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Autor Nachricht
Coyote
(Autistenbereich)

Da mir das "nicht Denken" doch zu kompliziert erscheint (ich meine nicht, dass es nicht möglich ist), versuche ich es gar nicht erst.

Und weil wir hier so viel über das Denken schreiben, habe ich mal eine Frage, wie es bei euch denn so ist?
Ich kenne Leute, die machen alles Mögliche gleichzeitig. Das geht bei mir gar nicht, noch nicht mal bei den einfachsten Dingen.

Also, mich interessieren nicht gerade hauswirtsschaftliche Arbeiten, dies muss aber hin und wieder gemacht werden und da knüpfe ich jetzt mal an.

Wenn ich etwas ganz simples mache, zum Beispiel den Fußboden ausfegen, dann denke ich nur daran, nur ans fegen, an nichts anderes. Jeden Fussel, den ich fege, fege ich bewusst weg.
Kommt jetzt jemand und spricht mich an, fege ich nicht mehr weiter, sondern stoppe auf der Stelle, bleibe bewegungslos stehen und höre zu. Ich kann nicht beides, also nicht fegen und zuhören.
Genauso bei anderen Tätigkeiten, wie Geschirr einräumen ect. Ich denke mit jeder Faser meines Gehirns an das Geschirr.
Man könnte auch sagen, dass ich bei Aktivitäten immer in der Gegenwart bin.

Wenn ich aber nicht aktiv bin, zum Beispiel über etwas nachdenke, wie Probleme oder ich philosophiere herum, kann ich nichts machen. Wirklich nichts. Meine Motorik ist so gut wie ausgeschaltet.
Ausnahme: Denken und Schreiben und beim Denken und Gehen/Laufen. Weil das wohl wie automatisch geht.

Das oben Beschriebene wirkt auf andere ziemlich merkwürdig. Doch als neulich mein Sohn sein T-Shirt wollte und ich ihm sagte, dass es links oben auf der Wäscheleine hängt, mit den Wäscheklammern rechts in der Farbe blau und links mit Rot staunte er mal wieder.
Daraufhin wollte er wissen, welche Farben ich denn an den einzelnen Wäschestücken angebracht hatte (also die Farben der Klammern). Das wusste ich zu 90 Prozent. Ich hatte vier verschiedene Farben der Wäscheklammern.

Ich verlege auch nie meinen Schlüssel ect. Wenn aber zu viel wuling um mich herum ist und ich muss schnell weg, z.B. zur Arbeit, dann kann es passieren, dass ich etwas vergesse. Dann, wenn mein Mann oder mein Sohn etwas von mir wollen.
Bin ich alleine, mache alles in Ruhe, klappt es hundertprozentig.
Halse ich mir aber zu viel auf (was bei anderen Leuten noch recht wenig ist), verliere ich den Überblick.

Ist es bei euch auch so? oder ähnlich?

Im Moment ist es oft so, dass ich lange vor einem Sandbild sitze und zuschaue, wie der feine Sand herunterrieselt und neue Formen bildet. Schwarz/Weißer Sand zwischen Glasplatten gepresst, der bizarre Gebilde und Muster formt. Das ist im Moment meine Lieblingsbeschäftigung, weil alles andere nicht mehr so gut funktioniert. Dabei denke ich an den Sand und die Formen und an nichts anderes.

Wenn ich absolute Ruhe hätte, würde ich mich mehr mit interessanteren Dingen beschäftigen, aber das geht leider nicht. Die Zeit wird kommen und dann bin ich so vertieft, dass ich nicht mal mehr ans Internet denke …



Gesellschaftsfähig sein heißt, seine Individualität aufzugeben, um der Herde zu folgen.(H.M.)
12.07.09, 17:11:29
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feder
(Autistenbereich)

Ich kann auch nicht an mehrere Sachen gleichzeitig denken. Vor allem Dinge, die mich nicht interessieren, aber trotzdem gemacht werden müssen, erfordern bei mir viel Konzentration. Wenn ich zum Beispiel etwas im Haushalt mache, dann denke ich nur daran und bin erst zufrieden, wenn es ganz fertig ist. Dann kann ich mich etwas anderem zuwenden. Ablenkungen (angesprochen werden o.ä) können dazu führen, dass ich vergesse, wo ich unterbrochen worden war und dann die Hälfte ungemacht zurücklasse.
Laufen und Denken geht einigermassen, aber nur, wenn ich an Themen denke, die nicht meine ganze Konzentration erfordern (sonst kann es passieren, dass ich ein Hindernis/Wegbiegung nicht mitbekomme und irgendwo dagegenlaufe).
Wenn ich wirklich intensiv über etwas nachdenke, dann bekomme ich von meiner Umgebung kaum etwas mit.
12.07.09, 17:26:29
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Mas2012
(Gastzugang)

