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Autor Nachricht
Prometheus
(Autistische Entität )

Was denkt ihr, ist der Ursprung von Autismus?
Ich meine damit nicht das, was irgendwelche NA-Mediziner oder Therapeuten zum 1.000.000.000.000nsten Mal endeckt haben wollen, es in Zeitschriften wie FOCUS Online oder dem Aerzteblatt publizieren und
dann in der Versenkung verschwinden lassen.Nein, ich meine den Ursprung aller Autisten, ihres Genoms
und das in evolutionärer hinsicht. Wann hat sich das Merkmal "Autismus" in der 2,5 Millionen Jahren
langen Evolution der Gattung Homo bis zu ihren letzten rezenten Mitglied, dem Homo sapiens entwickelt?
Gab es den autistischen Homo habilis? Ist Autismus überhapt ein rein menschliches Merkmal?
und wenn nicht, halten wir dann autistische Hunde und Katzen als Haustiere?
Ich freue mich auf eure Antworten,
Prometheus
01.08.17, 11:58:19
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Antares
(White Unicorn)

Der Ursprung liegt in einem Buch in das jemand schrieb von wegen einer "Entwicklungsstörung" weil sich ein Teil der Menschen angeblich "ab der Norm" entwickeln, weil im letzten Jahrhundert die Gesellschaft auf die Idee kam, man könnte die Norm auch etwas enger fassen.
01.08.17, 12:59:05
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Kaleidoskop
(in einer Seifenblase zwischen den Welten (DIS & AS & ...)

Ich weiß es nicht. Hier hört man, das ist angeboren ist, also genetisch. Dann hört man, dass es etwas mit dem Stoffwechsel zu tun hätte, aber dennoch angeboren ist. Dann hört man, dass die Ernährung den Autismus beeinflussen könnte und so weiter. Und ich weiß nicht, was ich glauben soll.
01.08.17, 17:13:53
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Prometheus
(Autistische Entität )

geändert von: Prometheus - 01.08.17, 18:07:56

Ja, die Autismus-Wissenschaft kann keine anderen Schlüsse ziehen als den, das Autismus abnormal ist und auf "heilungsmethoden" hingeforscht werden muss, weil es nunmal so in der grundstruktur des NA-denkens verankert ist, andere Menschen, die nicht in ihre Weltsicht passen, als abnormal anzusehen und durch "Heilung" oder schlimmeren zur Anpassung zu zwingen. Wir würden sie ja auch nicht krank nennen, wenn wir 98% der Weltbevölkerung darstellen würden, oder?
01.08.17, 17:50:10
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Antares
(White Unicorn)

Ich bin mir da ehrlich gesagt nicht sicher. Autisten sind Menschen wie andere Menschen auch. Dass Autisten bessere Menschen wären mit geringen Abgründen habe ich nicht feststellen können. Letztendlich passiert genau dies auch irgendwo bei manchen Autisten, dass sie sogar andere Autisten ablehnen, weil sie nicht normal genug sind.

Somit wäre es trotz einer höheren Sensiblität in vielen Bereichen gut möglich, dass Autisten sich zu grausamen Individuen entwickeln, wie es Nicht-Autisten ebenso tun. Vielleicht würden die Autisten dann auch den Nicht-Autisten eine Umerziehung angedeihen lassen wollen, weil sie weniger wahrnehmen können (also kein Intense-World aufweisen) und somit zur Mangelware würden?

