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Autor Nachricht
Antika
(Autistenbereich)

Zitat von “Bicycle“:

Ich war immer besonders geräuschempfindlich, wenn ich unter Stress stand. Also teilweise wochenlang und dann auch mal wieder ein paar Tage nicht ganz so sehr. Seitdem ich aber nur noch kaum Stress habe, ist diese Geräuschempfindlichkeit eigentlich weg.


Bei mir ist das anders.....nicht Stress verursacht bei mir Geräuschempfindlichkeit, sondern meine Geräuschempfindlichkeit verursacht bei mir Stress.

(Stress wiederum verursacht bei mir hohen Blutdruck. Daher trage ich so oft es mir möglich ist, Watte in den Ohren.)

Die dämpft so zusagen wenigstens etwas die vielen lauten Geräusche. Nachteil: Meine Umwelt scheint mich nun nicht mehr richtig zu verstehen, da ich (mit Watte in den Ohren) dann auch leiser spreche. (Meine eigene Stimme, die ich ohnehin schon zu laut empfinde, empfinde ich mit Watte in den Ohren, erst recht zu laut.)

Musik bringt mir keine Entspannung, weder mit noch ohne Kopfhörer.....absolute Stille aber sehr wohl. (Und dann normalisiert sich auch mein Blutdruck wieder.)



"Das, was du tust, schreit so laut, dass ich nicht hören kann, was du sagst."

(Sprichwort aus Mosambik)
--------------------------------

"Die Erinnerungen verschönern das Leben, aber das Vergessen allein macht es erträglich."
(Zitat von Honoré de Balzac)
10.03.13, 16:57:40
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starke Dame
(Angehörigenbereich)

geändert von: starke Dame - 10.03.13, 17:32:39

Könnten wir eine Jury für Threads einführen, - vielleicht so 3 User und die kriegen einen Buzzer, mich kribbelts auch wenn 5´s Beitrag mir gerade ein ewiges Grinsen ins Gesicht brennt, weiß ich jetzt immer noch nicht was und wohin das alles führen soll.

Was für einen Sinn bringt das?

Ach Etikette - ist der Ruf ruiniert....ich steh nicht auf großes Pudern, ich bin da ziemlich direkt.

Ich behaupte HerrBausD möchte unter Autisten ein paar Versuchskaninchen finden.

Ich bin jedes mal froh, wenn hier keine Alpacaherde anklopft, dennoch, warum hab ich jetzt den komischen Musikus von der Wicki-Reihe im Kopf, Mist - für Kopfkino kann man nichts.

Also ich finde es merkwürdig, werden jetzt Probanden gesucht? Wenn das so ist, was zahlen sie denn? Was soll ein Autist davon haben, wenn es umsonst ist, heißt es doch, es gehört zu einer Studienreihe - waren keine passenden Studenten da oder müssen es Autisten sein?

Oder sind die Studenten zu teuer und deswegen klappern sie erst einmal diverse Foren ab?


PS. ich will einen Buzzer, bitte...es juckt wirklich in den Fingern.

PPS. Aha, ich hab was überlesen, es ist priiivvvvaat - sollen die Autisten direkt vorbeikommen - sind sie seriös? Ich hab so ein Gefühl, mich regt HerrBausD so auf, dass ich echt in Kontrovers landen könnte.
10.03.13, 17:25:47
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drvaust
(stillgelegt)

HerrBausD, Du scheinst ein Mißverständnis zu haben.
Viele Autisten haben Probleme mit Sinneseindrücken, hauptsächlich zu geringe Filterung der Sinneseindrücke. Auch mit Geräuschen gibt es oft Probleme. Aber das liegt nicht an zu geringer Filterung der tiefen Frequenzen im Ohr (das könnte jedoch zusätzlich auftreten).
Du suchst also hier nach der falschen Zielgruppe, Autisten brauchen Deine Lösung kaum.
Ich z.B. höre u.a. mit einem Ohr kaum tiefe Töne (mittlere Innenohrschwerhörigkeit). Dafür höre ich Ultraschall (Fledermäuse) nervend. Wenn ich die tiefen Töne stärker filtern würde, wäre ich halb taub.

