Mich selbst prägen am deutlichsten die "Tiergedanken"
Was bedeutet das? Soweit ich mich erinnere hattest du einen Vergleich mit Temple Grandin angestellt, die ein Gefühl dafür habe wie Rinder empfinden?
Ja genau. Es bezieht sich aber nicht auf Rinder, sondern eher Tiere im Allgemeinen. Ich habe begonnen Geschichten aus meinem Leben dazu zu veröffentlichen. Es sind erst zwei, da ich mit der Kitagründung derzeit viel zu tun habe, aber es zeigt Dir vielleicht, was es für mich bedeutet:
http://www.white-unicorn.de/index.php?mod=tiergedanken
Zitat:
und das "Bilderdenken"
Was genau meint das? Du denkst in Bildern? Was für Bildern? Immer oder nur in bestimmten Zusammenhängen?
Das Denken an sich findet in Bildern statt, eigentlich immer. Leben ist für mich ein Zusammenspiel aus den Bildern des Gedächtnisses, den Wahrnehmungen aus der Synästhesie und Intuition. Sprache und daraus extrem Festes wie eine Sachebene im Schriftdeutschen ist mir davon weit entfernt. Deshalb tue ich mir auch oft schwer das richtig zu verwenden. In Deutsch hatte ich zwar meist eine 1 doch bedeutet das Können von Auswendig lernen einer Sprache und ihrer Anwendung nicht, die Sachebene wirklich gut handhaben zu können für mich. Auch dies habe ich begonnen zu veröffentlichen:
http://www.white-unicorn.de/index.php?mod=bilderdenken
Zitat:
Es beruhigt mich, ich kann wochenlang konzentriert an etwas arbeiten und es gibt mir Energie, anstatt es mich auslaugen würde.
Ja, meinst du NA können das nicht? Sie sind wohl wie erwähnt oft mehr im Schwerpunkt auf dunkle und ungewöhnliche Rudelangelegenheiten fixiert?
Ich weiß nicht, ob sie das nicht können. Die wenigsten tun es. Warum, weiß ich nicht. Es unterschied mich aber mein Leben lang von den meisten anderen Kindern und auch heute noch Mitmenschen. Diese Intensität mit der ich Themen, Arbeiten etc angehe und die daraus resultierende Geschwindigkeit und Effektivität war bei mir immer sehr auffällig. Im Alltäglichen hingegen sowie der Sozialpflege bin ich erstaunlich langsam. Diese große Schere die hier klafft ist mir selbst stark aufgefallen schon immer, weil das sonst niemand so hatte, den ich kannte. Erst später als ich andere Autisten kennen lernte, fand ich hier Menschen, denen das ebenso ergeht wie mir. Auch das Bilderdenken und Tiergedanken wurde mir erst bekannt, dass es noch mehr davon gibt die das so haben und tun, als ich mich mit Autisten befasste.
Zitat:
Die hohe Sensibilität durch die Synästhesie noch hinzu prägt mich ebenfalls.
Wie ist die bei dir gestaltet? Es scheint da ja einige mögliche Unterschiede zu geben.
Vielleicht kannst Du ja ein wenig aus meiner Website herauslesen wenn Du Dir die Tiergedanken und das Bilderdenken durchliest. Das zu beschreiben, dazu bin ich noch nicht gekommen. Schnell so etwas beschreiben kann ich nicht, ich habe zwar unzählige Bilder im Angebot, doch muss ich das erst in Worte übersetzen, wenn ich das niederschreiben möchte.
Die Konzentration auf Inhalte beschreibst du oben selbst, wie passt da die Tendenz zu Aussagen anderer schnell persönlich zu nehmen?
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
Theoretisch könnte es eine Prägung durch Nichtautisten sein, aber bei dir scheint mir das doch recht tief zu gehen, so daß es schon mit deinem Wesen zu tun haben könnte? Wie war das denn in deiner Kindheit? Es scheint mir da ja um mehr zu gehen als "daß jemand böse zu dir ist", also aus irgendeinem Grund dich persönlich zumindest insofern zu verabscheuen, daß er dir in deinem sonstigen Leben Nachteile zu bescheren anzustreben scheint? Sowas mag wohl niemand, aber soweit ich es verstanden hatte reagierst du auch auf soetwas wie empfundene persönliche Hinterfragung dünnhäutig?
Es hat mit meiner Art zu Sein zu tun, zu denken und zu fühlen, dass es überhaupt auftreten kann, doch ist das nicht die Ursache, diese ist fehlende Abgrenzung und bei mir Selbst bleiben/sein. Dünnhäutig bin ich schon immer, ich bin so auf die Welt gekommen. Erst sehr langsam lerne ich mir ein "Dickes Fell" zu zu legen, weshalb ich mit Dir noch immer ruhig schreiben kann und das gern mache, weshalb ich noch da bin. Es reichen schon negative Gedanken die der Gegenüber hegt, Emotionen die übertragen werden etc, die mich eigentlich gar nicht betreffen, die aber mitschwingen und ich merke "irgendwas", das mir nicht angenehm ist. Oder es betreffen Themen Bilder die ich nicht deuten kann richtig, es wird zum Teil auch einfach anstrengend und ich brauche meine Ruhe, reagiere dadurch evtl genervt, werde unkonzentriert, weil ein Gespräch für mich auch gar nicht zu verstehen ist etc.
Bei mir und anderen ist das ein reines Abgrenzungs-Ding. Dass nur ich das habe kann ich ausschließen, denn ich kenne mehr Menschen, die selbst ohne meine Art zu sein eine Schwierigkeit mit Abgrenzung haben. Das ist unabhängig vom Autismus zu betrachten als Phänomen an sich. Tritt es bei Autisten auf, ist es allerdings häufig sehr ausgeprägt, mir scheint stärker wie bei Nicht-Autisten, warum auch immer, aber das konnte ich beobachten. Wenn ich gelernt habe bei mir Selbst zu bleiben im Gespräch und Kontakt mit anderen Menschen, im Forum ebenso wie im RL, bin ich immer noch Autist, aber dieses Phänomen tritt nicht mehr auf. Ein "Offenes Wesen" sozusagen, mit dem ich wie andere auf die Welt kommen, das man lernt mit den Jahren im Umgang so zu pflegen, dass keine Übergriffe mehr stattfinden. Autist ist man aber ebenso wie vorher, daran ändert sich nichts, es gibt hier keine sich bedingende Verbindung in diese Richtung. In die andere bin ich mir nicht sicher.
Da eine sehr hohe Sensibilität dabei ist, greifen viele Dinge, die der Gegenüber sendet, die man selbst in sich trägt ebenso wie die Umgebung das auch noch mit beeinflussen kann und es hängt dann davon ab wie weit man das gelernt hat damit umzugehen, ob eine gesunde Abgrenzung gelingt oder nicht.