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Alabama Man
(Autistenbereich)

Dieser Artikel wird unvollständig abgeschickt. Ich bitte um Interaktion um Punkte darin zu ergänzen, da die Erfahrungen von uns allen mit Sicherheit einen vollständigeren Artikel abgeben werden als nur die Erfahrung eines Einzelnen.
Los geht’s:

Ich halte den Begriff „Autismus“ im etymologischen Sinne für absolut verfehlt.

Zitat:
Das Suffix -ismus (manchmal auch in der Form -smus) ist ein Mittel zur Wortbildung durch Ableitung (Derivation). Das entstandene Wort bezeichnet ein Abstraktum, oft ein Glaubenssystem, eine Lehre, eine Ideologie oder eine geistige Strömung in Geschichte, Wissenschaft oder Kunst. Es kann sowohl an Substantive (Alkohol-, Putsch-) angefügt werden als auch an Adjektive (sozial-, extrem-), wodurch dann gleichzeitig neue Adjektive auf die Endung -istisch entstehen.

Da die Ismen (Plural v. Ismus [nach der häufig verwendeten Endung …ismus] m. Gen. – meist spött. Bezeichnung für [bloße] Theorie) häufig ein Kollektiv von Anhängern einer Bewegung bezeichnen (z. B. Sozialisten, Putschisten), wird diese Form von Adjektiven häufig auch – oft nur umgangssprachlich – abwertend oder aufwertend als Zeichen der Gruppenzugehörigkeit verwendet, um sich mental von etwas zu distanzieren (wie z. B. imperialistisch statt imperial) oder sich mit etwas zu identifizieren. Außerdem wird das Suffix verwendet, um jemanden zu charakterisieren oder zu klassifizieren (Egoismus, Narzissmus).

Im Gegensatz zu vielen anderen Suffixen sind die Suffixe „-ismus“ und „-ist“ in der deutschen Sprache der Gegenwart noch produktiv. Neue Wörter entstehen nach Bedarf.


Quelle

Demnach wäre Autismus eine Bewegung oder eine Ideologie der Selbstbezogenheit.
Das erinnert mich ein wenig an moderne Formen des Satanismus, wo die Selbstvergöttlichung im Vordergrund steht. Diesen Vergleich ziehe ich bewusst um die Deplatziertheit des Begriffs „Autismus“ noch deutlicher zu Kennzeichnen. „Autismus“ ist keine Ideologie, sondern etwas sehr realistisches, es ist kein Glaubenssystem, denn es gibt unter Autisten genau wie unter Nichtaustisten Atheisten, Christen, Juden, Moslems, Buddhisten usw. Es ist auch keine Lehre und keine Abhängigkeit von irgendwas (wie es bei Alkoholismus wäre), denn ein Autist ist nicht mehr von sich selbst abhängig als jeder andere Mensch auch.

Doch was macht einen „Autisten“ dann aus?
Laut medizinischer Meinung machen eine Menge Dinge „Autismus“ aus, die eigentlich nur Folgen der falschen Behandlung von Menschen mit dieser angeblichen Störung sind.
Ihr habt sicher eine Menge Beispiele aus eigener Erfahrung für solche Fehleinschätzungen. Es wäre schön, wenn man hier einige davon aufzählen könnte. Wer möchte, kann gerne in diesem Fred welche posten und ich werde sie in diesem Artikel ergänzen.

Nachdem ich mich lange und intensiv mit Antipädagogik beschäftigt habe – die übrigens in keinster Weise mit antiautoritärer Erziehung (laissez-faire) gleichzusetzen ist, auf die Grundzüge von Antipädagogik wird aber gleich noch eingegangen – bin ich zu ganz anderen Schlüssen gekommen, die der Realität bedeutend näher kommen.
Zwar stößt die Antipädagogik in der Gesellschaft auf ebensolche Ablehnung wie das Ablehnen von Autismus als Begriff für eine Krankheit, dennoch halte ich es für unumgänglich diese hier miteinzubeziehen.

Zunächst einmal, was macht Antipädagogik oder auch Nichterziehung aus?

