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Autor Nachricht
haggard
(Autistenbereich)

kennt ihr folgendes phänomen:

in sich versammelnden gruppen mit kleinkindern/kindern suchen die jeweiligen eltern häufig eine person, die sich ersatzweise um ihre eigenen kinder kümmern könnte, damit sich die eltern voll dem gespräch der "erwachsenen" widmen können ohne lästige (?) unterbrechungen von nichterwachsenen. als ich selbst noch kind war, hieß es bei derartigen gelegenheiten immer von anderen eltern zu deren kindern "spiel doch mal mit xy". als ich das erwachsenenalter erreichte, dachte ich tatsächlich, dass ich dadurch den anderen erwachsenen plötzlich "ebenbürtig" wäre. so war es jedoch nicht. anstatt dass die jeweiligen kinder auffgefordert wurden, mit mir zu spielen, wurde ich aufgefordert (oder viel mehr befohlen), mich um deren kinder zu kümmern. aber was soll man denn mit kindern anfangen, die so komplett anders sind als man selbst? das, was ich interessant fand und wovon ich dachte, dass es sie ebenfalls interessieren könnte, fanden sie sehr langweilig. trotzdem wurden die eltern nicht müde, mich als ihren persönlichen diener für kinderbetreuung zu betrachten. hochinteressant waren auch aufforderungen, die gemeinschaft der erwachsenen mit den kindern zu verlassen. als hätte ich keinerlei interesse an deren gespräche besessen.

derartiges trat auch auf, wenn alternativ zu meiner person weitere menschen meines alters zugegen waren. diese wurden jedoch nie beauftragt.

so stelle ich mir nun die frage:
für wie alt hielten/halten mich eigentlich andere menschen? zumal rein körperlich eigentlich zu erkennen wäre, dass ich das kindliche alter verlassen habe. oder merken andere irgendwie unterbewusst, dass man zum beispiel als autist nicht zu deren "erlauchten erwachsenenkreis" zählt, selbst wenn sie der meinung sind, dass man selbst "geistig nicht so bekloppt" sein könnte, um tatsächlich autist zu sein?
02.05.09, 18:14:08
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anne1
(Standard)

Hallo, Azrael,
vielleicht wirkst Du auch gelangweilt oder mürrisch,
als würden Dich die Gespräche nicht interessieren.
Nur eine Vermutung,
Gruß,
anne
02.05.09, 20:21:40
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akurei
(Autistenbereich)

geändert von: akurei - 02.05.09, 21:25:13

Einerseits halte ich es für Ausgrenzung, nicht zu den Erwachsenen gezählt zu werden, was mich ab und zu verstimmt, andereseits bin ich des öfteren wegem dem Punkt "Verantwortung übernehmen" auch recht froh darüber.

Zu deiner Frage: Menschen, mit denen du öfters zu tun hast, werden mit der Zeit ihre Urteile über den Status deines Erwachsenseins fällen. Das kann an ganz banalen Faktoren wie Gesprächsbereitschaft, arbeitsferner Aufenthalte usw. festgemacht werden.

Nachtrag: zwei ganz wichtige Punkte sind auch noch eine nicht vorhandene Fahrerlaubnis und das Ausbleiben fester Beziehungen.
02.05.09, 21:13:34
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von azrael:
derartiges trat auch auf, wenn alternativ zu meiner person weitere menschen meines alters zugegen waren. diese wurden jedoch nie beauftragt.
Worin unterschieden die sich? Hatten die Kinder? Worin unterscheidest Du Dich von den anderen Erwachsenen?
Vielleicht hattest Du zu oft die Aufgabe der Kinderbetreuung übernommen, so daß das jetzt Deine gewohnte Rolle ist.
Ich kenne das Problem kaum, mußte nur auf meinen Bruder aufpassen tja (der wollte aber nicht).
Aber ich wurde und werde oft als jünger eingeschätzt, zumindest seit ich Gleichaltrige nicht mehr weit überrage.
02.05.09, 21:56:04
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Isabella
(Angehörigenbereich)

