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Autor Nachricht
schuschu
(Angehörigenbereich)

oft höre oder lese ich, dass jugendliche in der pupertät eine schwierige phase durchleben , das sowohl für den pupertierenden für sein umfeld herausfordernd ist. es wird erklärt, dass in dieser phase das gehirn des pupertierenden im umbau ist..

nun meine frage , denn ich kenne diese phase ( ebenso sowas wie trotzphase bei 3 jährigen ) kenne ich bei meinem sohn nicht, kannte ich nicht... ich beobachte das zwar bei anderen familien und merke immer wieder, dass wir da einfach anders sind. :

machen autisten eine typische puptertät mit ? oder wird das gehirn nicht umgebaut wie bei nichtautisten ?
01.07.17, 20:04:59
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Antares
(White Unicorn)

In der frühen Kindheit, ebenso wie in der Pubertät sind "neue Bereiche" die dazugeschaltet werden und alte die rückgängig werden.

Herausfordernd ist für die Eltern denke ich v.a. die Veränderung, sonst hat das Kind "ja immer alles brav gemacht" - jetzt auf einmal möchte es nur noch lauter Erfahrungen machen - das Althergebrachte wird mit Missmut betrachtet.

Diese Entwicklung machen meiner Beobachtung nach die austistischen Kinder auch durch. Diese Art von Megaentfaltung und Frühjahrsputz in einem wenn nicht durch die Eltern "beeinträchtigt" sondern gefördert wird ist auch sehr gesund.

Im Gegensatz zu der Frühkindlichen Phase, die nur dann zum Trotz wird, behindert man das Kind... ist die Pubertät so etwas wie "Freiheit" - denn die Abkoppelung von dem Kind findet statt, das sich nicht erwehren kann und ein Freiflug beginnt, die Risikoeinschätzung, also kognitive Gefahreneinschätzung beginnt.

Autistische Kinder in der Pubertät die sehr stark leiden (müssen) schreiben dann auch manchmal Briefe, wie dass sie lieber sterben wollen, als so weiter leben zu müssen - sie lernen zu reflektieren. Ist man in GB-Einrichtungen abgefrühstückt worden unter Dressur und ohne wirkliche Möglichkeit da auszubrechen, wird die Pubertät zur Hölle, denn sie beginnen auch zu erkennen, dass da etwas nicht stimmt.

Das sind natürliche Prozesse, die einfach so ablaufen, nach meiner Beobachtung und v.a. extrem viel vom Umfeld abhängen, ob und wie das ausfällt. Befinden sich autistische Kinder sinnbildlich in Ketten ist auch bei ihnen das Streben nach Selbstwirksamkeit enorm, bis zur Selbstzerstörung, die sie lieber wählen, als weiter diese Ketten spüren zu müssen.

01.07.17, 20:46:09
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drvaust
(stillgelegt)

Die körperlichen Veränderungen finden bei Autisten genauso statt. Das kann verunsichern, wenn der eigene Körper anders wird. Aber mit entsprechender Vorbereitung und Information geht das, ähnlich wie bei NA. Evtl. sind Autisten da empfindlicher, weil das umgebende Chaos dann auch den eigenen Körper betrifft.

Die Pubertät ist aber auch eine soziale Veränderung. Die geschlechtliche Identität wird bewußter, es beginnen Paarspiele, es werden neue Rollen ausprobiert, die Jugendlichen versuchen erwachsen zu werden usw.. Auch die gesellschaftliche Stellung verändert sich, bzw. die Jugendlichen versuchen eine erwachsenere Stellung zu erkämpfen, nicht mehr betreute abhängige Kinder sondern unabhängigere Erwachsene. Das könnte Autisten, die sozial etwas anders sind, verunsichern.

Ich war schon eher 'erwachsener' und bin 'kindlicher' geblieben. Für mich war meine Pubertät nicht so verrückt. Aber meine Freunde und Mitschüler wurden komisch, das hatte mich verunsichert. Ich verlor etwas meine vertraute Umwelt. Die Jungen wurden komischer, liefen den Mädchen nach, spielten Macho, versuchten soziale Spiele, rebellierten irgendwie usw.. Die Mädchen wurden auch komisch, gingen mit älteren Jungen, wurden dämlich (spielten Damen), putzten sich auf, taten abgeklärt usw.. Mich hatte damals besonders verletzt, daß die Mädchen von mir abrückten, ich entsprach scheinbar nicht dem Partnerbild. Meine vertraute soziale Umwelt wurde mir fremder, ich zog mich zurück, wurde einsamer, verlor teilweise den Halt, wurde lebensmüde.
02.07.17, 00:31:12
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Antares
(White Unicorn)

Bestand Deine vertraute soziale Umwelt ausschließlich aus den Mädchen und Jungen Deines Alters drvaust?

Wenn ich mich zurück erinnere, ja in der Schule beobachtete ich dies auch, aber in der Pubertät war meine Schulzeit schon fast aus, da hatte ich meinen Realschulabschluss schon bald in der Tasche.