Der Grundsatz von Antipädagogik ist der, dass man dem Kind von Anfang an ein selbstbestimmtes Leben gewährt ohne es in irgendeiner Weise manipulieren zu wollen. Viele Menschen glauben gleich, dass dies bedeutet, dass man dem Kind keine Grenzen setzt oder es verwahrlosen lässt. Beides ist grundlegend falsch.

Grenzen: Antipädagogik bedeutet in Bezug auf Grenzen, dass keine aggressive, sondern nur defensive Grenzen gesetzt werden. Defensive Grenzen sind stets persönliche Grenzen und setzen darauf, dass man rücksichtsvoll mit den Bedürfnissen anderer Personen umgeht. Genauso sind natürlich auch die Grenzen des Kindes zu respektieren. Es ist auch wichtig, dass sie gewaltfrei geäußert werden, damit klar hervorgeht, dass es sich um ein persönliches Bedürfnis handelt. Agressive Grenzen hingegen sind unpersönlich und zielen meist darauf herab, dass man von dem Kind ein bestimmtes moralisches Verhalten erwartet, das einer gewissen Norm entspricht, gute Gründe dafür gibt es meistens nicht, sondern man hat es so zu machen, „weil sich das so gehört“, oder aber auch, weil man den anderen zu seinem Glück zwingen will.

Beispiel:
Agressiv: „Hör damit auf, auf dem Bett rumzuspringen, das gehört sich nicht.“
Defensiv: Wenn es nur um die Lautstärke geht „Ich kann mir vorstellen, dass es Dir sehr viel Spaß macht, auf dem Bett herumzuspringen, aber das ist sehr laut und ich kann deswegen nicht arbeiten/schlafen/andere Tätigkeit. Bitte spiele solange doch etwas leiseres.“ oder wenn es darum geht, dass das Bett davon kaputt gehen könnte gleicher Anfang „… aber das Bett kann davon kaputt gehen und ich möchte nicht ständig ein neues Bett kaufen müssen, weil mich das viel Geld kostet.“, anschließend könnte man noch Alternativen anbieten, wie zum Beispiel ein Trampolin zu kaufen, wenn das Kind gerne springt, denn das ist zum Springen gedacht und geht davon nicht kaputt.

Die Erfahrung nichterziehender Eltern zeigt, dass nichterzogene Kinder von sich aus bereit sind, gesellschaftliche Normen aus Rücksicht vor anderen zu erfüllen, wie zum Beispiel sich am Tisch „korrekt“ verhalten, auch wenn sie dies zuhause nur mit der Familie nicht müssen. Das ist darauf zurückzuführen, dass ein Mensch, dem Rücksicht nicht gepredigt sondern vorgelebt – auch ihm gegenüber – wird, es als selbstverständlichkeit ansieht, sich anderen gegenüber auch rücksichtsvoll zu verhalten. Dies sollte aber nicht die Intention dabei sein.

Verwahrlosung:
Findet nicht statt, da es im Gegensatz zu laissez-faire nicht darum geht, dass man die Kinder einfach machen lässt, was sie wollen und sich nicht darum kümmert, sondern durchaus eine Beziehung zu ihnen pflegt. Es ist zum Beispiel sehr wichtig, dass man Interesse für die Interessen des Kindes zeigt, mit ihm darüber redet (es aber auch respektiert, wenn das Kind nicht [mehr] darüber reden will) und sich auch daran beteiligt, das Kind in diesen Interessen fördert.

Ich möchte dieses Thema jetzt nicht zu sehr ausdehnen, wer näheres Interesse hat, kann sich gerne die Artikel auf folgender Seite durchlesen: http://www.unerzogen.de/artikel/

Warum erwähne ich Antipädagogik?
Dem einen oder anderen dämmert vielleicht schon was.

Aber gut … Ich löse auf:
Alle vermeintlichen sozialen Defizite von Autisten entsprechen genau dem, worauf in der Antipädagogik verzichtet wird.
All die vermeintlich „guten“ kulturellen Normen werden sowohl von Autisten nicht verstanden als auch von nichterziehenden Eltern nicht als Zwang vermittelt.

