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Autor Nachricht
bellaria
(Angehörigenbereich)

geändert von: bellaria - 10.10.06, 22:50:51

Ich habe bekanntlich Werbung und son Zeugs gelernt und verdiene mir meine Brötchen damit. Da habe ich mir mal aus konkretem Anlass Gedanken darüber gemacht, wie man Informationen über AS kommunizieren könnte und vor allem auch welche.

Mal angenommen, Asperger-Syndrom wäre völlig unbekannt und die Leute sollten erfahren, dass es sowas gibt - was würdet Ihr ihnen erzählen wollen? Welches Bild würdet Ihr in fremden Köpfen entstehen lassen wollen? Welche Botschaft sollte mit dem abstrakten Begriff "AS" verbunden werden? Woran sollte jede/r als erstes denken dabei? Welches Gefühl sollte damit verknüpft werden?

Ich weiß, dass das alles nicht einfach ist und dass Aspies "was-wäre-wenn-Spiele" eigentlich hassen (zumindest meiner zwinkern )

Es wird dadurch nicht einfacher, dass es in D angeblich 40.000 eingetragene Marken gibt und normale Menschen nur einen Wortschatz von 2000 Wörtern haben. Und diese Marken verwenden viel Zeit und Geld dafür, sich bekannt zu machen - warum sollten Leute zusätzlich so einen sperrigen neuen Begriff wie Asperger-Syndrom lernen wollen? Was könnten sie davon haben?

Ergänzung: Es geht nicht darum, ein durch und durch stimmiges, differenziertes Gesamtbild zu vermitteln. Das, was ich meine, spielt sich in solchen groben Rastern ab wie:

Behinderung, Andersartigkeit oder Krankheit
Schlimmes Schicksal oder geniale Inselbegabung
bemitleidenswert oder beneidenswert
Chance oder Schicksal
interessant und bereichernd oder fremd und furchterregend

Welche Begriffe sind Euch wichtig? Was erwartet Ihr von "den anderen"?

Stellt Euch vor, Ihr seid ein neuer Energy-Drink: Warum sollte Euch jemand kaufen und was müsste der von Euch wissen?





10.10.06, 22:40:32
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FrauFachmann
(stillgelegt)

geändert von: FrauFachmann - 10.10.06, 23:35:33

Die Leute sollten einfach nur nicht verwundert sein oder gar als persönliche Ablehnung werten, dass man eben manchmal keine Lust hat mit ihnen groß Crazy Party zu machen und dass es in meinen (unseren?!) Wichtigeres im Leben gibt als organisierte Mehrsamkeit und Kaffeeklatsch. Bemuttern, bemitleiden ist nicht angebracht.
Alles andere ist dann - sag ich mal so schroff, ohne es gleich so vorwurfsvoll zu meinen - meine Sache und geht nur Leute was an, die ich das explitizit wissen lassen will.
10.10.06, 22:53:18
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Wursthans
(stillgelegt)

Wenn ich annehme, daß es unstrittig wäre diesen Begriff zu gebrauchen, würde ich zunächst vermitteln wollen, daß das "Syndrom" nach der Person benannt wurde, die erstmals 1938 eine seperate autistische Symptomatik beschrieben hatte.

Weiter: Autismus ist bedingt durch eine reizempfindliche Wahrnehmung mit Tendenz zu Überforderung und Reduzierung. Daher orientieren sich Autisten stärker an Gewohntem. Wie andere Charaktereigenschaten von Menschen bringen diese Stärken und Schwächen mit sich, jedoch in manchmal so starkem Ausmaß, daß einerseits in einzelnen Bereichen Hilfe nötig ist, andererseits aber starke Begabungen auftreten.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
10.10.06, 23:03:45
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arlette
(Autistenbereich)