Die ganze restliche Welt hielt aber still, das Dorf, die Tiere, meine Hobbys, meine Familie, meine Freunde die meist deutlich älter waren wie ich - alles war wie immer. Nur die Kinder in der Schule aus meiner Klasse, sie verhielten sich wie Du das beschreibst.
02.07.17, 08:03:38
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zumindest ist es anscheinend so, daß doch immer wieder von Autisten berichtet wird es habe in Hinsicht ihres Verhaltens keine Pubertätsphase gegeben. Fragt sich vielleicht ob es auch unter NA mindestens eine deutlichere Minderheit gibt, auf die das vergleichbar zuträfe. Es ist ja oft so, daß die auffälligen Leute aus einer Gruppe überproportional beachtet werden und deswegen die Einschätzung der ganzen Gruppe verzerrt sein kann.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
02.07.17, 15:33:11
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[55555]
(Administrator)

Titel eingefügt.
02.07.17, 15:41:23
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Antares
(White Unicorn)

Es muss aber allein um ein "echtes Reflektieren" möglich sein zu lassen eine Pubertät gegeben haben. Rein Biologisch wären diese Autisten nicht erwachsen, hätten sie keine das Verhalten ändernde Pubertätsphase gehabt.

Dies kann weder auf Autisten, noch auf Nicht-Autisten zutreffen, außer dieser Mensch ist hinterher nicht in der Lage die Gehirnarreale die in der Pubertät hinzu geschaltet werden zu nutzen.

Wenn dann könnte man sagen: die Pubertät ging so weit ohne große Konflikte mit den Eltern z.B. vonstatten, dass es nicht großartig aufgefallen ist. Meist ist es ja z.B. das neu eintretende Selbst-Einschätzen von Risiken, das die Jugendlichen mittels Versuch und Irrtum oft auch einfach lernen (müssen), das manche Eltern nicht aushalten (können).

Das als Bsp besagt aber nichts darüber aus, ob diese Entwicklung stattfand, wenn die Eltern die Kinder darin so unterstützen, dass es weder zu einem Konflikt, noch zu einer besonderen Auffälligkeit kommt, weil es der Heranwachsende einfach lernt, ohne dass etwas Großartiges geschieht.
02.07.17, 16:05:08
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drvaust
(stillgelegt)

geändert von: drvaust - 02.07.17, 23:12:02

Zitat von Antares:
Bestand Deine vertraute soziale Umwelt ausschließlich aus den Mädchen und Jungen Deines Alters drvaust?
Nein, aber hauptsächlich.
Zu meiner sozialen Umwelt gehörten damals auch meine Eltern, mein Bruder (8 Jahre jünger), meine einen Großeltern und selten sonstige Verwandte. Zu allen anderen Menschen, außer meiner Schulklasse, hatte ich möglichst keinen Kontakt. Zu den Lehrern hatte ich natürlich auch Kontakt, aber nur 'dienstlich', das waren für mich Feinde, die mich schikanierten und denen ich gute Zensuren abringen mußte.
Ich war damals einsam, was mir aber gefiel. Ich lernte erst später, wie man mit Menschen umgeht und daß diese meistens nicht so böse sind.
Wenn ich nicht einige Freunde/Mitschüler gehabt hätte, die mir halfen, wäre ich evtl. zugrundegegangen.
02.07.17, 23:07:42
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Biologisch ändert sich hin und wieder etwas, Pubertät, Krankwerden durch seelische Schwächung. Hier ging es aber ja eher darum, was andere Menschen beobachteten? Was mich angeht ist es auch so, daß andere es eher so sehen, daß diese Phasen bei mir nicht beobachtbar stattgefunden hätten. Ich fand damals Verhaltensänderungen bei gleichaltrigen Pubertierenden auch eher befremdlich. Aber passt das nicht zu dem Spruch, daß man autistischen Kindern zueschreibt zu erwachsen zu sein und autistischen Erwachsenen zu kindisch zu sein? NA erleben diesen großen Bruch im Leben und sicher auch etliche derjenigen "Aspies" und ähnlichen Leuten, die aus meiner Perspektive in vielerlei Hinsicht eher NA-Verhalten aufweisen. Etliche "echte" Autisten scheinen in ihrer Identität da kontinuierlicher zu sein.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
05.07.17, 10:19:23
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Antares
(White Unicorn)

Ja schon, geht man jetzt rein vom Äußerlichen aus, sind Autisten hier anders wie Nicht-Autisten, aber das sind sie ja sowieso, denk ich mir.

Dieses erwachsener wirken und später kindischer wirken hat mit den Entwicklungsphasen an sich die innerlich ablaufen nicht wirklich etwas zu tun, oder doch? Das ist ja etwas Wahrnehmungs-Spezifisches das Autisten generell in der Gesellschaft aufweisen, nicht nur in den typischen Entwicklungsphasen wie Frühkindliche und Pubertäre Umstrukturierung. Aber vielleicht dann besonders prägnant? Das sind ja eher gesellschaftliche Aspekte die das bedingen, durch Andersartigkeit in Wertesetzung denk ich mir.

Wirklich mit den Entwickungsphasen an sich hat das denke ich wenig zu tun, denn die Frühkindliche Entwicklung ebenso wie die Pubertät werden biologisch von Autisten ebenso durchlaufen, was man den funktionierenden erfolgreich integrierten Prozessen sieht, die in diesen Phasen ablaufen.
05.07.17, 12:43:11
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