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Kommt euch auch vor, dass das Thema Autismus immer noch sehr von Klischees und Pathologisierung belastet wahrgenommen und in den Medien dargestellt wird und Autisten gerne mit Geistig Behinderten verglichen werden?
Ja 5 83.33 %
Nein 0 0.00 %
Teils/Teils 1 16.67 %

Autor Nachricht
Zweistein
(Standard)

Hallo, alle zusammen, ich habe hier noch nicht so viel gepostet, aber manche Themen gehen mir nicht mehr aus dem Kopf! Vor allem die pathologisierung des Autismus, bzw. das unter einen Kamm scheren aller Menschen mit autistischen Zügen. Es ist schon fast geschmacklos, wie Behinderten-Werkstätten und Heime wie z.B. die Selbsternannten "Barmherzigen Brüder" http://barmherzige-reichenbach.de/de/autismus/ damit werben, auch für Asperger-Autisten WfBm-Arbeitsplätze(eigentlich Kundenplätze) schaffen können, mal wieder richtet es sich nie an potentielle Bewohner oder Kunden, immer nur an Angehörige. Oder z.B. Wird in diesem Buch hier: https://books.google.de/books?id=3V15lXdFGBIC&pg=PA87&lpg=PA87&dq=autismus+masturbation&source=bl&ots=43JRxLMvil&sig=xHlAcsDPcRz5TdusBElQyusQW-E&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjuzrGX5O_SAhVFOxQKHUkUAAQQ6AEINjAF#v=onepage&q=autismus%20masturbation&f=false Darüber geschrieben, Autistische Menschen würden in der Öffentlichkeit onanieren, niemals Partner finden oder sich gegenstände in Körperöffnungen schieben und sich dabei verletzen. Auch über angebliche "Sonder/Spezial-Interessen" Wird mit so großer Sensationslust berichtet, wie über einen Esel beim Zirkus, der das Lesen beherrscht. Es wird davon vollkommen abgesehen, dass, ich schätze mal, mindestens 50% der Nichtautistischen Männer kein anderes Thema als Fußball im Kopf haben und Stunden vorm Fernseher verbringen, wenn z.B. ein Autistischer 5-Jähriger Junge sich mehrere Stunden am Tag mit der Entstehung der Erde beschäftigt, ist das sonderbar für den Mainstream. Das Märchen vom homogenen und "in der eigenen Welt lebenden" Autisten ist meiner Meinung nach nicht nur vollkommen oberflächlich und überheblich, sondern auch für Betroffenen völlig unvorteilhaft, da die nichtsahnende Masse diese Stereotypen übernimmt und diese Menschen dann so sieht. Genauso dumm finde ich das Klischee, autistische Menschen seien immer gut, und wenn sie sich falsch verhalten, dann ist es doch nur der Autismus. Mal ehrlich, wenn man von Autistischen Straftätern liest, dann ist immer der Autismus ein thema, es wird suggeriert, es gibt kein gut oder böse, nur "fremdaggressives Verhalten" Übrigens, wann hört man eigentlich mal von autistischen Nazis/Rechtsradikalen? Man hört höchstens wie es betroffenen im 3. Reich erging. Es wird, wie ich erwähne, meiner Meinung nach der Autismus fast immer vor der Tatsache, dass es sich in erster Linie um Menschen wie alle handelt, aufgeführt. Mein Text kommt vielleich etwas dramatisch rüber, aber ich muss es halt mal sagen. Ich bin wie gesagt, Asperger-Autistin, habe öfter mit solchen Situationen zu kämpfen. Mich würde es sehr interessieren, ob es auch noch Autisten hier im Forum gibt, die auch so darüber denken, bzw. es so erleben.
24.03.17, 20:04:01
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von Zweistein:
aber manche Themen gehen mir nicht mehr aus dem Kopf! Vor allem die pathologisierung des Autismus,

Kann ich gut verstehen, so verbreitet das stattfindet. Es ist eine massenhafte gesellschaftliche Verleumdung, die da wie ganz normal stattfindet. "Qualitätsmedien" pathologisieren meist selbst dann massiv, wenn über Ansätze berichtet wird, die genau das überwinden wollen.
Zitat:
Auch über angebliche "Sonder/Spezial-Interessen" Wird mit so großer Sensationslust berichtet, wie über einen Esel beim Zirkus, der das Lesen beherrscht. Es wird davon vollkommen abgesehen, dass, ich schätze mal, mindestens 50% der Nichtautistischen Männer kein anderes Thema als Fußball im Kopf haben und Stunden vorm Fernseher verbringen, wenn z.B. ein Autistischer 5-Jähriger Junge sich mehrere Stunden am Tag mit der Entstehung der Erde beschäftigt, ist das sonderbar für den Mainstream.