11.03.13, 04:00:31
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Leah
(Autistenbereich)

Zitat von HerrBausD:

Die Mittelohrmuskulatur wirkt wie ein adaptives Filter, das tiefere Frequenzen durch Anspannung von Trommelfellspanner und Versteifung der Gehörknöchelchenkette ausfiltert.
Ist dieser Filtermechanismus gestört, hört der Mensch vor allem viel im tieffrequenten Bereich, was die Fähigkeit Sprache zu verstehen erheblich beeinträchtigt, da tiefe Frequenzen höhere Frequenzen maskieren und unverständlich machen.


Die Mittelohrmuskulatur wird in der Regel erst ab 70 bis 95 dB SPL aktiv (entspricht ungefähr dem Lärm an einer Hauptverkehrsstraße).

Eine Maskierung höherer durch tiefere Frequenzen ist aufgrund der Frequenzgruppenorganisation des Gehörs schwierig; das Ausmaß hängt davon ab, welche Werte "höhere" und "tiefere" Frequenzen haben. Je weiter beide auseinander liegen, desto größere Pegel braucht man, um wirklich eine Maskierung zu erreichen.
11.03.13, 06:24:12
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eraser
(Autistenbereich)

Schade, dass ich nicht in Düsseldorf wohne, das hätte mich sehr interessiert. Überhaupt sind die oben angeführten Fakten sehr interessant.
Ich bin geräuschempfindlich, besonders bei hohen Frequenzen. Da sind bei manchen Leuten, besonders Frauen, Obertöne in der Stimme, die sollten waffenscheinpflichtig sein. Ich verstehe sie deshalb nicht, weil die Stimme mir Schmerzen bereitet. Ich verkrampfe da sofort irgendwas in meinem Ohr und höre nichts mehr.
11.03.13, 19:06:27
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Gestern war ich bei einem Mitfastenkarnevalsumzug. Vor mir stand eine Familie mit mehreren Kindern, eines davon im Kinderwagen. Wenn eine Musikkapelle mit starkem Bläserbesatz vorbeimarschierte, schrie das Kind herzzerreißend. Die Eltern meinten zum Kind, es solle sich nicht sorgen, der Umzug sei doch sehr schön. Nach der 8. Musikkapelle geschah etwas Interessantes: Das Kind fiel in eine Trance. Es nahm den Umzug mit eingefrorener Mimik noch wahr, schien aber nichts mehr zu hören und sein Körper war erschlafft.
Wie öfter schon bei Kindern beobachtet haben sie eine Möglichkeit, sich Unertragbarem zu entziehen.
Haben sich Autisten dieses Können erhalten, während es Nichtautisten verloren gegangen ist?
Wäre es nicht einfacher, dieses Können zu schulen?

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
11.03.13, 19:55:10
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eraser
(Autistenbereich)

Zitat von Fundevogel:

Wie öfter schon bei Kindern beobachtet haben sie eine Möglichkeit, sich Unertragbarem zu entziehen.
Haben sich Autisten dieses Können erhalten, während es Nichtautisten verloren gegangen ist?
Wäre es nicht einfacher, dieses Können zu schulen?


Vielleicht ist das aber auch gar nicht gesund und in diesem Moment findet eine Traumatisierung statt? Das Kind wird vielleicht sein Leben lang Blasmusik hassen, Karnevalsumzüge, Massenveranstaltungen, die Zahl 8, seine Eltern und den Geruch von Bratwurst?
11.03.13, 22:00:44
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HerrBausD
(Standard)

Lieber Fundevogel,

was Du, im Übrigen sehr genau und treffend beobachtet hast, ist ein klassisches Beispiel. Zunächst versucht das Kind aktiv die unangenehme Situation zu verbessern. Nachdem dies nicht funktioniert steht dem Kind nur noch die Starre als Verhaltensoption zur Verfügung. Dies ist jedoch ein völlig unbewusster, unbeeinflussbarer Zustand.
Diese Starre ist, wie Du richtig festgestellt hast ein Schutzmechanismus. Allerdings ist dies ein, entwicklungsgeschichtlich gesehen, uralter Schutzmechanismus und er kann, wie Du in Deinem 2. Posting geschrieben hast, weitreichende Folgen haben.
Eine Abneigung gegen Bratwurst wäre da noch das kleinste Übel. Schwierig wird es, wenn man aus dem Zustand der Immobilisation nicht mehr herausfindet, oder genau dieser Zustand immer öfter eintritt, wenn er durch Details der Ursprungssituation getriggert wird.
Leider werden auch immer noch viele kleine Kinder von Ihren Eltern angeschrien, dann ist genau das zu beobachten: Eingefrorene Mimik und ein abtauchen in die letzte Schutzzone. Die Kinder sind dann zwar sofort still und unbeweglich, aber eben auch in einer Situation, aus der man nur schwer wieder herausfindet.
Ähnlich fatal, weil ebenfalls immobilisierend, sind Festhaltepraktiken. Das mag anfangs wirken, aber für welchen Preis?
11.03.13, 22:41:28
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schuschu
(Angehörigenbereich)

