nachgeht. Und am Ende müssen bestimmte Lernerfolge bewertet werden, denn die Gesellschaft (höhere Schulen, Personalchefs usw.) erwartet genormte Bewertungen (Zensuren).
Bei Fernschulen ist das ähnlich. Aber da kann man evtl. Module in beliebiger Reihenfolge abarbeiten, wenn die Lehrer für die Module verfügbar sind. Fernschulen, bei denen die Schüler alleine, also ohne Mitschüler, lernen, könnten individueller arbeiten. Wenn der Schüler z.B. zu Hause schaukelnd lernt, stört das keinen Mitschüler.

Kennst Du Montessoripädagogik? Ich finde die Methodik gut, aber die ursprünglichen Ziele nicht (Einheitsmensch).
Auch die Lehren von Alexander Sutherland Neill (A. S. Neill) sind interessant. Das ist aber nicht, wie oft gesagt, Antiautoritäre Erziehung. A. S. Neill hatte sich davon distanziert, er vertrat natürliche demokratische Autorität, wo auch Schüler Autoritäten sein können.
04.08.17, 05:17:58
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Antares
(White Unicorn)

Bewegtes Lernen fast verschiedene Lernformen zusammen. Zum einen das: wenn man steht/geht/... kann man besser lernen und zum anderen: wenn man in den Bäckerladen mit Geld geht, lernt es sich besser was ein Brötchen kostet und wie man Geld zählt, als auf einem Blatt Papier. Es ist nach diesem Prinzip ebenso möglich zu singen beim Lernen wie sich alles in Bildern vorzustellen oder nur akustisch zu lernen.

Das Fernschulmaterial kann individuell genutzt werden, auch Jahrgangsübergreifend wenn es notwendig ist. Nur sind die Lernweisen bei Autisten anscheinend generell eher bewegt. Die Tests also Zensuren laufen dann nebenher, das ist nicht das Problem, Wissen zu überprüfen, wenn erstmal klar ist, wie ein Kind überhaupt lernt.

Der Fernunterricht, das fanden wir auch, ist erst einmal Gold wert, wenn die Regelschulanbindung dadurch nicht verloren geht. Ein "neues System", das Universelle Design entwickeln, an dem Autisten volle soziale und Bildungsteilhabe erfahren können dauert min. 30 Jahre, wenn es jemals geschieht.

Was ich mich nun frage ist, wie man das in einer Umfrage an Autisten dokumentieren könnte. Letztendlich weiß ich, dass es funktioniert, die Leistungen sind bei den Kindern ihren Fähigkeiten entsprechend super - im Vergleich zur herkömmlichen Gruppensituation zum einen, klar sind weniger Barrieren. Zum anderen aber auch insbesondere durch dieses bewegte Lernen. Ich frage mich:

1. ob es überhaupt Autisten gibt, die das ablehnen würden mit der Möglichkeit der Fernschule
2. ob es Autisten gibt, die still sitzen und wiederholen von Übungen zur Leistungssteigerung nutzen
3. warum das nun bei Autisten so extrem ist, wie gesagt es fallen bis zu Motorik- und Sprache aus, wenn man sie zum still sitzen mit Wiederholen anweist, keine kognitive Leistung mehr da

Und dann möchte ich das als Umfrage gestalten, damit man es z.B. für eine Masterarbeit jemandem zeigen kann, als erwähnenswert. Ich habe das Gefühl es ist sehr wichtig und bräuchte niederschreiben, so dass es die Menschen wissen. Was mir fehlt ist der konkrete Faden, warum das bei Autisten so immens ist. Letztendlich macht es für die Kinder im Leben einen großen Unterschied:

- ob sie bei Basaler Stimulation enden
- oder die Grund/Hauptschule durchlaufen und sei es ohne Quali


04.08.17, 08:24:51
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Antares
(White Unicorn)

Montessori und Co habe ich gelesen, ja... letztendlich lassen sich aus all diesen Methoden auch immer Elemente heraus nehmen für das ein oder andere. Es ist aber nicht so, dass alle Autisten darauf irgendwie positiv reagieren würden, ebenso wie Waldorf etc.

"Autoritative Erziehung" - das klappt ganz gut, wenn man hinter das bewegte Lernen setzt, weil es klar und deutlich ist und viel Raum für Autonomie lässt zwischen den Grenzen von wegen: das ist eine Steckdose, nein! gefährlich. Aber Elemente aus allen Pädagogikrichtungen sind je nach Kind brauchbar. Einheitlich klappt nicht. Und Autoritär bei Barrieren - schauder - welch ein Graus, oder Lob-Tadel, ganz schrecklich...

Mir geht es jetzt im Moment aber eher um dieses bewegte Lernen, weil ich bisher keinen einzigen Autisten kenne/der das erzählte, dass bei ihm das nicht funktioniert. Alle sagen bisher: klar, Fernschule mit Bewegtem Lernen, das hört sich gut an - und ich würde gern wissen warum und wie ich das nun festhalten kann in einer Statistik, so dass es Autisten real zu Gute kommt. Statistiken sind immer so zweischneidig - vor allem wenn man wie ich gerade den roten Faden noch nicht hat, keine gute Idee. Also brauche ich den roten Faden.

04.08.17, 08:29:31
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