Bei mir ist das ziemlich genau so.
Nur auch schon wieder ein bisschen anders:-)

Habe durch Konzentrationsübungen und so weiter gelernt
so schnell zwischen den Aufgaben hin und her zu springen,
das es anderen Menschen unmöglich auffällt.
Das ist dann ungefäir so.
Kehren...zuhören, was jemand zu mir sagt...kehren...über die Antort nachdenken...kehren...antworten...kehren...zuhören...usw.

Wenn ich nicht denke ist alles gleichzeitig möglich:-)

Abgesehen davon, benutze ich einen Teil meines Gehirns, als Zwischenspeicher. Für stressige Momente, wird darin der Plan
abgespeichert. Bei Gesprächen, Sätze die ich nicht vergessen will zu sagen. Bei Rechnungen die Zwischenergebnisse.
12.07.09, 17:54:13
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Nord
(Standard)

ich kann auch keine 2 sachen gleichzeitig machen. wenn ich jetzt eine sehr mnotone arbeit mache schweifen meine gedanken immer wieder ab, auf sowas kann ich mich nicht dauerhaft konzentrieren. wenn ich eine maschine einstell dann bin ich nur bei der maschiene was rechts und links mit den anderen maschienen ist merke ich nicht(auch nicht wenn sie kaputt sind und fast abbrennen).

http://www.loveshy.de/.
12.07.09, 18:51:12
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zoccoly
(Autistenbereich)

Zitat von Mas2012:

Habe durch Konzentrationsübungen und so weiter gelernt
so schnell zwischen den Aufgaben hin und her zu springen,
das es anderen Menschen unmöglich auffällt.
Das ist dann ungefäir so.
Kehren...zuhören, was jemand zu mir sagt...kehren...über die Antort nachdenken...kehren...antworten...kehren...zuhören...usw.


So lebe ich inzwischen 22 Jahre und habe Bedenken, dass das wirklich gesund ist. Mir sagte meine Ärztin, dass ich bald spüren werde, dass meine Kräfte nachlassen. Meine Mutter höchstwahrscheinlich auch A, nie krank, sagte mit 52 Jahren, sie habe keine Kraft mehr.

stillgelegt
12.07.09, 20:25:24
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ich gehe auch mit ziemlicher Sicherheit davon aus, daß das Raubbau an den eigenen Kräften ist, ebenso wie "Positives Denken" nicht selten negative Folgen für die sich so verknotenden Personen hat.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
12.07.09, 20:53:57
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Mas2012
(Gastzugang)

Ich weiss, die Taktik kostet viel Kraft.
Merke ich jeden Tag.

Seitdem ich weiss wer ich bin, versuch ich nur mehr eines nach dem anderen zu machen und lass mir mehr Zeit als früher.
Dadurch ist es schon um einiges leichter geworden.

12.07.09, 21:16:03
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haggard
(Autistenbereich)

geändert von: haggard - 12.07.09, 21:50:56

als ich noch monotone arbeiten verrichten musste wie daten vom papier auf einen pc zu übertragen, der straßenlärm immens war, hörte ich zusätzlich englischsprachige hörbücher um mich auf den text zu konzentrieren, den ich übersetzte, während ich nicht mehr gelangweilt die daten übertrug. das war anstrengend. aber dafür war ich kurzfristig wieder hochkonzentriert.

beruflich habe ich es gelernt, manche dinge gleichzeitig zu tun. zum beispiel hören, sehen und schreiben. das macht man so zwar wahrscheinlich auch, aber eher "diffus" (fällt mir momentan kein anderer begriff ein). nicht unbedingt punktuell für ein gemeinsames ergebnis aus den drei bereichen, die sich permanent gegenseitig prüfen.

vielleicht war das jedoch auch nur möglich unter anderen gemütszuständen.


@Mas2012:
Zitat:
...benutze ich einen Teil meines Gehirns, als Zwischenspeicher.

das bezogen auf deine anderen ausführungen zum thema "nicht denken" finde ich vollkommen unlogisch. erst etwas als kein speicher deklarieren und dann doch. *schrei*
12.07.09, 21:37:13
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Mas2012
(Gastzugang)

Azrael, du solltest echt mal lesen was ich so schreibe.
Aber du hast recht, speicher war das falsche Wort.
Es ist wie ein zweiter Empfänger!!