Genau, wird hier im Forum immer mal thematisiert zusammen mit anderen exkludierenden Doppelbegrifflichkeiten.
Zitat:
die nichtsahnende Masse

Lecker Sahne. zwinkern
Zitat:
Mich würde es sehr interessieren, ob es auch noch Autisten hier im Forum gibt, die auch so darüber denken, bzw. es so erleben.

Klar. freuen

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
25.03.17, 08:15:48
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[55555]
(Administrator)

Umfragetitel editiert.
25.03.17, 08:19:40
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Antares
(White Unicorn)

Weshalb dieser "Umerziehungswahn" mit auch folgeschwerer Schädigung an Autisten gerade so enorm stattfindet habe ich noch nicht ganz heraus finden können.

Ich selbst erlebe das aber wie Du es beschreibst. Man nennt das: Medizinisches Modell zur Verhinderung von Behinderung. Alles was ein klein bisschen von der angeblichen Norm abweicht, muss dieser Normisierung zugeführt werden - und wenn es bedeutet, dass den Kindern dabei das vegetative Nervensystem zusammenbricht, Hauptsache er kann brav die Hand geben und in die Augen blicken. Dass nebenbei das Kind schon nicht sprechen, essen, auf Toilette gehen, denken, selbstständig irgend etwas handeln... kann spielt keine Rolle.

Norm X ist das Einzig wahre, mit Risperidon und Sedativa wird nachgeholfen, wenn das Kind dann doch anfängt sich zu wehren.

Das angebliche Totschlagargument ist dann, dass der eine Asperger Autist ja auch so das Abitur geschafft hat, angeblich dank des medizinischen Modells und er nun endlich weiß wie es ist normal zu sein... diesen Erfolg ist das doch wert! - argumentieren sie dann.

Ich bekomme nur noch das kalte Grausen zur Zeit, wenn ich mir das mit ansehen muss. Mit den Interessenlagerungen gebe ich Dir ebenfalls vollständig recht. Sie können als Niedersensorische Menschen hochsensorisch begabte Menschen einfach nicht wahr nehmen glaube ich - und sowas auch nicht denken, sie verstehen einfach nicht, wie die Erde entsanden ist vielleicht und können es nicht nachvollziehen. Auch können sie nicht ins Detail gehen und sich anständig sehr lange (z.B. Wochen) mit einem Thema befassen.

Es gibt aber auch Nicht-Autisten die das verstehen und versuchen hier entgegen zu steuern, aber diese "Sonderbare Ursache" der Maschinerie der Norm-X ist sehr stark, sitzt in den Köpfen und Herzen der Menschen fest und lässt sie tag täglich autistische Kinder ihr Gehirn heraus-dressieren mit Leckerchen fürs Hände geben und Strafen für das eigene Selbst, bis das der Körper zu funktionieren aufhört, bis dass sich die Seele gefangen fühlt und psychische Probleme ohne Ende passieren.

Es geht ans Menschenrecht - langsam aber sicher überschreiten sie jegliche Grenzen. Vor 30 Jahren als Temple Grandin begann mit dem Film Rainman, wäre das ein guter Einstieg gewesen darauf aufmerksam zu machen, was Diversität bedeutet. Anders - nicht weniger, so bekam ich das damals mit auf den Weg der ersten Autisten die nun langsam 60 + Jahre sind.

Heute werden diese Normierungsmaschinen schon Temple-Grandin-Schule genannt... ich finde es nur schrecklich. Zur Zeit finde ich das alles schrecklich ^^ aber vielleicht schaffe ich es irgendwann noch etwas zu erreichen in eine andere Richtung. Es muss sich dringend etwas verändern, es kann so nicht weiter gehen, ohne dass die Kinder immer mehr Schaden nehmen.
25.03.17, 08:43:21
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ich denke es hat auf jeden Fall damit zu tun den tumben NA-Massen eigene Reflektion ersparen zu wollen. Diese herrschende Gesellschaft basiert auf Unreflektiertheit und innerem Gewaltkult.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
25.03.17, 08:53:51
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Zweistein
(Standard)

