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Autor Nachricht
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Aus Kommunikation mit NA ergab sich das Szenario, daß Autisteneltern möglicherweise lieber ihre autistischen Kinder in einem Heim sehen, weil sie dort mehr von ihnen mitbekommen. Wenn sie ihre eigenen Wege gehen würden, würden sie eher den Bereich verlassen, den die Eltern verstehen, worunter dann die Eltern "leiden". So wäre es also diesen Eltern lieber gebrochene Kinder zu haben, deren Leben sie verstehen und ihrem eigenen als ähnlich erleben als gesunde und psychisch intakte autistische Kinder, die ihre eigenen Wege gehen, die sich dem Verständnis und den Idealvorstallungen der Eltern entziehen.

Habt ihr solchen Eindrücke auch schon gesammelt?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
07.08.12, 16:23:47
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drvaust
(stillgelegt)

Ich denke, daß das normalerweise nicht bewußt so gesehen wird. Aber es könnte sein, daß das so empfunden wird.
Normale Eltern werden nicht genug Ahnung davon haben, um das so zu planen. Die Entscheidung für Heimunterbringung liegt vor der Erfahrung, welche Folgen das hat. Es könnte aber sein, daß andere Eltern berichten, welche Erfahrungen sie haben. Im Heim sind die Kinder schön brav, ruhig (-gestellt) und kontrolliert, während sie sonst problematisch und eigenartig werden.
Meiner Erfahrung nach, wollen die meisten Eltern möglichst keine Heimunterbringung, wenn es nicht sein muß. Aber wenn die 'Experten' das sagen ...

07.08.12, 22:50:29
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schuschu
(Angehörigenbereich)

mir wurde das von mehreren seiten immer wieder als "guter rat" mitgegeben. mit dem argument, dass ich ja nicht immer da sein könnte und es doch gut wäre, denn dort wäre er gut aufgehoben . und einige meinten sogar, ich würde so grosse opfer bringen , ich müsse auch mal an mich denken.
ehrlich gesagt, wurde mir bei diesen aussagen immer schlecht und ich habe auch nicht verstanden, warum diese sichtweise herrschte. doch eigentlich verstehe ich schon , auch wenn ich die sichtweise nicht teile: ich glaube auch da kommt ganz viel aus den konditionierungen der menschen und das ganze konstrukt der gesellschaft in der sie sich gefangen hält und nicht merkt, dass wir uns versklaven und gar nicht mehr in unser herz fühlen oder unserer intuiotion folgen, einfach nur blind und stumpf einem system nachgehen.

ja , ich wäre eingegangen , wenn mein sohn in ein heim müsste. aber nicht wegen mir wäre ich eingegangen sondern weil mein sohn da eingegangen wäre und das hat er mir auch bestätigt, nachdem wir wegen einer anderen person , dessen eltern ihn in ein heim gaben , gesprochen haben.

das stand niemals zur debatte bei uns. auch unter anderem gerade deshalb, weil sie da angepasst ruhig und brav "werden".
ich weiss durch gesprächen mit anderen eltern und beobachtungen, dass wenn ein kind "schwierigkeiten" macht, also nicht konform läuft, meist am Kind der fehler gesucht wird und deshalb auch an ihm "gearbeitet wird. das ist das was ich unter sein kind nicht verstehen verstehe.
mir kam auch einiges schwierig vor aber ich habe es immer als lernherausforderung gesehen und als entwicklungschance für mich. ich wollte nicht die verantwortung an jemanden abgeben , für ein kind, das ich bis zur geburt unter meinem herzen getragen habe und mir ein geschenk ist.
08.08.12, 13:57:54
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arwen
(Angehörigenbereich)

hallo ihr,

*du lebst nicht ewig*... das kenn ich auch.

wir konnten schon kurze erfahrungen sammeln, dahingehend. in jüngeren jahren. einmal und nicht wieder.
das war in keinster weise förderlich.

kinder sind geschenke gottes und nicht das eigentum der eltern.
manchen eltern fällt das loslassen der kinder generell schwer. da kenn ich eltern, die fahren mit dem kind und schwiegerkind in urlaub und liegen dort am strand mit rum, auch wenn ihnen die berge lieber wären. egal. hauptsache dabei.
und... in dem moment, in dem die kinder sich auf eigene füße stellen, entscheiden sie selbst, ob und wieviel kontakt sie mit zu hause haben wollen.
das ist normal.
klammern... tut in den seltensten fällen gut. denk ich.


wer immer alleine und selbstbestimmt leben kann... selbst wenn untertützung nötig wäre... nur zu!
dieser mensch ist dann mit sicherheit glücklich, dass er frei leben kann, sich seine tage einteilen kann, wie er das möchte, weil er dann eben nicht von morgens bis zur nachtzeit hin gesagt bekäme, was er zu tun und zu lassen hat.