Es scheint ganz so, als wäre es Autisten einfach nicht möglich diese fremden, widernatürlichen Dinge anzunehmen, als sei in ihnen eine natürlich Blockade dafür enthalten. Oder aber bei NAs ist eine Störung vorhanden, die sie aufnahmefähig für solche Manipulationen macht. Deswegen bin ich gewillt, Autisten ab sofort „Nichterziehbare“ zu nennen.
Das einzige Resultat bei Autisten, die eine Erziehung zu gesellschaftlichen Normen und Werten mit sich bringt, scheint jedenfalls starkes psychisches Leid zu sein, wobei ich diese Resultate auch bei NAs feststelle, da aber mit dem Unterschied, dass die Erziehung noch mehr Auswirkungen hat, zum Beispiel die nichtreflektierende Übernahme erzwungener Werte.

Ich werde diesen Text um weitere anschauliche Begründungen erweitern, jedoch bin ich jetzt zu müde um dies zu tun. Ich bin aber jetzt schon auf Rückmeldungen gespannt und hoffe, dass ich damit keinem „Autisten“ vor den Kopf stoße. Vielen NAs gegenüber weiß ich ohnehin, dass es ihnen nicht schmecken wird, aber das bin ich bereit in Kauf zu nehmen.

Ich bin für jegliche Vorschläge für Änderungen und Ergänzungen offen und bin mir auch bewusst, dass aufgrund mehrerer Umstände meine Formulierungen nicht optimal gewählt sind. Sollte es an irgendeiner Stelle unklar sein, möchte ich anmerken, dass es mit diesem Text meine einzige Absicht ist, Autisten auf- und keinesfalls abzuwerten, da ich mich selbst schließlich auch dazuzähle und keinerlei Problem mit meinem Sein habe.

Autisti ist lieb.
26.05.09, 02:27:53
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haggard
(Autistenbereich)

"nichterziehbare" besitzt in der gesellschaft scheinbar einen negativen wert. für viele menschen scheint "autismus" zwar auch eine hiobsbotschaft darzustellen, doch erfährt dieser begriff mittlerweile einen "subjektiv" positiven wandel. wie bewertest du "autistic pride" im zusammenhang mit deinen überlegungen zu "-ismus"? es dürfte sich ebenso schwierig gestalten "nichterziehbare" als etwas positives zu beschreiben (trotz guter beispiele) wie "autismus" als nicht-krankheit darzustellen. der begriff autismus dient(e) als beschreibung für etwas, von dem außenstehende wohl dachten, dass dies ein aktiver prozess desjenigen wäre: sich in sich selbst zurückziehen. in diesem sinne beschreibt dieser begriff jedoch den "glauben" anderer menschen in bezug auf wieder andere. gleiches ist bei anderen begriffen vorzufinden. wenn nunmehr eine "volksgruppe" diesen auf sie projizierten "glauben" nimmt und eventuell erklärt "das ist gut so", aber auch innere zustände erklärt, die die äußerlichen, durch andere beobachtbare für die "gläubigen" eventuell gänzlich anders definiert, so wandelt sich allmählich der inhaltliche begriff. ähnlich wie bereits viele andere bezeichnungen weltweit in der jeweiligen kultur wohl einen inhaltlichen wandel durchlaufen sind, obwohl sie äußerlich eventuell seit jahrhunderten unverändert verwendet werden. insofern finde ich persönlich, dass der begriff an sich nicht verändert werden müsste.
was mir wichtiger wäre, ist, den aspekt des menschseins miteinzubeziehen. für wissenschaftler scheint es mittlerweile eindeutig zu sein, dass genetische "ursachen" das bild des autismus prägen. niemand könnte beweisen oder widerlegen, dass diese genetisch bedingten und auch sehr wahrscheinlich vererbten komponenten von irgendwelchen urmenschen herstammen. denn ich gehe davon aus, dass der heutige mensch, so wie dieser in seinem äußeren erscheinungsbild bekannt ist, durch vermischte entwicklung verschiedener menschenstämme entstand, die eventuell alle irgendwann einmal einen gleichen ausgangspunkt besaßen. so, wie heutige hunde wohl einen gleichen ausgangspunkt besaßen und je nach dem wie dominant* sich genpunkte gegenüber anderen verhalten, bestehen "leicht führbare" wesen und "mehr unerziehbare" wesen, wobei auch ein mehr unerziehbares wesen sehr wahrscheinlich lernt, "grenzen" zu respektieren. aber, am beispiel der hunde, bezeichnet das "unerziehbare" lediglich eine charakterliche eigenschaft, wohingegen "autismus" in diesem sinne ein synonym wäre für wolf und "nichtautismus" vielleicht ein synonym für haushund. womit wunderbar die auswüchse von "glauben" veranschaulicht wären...

