Zitat:
Niemand muss sich ändern. Doch die Ausgangssituation war so, dass sich die Welt änderte und diese das überhaupt nicht tun durfte, weil es der Schreiberin nicht passte.
Ja, stimmt - was ich da geschrieben habe, bezog sich nicht auf die Ausgangssituation, sondern auf das, was Snape über sich schrieb. Ich meinte, ob man vor seinen Ängsten zurückweicht oder sich über sie hinwegsetzt, ist eine Frage der subjektiv empfundenen Dringlichkeit. Die meisten Leute meinen übrigens, es sei eine mehr moralische Frage von Mut oder Feigheit. Aber das schätze ich nicht so ein. Bei mir jedenfalls ist das nicht so. Ich werde "mutig", wenn mir gar nichts anderes übrig bleibt subjektiv (außer noch, mich mit etwas Unerträglichem abzufinden). Vielleicht können wir daraus schlussfolgern, dass es Liselotte wirklich unerträglich fände, auf solche Feiertagsrituale einfach zu verzichten?
Zitat:
Als Betroffener habe ich immer das Recht, mich nicht zu ändern. Und mit den Konsequenzen muss ich leben. Keinesfalls habe ich das Recht zu erwarten, dass Andere ihren Arsch bewegen, damit es mir gut geht.
Das klingt hart, aber so ist das Leben. Für jeden (damit kann man sich trösten), nicht nur für von irgendwas Betroffene. Eine "weise Frau" hat geschrieben, man solle unterscheiden lernen, was "Gottes Angelegenheiten" sind, was die eigenen und was die der anderen. Jeder Mensch hat nur die Kontrolle über das, was er selbst tut, nicht über das, was die anderen tun - das ist damit gemeint.
In einem erweiterten Sinne haben Abhängige natürlich ein Recht darauf, dass man sich um sie kümmert. Ich glaube nicht, dass ein Richter sich davon überzeugen ließe, wenn eine Mutter, die ihr Kind hat verhungern lassen, argumentiert, das Kind hätte kein Recht darauf gehabt, dass sie ihren Arsch bewegt, damit es was zu essen kriegt. Auch gibt es einen Paragraphen, der "unterlassene Hilfeleistung" unter Strafe stellt.
Aber primär und zuverlässig ist es einfach Fakt, dass ich meine eigenen Hände bewegen kann, wenn ich es wünsche, aber nicht die der anderen.