ein gebrochenes kind... nee. ich möchte ein glückliches und mit sich und seinem leben zufriedenes kind.
und... was immer ich dafür tun kann, um mein kind dahingehend zu unterstützen, das werd ich tun.

liebe grüße von arwen
08.08.12, 18:09:29
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arwen
(Angehörigenbereich)

... hab ich vorhin vergessen.

es könnte vielleicht auch so sein, dass eltern den heimen den vorzug geben, weil sie denken, die kinder werden dort gut versorgt und sie sind sicher verräumt.
dass sie da wirklich gar nicht weiter drüber nachdenken.

heime scheinen tendeziell irgendwie *in* zu sein.
wenn ich da mal nur an all die alten menschen denke, die urplötzlich und oft ohne vorwarnung von heute auf morgen im altenheim verschwinden.
wirklich schon ein paar häuser weiter erlebt. alte mutter krank. kurze zeit im krankenhaus. und dann nichts wie ab ins pflegeheim. das ging innerhalb weniger tage.
übrigens wurde das vom krankenhaus angeregt.
die tun wirklich alles um bei den angehörigen erst gar kein schlechtes gewissen aufkommen zu lassen.

was wäre, wenn das in anderen bereichen auch so gehandhabt wird?

macht mich sehr nachdenklich, diese thema.

liebe grüße von arwen
08.08.12, 20:34:18
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drvaust
(stillgelegt)

Wer über eine Heimunterbringung nachdenkt, sollte sich mal den Film "Ihr Name ist Sabine" ansehen. Da vergeht einem der Gedanke. (auch hier im Forum)

Zitat von arwen:
... kurze zeit im krankenhaus. und dann nichts wie ab ins pflegeheim. das ging innerhalb weniger tage.
übrigens wurde das vom krankenhaus angeregt.
Das liegt vor allem daran, daß Krankenhäuser nur intensive medizinische Behandlung richtig bezahlt bekommen. Also werden Patienten, wenn ihr Zustand wieder stabil ist, schnell aus dem Krankenhaus entlassen. Teilweise ist dann noch eine intensive Pflege notwendig, die evtl. nicht zu Hause möglich ist. Da geht es dann schnell ins Pflegeheim, und danach ins angeschlossene Altersheim. Daß das Krankenhaus ins Pflegeheim vermittelte, könnte daran liegen, daß das Krankenhaus keinen Patienten entlassen darf, wenn die weitere Versorgung nicht gesichert ist.
Eine Alternative wäre Kurzzeitpflege oder ambulante Pflege zu Hause, aber das erfordert einen schwierigen Genehmigungsprozeß, der oft nicht so schnell geht. Besser wäre eine längere Pflege im Krankenhaus, aber das zahlt die Krankenkasse nicht richtig. Die Pflegekasse ist zuständig, die zahlt kein Krankenhaus.
Wir hatten das Problem mit meiner Großmutter, da hatten wird die Kurzzeitpflege beantragt, bevor der Krankenhaus-Termin vereinbart wurde. Dadurch war nach dem Krankenhaus Kurzzeitpflege, erweiterte ambulante Pflege zu Hause und danach wieder 'Normalität' möglich.
09.08.12, 02:19:58
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Löwenmama
(Autistenbereich)

Ich denke, dass Eltern, die ihre Kinder auf diese Weise abschieben, völlig überfordert sind, mit dem Alltan nicht zurecht kommen, ihr autistisches Kind nicht verstehen können usw.. Denen wir dann angeraten, dass das Kind, das zu Hause vielleicht beisst, weil es nicht verstanden wird, mit seinen "Aggressionen" im Heim besser aufgehoben wären, weil es dort "Experten" gäbe, die sich damit "auskennen".
Für mich käme es NIE in Frage, meinen Sohn in ein Heim zu stecken, er würde dort zugrunde gehen. Ich will kein gebrochenes Kind, sondern ein Kind, das zufrieden, glücklich und ausgeglichen ist.

Die Hoffnung ist der Regenbogen
über den herabstürzenden Bach
des Lebens.
Friedrich Wilhelm Nietzsche
09.08.12, 07:05:12
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arwen
(Angehörigenbereich)

unter dem gesichtspunkt, drvaust, hatte ich die sache mit den pflegeheimen noch gar nicht betrachtet... sicher hast du recht.
was ist mit den altenheimen?
früher wurden die älteren menschen zu hause gelassen und versorgt. meistens zumindest. altenheime waren verpönt. schreibt sich das so?
jedenfalls...das hat sich verändert. zumindest hier in unserer region.
liegt es an der bequemlichkeit?
oder vielleicht am familienkonstrukt an sich?
geht's ums geld? wobei... soviel wie ein altenheim im monat kostet, also ich könnte das nicht verdienen.

die frage hierzu also warum??