Ja, ich bin froh, Leute gefunden zu haben, die das auch so sehen wie ich. Ich finde es besonders schlimm, wie Autisten, selbst wenn nur Asperger, in Sonderheime, Werkstätten und Schulen für Schwer geistig Behinderte gesteckt werden, praktisch als Sondermüll entsorgt und zu glücklichen WfBm-Sklaven erzogen werden. Ich habe das alles erlebt, war auch in einer Einrichtung, dort wurde mir gesagt, ich soll froh sein, überhaupt die Möglichkeit zu haben, mich am Leben zu beteiligen und eine suboptimale, fremdbestimmte Normalität genißen zu können. Ich habe auch schon mitbekommen: Den rebellischen Jugendlichen Autisten, der auch mal alles ausprobiert wie die Anderen (Alkohol, Drogen, Sexualität usw.) darf es nicht geben, da heißt es gleich: Selbstgefährdung, Kein freier Wille... und ist gleich ein Fall für die Psychiatrie, da er/sie ja "seelisch Behindert" ist. Man wird dann zum braven gehorsamen Jugendlichen wie vor 70 Jahren umerzogen, Mir kommt es so vor, dass man als Autist einfach übernormal sein muss, kein "krankheitsbedingtes" Verhalten aufzuweisen. Gerade auch mit Sexualität, ist es ein heikles Thema, da heißt es gleich, wenn es um Wohnheime geht: Vergewaltigung, Missbrauch usw. man geht also davon aus, dass ein "dummer behinderter" sich als erwachsenes Kindergartenkind sieht und unmöglich wie andere leben will. Es gibt einfach auch zu wenig Autismus-Organisationen, die aus Autisten bestehen, bzw. von ihnen ins Leben gerufen wurden, und nicht von Weißgöttern und Angehörigen, die hinter unserem Rücken Pläne schmieden, wie wir angeblich leben und hilfe wollen. Es geht nur um Autisten, und nie mit Autisten, wenn es um solche Einrichtungen geht.
25.03.17, 12:48:57
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Zweistein
(Standard)

Ich meine, wie sollen wir denn "normal leben" können, wenn Inklusion fast nur in für uns geschaffenen Parallelwelten und Sonderheimen, über Jahre gepredigt wird, und fast keiner schafft es raus, dass soll auch nicht so sein, die verdienen ja alle Geld daran.
25.03.17, 12:52:13
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feder
(Autistenbereich)


Zitat von Zweistein:
Ich finde es besonders schlimm, wie Autisten, selbst wenn nur Asperger,
Die Unterscheidung in Asperger und Kanner sagt ja vor allem etwas über den Zeitpunkt der ersten festgestellten Auffälligkeiten aus, nicht über den tatsächlichen "Schweregrad von Autismus". Erwachsene Kanner lassen sich oft nicht von erwachsenen Aspergern unterscheiden.
25.03.17, 14:45:00
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feder
(Autistenbereich)

Weil editieren nicht geht: ansonsten stimme ich dir in deinen Beobachtungen zu.
25.03.17, 14:45:34
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Antares
(White Unicorn)

Wir hatten uns derzeit dafür entschieden eine selbst-bestimmte Organisation zu gründen:

www.white-unicorn.org

genau aus diesen Gründen welche Du beschreibst. Das deckt sich 1 zu 1. Im Kinder- und Jugendlichenbereich sind wir jetzt WELTWEIT! die einzige Organisation, die Barriereregulation für autistische Kinder einfordert.

Die Umsetzung des Sozialen Behinderungsmodells ist allerdings so beliebt ... wie... vermutlich wäre ein alter gammilger Käse beliebter, weil der würde wenigstens noch zu Kompost oder so... Es bleibt spannend, ob wir irgendwann die Zulassung für unsere Modell erhalten wäre.

So gesehen wäre es Diskriminierung pur, wenn sie uns jegliche Zulassung nur deshalb verweigern: weil wir Autisten sind und das Universelle Design umsetzen wollen. Doch absurder Weise ist es genau der Grund Nummer 1: das medizinische Modell, wie von Dir beschrieben gibt es ja schon seit 30 Jahren und "hat sich bewährt".

Es ist somit eine Frage des Geldes der Ausdauer und vieler anderer Komponenten, die dafür sorgen, dass die Träger welche von Behinderten selbst gegründet werden es so unglaublich schwer haben. Wir arbeiten seit 2015 rein im Ehrenamt und das bis zu 10 Mann, zur Begleitung der Kinder und Familien, zur Erstellung der Konzepte... und die Schulen freuen sich bei Weitem nicht, dass endlich jemand kommt, der als Träger der Kinder- und Jugendhilfe kommt und sich für die autistischen Kinder einsetzt.

Die etablierten Träger die existieren, sehen darin eine Gefahr, einen Machtverlust und fürchten um "Ihre Kunden". Stellt euch selbständige Autisten vor, in einer für sie geeigneten Welt, wer soll denn an denen noch Geld verdienen? - es geht nicht. Die Träger und massive Maschinerie die sich aufgebaut hat, hat sich noch nicht einmal amortisiert.

Die Lobbys werden alles tun was in ihrer Macht steht sich gegen uns zu stellen - damit sie ihre Kredite auch abbezahlen können, denn jeder Autist bringt 100.000de
25.03.17, 16:22:44
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Man kann im Rahmen von Interessenvertretungen gemeinsam gegen Diskriminierungen aktiv werden. Das setzt halt voraus, daß Leute nachhaltig mitmachen.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
26.03.17, 08:32:29
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Antares
(White Unicorn)

Ja, aber bis man etwas erreicht sind derweil 1000de zu Krüppeln degradiert worden in ihrer Kindheit, weil sie Gewalt ausgesetzt sind und die Schäden ja zum Teil irreversibel sind, welche ihnen zugefügt werden.

Wir sind zu langsam.
26.03.17, 09:09:21
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