Es gibt viele Autisten die unglaublich viel Herz haben und ganz liebe Menschen sind, die weit denken und eine hohe Sensibilität an den Tag legen, die einem Nicht-Autisten niemals möglich sein wird. Per se bessere Menschen allerdings, da sagt meine Erfahrung ganz klar: nein - Autisten sind Menschen wie alle anderen auch. Nur mit anders gelagerter neurobiologischer Ausstattung.
01.08.17, 18:51:07
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Prometheus
(Autistische Entität )

Ich sage ja nicht, dass Autisten per se bessere Menschen sind. Autisten können gerade aus sozialer Unsicherheit heraus beabsichtigt/unbeabsichtigt grausam/Gefühlskalt auf ihre Umwelt wirken. Bei meinen Beispiel ging ich davon aus, das die mehrheit der Autisten aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen mit diesem unschönen Thema diese Situation eventuell anders/besser beurteilen könnten. Das nicht alle autisten so denken/handeln würden ist von vornherein klar, denn autisten und ihre Meinungen sind individuell wie alle Menschen. Anders wäre es auch nicht denkbar. Ich würde so handeln, denn meiner Meinung nach beruht Toleranz auf gegenseitigkeit.Toleranz ist für mich eine Grundlage für eine moderne gerechte Gesellschaft, auch einer autistischen. Wenn wir schon die Mehrheit der Weltbevölkerung darstellen sollten, würden wir doch fähig genug sein, nicht dieselben Fehler wie unsere Vorgänger zu machen. Oder gehe ich hierbei wieder zu sehr von mir aus ?
01.08.17, 19:23:00
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Antares
(White Unicorn)

Man kann es nicht sagen, was wirklich passiert. Dein ethisches Verständnis und Deine Moral die Du an den Tag legst ist aber definitiv zu indivduell, um auf eine Gesellschaft Rückschlüsse ziehen zu können, glaub ich zumindest. Aus meiner Sicht spricht dagegen:

- dass Stammeskulturen mit einer Normbestrebung was der eigene Stamm ist zu lange existierten
- dass Säuglinge schon von sich aus "andere" erkennen, sie reagieren differenziert
- dass Toleranz Minderheiten gegenüber erst sehr jung und neuartig ist

Auch wenn es hier und da mal eine Kulturgruppe gegeben haben mag auf der Welt, welche derartige Bestrebungen hatte, es ist zu alt alles, zu lange, zu geprägt,... Nur weil ein Neurobiologisch als Minderheit ausgestattetes Individuum einen hohen ethischen Maßstab und moralische Entscheidungen für Diversität trifft, ist es nicht aussagekräftig was wäre, wenn diese Minderheit zur Mehrheit würde.

Letztendlich spielt denke ich sehr viel eine Rolle, wie man selbst aufgewachsen ist und was sonst noch alles Ethik prägt. Da ich in einem "Paradies" für Autisten die Kindheit verbrachte finde ich die Welt einfach nur schräg, dass sie überhaupt auf Autisten los geht. Sinnlos denke ich mir, die waren doch "normal" warum sollen wir jetzt "nicht-normal" sein - es gab somit Kulturkreise und Zeiten, in denen es keine Relevanz hatte.

Wenn jeder Mensch ein Lebensrecht hat und Wert ist geboren zu werden, es keine Abwertung gibt, wenn ein Kind mit einem Arm zu wenig geboren wird, oder als Autist, oder taub-stumm... und es somit berücksichtigt wird, was dessen Bedürfnisse sind, passiert keine Ausgrenzung. Letztendlich fällt dann niemandem mehr auf, dass einer anders ist, weil es normal ist anders zu sein.

Solche Dörfer, das weiß ich heute, sind sehr wenige gewesen, in der gesamten Menschheitsgeschichte und es bedarf sehr vieler Zufälle, dass so etwas überhaupt eintritt. Eine Gesamtgesellschaft reagiert ganz anders, wie kleine Dörfer irgendwo in einer von Überfluss und Reichtum geprägten Gemeinde, in der zufällig alle die Macht haben eine hohe Ethik und Moral aktiv pflegen.