was ich manchmal höre, was leute fasziniert: die kompetenz in einem interessegebiet inkl. enormem wissen dazu, die von ihnen warhgenommene 'individualität' oder auch unabhängigkeit beim sein-ding-durchziehen, die gelassenheit ggü kritik (fussend auf meiner sturheit, dass gegenpositionen bestehen dürfen, ich meine meinung jedoch erst ändere, wenn mir eine einsichtige sauber-analytisch-logisch dargebrachte argumentation dazu geliefert wird, die mich meine meinung teilweise oder ganz revidieren lässt) und die 'interessiert-mich-nicht-haltung' bezüglich irgendwelcher moden oder gruppendynamiken (inkl. diesbezügliche aufgeregtheiten). dazu die unfähigkeit, intrigant zu sein. ein touch von 'macken' scheint das ganze noch zu krönen (ich werde manchmal schon wegen meiner erscheinung als individualistisch und unabhängig, stark, tituliert; dabei ist dies mein mageres maximum an 'aussenwelt-kompatibilität', dass ich hinkriege, und alles andere würde mich nur hoffnungslos überfordern..). manchmal stelle ich mit befremden fest, dass ich aus oben genannten gründen als 'guter mensch' dargestellt werde. wie es bei werbekampagnen sitte ist, muss man ja nicht darauf hinweisen, dass ich nicht 'anders kann', da sonst meine welt in einzelreize zerfällt, die mich bis zur ich-auflösung vereinnahmen können; zudem wurde mir solcherlei erklärung sogar schon als 'sein licht unter den scheffel stellen, um noch mehr lorbeeren eimzuheimsen' deklariert.

aber mir ist immer noch nicht klar, ob ich deine fragestellung damit beantwortet habe bzw. wieso du dies fragst.
10.10.06, 23:57:38
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uppsdaneben
(Autistenbereich)

Zitat von bellaria:
I
Mal angenommen, Asperger-Syndrom wäre völlig unbekannt und die Leute sollten erfahren, dass es sowas gibt - was würdet Ihr ihnen erzählen wollen? Welches Bild würdet Ihr in fremden Köpfen entstehen lassen wollen? Welche Botschaft sollte mit dem abstrakten Begriff "AS" verbunden werden? Woran sollte jede/r als erstes denken dabei? Welches Gefühl sollte damit verknüpft werden?


Wie immer sollte sich Neues an Bekanntes leicht verknüpfen und positiv besetzt sein, also: Mr Spock ist Mensch.
11.10.06, 08:48:46
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uppsdaneben
(Autistenbereich)

Zitat von _OO_:
Wenn ich annehme, daß es unstrittig wäre diesen Begriff zu gebrauchen, würde ich zunächst vermitteln wollen, daß das "Syndrom" nach der Person benannt wurde, die erstmals 1938 eine seperate autistische Symptomatik beschrieben hatte.


Bevor der Satz zu Ende ist, ist dein Leser/Zuhörer/Zuschauer schon eingeschlafen.


Zitat:
Weiter: Autismus ist bedingt durch eine reizempfindliche Wahrnehmung mit Tendenz zu Überforderung und Reduzierung.


Viele Menschen fühlen sich heute überfordert und wollen gerne abschalten. Warum also einer anderen Gruppe ein Privileg einräumen?

Zitat:
daß einerseits in einzelnen Bereichen Hilfe nötig ist, andererseits aber starke Begabungen auftreten.


Was denn jetzt? Sind Aspies hilfsbedürftig oder toll? Beides geht nicht.
11.10.06, 08:56:27
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Silvana
(stillgelegt)

Zitat von uppsdaneben:


Was denn jetzt? Sind Aspies hilfsbedürftig oder toll? Beides geht nicht.


So wohl als auch und genau das sollte klar weden.

