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Thema: TV-Doku über "Haus Bucken" am 30. Oktober 2011, 21.45 Uhr (http://perfektibilistenorden.de/topic.php?id=5200)


Geschrieben von: wolfskind am: 27.10.11, 11:10:09
Zitat:
keiner der zwölf Bewohner im Haus Bucken hat etwas gemein mit Hollywoods Rain Man oder den anderen Savants, von denen es gerade mal eine Handvoll auf der Welt gibt. Der Alltag in einer Einrichtung wie dieser kommt ohne Gloriolen aus. Es ist ein zäher, anstrengender, liebevoller Kampf mit kleinen Fortschritten und vielen Rückschlägen - und er dauert ein Leben lang. Mit seiner Langzeitbeobachtung gewährt Wolfram Seeger Einblick in die rätselhafte Welt dieser Kranken.
Sehen Sie am Sonntag, 30. Oktober 2011, 21.45 Uhr einen Film von Wolfram Seeger, der im vergangenen Jahr auf der Duisburger Filmwoche (2010) uraufgeführt wurde. Über den Zeitraum eines Jahres hat sich der Dokumentarist Wolfram Seeger im Haus Bucken aufgehalten, behutsam und mit viel Geduld nähert er sich den Bewohnern und nimmt an ihrem Alltag teil. Es ist ein Eintauchen in eine für Normalsterbliche unzugängliche, manchmal schwer erträgliche Welt.

Seeger, der selbst die Kamera führt, sind Bilder gelungen, die spürbar machen, wie schwer die Behinderung der Bewohner ist und wie anstrengend es sein kann, das Leben mit einem Autisten zu teilen. Die Kamera beobachtet zurückhaltend, manchmal ist sie auch Ansprechpartner für die Bewohner.


Quelle


Geschrieben von: 55555 am: 27.10.11, 11:48:53
Wieder was gelernt: Ich scheine nicht normalsterblich zu sein.

Ansonsten kaum zu glauben, daß sowas in diesem Stil von Journalisten in diesem Jahrhundert noch verbrochen wird.


Geschrieben von: [55555] am: 27.10.11, 11:51:17
Den Titel habe ich um "TV-Doku über "Haus Bucken" am" ergänzt, da mir eine Zeitangabe zu wenig aussagekräftig erschien.


Geschrieben von: wolfskind am: 29.10.11, 17:15:12
über Haus bucken wird auf 3sat auch noch das hier gezeigt:

31.10 - 23:50

Der seltsame Sohn
Im Haus der Autisten
Dokumentarfilm von Wolfram Seeger, Deutschland 2009
Länge: 44 Minuten

1.11 - 1:05
Lichtblicke
Haus Bucken - Ein Heim für Autisten
Dokumentarfilm von Wolfram Seeger, Deutschland 1993
Länge: 59 Minuten


Geschrieben von: Fundevogel am: 30.10.11, 02:17:47
Also wenn ich im Schwimmbad zwei Stunden still stehe, dann liegt das nicht daran, dass ich meinen Willen durchsetzen will, sondern

weil ich die ätzende Lautstärke wegblenden muss,
weil mir dauernd Leute durch meine geplanten Bahnen schwimmen,
weil ich kein sicherer Schwimmer bin und erst einmal beobachten möchte was abgeht,
weil ich die Hin- und Herbewegungen und Farbveränderungen des Wassers beobachte,
weil ich Freunde daran habe, wie das Wasser um meine Haut wogt und meinen Badeanzug füllt,
weil ich es peinlich finde, dass meine Mutter um mich herum schwimmt, während hübsche Mädchen mich beobachten,
weil ich eine Badehose anhabe, die sich mit Wasser füllt und dicke Blasen bildet,
weil der Bademeister sagte, dass Ruhe im Becken herrschen soll,
weil ich in starken Wasserbewegungen wie ein Fels in der Brandung stehen will,
weil mir die Wasserberührung so unangenehm ist, dass ich den geringsten Widerstand bieten möchte,

weil mir danach ist!