herrbausd
habe ich das richtig verstanden, dass es dann besser wäre dieses training zu machen, damit man solche situationen wie fv beschrieben hat, besser aushalten kann oder wie soll ich ihre argumentation nun verstehen?
11.03.13, 22:45:59
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HerrBausD
(Standard)

Ich habe nur beschrieben was der Situation neurophysiologisch zu Grunde liegt. Das von mir entwickelte Training führt in der Tat zu mehr Gelassenheit. (@5Aber es macht natürlich wenig Sinn zu trainieren, wenn das Umfeld nicht stimmt. Das gesamtgesellschaftliche Umfeld werde ich nicht ändern können, aber ein familiäres würde ich immer mit einbeziehen.)
Der Ansatz ist regulatorisch, und geht erstmal davon aus, das alle neurophysiologischen Grundsysteme vorhanden und funktionsfähig, aber durch den beschriebenen uralten Schutzmechanismus gehindert werden optimal zu harmonieren. Die Musik führt zu maximaler Entspannung und einer tief empfundenen Sicherheit. Eine Art abgesicherter Modus des vegetativen Nervensystems, der eine erfolgreiche Reintegration wieder möglich machen soll. Die Perspektive ist eine sehr optimistische, aber es funktioniert.
11.03.13, 23:14:24
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Kaleidoskop
(in einer Seifenblase zwischen den Welten (DIS & AS & ...)

Wenn das Kind plötzlich erstarrt ist und nichts mehr wahrgenommen hat, kann man davon ausgehen, dass es in irgend einer Form diskutiert hat, so dass es die unerträgliche Lernsituation nicht mehr mitbekommen. Von daher würde ich schon sagen, dass es in irgendeiner Form ein Trauma ist. Ich kenne das von mir auch, dass wenn ich überflutet werde komme ich irgendwann mal mich einfach ausschalte.
09.06.17, 11:29:33
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Antares
(White Unicorn)

Wobei bei autistischen Kinder eine "Inputsperre" schon ein hartes Kaliber ist:

http://white-unicorn.org/?mod=inputsperre

Der Schutzmechanismus tritt ja nicht ein um ignoriert zu werden... Es gibt auch von Unis mittlerweile Forschung zu diesem Thema.

http://white-unicorn.org/?mod=rahmenbedingungen

Das ist weshalb es funktioniert, dass man sich mit Reizregulation "am Leben erhält". Es ist aber ein Kompensationsmechanismus, der wenn einfach natürlich ins Leben eingebettet super ist. Alles wunderbar, wenn es läuft sozusagen und das Kind gern auch mal am WE durchzockt, weil es eben Spass dran hat.

Die Tendenz dahin daraus eine Therapie/Übung etc zu machen lehne ich kategorisch ab. Kompensationsmechanismen zu Pflichtprogramm zu machen, weil die Schule z.B. "keinen Bock auf Inklusion" hat - wirklich nicht. Letztendlich hat Asperger wie jetzt auch begründet Markram immer wieder darauf hin gewiesen, DASS diese enorme Begabung der hochsensibilität in verschiedenen Senorikbereichen existiert.

Diese Traumatisierung, die natürlich auch stattfindet! wenn die Kinder dauerhaft in einer solch unwirtlichen Umgebung existieren müssen kommt hinzu. Man hat dann beides: eine schreckliche Umgebung und Menschen die einem auch noch erklären, man müsste ja nur genügend kompensieren (was unweigerlich aber auch zu einer verzögerten Inputsperre führt und sei es dann halt erst mit 30, weil man nie lernte anständig zu leben und für sich selbst zu sorgen) - und alles wäre im Lot "normal" - endlich zeigt das Kind kein autistisches Verhalten mehr.

So funktioniert das aber nicht. Es ist letztendlich nicht besser wie KIT (Festhaltepraktiken).
10.06.17, 08:28:13
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