Aus der Kindheit kenne ich das ganz expliziet: "Jetzt geh doch mal hin und spiel mit dem Mädchen/ den Kindern". Ich bin dann (wenn ich nicht gerade einen Anfall bekam) widerwillig hingegangen und habe, weil mir nichts besseres einfiel, den Kasper gemiemt, oder habe irgendwelche absurden Aktivitäten angezettelt, da ich mich in der Unterhaltungspflicht sah.
Seit meiner Pubertät treffe ich ständig auf Menschen, die mir schreiben, bei mir anrufen und um meine Freundschaft kämpfen. Ich möchte es auch, aber ich verpeile es einfach, ich kriege es einfach nicht hin, Freundschaften zu pflegen, mich regelmäßig darum zu kümmern. Allein der Gedanke an einen Anruf treibt mir den Schweiß in die Hände.
azrael, meinst Du das ähnlich mit unaufgeforderten "Bekanntheits- Pflegschaften"? Also ich meine das Gefühl, sich von Grund auf stets in der Pflicht zu fühlen?
03.05.09, 02:15:43
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Viktor
(stillgelegt)

Diese Situationen haben beispielsweise auch AD(H)Sler zu hauf, ich denke manchmal ein Kind geheiratet zu haben und umgekehrt ists genauso, ich fuehle mich selbst kaum erwachsen und bin froh im Kurs auch so viele Jugendliche 30er getroffen zu haben, die auch noch wie halbe Kinder aussehen. Es muss irgendwie eine Ausstrahlung sein.
Bei Borderlinern spielt das "innere Kind" eine grosse Rolle und diese werden auch nicht sonderlich als erwachsen angenommen und sind manchmal kindischer als ihre Kinder

Ich und mein Mann durften auch stets den Babysitter spielen, egal wie alt wir wurden und interessanterweise lieben uns Kinder, mehr als uns manchmal lieb ist lachen

Meine Diagnose: Borderperger :D

--

[Stillgelegtes altes Konto von NoDesign, mfg [55555]]
03.05.09, 08:24:09
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Hyperakusis
(Autistenbereich)

Zitat von azrael:

so stelle ich mir nun die frage:
für wie alt hielten/halten mich eigentlich andere menschen? zumal rein körperlich eigentlich zu erkennen wäre, dass ich das kindliche alter verlassen habe. oder merken andere irgendwie unterbewusst, dass man zum beispiel als autist nicht zu deren "erlauchten erwachsenenkreis" zählt, selbst wenn sie der meinung sind, dass man selbst "geistig nicht so bekloppt" sein könnte, um tatsächlich autist zu sein?

Ich selber wurde nicht dazu beauftragt mich um Kinder zu kümmern weil ich mich da auch sehr schwer tue, ich konnte auch nie so diese erwarteten Spielerein die andere erwarten Kindern gegenüber mitmachen.

Weshalb man für gewisse Dinge ausgewählt wird weiss ich nicht ganz sicher, jedoch könnte ein fehlender Blickkontakt oder ein zurückhaltenes ruhiges Verhalten eventuell dazu beitragen dass man praktsich als in Frage kommende Person betrachtet wird. Ich hatte früher das Gefühl dass andere dachten "Na mit dem können wir es doch machen!". Seitdem ich selbstbewusster und vorallem Grenzen anderen gegenüber viel klarer signalisiere meiden eher alle mich für irgendetwas auszuwählen.

Grob gesagt könnte ich mir vorstellen dass es sowohl am verbalen als auch am non-verbalen Verhalten liegen könnte was andere dazu verleitet.

~ fucked beyond repair ~
03.05.09, 14:05:51
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hallo.
(Standard)

vorweg :ich bin kein autist.
aber! ich kenne dieses phänomen auch bei nicht autisten,
dass in einer gruppe von einer bestimmten person mehr oder weniger erwartet wird sich um die kinder zu kümmern.

dass dies bei dir der fall ist weil du autistisch bist könnte sein, aber eventuell liegt es auch an etwas anderem.

mögliche andere gründe:
- du hast dich eine zeit lang immer um die kinder gekümmert.
damit ist dieses verhalten für die anderen tradiert/"zur tradition geworden".

- vielleicht mögen dich die kinder ja sehr, und wenn, dann werden es die eltern wahrscheinlich wissen. die eltern werden dann wahrscheinlich davon ausgehen dass auch du die kinder magst (schließlich verhälst du dich den kindern gegenüber nicht unleidlich).
insofern könnten die eltern davon ausgehen dass wenn sie dich als aufsicht zu den kindern schicken damit für alle gesorgt ist.

- wie Hyperakusis schon bemerkte könnte es auch am nonverbalen verhalten liegen. wenn gefragt wird "wer passt auf die kinder auf" schauen vielleicht alle weg/zur seite oder machen eine mimik die erkennen lässt dass sie das nicht wollen. und du guckst dann eventuell wie immer. ein nicht signalisiertes "nein" kann sehr leicht als ein "ja" aufgefasst werden.

