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Autor Nachricht
Wasserspiegel
(Standard)

Langsamkeit – kennt das auch jemand von euch?

Ich bin oft extrem langsam in dem was ich tue. Ich brauche oft viel mehr Zeit für Dinge die andere binnen Minuten erledigt haben.
Zum Beispiel: Wichtige Inhalte aus einem Text heraus suchen, zu unterstreichen und auf zu schreiben. Ich weiß oft nicht was wirklich wichtig ist. Es gibt zu viele Einzelheiten die mir wichtig vorkommen, aber anscheinend nicht sind. Auch bei Arbeiten habe ich erhebliche Probleme in der angegeben Zeit fertig zu werden. Meist bin ich noch mitten am schreiben oder rechnen wenn wir schon abgeben müssen. Mich ärgert es jedes Mal, wenn man mich nicht das hinschreiben lässt was ich eigentlich noch könnte. Da zieht sich alles vor Wut in mir zusammen. Oft hat es den Anschein als ob ich etwas nicht könnte, dabei brauche ich einfach ein bisschen mehr Zeit. Ich lese auch deutlich langsamer und wenn ich einen Satz nicht verstanden habe lese ich ihn eben noch mal. Für einen Hausaufgabe brauche ich manchmal bis zu 3 bis 4 Stunden. Zuhause kann ich meine Zeit ja nach meinen belieben selbst einteilen.
Auch früher war es für mich nicht sehr einfach nach dem Unterricht in einer angemessenen Geschwindigkeit meine Sachen wieder in den Ranzen zu packen, sodass der Lehrer nicht schon entnervt an der Tür stand und den Raum abschließen wollte. Kennt auch jemand dieses Problem?

Wasserspiegel
25.06.09, 11:42:57
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quamquam
(Gastzugang)

Jein,
also ich kenne das bei Dingen, die ich nicht machen will, dann kann es sein, dass ich ewig brauche. Wenn mich etwas interessiert, dann geht es schnell.
In Klausuren bin ich immer viel zu schnell und die Lehrer beschweren sich, dass ich eine weit aus höhere Leistung erzielen könnte.
Bei mir hängt das schwer von der Tagesform ab. An einem Tag mache ich eine Aufgabe extrem langsam oder falsch, am nächsten Tag, wenn ich die Aufgabe erneut erledige, kann ich sie schnell und richtig erledigen.
In der Regel versuche ich allerdings mir gestellte Aufgaben schnell zu erledigen.
25.06.09, 12:34:00
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Das berichten offenbar viele Autisten oder auch deren Umfeld.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
25.06.09, 13:25:15
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Wasserspiegel
(Standard)

Ich verstehe immer nicht warum ich so hetzen soll. Bei mir wird sonst alles falsch. Aber meine Lehrer verstehen das nicht.
25.06.09, 14:12:17
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haggard
(Autistenbereich)

geändert von: haggard - 25.06.09, 16:26:29

das problem hatte ich schon früh versucht zu "umgehen", indem ich jeweils so präzise und umfangreich wie möglich "vorlernte". das hatte den vorteil (je vorhersagbarer die fragen der lehrer wurden), dass ich nicht mehr besonders viel nachdenken musste, sondern nur noch meinen gedankenkatalog durchblättern und "abschreiben", was ich zuvor x-mal wiederholt hatte, sobald ich ein stichwort dafür entdeckte. somit hatte ich für unberechenbare fragen mehr zeit, da ich alles andere lediglich hinkritzelte. später konnte ich arbeiten mehrmals durchgehen und genauestens nach fehlern überprüfen.

ansagen der lehrer wie "noch 20 minuten...noch 10 minuten...noch fünf minuten...noch drei minuten...noch eine minute...blabla..." störten unnötig meine gedanken. jedes mal wurde ich durch diese ansagen herausgerissen und musste gedanklich wieder von vorne beginnen. was natürlich panik auslösen könnte, da 1. die verbliebene zeit bekannt war (benutze sonst keine uhren) und 2. ich sah, was ich alles in der wenigen verbliebenen zeit beantworten musste.

mit meiner taktik war es zuletzt so, dass ich selbst nach wenigen minuten oder aber weit vor allen anderen mit klausuren abgeschlossen hatte.

was mich heute nervt sind die kassierer an den kassen im supermarkt. durch umstrukturierung ihrer arbeitsplätze befinden sich computer an der stelle, wo man sonst seine waren wieder in empfang nehmen konnte. nun muss man sich alles unter den computern/bildschirmen, die die sicht auf die waren versperren, hervorziehen - gleichzeitig am besten selbstverständlich auch noch geld austauschen und aufpassen, was die eigenen waren und was die waren fremder personen sind, die einfach schon einmal in die eigenen waren geschoben werden - weil niemand scheinbar mehr zeit hat oder warten kann, bis man alles verstaut hat.

oder personen, die der offensichtlichen meinung sind, dass es schneller funktionieren würde, wenn sie mich oder andere personen in den bus oder zug stoßen. als wäre es die letzte fahrgelegenheit, obwohl nach fünf minuten die nächste kommt...
25.06.09, 16:25:14
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Wasserspiegel
(Standard)

Anzählungen der Lehrer, sogenannte Countdowns finde ich auch sehr störend. Das macht zuviel Druck. Noch störender finde ich es allerdings, wenn Lehrer meinen sie müssten während Arbeiten geschrieben werden, laut losreden und noch irgend etwas zu einer Aufgabe erklären. Das reißt mich auch oft so aus dem Konzept, dass ich nicht mehr weiß was ich schreiben wollte und von vorne beginnen muss.
25.06.09, 18:08:34
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quamquam
(Gastzugang)

Ich warte zu Beginn einer jeden Klausur 10 Minuten bevor ich anfange, manchmal geht es auch schneller, aber ich warte immer, bis Ruhe eingekehrt ist, damit ich anfangen kann.
25.06.09, 18:35:10
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zoccoly
(Autistenbereich)

Zitat von Wasserspiegel:
Noch störender finde ich es allerdings, wenn Lehrer meinen sie müssten während Arbeiten geschrieben werden, laut losreden und noch irgend etwas zu einer Aufgabe erklären.


