Kaleidoskop
(in einer Seifenblase zwischen den Welten (DIS & AS & ...)
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Mein erster Kontakt zu einem „echten Autisten“ war erst letztes Jahr. Neben meinem eigentlichen Job wollte ich eigentlich nur bis zu den Herbstferien bei einem Fahrunternehmen aushelfen, das eine Fahrtbetreung für ein autistisches Mädchen brauchte. Sie wurde als schwierig bezeichnet, dass sie schon auch mal um sich schlüge etc.
ich sagte zu und rechnete mit einem unberechenbaren Biest, das, wie ich wusste, nicht sprechen kann und irgendwie auch unästhetisch aussehen oder sabbern würde. Mir war frühkindlicher Autismus kein Begriff.
Früh morgens stieg dann ein süßes, ruhiges Mädchen in den Bus. Vom ersten Augenblick war da eine für mich tiefe und unbegreifliche Verbundenheit oder Vertrautheit da — ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll... In ihr fand ich einen unentdeckten, gut versteckten, aber evtl. Sehr wichtigen Teil meiner Seele wieder. Unsere ersten Interaktionen waren vorsichtig, teilweise verbal, aber viel auch nonverbal.
Im Laufe der Zeit erreichten wir, dass sie bei roten Ampeln geduldig bleibt und auch bei längerem Warten auf ein Kind. Verbales erklären, nonverbalen Interagieren. Wir erarbeiteten auch, dass die Welt nicht untergeht, wenn die Strecke mal komplett anders ist, als sie sie gewöhnt ist.
Ich habe auch gelernt, dass es keinen Sinn macht, sie trösten zu wollen, wenn sie schon zu einem gewissen Maß in einem Gefühl ist — beim ersten Versuch klatschte Sie mir (ungewollt!) ihre Mütze ins Gesicht. Auch wenn sie wenig spricht, „quasi—nonverbal— ist, hat sie einen enormen passiven Wortschatz. So konnte ich ihr klar machen, dass ich nicht gehauen werden möchte. Das kam auch nie wieder vor.
Januar oder Februar hat ihre Familie (evtl. Hauptdrahtzieher der Vater) dafür gesorgt, dass ich die Betreuung aufgeben musste. Lügen wurden erzählt über mich. Das tat weh.
Da ich mich vor kurzem mit ihrer Mutter in den Haaren hatte (Streit), weil ich mich von ihr belogen fühlte, besteht zur Zeit kein Kontakt. Ich schicke der Mutter zwar Videos für ihre Tochter, ob sie sie jemals zu sehen bekam, weiß ich nicht. Der Gedanke, dass sie sie nicht sieht und vielleicht denkt, ich möge sie nicht mehr, tut weh. Und was, wenn ihre Eltern ihr das und anderen Mist, der nicht stimmt, einreden?
Der Altersunterschied ist 20 Jahre. Ich bin nicht pädo. Egal, ob Junge oder Mädchen. Für mich ist sie Freundin/kleine Schwester/Soulmate.
Ich hör jetzt besser auf, diese Machtlosigkeit und das Vermissen machen mich nur traurig. Und ich weiß, dass ich der Mutter nicht wie ein Hund hinterherkriechen und mich ausnutzen und verletzen lassen soll... immer wieder bringe ich mich in blöde, schwierige, ausweglos scheinende Situationen...
Aber die Erinnerungen kann mir keiner nehmen... :‘(
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