@löwenmama... wahrscheinlich ist es so. dass da das umfeld sagt, woanders sitzen fachleute, die haben sowas gelernt, das kannst du als einfaches muttertier doch gar nicht leisten... und eben dieses reintexten von außen, für labile menschen oder welche, die dann wirklich für einen moment nicht mehr können, aber niemand haben der sie aufbaut, der ihnen mut macht... die lassen sich dann überzeugen, denk ich.

bei uns war es damals die schulpflicht... und dass ich eben keine menschen hatte, die gesagt haben... such weiter, da gibt's noch andere wege.


liebe grüße von arwen
09.08.12, 20:30:50
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von arwen:
früher wurden die älteren menschen zu hause gelassen und versorgt. ...
liegt es an ... die frage hierzu also warum??
Ich denke, es liegt an den Rahmenbedingungen.
Auf einem Bauernhof war die Großfamilie zusammen, bzw. konnte noch jemand auf den Hof geholt werden. In einem großbürgerlichen Haushalt ähnlich. Von den Herrschaften ganz zu schweigen. Auch die einfacheren Leute wohnten zusammen. Heutzutage hat jeder eine kleine Wohnung, je nach Vermögen, wo es ihn gerade hin verschlagen hat (z.B. durch Arbeit). Da kann schlecht noch jemand aufgenommen werden. Eine günstige große oder zweite Wohnung in der Nähe ist meistens kaum zu bekommen. Wer Arbeit hat, hat kaum Zeit, sich um Angehörige zu kümmern. Wer keine Arbeit hat, hat kaum Geld, sich um Angehörige zu kümmern, und muß jederzeit weg können. Die Pflegekasse zahlt für Heimunterbringung einigermaßen, für ambulante Pflege zu Hause weniger und für Pflege in der Familie oder Persönliches Budget am wenigsten (zu wenig). Also auch ein finanzielles Problem.
Es wird zwar vom Schutz der Familie geredet, aber praktisch sind die Rahmenbedingungen anders.
Die Leute sollen arbeiten und zahlen, wer nicht kann, wird möglichst interniert.
10.08.12, 02:01:01
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wolfskind
(stillgelegt)

ja.
umgekehrt passiert es dann, wenn eltern das A kind verlieren
weil es sich befreit und seinen weg gehen will
und sich weigert in einem heim unter kontrolle zu leben
bzw sich weigert von den eltern weiter gesteuert
und zu therapien geschleppt zu werden,
dass die eltern leugnen das kind wäre ein A.
denn sie haben sorge dass man ihnen vorwirft es nicht geschafft zu haben
das A kind in "ein gutes leben" (in ein heim) geführt zu haben.

andererseits versuchen sie aber weiter das A kind dazu zu bewegen
doch den maßstäben der eltern gerecht zu werden
und sich doch dazu zu entschließen zu den therapien zu gehen
und ein "gutes leben" in einem heim zu führen
denn dann könnte man auch wieder zugeben dass man ein A kind hat.
für das man sich auch nicht mehr schämen müsste wenn es im heim wäre
weil es dann in guten händen ist und man alles getan hat was möglich war.

"Freilich ist die Welt voller Fährnisse und düsterer Orte; doch noch immer ist viel Schönes lebendig, und wenn auch die Liebe in allen Landen nun mit Leid vermengt ist, wird sie deshalb vielleicht um so größer."
"Derjenige, der etwas zerbricht, um herauszufinden, was es ist, hat den Pfad der Weisheit verlassen."

(Herr der Ringe)
12.08.12, 23:38:01
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apeiron
(Standard)

Hallo,
ich finde die Kritik schade über die Eltern, die sich entscheiden ihr Kind in einem Heim abzugeben, wenn sie mit diesem nicht (mehr) klar kommen. Denn meistens fällt es den Eltern auch nicht leicht die Kinder in Obhut zu geben.

Wobei ich eine Mama erleben durfte, deren 3. Kind geistig behindert ist. Die Mama konnte gar nicht erwarten, bis das Kind weg kann. Aber das Kind wäre auch bei der Mama gebrochen, weil sie sich gar nicht auf das Kind einlassen konnte. Vor allem auch wegen der 2 anderen Kinder, die sie hatte (und auch das Geschwisterkind mieden).

Von einer Freundin weiß ich, dass nicht alle Heime schlecht sind. Dass es auch Menschen (Autisten) gibt, die sich dort gut eingelebt haben. Weil der Umgang mit den Eltern auch viel entspannter so ist.

Bitte verurteilt nicht so viel. Danke.
22.08.12, 19:17:36
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von apeiron:
Von einer Freundin weiß ich, dass nicht alle Heime schlecht sind.

Doch, alle Heime sind schlecht, weil sie Freiheiten zwangsläufig eingrenzen. Ich äußere das hier mal bewußt so pauschal.
Zitat:
Bitte verurteilt nicht so viel.

Manches kann man halt nur als falsch aufzeigen. Ein Elternhaus hat aus meiner Sicht fast nie die Rahmenbedingungen ein Leben so zur Hölle zu machen wie ein Heim.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
22.08.12, 21:05:07
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