Das sollten die "lieben" Lehrer bitte zum Anfang der Klausur tätigen, damit jedem Schüler die Aufgabenstellung klar ist und erst danach sollte die Zeit genommen werden, die auch nur eine Richtzeit sein kann. Forder es ein, denn mit dem Dazwischenreden nehmen sie dir Zeit weg.

stillgelegt
25.06.09, 21:28:50
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drvaust
(stillgelegt)

Ich war/bin immer langsam, zumindest körperlich.

Gedanklich bin ich manchmal langsam, weil ich anders denke, nicht die übliche Standart-Denke kenne, und deshalb überlege statt die Standart-Antwort zu geben. Außerdem bin ich Perfektionist, ich will alle Aspekte bedenken, statt mich mit der üblichen erstbesten Lösung zufriedenzugeben. Aber ich kann auch schneller denken. Manchmal hatte ich eine Aufgabe im Kopf gelöst, bevor die Anderen die Aufgabenstellung aufgeschrieben hatten.

Mein Hauptproblem ist die körperliche Langsamkeit. Ich kann mich nicht schnell bewegen, nicht schnell schreiben u.ä.. Wenn ich mich schneller bewegen will, kann ich meine Bewegungen nicht mehr richtig koordinieren. Es fällt manchmal auf, daß ich mich in 'Zeitlupe' bewege. Ich bin meistens der Letzte.

Im Diktat hatte ich nur halbe Sätze geschrieben, oder Sätze weggelassen, um mitzukommen. In Arbeiten hatte ich wenig geschrieben oder wurde nicht fertig. Wenn ich mit wenigen Worten das Verlangte schreiben konnte, war das kein Problem. Aber ich hatte in Mathematik mehrmals 0 Fehler 5, weil ich zu wenig geschafft oder den Lösungsweg (Punkte dafür) weggelassen hatte. Außerdem bekam ich manchmal Ärger, weil ich wenig mitschrieb.
Als Handwerker (mein Traumberuf) bin ich gescheitert, weil ich nicht die nötige Quantität schaffte. Ich brauchte viel länger als die Kollegen.

Mein Reaktionsvermögen ist auch langsam, manchmal reagiere ich zu langsam. Mehrmal war ich gestürzt, bevor ich reagieren konnte.

Ich vermute, daß mein motorisches Nervensystem zu langsam arbeitet, evtl. auch zu grob. Im Gegensatz zum Denken.
26.06.09, 02:48:52
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quamquam
(Gastzugang)

Mir fällt da eine Unterrichtssituation ein.

Wir sollten beim Hören eines Liedes den Text mitschreiben. Ich begann und hörte schnell wieder auf, weil ich nicht mitkam. Hinterher fragte mich meine Lehrerin, warum ich aufgehört habe mitzuschreiben. Ich sagte ihr, dass ich zwar alles verstanden habe, es mir aber unmöglich war so schnell zu schreiben. Sie teilte mir mit, dass es darum ginge, dass ich nur die Teile mitschreibe, die ich in dem Tempo bewältigen konnte. Ich sagte ihr, dass das nicht richtig ist, dass ich ja den Text mitschreiben sollte, alles was ich verstand und mir das zu schnell ging und dass ich nicht einen Text mit Lücken notieren kann und deswegen die Mitschrift eingestellt hatte. Sie hat mich nicht verstanden und ich war verwirrt, dass sie eine Arbeitsanweisung gegeben hatte und diese hinterher anders erklärte.
26.06.09, 03:58:39
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feder
(Autistenbereich)

Zitat:
Das sollten die "lieben" Lehrer bitte zum Anfang der Klausur tätigen, damit jedem Schüler die Aufgabenstellung klar ist und erst danach sollte die Zeit genommen werden, die auch nur eine Richtzeit sein kann.

Das ist manchmal leichter gesagt, als getan... Neulich hatte ich an der Uni eine Klausur, in der der Dozent zwar anfangs Zeit gab für Fragen, aber als hinterher noch Fragen kamen, hat er sie immer für alle beantwortet, was halt zu unberechenbaren Unterbrechungen geführt hat.
Vor allem an der Uni, wenn man bei einem Dozenten eine Klausur schreibt und dann vielleicht zwei Semester lang mit diesem Dozenten nichts mehr zu tun hat, lohnt es sich gar nicht wirklich dieses Recht einzufordern, oder man tut es bei jedem einfach mal präventiv, woran sich gemäss meiner Erfahrung aber trotzdem keiner hält.

26.06.09, 10:29:22
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zoccoly
(Autistenbereich)

Schade, das hört sich nach Resignation an. Eventuell möchte der Dozent mit den weiteren Erklärungen helfen und ist sich nicht bewusst, dass sein Verhalten störend ist.

stillgelegt
26.06.09, 10:37:08
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