02.08.17, 09:19:00
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Prometheus
(Autistische Entität )

Na gut, das wir uns dann als die Norm verstehen, ist wahrscheinlich, aber würden wir sie anpassen wollen, sie zu "normen" wie sie es gerade tun? Eine friedliche Koexistenz, gegeseitige Toleranz als gleichwertige Formen des menschlichen Denkens, ist es nicht das was wir mit Neurodiversität erreichen wollen? Würden wir ihre Neurodiversität aktzeptieren? Wenn wir eine funktionierende soziale Gesellschaft sein wollten, müssten wir nicht die Neurodiversität in unseren eigenen Reihen akzeptieren? Autismus umfasst ein weites Feld von Ausprägungen und Variationen, was ist dann die Norm? Sind etwa nur sprechende, hochbegabte Asperger-Autisten "normal" und nichtsprechende, epileptische Kanner-Autisten nicht? Würden wir versuchen sie anzupassen ober ihre Neurodiversität anerkennen?
04.08.17, 14:21:12
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Antares
(White Unicorn)

Neuro-Minderheit nennt man das. Die Neurotypische Form wäre dann autistisch und man würde vermutlich für die Nicht-Autisten ein anderes Wort wählen.

Eine friedliche Koexistenz, gegenseitige Toleranz als gleichwertige Form des menschlichen Seins, das ist was die Bewegung für die Rechte von Autisten damals erreichen wollte, ja. Der Begriff Neurodiversität an sich ist ein geschaffener Neologismus aus dieser Bewegung selbst heraus.

Er führte bisher nicht zu dem, was er tun sollte, was Du als Ziel beschreibst. Bisher ist es eher so, dass die Neuro-Minderheit als erkennbare und definierbare Neuroverschiedenheit eine Phobie erfährt. Die Autismus-Phobie grassiert, verbreitet sich... die Menschen sind sich immer einiger, dass Autisten "falsch" sind.

Geschichtlich betrachtet wurde der Begriff Neurodiversität ungefähr zu der Zeit begonnen zu verwenden, als Temple Grandin auch begann zu sagen "wir sind anders, nicht weniger". Es klappte aber bei den Autisten nicht, dass sie eine Einheit bildeten, es spaltete sich in die "medizinische Strömung" - die bis heute Medikation, positive Diskriminierung und Therapien als Optimum propagiert (als real existierende Autisten) und in die Neurodiversitätsbewegung, welche das so sieht wie Du es siehst.

Von Deiner Grundeinstellung her entsprichst Du somit der Bewegung die sich für die Rechte austistischer Menschen im Sinne der Neurodiversität einsetzt. Die Grenze mit den Autisten ist so eine Sache für sich... man stellte dann fest, dass die Hilfen nicht greifen, wenn kein "Defizit" diagnostiziert wird, was am Bismarck-Modell liegt, in dem unser Land sein Sozialsystem prägte. Jene Autisten die Du als nichtsprechend bezeichnest sind ja aber nonverbal kommunizierende Autisten, das wurde dann übersehen und sie wurden zu dem gemacht, was sie angeblich sind.

- dass niemand sie versteht
- dass sie vor Stress epileptische Anfälle bekommen
- dass man sie aufgrund der massiven Barrieren als Kanner Autisten bezeichnet

war die Folge daraus. Es half ihnen somit aber auch nichts. Sie bekamen damit zwar massiv Drogen / Therapien und "Hilfe" endeten aber bei basaler Stimulation in Heimen, das tun sie ja auch heute noch. Wenn man aber keine Diagnose anlegt, bekommen sie gar nichts, Barriereabbau ist zu "neu" und solche Träger wie unserer zu wenig mit Geld ausgestattet um "etwas zu reißen".

Man würde im aktuellen Gesellschaftssystem, wären wir Autisten die Mehrheit und die Nicht-Autisten die Neurominderheit genau das selbe "zusammenbauen" wie es nun anders herum getan wird, denn auch wir würden nur erkennen (können):

- die haben massive Probleme
- die gehen kaputt und können gar nichts mehr
- sie werden hoch aggressiv sich und anderen gegenüber
- sie brauchen dringend Medikamente und Therapien

Denn in unserem heutigen Gesellschaftssystem braucht es zu viele Faktoren, die zusammenspielen müssen, die so gut wie nie eintreten, damit die Gesetze (die ja jetzt schon vorhanden sind) wahrgenommen werden, um ein Soziales Behinderungssystem umzusetzen.

