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Fundevogel
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Städteregion Aachen
Artikel „Aachener Nachrichten“, Mittwoch, 10.07.2013 – Nummer 157 – Seite 17
„Wild dreht sich das Karussell der Gedanken“ Studieren mit Asperger-Autismus? Mit Assistentin ist das durchaus möglich, wie das Beispiel der 27-jährigen Jana N. an der Aachener RWTH beweist.
Von Swenja Pesch

Aachen. „Das Leben im Autismus ist eine miserable Vorbereitung auf das Leben in einer Welt ohne Autismus. Die Höflichkeit hat viele Näpfchen aufgestellt, in die man treten kann. Autisten sind Meister darin, keines auszulassen.“
Das Zitat von Axel Brauns beschreibt etwas, was für den Großteil der Menschen kaum nachvollziehbar ist. Autismus, was bedeutet das eigentlich? Das Leben in seiner ganz eigenen Welt, ohne etwas von der Welt „da draußen“ mitzubekommen? Alles anders wahrzunehmen, irgendwie empfindlicher? Jana N. (Name der Redaktion bekannt) lebt seit 27 Jahren mit dem Asperger-Autismus. Aber unterkriegen oder gar von ihrem Weg abbringen lässt sich die junge Frau nicht.
Im Gegenteil: Vor ein paar Monaten hat sie in Berlin ihren Bachelor im Fach Technischer Umweltschutz gemacht und studiert jetzt an der RWTH Aachen Maschinenbau. Doch was für die meisten Studenten ganz selbstverständlich ist, bereitet ihr Schwierigkeiten: „Durch den Autismus fällt es mir schwer zu erkennen, wo ich Hilfe brauche. Ich bin oft unstrukturiert und mit der Organisation studentischer Angelegenheiten überfordert“, erzählt sie. Dann sorgen noch die grellen Lichter, das laute Reden der Kommilitonen und der proppenvolle Hörsaal für zusätzlichen Stress.
Damit Jana aber dennoch ihr Studium meistern kann, hat sie vom Verein Körper- und Mehrfachbehinderter (VKM) eine Studienassistenz zur Seite gestellt bekommen. Die hatte sie auch schon in Berlin. Hier ist es Clarissa De Becker, die ihr in punkto Organisation unter die Arme greift. Dabei ist der 28-jährigen Psychologiestudentin besonders wichtig, dass sie zwar helfend zur Seite steht, aber nicht zu viel macht: „Ich denke nicht für Jana sondern mit ihr. Wir prüfen zum Beispiel gemeinsam, wie die Kursbelegung im neuen Semester ist und ob das alles auch so zu schaffen ist. Kleiner Erinnerungen sind für Jana besonders wichtig.“
Sie hilft auch, Kontakte zu knüpfen. Schließlich fällt es Jana selbst schwer, soziale Kontakte her zu stellen oder soziale Situationen zu deuten. So passiert es ihr leider oft, dass ihr unterstellt wird, sie sei abweisend und würde sich aus allem heraushalten. Jana würde gerne den Umgang von Autisten und „Normalen“ verändern, aber große Chancen rechnet sie sich nicht aus: „Wir leben in einer Autismus-feindlichen Struktur“, erzählt sie mit ernstem Gesichtsausdruck. „Menschen mit Autismus [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff] werden immer als geistig behindert abgestempelt und man denkt an Filme wie ‚Rainman‘ oder ‚Forrest Gump‘. Dabei könnten viele Autisten viel mehr. Allerdings scheitern sie oft schon in der Schule, das ist die schlimmste Zeit.“
Diejenigen, die das Abi in der Tasche haben und studieren wollen, sind schnell mit dem System und der Organisation überfordert.
Die Studienassistenz setzt sich dann im Schnitt zwei bis dreimal pro Woche mit ihrer Studentin zusammen und bespricht alles, was eben im Unialltag so anfällt. Denn manchmal ist Janas „Gedankenkarussell“, wie sie es selbst nennt, einfach zu wild.

Foto: Abbildung einer sitzenden lächelnden jungen Frau, von deren sitzendem Gegenüber lediglich Schulter und Arm ins Bild ragen.
Bildunterschrift: Wichtige Assistenz: Clarissa De Becker unterstützt die 27-jährige Jana N., die mit Asperger-Autismus lebt, bei ihrem Studium des Maschinenbaus an der RWTH Aachen

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
13.07.13, 00:59:05
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Kein Wort von den Umständen die in der Regel wirklich barrierefrei wären, statt ein nicht barrierefreies System durch mangelhafte Lösungen unangetastet zu lassen?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
13.07.13, 11:48:18
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