Zwischenspeicher war das Wort das jeder von Euch versteht.
Jeder kann sich was darunter vorstellen.

Ich hab leider das Thema selbst so gross gemacht.
Ich weiss nicht wie ich euch das Wissen von 50 Büchern und
den Erfahrungen dazu, in ein paar Zeilen schreiben soll.

Ich habe geglaubt, das es geht, als ich davon erfuhr.
Die Alten Weisen haben sich nie geirrt.

So hab ich begonnen... ich hab vertraut.
12.07.09, 22:20:56
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haggard
(Autistenbereich)

ja, ich lese - sorry Coyote - was du, Mas 2012, schreibst.
wenn du mit speicher keinen "speicher" meinst, dann benenne das doch anders. das, was du schreibst, finde ich zum größten teil total verwirrend. mal so mal so. sehr schwammig, nicht auf einen punkt kommend... mir ist das zu anstrengend und deswegen werde ich mich damit nicht mehr beschäftigen.
12.07.09, 22:36:50
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Coyote
(Autistenbereich)

Zitat von azrael:
als ich noch monotone arbeiten verrichten musste wie daten vom papier auf einen pc zu übertragen, der straßenlärm immens war, hörte ich zusätzlich englischsprachige hörbücher um mich auf den text zu konzentrieren, den ich übersetzte, während ich nicht mehr gelangweilt die daten übertrug. das war anstrengend. aber dafür war ich kurzfristig wieder hochkonzentriert.

Das werde ich demnächst auch üben. Ganz eisern.

Zitat von azrael:
beruflich habe ich es gelernt, manche dinge gleichzeitig zu tun. zum beispiel hören, sehen und schreiben.

Also: z.B. Du schreibst etwas, dann kommt jemand rein, spricht mit dir, du nimmst die Worte sinnvoll auf, während du weiter schreibst.
Das kann ich nicht, will ich aber auch lernen.
Könntest du auch darauf antworten, während du die ganze Zeit weiterschreibst? Also: hören, antworten und die ganze Zeit schreiben?

Also, wenn ich mir Kaffee eingieße, jemand sagt etwas, muss ich absetzen oder ich plörre über.
Mir scheint, das alles kann man lernen. Ich therapiere mich jetzt ...wird nicht leicht sein.

Ich konnte froh sein, dass ich einen Beruf hatte, wo ich alleine in der Dunkelkammer herumpanschen konnte. Aber dadurch stagnierte auch alles andere.
Ich habe es mir wohl immer einfach gemacht.
Ich kann ja mal versuchen, meinen Mann oder Sohn nicht rauszuschmeißen, wenn ich Essen koche und dann mal mit mehreren Töpfen gleichzeitig ...
Allein schon der Gedanke ... oh ...! Lieber mit meiner Freundin versuchen.


Gesellschaftsfähig sein heißt, seine Individualität aufzugeben, um der Herde zu folgen.(H.M.)
13.07.09, 00:10:24
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Andreas K.
(Standard)

Begrenzt läßt sich "multitasking" bzw. denken und etwas anderes gleichzeitig tun,sicher auch für Autisten lernen. Es gehört aber viel Übung dazu.
Als Taxifahrer kann ich inzwischen Auto fahren und mich dabei mit meinen Fahrgästen unterhalten. Allerdings hat eine der beiden Tätigkeiten immer mehr Focus. Wenn ich einem wißbegierigen Touristen die Stadtgeschichte erklären darf (was ich gerne tue), neige ich zu Fahrfehlern. Bei fahrerisch schwierigen Situationen (Glatteis, aber auch schwieriges, sekundengenaues Linksabbiegen ohne Ampel) bitte ich manchmal um Ruhe.
Was immer wieder vorkommt, gerade im Streß, ist, daß ich die "Smalltalk"-Ebene nicht einhalten kann und ein Gespräch übers Wetter beim Klimawandel, eins über volle Straßen bei der Verkehrspolitik landet.
Bei der Hausarbeit bin ich meistens alleine. Wenn ich bei Freuden aushelfe und dann mitten drin angesprochen werde, mache ich auch eine Pause, da mir die Routine bei dieser Doppeltätigkeit fehlt. Ansonsten grüble ich auch meistens herum. Reizarme Situationen ( am liebsten lange Wanderungen im ländlichen Raum) machen mich innerlich ruhiger.
13.07.09, 01:18:32
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