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Thema: Steine verschluckt (http://perfektibilistenorden.de/topic.php?id=5250)


Geschrieben von: lächeln am: 06.12.11, 23:39:54
Mich interessiert an dieser Stelle, warum das autistische Personen so gerne machen. Welche Wahrnehmungen passieren im Inneren, dass es so eine starke Anziehungskraft zu haben scheint?


Geschrieben von: Bicycle am: 07.12.11, 00:06:07
Vielleicht kommt das von "Mit allen Sinnen erfahren".
Ich wollte früher immer an einer Tabakspfeife lecken(in der 'Brennkammer'), welche schon längere Zeit nicht mehr benutzt wurde. Ich hab es nicht getan, aber ich hab mich in die Lage gebracht, mich so hinein zu versetzen, dass ich im Gedanken die Tabakspfeife abgeleckt hab und somit wusste, wie es schmeckt.
Das gleiche auch bei anderen Dingen.
Wenn's mir nicht möglich war diese Dinge abzulecken, hab ich sie im Gedanken abgeleckt.
Wenn's mir möglich war, weil ich dieses Ding selbst besessen hab, dann hab ich meistens gleich noch drauf herum gekaut.
Das einzige was mir dabei passiert ist, dass eine Kugelschreibermine in meinen Mund aufgegangen ist und dadurch meine Zunge und Zähne dunkelblau wurden.

Runter geschluckt hatte ich allerdings immer nur Essen.


Geschrieben von: 55555 am: 07.12.11, 15:10:49
Letztendlich kenne ich diese Fälle nicht, aber auch keine vergleichbaren, in denen tatsächlich ein Autist soetwas tut. Eventuell werden wir diesbezüglich schlauer sein, wenn das bereits erwähnte neue ESH-Projekt erfolgreich anlaufen sollte, in welchem wir konkret Verantwortung für Autisten übernehmen wollen, denen ein selbstbestimmtes Leben vom Umfeld nicht zugetraut wird. Das Ziel ist eben doch das selbstbstimmte Leben für diese Autisten zu erreichen.

Allgemein mag es aber so sein, daß wieder einmal aufgrund unguter Umstände der Raum fürs Lernen bei einem Autisten so reduziert ist, daß er soetwas tatsächlich nicht versteht. Sicherlich werden auch eine ähnliche Anzahl Autisten "geistig behindert" sein, wie es bei NA der Fall ist. Ebenso kann solches Verhalten auch auf erhebliche menschliche Probleme im Umfeld zurückgehen.


Geschrieben von: Schamanin am: 07.12.11, 18:27:17
lieber 55555,

ich könnt mich nicht erinnern, dass du mich mal besuchen warst, um beurteilen zu können, wie ungeeignet ich das leben für meinen sohn gestalte.


Geschrieben von: 55555 am: 07.12.11, 18:52:23
Lalala.


Geschrieben von: lächeln am: 07.12.11, 21:35:44
Ich begleite einen kleinen Jungen durch den Schulalltag. Er wäre wirklich verloren, wenn er seine Assitenz nicht hätte. Warum das so ist, dass er im Alltag sich nicht zurechtfindet, weiß ich nicht. Jedoch meiner Beobachtung nach zu urteilen, nimmt er Dinge in den Mund, weil er die Sinneserfahrung machen möchte, die in ihm sehr stark zu sein scheint, vor allem auf verschiedenen Materialien herumzukauen. Die Verlockung der Reize ist zu groß. Mich interessiert, welche ARt der Reize es sind, also was wäre vergleichbar. Ich stelle mir vor, dass das Gefühl imKörper so undefiniert ist oder unangenehm oder verschwommen (ich weiß es nicht) dass es einen großen "Kick" gibt, wenn er auf Dingen herumbeißt. vielleicht "erdet" ihn das irgendwie oder es beruhigt.


Geschrieben von: Fundevogel am: 08.12.11, 00:16:58
In der Unfallchirurgie in einer nahegelegenen Klinik haben die Operateure einen großen Setzkasten an die Wand gehängt, der mit den Dingen gefüllt ist, die Kinder und Erwachsene vielfach auch in voller Absicht verschluckten und die operativ entfernt werden mussten. Vielleicht gibt es in solchen Einrichtungen Erhebungen über Aussagen, warum das getan wurde.

Schamanin: Ich habe 55555's Beitrag nicht als persönlichen Angriff verstanden, hier im Forum besteht immer das Angebot des Austausches mit Autisten, vielleicht für richtig empfundene Verhältnisse zu überdenken. Wir erleben hier doch auch oft, dass eine Änderung der Alltagssituationen zu großartigen Entwicklungen führen kann. Es ist doch einen Versuch wert!