Bei der Geschichte, in der Prägung der Menschen - keine Chance, auch wenn wir die Neuro-Mehrheit wären und die anderen die Neuro-Minderheit.

Auch bei den Autisten hast Du viel mehr die das medizinische Modell befürworten, auch wenn sie keine Interessenverbände gründen (können) in dem Sinne, weil sie i.d.R. vollständig von Medikamenten und Therapien abhängig sind. Jene welche das Neurodiversitäts und soziale Behinderungsmodell vertreten und sich dafür zusammentun sind in der Neuro-Minderheit wieder eine Minderheit, auch wenn "wir" von der ARM (Autism Rights Movement) auch außerhalb der Autisten befürworter haben (Theunissen z.B. hat Jahrzehnte für uns gewirkt, jetzt geht er in Rente, nun ist in der BRD niemand mehr, sie haben dann alle Uniplätze enfternt, die Neurodiversität anstreben in solch massiven Maße, wie er es tat). Wer weiß wie sich die Zeit ändern wird,...

Aber selbstverständlich ist es keinesfalls, dass das eintritt, was Du hier als wünschenswert nennst. Es wird massiv Arbeit, Mühe und Investition, auf verschiedenen Ebenen, auf der ganzen Welt und es wird nur funktionieren, wenn sich genügend Einzelautisten und Interessengruppen bilden, dafür einstehen, das Ziel der Bewegung nicht verloren geht (es blieb zum Glück 30 Jahre erhalten) und die Menschen der Bewegung nie die Hoffnung aufgeben.
04.08.17, 15:00:06
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Prometheus
(Autistische Entität )

Du hast natürlich recht. Wir sind noch weit davon entfernt und, wenn man die heutige Gesellschaft aus unserem Standpunkt betrachtet, wird es nicht grade einfacher. Trotzdem finde ich es wichtig, das Gruppen wie die ESH sich für Neurodiversität und politische Selbstvertretung von Autisten einsetzt. Das Internet ermöglicht uns ungeahnte Möglichkeiten der Meinungsverbreitung. Wir können heutzutage viel mehr Autisten aufklären und unterstützen, als zur Anfangszeit der Bewegung vorstellbar und realistisch gewesen wäre. Wir müssen an unseren Zielen festhalten, dann kann diese Utopie wirklichkeit werden.
04.08.17, 21:33:18
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Antares
(White Unicorn)

Ja, die ARM ist unersetzlich. Gibt es sie nicht mehr mit den ganzen Gruppen und Einzelautisten als Fürsprechern, geht das Ziel unweigerlich verloren - Autisten als gesunder Teil menschlicher Vielfalt anerkannt.
04.08.17, 21:47:21
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Prometheus
(Autistische Entität )

Sollte dieser "Worst Chase" Realität werden, sieht die Zukunft der Autisten meiner Meinung nach relativ düster aus. Die Medien stellen Autismus als "Leiden" dar, als Belastung für das Umfeld. Wann wird entschieden werden, das autistisches Leben unwert sei? Das Autisten "Human" erlöst werden müssten? Ein Genozid an der autistischen Bevölkerung ist keine Fiktion. Tatsächlich hat er schon stattgefunden, direkt nach der Entdeckung des Asperger-Autismus durch Hans Asperger wurden tausende autistischer Kinder und Jugendliche in der Aktion T4 mit Kohlenmonoxid-Gas ermordet.
In heutigen Darstellungen findet dies jedoch keinerlei Beachtung. Wer weiß, wie viele Autisten heutzutage ermordet werden würden...
04.08.17, 22:37:53
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