Grundsätzlich sollte sollt klar werden das ASler ganzeinfach Menschen sind, die im Bereich "Sozialkompetenz" auf Grund einen angeborenen Felfunktion im Gehirn, Probleme haben. Aber ansonsten genauso Menschen sind, wie die anderen auch mit (ganz wichtig) Gefühlen, Wünschen und Bedürfnissen.
Das mit spezial Begabungen halte ich nicht für ein Hauptmerkmal, ehr für eine Sache die man erwähnen kann und die so zu sagen einen "aja schau mal an" effekt haben kann.
Weil nicht alle ASler entwickel "brauchbare" interessen und Sonderbegarbungen.

Unendliche Manigfaltigkeit, in unendlicher Kombination

-

Stillgelegt auf eigenen Wunsch, mfg [55555]
11.10.06, 10:37:39
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FrauFachmann
(stillgelegt)

geändert von: FrauFachmann - 11.10.06, 11:37:56

Zitat von Silvana:


So wohl als auch und genau das sollte klar weden.



I don't suffer from madness - I enjoy every minute of it!
Mir wäre es am liebsten, wenn meine eigentümlichen Seiten den Leuten egal wären und man trotzdem einfach freundlich und nett zueinander sein könnte.
(Und wenn man schon angeklotzt wird wie ein Zoo-Tier, dann aber bitte Eintritt bezahlen!) zz-freuen
11.10.06, 11:34:17
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Valo
(Parlament)

Zitat:
"was-wäre-wenn-Spiele"
Die könne ganz nett sein.

Zitat:
Es wird dadurch nicht einfacher, dass es in D angeblich 40.000 eingetragene Marken gibt und normale Menschen nur einen Wortschatz von 2000 Wörtern haben.
Armes Deutschland. Wie ist es denn in Österreich?


Zitat:
Stellt Euch vor, Ihr seid ein neuer Energy-Drink: Warum sollte Euch jemand kaufen und was müsste der von Euch wissen?
Ich kann mich auch im Alltag nicht verkaufen. Wie soll ich den Leuten dann sowas "sperriges" verkaufen können?
Außerdem hast du Recht, dass es "das" einheitliche AS nicht gibt. Es ist ein Syndrom.
Schau dir nur mal die Aspies bei einem Treffen an (SHG z.B.): sie sind wunderbar verschieden.
Deine Liste der Extreme ist schon nicht schlecht geraten. Sie erklärt mehr, als du ahnst!
11.10.06, 11:46:57
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bellaria
(Angehörigenbereich)

Zitat von Valo:

Zitat:
Es wird dadurch nicht einfacher, dass es in D angeblich 40.000 eingetragene Marken gibt und normale Menschen nur einen Wortschatz von 2000 Wörtern haben.
Armes Deutschland. Wie ist es denn in Österreich?


Die Zahlen habe ich aus folgender Quelle: Hans-Peter Förster: Corporate Wording. Konzepte für eine unternehmerische Schreibkultur, campus-Verlag, 1994

Zahlen über Ö habe ich nicht, nehme aber mal an, dass sie in etwa gleich sein werden. Wobei ich das mit den 2.000 Wörtern Wortschatz anzweifle, weil es nicht zwischen aktivem und passivem Wortschatz unterscheidet (die sehr unterschiedlich groß sind). Siehe auch: Wikipedia: Deutscher Wortschatz

Übrigens:
Der Begriff: "Syndrom der Extreme" ist gut, aber schon von AD(H)S besetzt zwinkern
11.10.06, 14:21:05
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bellaria
(Angehörigenbereich)

geändert von: bellaria - 11.10.06, 15:59:13

Habe noch ein wenig weiter nachgedacht:

Ist "Autismus" zwingend nötig, um AS zu kommunizieren oder geht das auch ohne diesen zweiten, sperrigen, furchterregenden (und leider bereits weitgehend negativ besetzten) Begriff?

"Autismus light" wird auch manchmal verwendet - nur dass man dann erst mal Autismus erklären muss und (wie uppsdaneben bereits richtig festgestellt hat) dann alle schon eingeschlafen sind, bevor man zu AS kommt.

Mir würde es besser gefallen, ohne diese zweite Wort-Keule auszukommen.