soweit erst einmal.

*siehe vererbungslehre.
26.05.09, 07:10:59
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anne1
(Standard)

...man denke nur an den Dauerkatheterismus.
Anne1
26.05.09, 09:41:38
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Bluna
(stillgelegt)

Ich bin im Prinzip der Meinung,wie azrael,dass der Begriff keine Änderung erfahren müsste,es sie denn man vermutet hinter einer neuen Begriffsbildug ,die Möglichkeit, damit ein besseres Verständnis des Gemeinten zu erlangen.
Mein Vorschlag dahingehend wäre dann: Egosumität oder Sumität.
In diesem Begriff wäre dann auch alles eingeschlossen,was die Erziehung betrifft,denn es geht für mich bei Erziehung zunächst einmal darum,anzuerkennen,dass jemand so ist und der Rest ergibt sich eigentlich aus der gebotenen Ehrfucht,vor dieser Tatsache.

[Gesperrt wegen mutmaßlicher übler Nachrede im Forum, die auf Widerspruch auch noch [url="topic.php?id=3174"] bekräftigt[/url] wurde. In diesem Forum kann kein Raum für mutmaßliche Straftaten sein. Daher erfolgt die Sperrung bis versichert wird, daß die gemachte Behauptung und üble Nachrede allgemein im Forum künftig unterlassen werden wird oder dem Admin per Email bewiesen wird, daß die gemachte Aussage richtig war, mfg [55555]]
26.05.09, 10:29:11
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ich werfe mal kurz dies in die Diskussion.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
26.05.09, 14:23:26
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Alabama Man
(Autistenbereich)

geändert von: Alabama Man - 26.05.09, 18:47:34

Ich habe einen Fehler gemacht:
Ich habe Neudefinition mit Neuidentifikation vermischt, auch wenn mir persönlich der Begriff „Autismus“ nicht gefällt und ich mich mit diesem Begriff als solchen nicht identifizieren kann, hat dies doch nichts mit der Definition zu tun. Ich werde diesen Punkt streichen.
Auch wenn ich mir selbst disen Begriff nicht zuordnen möchte, so bleiben doch die Inhalte, die dieser Begriff mit sich trägt, für mich bedeutend, da ich mich dort sehr wohl zuordnen kann. Um es kurz auszudrücken: Ja, ich bin Autist; Nein, ich möchte nicht so genannt werden. Dies ist aber was anderes und sollte mit diesem Thema nichts zu tun haben, denn es gäbe mit Sicherheit bei weiterer Überlegung so einige Begriffe, die passen könnten und die man aber auch genauso als nichtpassend auslegen könnte.

Dazu kommt die erwähnte negative Behaftung. In meiner Euphorie übersah ich, dass dieser Begriff, mit dem ich persönlich nur Positives verbinde in Augen anderer – wenn auch aus Unwissen – mit viel Negativem behaftet ist. Genauso wie die viele NAs aus Unwissen heraus Autisten als „krank“ bezeichnen.