Geschrieben von: schuschu am: 08.12.11, 08:43:38
@Schamanin: Ich schliesse mich den Worten von Fundefogel an. Ich habe das auch nicht persönlich gegen Dich gerichtet gesehen, sondern als Impuls, den jeder für sich überdenken kann.
Es mussja gar nicht ich immer sein,der im Umfeld meines Sohnes den Misstand auslöst oder fabriziert.
Gestern zum Beispiel ist mir nach 55555 klar geworden, wieviel kleine versteckte Umstände für meinen Sohn belastend sein können:
Ich arbeite jeden Mittwoch nachmittag und in dieser Zeit ist mein Sohn bei seiner Oma. Als ich ihn abholen kam, lag er auf dem Sofa, begrüsste mich nicht wie sonst und sprach immer wieder dasselbe Wort. Ich spürte eine gewisse Aggression in ihm und als ich ihn fragte ob es ihm gutgehe antwortete er nicht. Meine Frage ob er Berührung möchte, kuschelte er sich wie ein kleines Kind, das Trost braucht, an mich. Erst als wir im Auto sassen und ich ihm sagte, , "da ich ihn ja kenne vermute, dass ihn irgendwas beschäftige " und ich da bin wenn er was erzählen möchte. Aber ohne die Erwartung, dass er es tut sondern als Angebot.
Er erzählte es mir: Seine Oma hat ihn mit ihren Worten und Handeln gekränkt. Sein Verhalten daraufhin konnte sie nicht lesen, so wurde er stumm und zog sich zurück, bis ich kam .

Und das was Fundevogel schreibt kann ich bestätigen, eine kleine Änderung in der Alltagssituation kann zu grossartigen Entwicklungen führen.
Auch bei mir, denn ich werde durchs besser Hinschauen und Hinhören achtsamer.


Geschrieben von: Schamanin am: 08.12.11, 14:50:54
Zitat von 55555:


Allgemein mag es aber so sein, daß wieder einmal aufgrund unguter Umstände der Raum fürs Lernen bei einem Autisten so reduziert ist, daß er soetwas tatsächlich nicht versteht.


@ fundevogel und schuschu: ohne meinen sohn, seine umgebung und meine bemühungen zu kennen, ihm beizubringen, dass steine schlucken bös enden kann, ist das ein angriff und keine aufforderung.

@ 5x5: schön zu wissen, dass zickig sein auch bei autisten verbreitet ist.


Geschrieben von: lächeln am: 08.12.11, 18:20:03
Zitat:
Allgemein mag es aber so sein, daß wieder einmal aufgrund unguter Umstände der Raum fürs Lernen bei einem Autisten so reduziert ist, daß er soetwas tatsächlich nicht versteht.


Na ehrlich gesagt, habe ich diesen Satz auf das Thema "Steine verschluckt" nicht verstanden?


Geschrieben von: Schamanin am: 08.12.11, 19:25:19
[Komplettzitat des Vorbeitrags entfernt, mfg [55555]]

da 55555 sich nicht vorstellen kann, dass ein autist von sich aus 100 steine schluckt, kann es nur das für autisten ungeeignete umfeld sein.

da im konkreten fall ich diejenige bin, die dieses umfeld gestaltet, bin ich nicht erfreut darüber, so pauschal verurteilt zu werden, ohne die kenntnis, was ich in den letzten 7 jahren unternommen habe, um meinen sohn zu verstehen, ihm zu helfen nicht mehr vor der weißen wand zu sitzen und mit dieser zugegebenen feindlichen umwelt halbwegs klarzukommen.


Geschrieben von: Lenz2011 am: 08.12.11, 19:28:36
Zitat von lächeln:
Ich begleite einen kleinen Jungen durch den Schulalltag. Er wäre wirklich verloren, wenn er seine Assitenz nicht hätte. Warum das so ist, dass er im Alltag sich nicht zurechtfindet, weiß ich nicht. Jedoch meiner Beobachtung nach zu urteilen, nimmt er Dinge in den Mund, weil er die Sinneserfahrung machen möchte, die in ihm sehr stark zu sein scheint, vor allem auf verschiedenen Materialien herumzukauen. Die Verlockung der Reize ist zu groß. Mich interessiert, welche ARt der Reize es sind, also was wäre vergleichbar. Ich stelle mir vor, dass das Gefühl imKörper so undefiniert ist oder unangenehm oder verschwommen (ich weiß es nicht) dass es einen großen "Kick" gibt, wenn er auf Dingen herumbeißt. vielleicht "erdet" ihn das irgendwie oder es beruhigt.


Vielleicht auch Ausdruck von Stress? Ganz kleine Kinder kauen bei Stresssituationen wie wild auf ihrem Schnuller, ich baue nachts Stress ab durch Zähneknirschen.

Redewendungen wie etwas "schlucken" müssen oder an etwas "zu kauen haben" kommen ja nicht aus dem Nichts.

Lenz