ABER:
es kann natürlich auch sein dass sich die anderen denken "den kann man ausnutzen" oder "nehmen wir den da, der ist ja eh nicht ganz normal"


21.05.09, 13:05:00
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haggard
(Autistenbereich)

gut, dann können die beiden ersten von dir genannten punkte schon einmal entfallen.;) was du dazu beschreibst, finde ich interessant. gibt es noch mehr situationen, in denen die reaktionen dann ähnlich verlaufen?
21.05.09, 14:10:48
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hallo.
(Standard)

geändert von: [55555] - 21.05.09, 15:47:52

[Kettenbeiträge zusammengefasst. Siehe auch hier, mfg [55555]]

also private anlässe fallen mir da jetzt spontan nicht ein, weiss jetzt auch nicht auf welchen der 3 punkte du dich beziehst, aber mal sowas ähnliches konstruiertes:

-sagen wir du bist wo angestellt und hast ein 2wöchiges probe-abo einer tageszeitung. es ist deine erste woche in der arbeit und du nimmst jeden tag am morgen diese zeitung mit.
wenn du nach 2wochen aufhörst diese zeitung mitzunehmen werden dich mit wahrscheinlich 100% sicherheit kollegen fragen warum du heute keine zeitung mit dabei hast wenn sie nicht wissen dass es ein probe-abo war. die zeitung wird wahrscheinlich erwartet. dem muss man natürlich nicht nachkommen, aber eine erwartungshaltung wird es sicher geben. könnte sogar gut sein dass sich jemand etwas aufregt darüber an diesem tag und in der zukunft keine zeitung mehr zu kriegen.

- dass derjenige "ran muss" der sich am wenigsten dagegen sträubt ist eigentlich auch allgemeingut meiner meinung nach. es gab da auch mal so nen werbespot-witz. feldwebel schreit "freiwillige"- ganze reihe außer einem tritt einen schritt zurück und plötzlich steht der einzige der nicht zurückgegangen ist in der ersten reihe. sowas kommt, wenn auch nicht ganz so deutlich schon vor.

PS:
wie sich die sache bei dir verhält vermag ich nicht zu sagen. das ist wahrscheinlich auch schwer herauszukriegen ohne feedback von zumindest einer anderen person die bei solchen anlässen anwesend ist (außer man weiss es mit hoher wahrscheinlichkeit z.b. weil man solche dinge aus erfahrung richtig deutet)


ach ja
PS:
ich kümmer mich immer um die kinder bei familienanlässen weil ich kinder mag. ich werd zwar nicht dazu "verdonnert" aber irgendwie ergibt sich das von selbst weil die kleinen eh immer auf mich zulaufen.
aber mir macht das kein problem.
PPS:
verdammt. da fällt mir auf ich bin der am wenigsten "erwachsene" in meiner familie der kein kind ist. vielleicht gibts auch bei mir noch mehr gründe.

PPPS:
das die anderen nachdem es klar ist dass du dich um die kids kümmerst "wegschicken" damit sich die "erwachsenen" unterhalten können und dabei auf deine etwaigen bedürfnisse (auch am "erwachsenen-gespräch" teilzunehmen) nicht eingehen ist meiner meinung kein punkt der als beleidigung dir gegenüber aufgefasst werden muss. wie so oft macht auch hier der ton die musik , aber grundsätzlich ist es eigentlich klar dass die "erwachsenen" sich ohne störende kinder unterhalten wollen, und wenn du da schon als "aufsicht" ausgewählt bist heißt das in der konsequenz tatsächlich dass du dich um die kinder kümmerst damit die anderen ihre ruhe vor ihnen haben. wenn du lieber bei den älteren bleiben willst musst du dich wohl oder übel gegen die kinder entscheiden (wenn es mehr als zwei sind- bei weniger als drei würd ich es auch etwas komisch auffassen
mit den kindern quasi "weggeschickt" zu werden)
21.05.09, 14:34:18
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haggard
(Autistenbereich)

wenn es sich aus einer gruppe von kindern um eines handelt, mit dem man weggehen soll? oder generell mit eher "schwierigen" kindern weggehen soll? also doch schon seltsamer...
die kinder wollen eigentlich auch nie irgendetwas gemeinsam mit mir unternehmen (schließlich spreche ich in answesenheit fremder nur im "notfall" - zu den fremden zählen auch verwandte).
21.05.09, 15:28:16
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