Eine Kamera ist darauf gerichtet, was der Kameramann zu sehen und zu denken in der Lage ist.
Vielleicht ist er als Rechtfertigungsfilm gedacht?


Geschrieben von: Hans am: 31.10.11, 13:09:03
Ich habe es nicht sehen können, weil ich ja keinen TV-Apparat mehr habe.
gibt es eine "Mediathek" bei der man das nach-sehen kann ?


Geschrieben von: wolfskind am: 01.11.11, 20:02:11
man sah dort ziemlich am anfang auch jemanden der fixiert war.
er hing über einer pritsche mit einer fixierten Hand.

der computer dort war gesperrt für die bewohner.
einer hat immer wieder auf den tasten rumgetippt wohl in der hoffnung dass er an geht..

ich konnte in der 3sat mediathek nichts finden.


Geschrieben von: Hans am: 02.11.11, 03:38:59
Wenn ich das jetzt so lese, war es wohl besser das nicht zu sehen,
um weiter hin gut schlafen zu können.


Geschrieben von: Schamanin am: 02.11.11, 18:54:25
Zitat von wolfskind:
man sah dort ziemlich am anfang auch jemanden der fixiert war.
er hing über einer pritsche mit einer fixierten Hand.



ja, fand ich auch krass. in der doku aus dem jahr 1993 wurde erklärt, warum. er war davor in einer geschlossenen anstalt für 3 jahre angekettet und mit medis niedergespritzt. sie haben monate gebraucht, um ihm das gehen wieder beizubringen und er fordert es zur beruhigung ein. eine sehr traurige geschichte.

ich bin zwiegespalten, was die drei dokus betrifft. einerseits ist der schonungslose einblick in eine einrichtung wie diese hart zum abbeißen. andererseits ist es mein alltag. mein sohn ist auch schwer eingeschränkt und ich kann nur versuchen, ihm das leben auf dieser kugel so angenehm wie möglich zu gestalten.

ganz ehrlich, von all den einrichtungen, die ich bis jetzt gesehen hab, ist diese noch die angenehmste, weil ich schon das gefühl habe, dass die betreuer bemüht sind, ihnen ein erträgliches leben zu ermöglichen. aber wie, wenn man nicht versteht, wie's dem anderen wirklich geht.


Geschrieben von: starke Dame am: 03.11.11, 09:26:38
Hallo,

ich habe es gesehen, die anderen Berichte nicht mehr, mir platzte sprichwörtlich fast der Kragen.

1. Dauernd ist ein Betreuer um einen, einer wurde fixiert, wenn er mit Helm rumlaufen durfte, waren immer noch Bandagen mit Metalldrucknöpfen oder- Schnallen an den Handgelenken, jedes mal wenn der Betreuer was sagte, schlug sich der Autist mit dem Metall an der Bandage gegen die Wange, dass sie blutig und vernarbt war, war wohl schon immer so. Warum kann der Betreuer nicht den Mund halten, wenn jedes Wort eine Selbstverletzung zur Folge hat.

2. Vorführung in der Dusch;

3. Aussage, die Bewohner werden niemals in der Lage sein alleine zu leben, also wird dementsprechend auch nicht daran gearbeitet, eine Selbstständigkeit zu fördern.

Es hat sich einmal wieder bestätigt, diese Heime sind der größte Mist und nicht für Autisten geeignet.


Geschrieben von: wolfskind am: 03.11.11, 10:48:59
Als dem A mit dem helm die haare geschnitten werden sollte,
stand der betreuer daneben und eine damen zum schneiden hinter ihm.
der A schlug sich bei jeder berührung mit dem kopf an das fenster.
der betreuer sagte dann "das ist ein fenster" und schob den A davon weg.
daraufhin biss der A den betreuer und dieser nahm ihn aus dem stuhl und schupste ihn richtung tür.


Geschrieben von: PvdL am: 03.11.11, 13:26:20
Zitat von Fundevogel:
... sondern weil ...

Phantastischer Beitrag.

Das Schlimme ist, daß man sich dann noch anhören darf "Sag mal, kriegst Du überhaupt etwas mit?", obwohl man viel mehr mitkriegt, als einem lieb ist.