Zitat:
An alle Autisten, die gegen PID sind und die Abschaffung der erweiterten Abtreibungsfrist bei Behinderung des Ungeborenen fordern:
Ihr wollt mehr Respekt und mehr Chancen in der Gesellschaft. Das ist OK. Ich habe selbst eine Behinderung, schwere ADHS, die jede Konzentration unmöglich macht und motorische und geistige Unruhe mit sich bringt. Ihr könnt euch vorstellen, wie man damit - vor allem als Frau - bei den klardenkenden, kühl und überlegt handelnden Normalmenschen aneckt. Dabei habe ich wirklich Taktgefühl. Niemals würde ich jemandem zu nahe treten oder etwas tun und sagen, was andere verletzt. Und trotzdem haben die Leute Vorbehalte, wenn sie mich schon kommen sehen. Sie ziehen unsichtbare Mauern hoch. Es gäbe auch durchaus Arbeiten - unter gewissen Bedingungen - die ich machen könnte. Aber man gibt mir einfach keine Chance!
Wie ich von euch lese, ist es bei euch ähnlich: Probleme mit anderen Menschen, schlechte Berufsaussichten, fehlende Achtung, aufgezwungene Ansichten und Lebensmuster der Normalos bei gleichzeitigem Unverständnis, welche Probleme den Alltag schwer machen. Der notwendige Rückzug gegen Überlastung und Verletzungen der Mitmenschen wird als krankes Verhalten eingestuft.
Umso unverständlicher, dass nun einige von euch (besonders Colin Müller tut sich da vor) gesunde Frauen zwingen wollen, Kinder bei denen per Ultraschall eine körperliche Fehlbildung oder das Down-Syndrom/ oder per Gen-Analyse eine Psychische Krankheit festgestellt wurden, auszutragen und groß zuziehen. Denn in Heime geben könnten sie die schwierigen Kinder ebenfalls nicht, wenn es nach euch ginge. Denn ihr fordert ja gleichzeitig, die Heime abzuschaffen. Und dann lese ich noch scharfe Schulzuweisungen, wenn Mütter (ja, es geht immer nur gegen Mütter!) überfordert reagieren. Und außerdem lese ich noch Aufforderungen, nicht die eigene Ausrottung (!?) zu unterstützen. Könnt ihr euch denn nicht vorstellen, wie das in der Bevölkerung ankommt? Ich fasse mal zusammen: Behinderte müssen ausgetragen werden. Die jeweilige Mutter muss das Kind groß ziehen, ungeachtet der Umstände (Erhält sie genug Unterstützung? Hat sie die Kraft? Ist sie gerade in einer schwierigen Lebensphase? Sind Therapieplätze für das Kind in der Nähe?). ... Sie darf das Kind nicht weggeben. Sie muss sich ständig von euch Vorwürfe anhören, dass sie das Kind falsch behandelt und dass das viel besser gehe. Mit so einer scharfen Position greift ihr in die privaten Entscheidungen anderer Menschen ein. Haben nicht auch sogenannte "neurotypische" Menschen ein Recht auf Verwirklichung ihres Lebens nach ihren Vorstellungen?
Und wenn ihr fordert, dass noch mehr Behinderte geboren werden, dann frage ich mich, was das bringen soll. Vielfalt und Toleranz bestimmt nicht. Eine Gesellschaft muss ja auch noch in Zukunft funktionieren. (Sonst erkennen die Gesunden den "Trend" immer mehr Kranke zu unterstützen und steigen aus.) Es wäre sinnvoller, die Chancen für barrierefreies Leben und Arbeiten für die auszubauen, die bereits auf der Welt sind. Wie ich mitbekommen habe, suchen diejenigen Autisten, die eine Ehe eingehen und Kinder zeugen wollen, sich normale Partner aus. Weil nämlich die die Familie zusammen, was sie selbst nicht könnten [sic!].
Wenn es eindeutige Gene für ADHS gäbe, hätte ich auch die Möglichkeit der Präimplantationsdiagnostik genutzt. So aber bleibe ich Kinderlos. Denn so ein Leben, wie ich führen muss, würde ich keinem anderen Menschen zumuten!