Noch ein paar Aspekte sind mir eingefallen:
Menschen sind fasziniert von Neuem, Unerforschten, Unentdecktem (siehe die Sendung Universum, etc.). Mit dem Problem, dass sehr vieles bereits entdeckt und erforscht ist und nur noch wenig wirklich Unbekanntes übrig bleibt (Weltall, Tiefsee). Das macht Euch spannend und interessant und es attraktiv, sich mit Euch zu beschäftigen!

Ich stelle mir Aspies gerne als so eine Art menschlicher Eisberg vor: 1/7 ist sichtbar, der Rest ist unbekannt und wird es auch bei noch so langer Bekanntschaft weitgehend bleiben. Deshalb glauben ja viele auch, Ihr habt keine Gefühle. Das Bild kann interessant sein, ist nur leider auch negativ besetzt: Menschlicher Eisberg = gefühlloses Monster. Aber vielleicht kann man die Idee weiter verfolgen, ohne diese Assoziation zu provozieren?
"Der Aspie, das unendeckte Land" oder sowas in die Richtung.

"Außerirdische mitten unter uns" würde wohl eher Panik erzeugen zwinkern

Außerdem sind Aspies selten und einzigartig-verschieden und daher kostbar. Dieser Aspekt schafft die Klammer um "toll" und "müssen geschützt werden" ganz gut, wenn man ihn herausarbeitet. Ihr seid also sowas wie Perlen, Sternschnuppen oder Diamanten - nicht auf den ersten Blick erkennbar, nur teilweise von praktischem Nutzen, aber trotzdem als wertvoll anerkannt.

Dann gibt es noch den Neid-Aspekt a la: "Wieso kriegen die Nachteilsausgleiche, Schwebi und anderen Luxus - ich muss mich täglich irgendwie zur Arbeit schleppen und mir fällt das auch nicht leicht." "Schon wieder eine neue Modekrankheit - wir mussten als Kinder einfach parieren und gut wars". "Schon wieder eine neue Gruppe, die vom Mitleids-Kuchen was abhaben will", etc. Der ist sehr gefährlich in Zeiten von HartzIV und Sozialschmarotzer-Debatten. Hat jemand Ideen, wie man damit umgehen kann?

*weiterdenken geh*
11.10.06, 15:39:28
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Silvana
(stillgelegt)

Ich hätte gerne das klar ist das ASler kein Mitleid (völlig überflüssiger Kram) wollen. Sondern das die meisten gerne arbeiten würden, aber in dieser schnell lebigen Welt halt problemme haben flexibel (ich hasse dieses Wort, es sagt alles und nichts)zu sein.
Aber wenn man ihnen einen Raum in der Arbeitswelt giebt, können sie eine Bereicherung für ein Unternemen sein.
"Querdenkerfaktor" (Begriff: aus das Merkuripuzzel).
Oder sich durch ihre Gründlichkeit auszeichnen.
Und das ASler genauso Gefühle haben wie NTs auch, auch wenn sie nicht damit hausieren gehen, und ihre Gefühlswahrnemung sage ich mal etwas langsammer oder einfacher ist (ich weis diese Beschreibung ist stark vereinfacht und ungenau sorry)

Und das andere etwas offtopik:
In der heutigen Welt soll man nach allen Seiten offen sein, und trotzdem einen eigenen Standpunkt haben............
Für mich wiederspricht sich das.
Irgend wann las ich den Spontispruch: Wer nach allen Seiten offen ist, kann nicht ganz dicht sein.
Ich glaube da ist was wares dran.

Eine erfolgreiches nachdenken
Silvana.
In moment grübel ich so viel. Das meine beiträge vieleicht manchmal etwas Chaotisch sein können, bitte seht mir das nach.

Unendliche Manigfaltigkeit, in unendlicher Kombination

-

Stillgelegt auf eigenen Wunsch, mfg [55555]
11.10.06, 20:30:48
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