Desweiteren geht es mir nicht darum, eine Definition zu finden, mit der jeder zu 100% für sich einverstanden ist, ich will kein Dogma schaffen. Aber ich möchte eine Definition finden, mit der ich mich wohlfühlen kann und die nichts falsches beinhaltet. Eine andere Intention als diese käme schon deshalb nicht in Frage, weil jeder Mensch ein Individuum ist und es unter Autisten genau so viele unterschiedliche Ausprägungen der Persönlichkeit gibt wie unter Nichtautisten. Ich versuche zwar mich auf die Gemeinsamkeiten zu beschränken (deswegen ist es mir unmöglich dies ohne Hilfe anderer Autisten zu verfassen), aber ich zweifle daran, dass dies möglich ist, ohne dass jeder Autist dieser Welt dazu befragt würde, da ansonsten nicht auszuschließen ist, dass es miindestens eine Ausnahme gibt, die jede Regel ungültig machen würde (dieser Gedankengang hat einen Haken, ich weiß, spielt aber keine Rolle).

Gibt es denn an den Bisher genannten Vergleiche/Beispiele etwas auszusetzen?
Ich werde beizeiten weitere ergänzen und bitte natürlich auch da um Rückmeldung und ich erhoffe mir auch ansonsten weitere Beteiligung.
Die Worterläuterung von 55555 finde ich zwar nicht verkehrt, aber nicht ausreichend, zumal dort auf den -ismus überhaupt nicht eingegangen wird.
Natürlich bin ich nicht der erste, der versucht Autismus anders zu definieren, als es der Volksmund tut und es gibt mit sicherheit schon einige sehr gute alternative Definitionen, die ich mit diesem Fred auch nicht anfechten will, ich möchte es nur noch einmal mit einem anderen Ansatz versuchen.

@ azrael

Ich werde gleich noch auf einige Deiner Punkte eingehen, muss nun aber zunächst noch ein paar Dinge erledigen.

Autisti ist lieb.
26.05.09, 18:01:21
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zoccoly
(Autistenbereich)

geändert von: zoccoly - 26.05.09, 19:46:51

Mit dem Begriff Autismus und mich als Autist zu bezeichnen, habe ich keine Probleme. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich über den Begriff noch nicht nachgedacht habe.
Viel größere Schwierigkeiten habe ich mit deiner Begriffsbestimmung von Pädagogik, Antipädagogik und der Schlussfolgerung, dass man Autisten als "Nichterziehbare" bezeichnen sollte.
Das was du als Pädagogik beschreibst, hat für mich damit gar nichts zu tun. Es ist Drill!!!
Dort, wo du Antipädagogik erklärst, fängt für mich Pädagogik an.
Die Pädagogik hat u.a. ihre Wurzeln in Rousseau, Pestalozzi, Montessori, Makarenko....
All diese gehen von der Achtung gegenüber dem Kind aus, der Aufrichtigkeit gegenüber diesem und festen Vertrauen in den Menschen.
Leider wird dieses von Eltern, Erziehern, Lehrern oftmals nicht beachtet und man formt ein Wesen nach seinen Ansprüchen, ignoriert die Einmaligkeit und es ist traurig, dass durch dieses Handeln die Pädagogik solch einen schlechten Ruf erhält, dass man zum Begriff Antipädagogik wechselt, anstatt klarzustellen, dass viele "Pädagogen" von Pädagogik nichts verstehen.

stillgelegt
26.05.09, 19:41:17
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Alabama Man
(Autistenbereich)

Dass ich diese Schlussfolgerung revidiert habe, hast Du gelesen?
Den Vergleich mit Drill finde ich gut, leider ist es das, was ein großteil unserer Gesellschaft unter Erziehung versteht, sogar die meisten, die auf autoritäte Methoden meinen zu Verzichten (der Verzicht auf Strafe um das Kind nur durch Lob in einer Richtung zu bringen ist nicht weniger Gewaltanwendung, nur ist die Gewalt nicht so offensichtlich).
Der Begriff „Pädagogik“ bedeutet wörtlich ein Kind oder einen Knaben zu führen, von daher finde ich bei dem Verzicht darauf, ein Kind in eine bestimmte Richtung führen zu wollen, den Begriff „Antipädagogik“ nicht unbedingt so falsch, da es ja wirklich konkret darum geht, dass man dagegen ist, einen Menschen manipulieren zu wollen.

