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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat:
Die Kandidaten kamen nacheinander ins Vorstellungsgespräch für einen Posten im Management. Beide waren um die 40, hatten BWL studiert und Führungserfahrung gesammelt. Der erste Bewerber, mit sparsamer Körpersprache, dachte vor jeder Antwort nach. Er wirkte aufrichtig, sogar bei der Frage nach seinen Schwächen ("Ich brauche meist eine gewisse Auflaufzeit, danach mache ich meine Arbeit richtig gut"). Außerdem äußerte er - nach seiner Meinung gefragt - leise Zweifel an einer geplanten Strategie seines potenziellen Arbeitgebers.

Der zweite Bewerber gestikulierte wie ein Dirigent, sang Loblieder auf die Firma und erklärte seinen (holprigen) Lebenslauf zur Erfolgsgeschichte. Auf jede Frage ratterte er lautstarke Antworten, die den Raum mit Optimismus füllten, und warf mit englischen Management-Vokabeln um sich. Als größte Schwäche nannte er: "Ich stecke die Ziele immer so hoch, dass nicht alle mitkommen. Ich muss auf die Schwächeren mehr Rücksicht nehmen."

Und wer bekam den Job? Der Schaumschläger! Als externer Beobachter des Gesprächs hatte ich mich klar für Kandidat 1 ausgesprochen, seine Expertise und sein Charakter hatten mich überzeugt. Doch nun musste ich mir sagen lassen, er habe "unsicher gewirkt" und "nicht den nötigen Optimismus verströmt".

"Er war einfach ehrlich", hielt ich dagegen.
Der Personalchef: "Wenn er so schon im Vorstellungsgespräch auftritt, wie soll das dann im Alltag laufen?"
"Er hat ohne Theaterdonner gesprochen. Na und?"
"Sein langes Schweigen zwischen den Fragen: Das war doch Unsicherheit!"
"Ist es denn schon ein Fehler, wenn man vorm Sprechen nachdenkt? Seine Antworten waren klug und realistisch. Vielleicht schätzen es die Mitarbeiter, einen Chef zu haben, auf dessen Wort sie sich verlassen können!"
"Er war ja nicht mal von unserer Strategie begeistert", polterte der Personalchef. "Der Mann geht gar nicht."

Niemand kam auf die Idee, dass der Auftritt des lauten Kandidaten nur eine schauspielerische Leistung war. Dabei stand sein Selbstbewusstsein im krassen Missverhältnis zu seinen bisherigen Leistungen und Zeugnissen.

Viel zu oft erlebe ich, dass Firmen ihre Bewerber und Mitarbeiter nicht nach Leistung und Seriosität beurteilen - sondern nach dem Getöse ihres Auftritts. Wer das Blaue vom Himmel verspricht, hängt die vermeintlich blassen Kollegen ab. Und als "blass" gilt schon, wer ehrlich ist und nicht übertrieben laut. Rhetorik schlägt Redlichkeit.

Quelle

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
27.05.15, 00:46:26
Link
Bicycle
(Autistenbereich)

Was würde Helmut Schmidt wohl dazu sagen? Erstmal würde er tief schnaufen, an der Zigarette ziehen, nochmal überlegend "in die Luft" starren und dann eine rhetorische Gegenfrage stellen.

"...für einen Posten im Management..." reichte eigentlich zu lesen, um zu wissen was kommen wird.
Ich kenne das nur von anderen, wenn sie über ihre Vorgesetzten meckern, die mit Anfang/Mitte 20 aus irgendeinen Studium kommen und dann meinen über einen Bereich urteilen zu können, in welchen sie noch nie praktisch gearbeitet haben, aber durch viel reden an die Position gekommen sind.
Im Bundestag findet man solche Menschen auch zuhauf.
27.05.15, 17:07:59
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