Autisti ist lieb.
26.05.09, 19:53:43
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zoccoly
(Autistenbereich)

geändert von: zoccoly - 26.05.09, 20:15:18

Der Begriff wird auch als Erziehungswissenschaft genutzt. Dabei geht es eigentlich schon lange nicht mehr um das "Führen", sondern um die Förderung der Anlagen. Es ist klar, dass mit Lob manipuliert wird, aber auch das hat für mich nichts mit Pädagogik zu tun. Mir würde der Begriff manipulationsfreie Erziehung (im Forum) besser gefallen, ansonsten erwarte ich von jedem Pädagogen, dass er sich wieder mal mit Pädagogik beschäftigt.
Das du deine Schlussfolgerung revidiert hattest, hatte ich nicht gesehen, sorry.

stillgelegt
26.05.09, 20:08:43
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Alabama Man
(Autistenbereich)

geändert von: Alabama Man - 26.05.09, 20:35:45

Auch der Begriff „Erziehung“ impliziert für mich, dass man sich über das Kind stellt, es von oben herab betrachtet und nicht als gleichwertigen Menschen.
Es gibt natürlich in der Pädagogik sehr viele Strömungen, einige davon sind auch wirklich sehr liberal, aber in jeder noch so liberalen Form davon, wird allein schon durch den Begriff „Erziehung“ ein Mensch über den anderen gestellt.
Antipädagogik versteht sich nicht als Alternativpädagogik sondern lehnt diese komplett ab, auch die antiautoritäre Erziehung natürlich.
Ich kann gerade leider meine Gedanken nicht richtig zu Wort bringen, vielleicht fällt mir später ein, wie ich mich besser ausdrücken kann.

Ein nettes Zitat habe ich noch, das ich hier für angebracht halte, da dort mit den „psychisch Kranken“, die da ebenfalls in Anführungszeichen gesetzt sind, mit Sicherheit auch Autisten gemeint sind:
Zitat:
Erziehung ist der Glaube, zu wissen, was für andere gut ist. Dieser Unsinn wird benutzt, um Kinder wie "Mindermenschen" zu behandeln, zu bevormunden und einzuschränken, aber auch die Entmündigung von sog. "psychisch Kranken" trägt ähnliche Züge.


Quelle.

Autisti ist lieb.
26.05.09, 20:35:10
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zoccoly
(Autistenbereich)

geändert von: zoccoly - 26.05.09, 20:48:12

Ich sehe den Begriff Erziehung ganz anders und möchte dir eine Erklärung von einer Pädagogin geben, die ich sehr schätze.
"Ein Kind ist wie ein Baum, gebe ihm Licht, Wasser und lasse ihn wachsen, greife nicht ein, nur bei krankhaften Auswüchsen helfe, diese sind aber die Ausnahme und werden in der Regel nicht kommen."
Ein Kind kann nicht alles allein. Durch Beobachtung kann ich ihm das nötige "Wasser und Licht" zur Verfügung stellen und so sehe ich Erziehung und Pädagogik.
Ich weiß aber gar nicht mehr, ob das hier her gehört, denn du wolltest ja eine neue Autismusdefinition.

stillgelegt
26.05.09, 20:46:03
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Es ist eine Grundsatzfrage, ob man vor schmerzenden Begriffen wegrennt oder sie offensiv umbewertet. Die Schwulen haben das erfolgreich geschafft. Wegrennen hingehen hat nocht nie funktioniert, soweit ich mir die Vergangenheit betrachte. Es werden bestenfalls neue Begriffe gefunden, aber die Denkweisen der Diskriminierer ändern sich nicht. Diese werden nicht herausgefordert.

Auf -ismen geht der Text nicht ein, weil er keine Antwort auf deine Fragestellung ist. Er deckt aber einige Aspekte ab. Ich bezeichne Autismus und Nichtautismus ständig gleichermaßen als -ismus. Aber ich werde nochmal drüber nachdenken, wenn ich die nächste Zeit mal ein wenig Ruhe finde. Im Moment ist es damit etwas mau.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
26.05.09, 21:09:40
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