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Autor Nachricht
haggard
(Autistenbereich)

@finnguala:
angenommen dein sohn würde den stempel "autist" erhalten - was fängst du damit an? du besitzt jetzt schon den verdacht, dass er asperger sein könnte. darauf kommt man doch nicht einfach so. wenn ich mich nicht mit autismus beschäftigt hätte, wären mir begriffe wie kanner und asperger "völlig" fremd gewesen - inhaltlich jedenfalls. mit erhalt eines stempels - was genau würde sich dann für dich ändern? für deinen sohn ändert sich nämlich nichts, wenn dem so wäre. genauso wenig, wie sich durch den stempel ADHS etwas geändert haben mag. durch "platzangst" ändert sich auch für dich nichts. du vermeidest situationen, die zu platzangst führen könnten - und autisten vermeiden situationen, mit denen sie nicht klarkommen würden. das ist ganz natürlich. was jedoch versucht wird, ist so eine art desensibilisierung. mein gesamtes leben begleitet mich durch meine umwelt eine stetige geräuschkulisse - und daran gewöhnt habe ich mich immer noch nicht.

würdest du plötzlich verständnis für das verhalten deines sohnes entwickeln, wenn du bestätigst erhältst, dass er asperger wäre? warum würde sich das ändern und dinge ermöglichen, die bis dato nicht möglich zu sein scheinen (in manchen bereichen)?

"ein kind mit 12 jahren muss doch..." - wenn dann asperger festgestellt wird, fällt solch ein anspruch weg? warum? wie funktioniert so etwas? 12 jahre sind eine lange zeit, in der sich gewohnheiten angesammelt haben können.
07.03.09, 18:43:28
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finnguala
(Standard)

geändert von: finnguala - 07.03.09, 19:44:54

Hi azrael,

natürlich würde sich für meinen Sohn dann etwas ändern. Klar die "Begleiterscheinungen" würden für ihn erstmal gleich bleiben.
Allerdings würde vielleicht die Umwelt und auch ich eingeschlossen mit ihm anderster umgehen.
Ich weiß nicht ob du Kinder hast, und ob diese Kinder auch "betroffen" sind. Und ich erzähl dir jetzt unsere Geschichte die wir hinter uns hatten. Erstmal wusste ich sehr früh, das mit meinem Kind was nicht so wirklich ok ist. Ich bin von Arzt zu Arzt gefahren, und hab alles mögliche an Hilfe angenommen was ich konnte. Bei uns gibt es in Sachen ADHS oder Autismus nichts, wohin man sich mal eben wendete, und die Kinderärzte bei uns sind in der Hinsicht auch richtige Pfeifen! Der eine meinte mal zu mir, mit dem haben sie noch viel vor sich.
Kindergartenzeit war der Horror, an Regeln halten, eben das soziale miteinander war einfach nicht gegeben! Ich muss immer noch drüber lachen, als die eine Erzieherin mich mal als die Kinder draußen im Garten spielten, kopfschüttelnd angesehen hat und meinte, sie kann es eigentlich gar nicht verstehen, das mein Sohn so ganz anderster ist wie ich. Verstehst du vom Verhalten her halt das krasse Gegenteil.
Die Schulzeit war ähnlich, die gleichen Vorhaltungen, ect....
Wenn ich dem Lehrer in die Augen schaue, weiß ich was sie denken! Ich bin Schuld das mein Kind so ist!Wir haben Kinderyoga, Erziehungsberatungsstellen, Kuren wo er nie richtig erkannt wurde und vieles mehr hinter uns. Im Prinzip bin ich einfach echt auch nur noch müde! Ich kann nicht mehr, ich bin alleinerziehend, und habe mich ganz ausdrücklich gegen eine neue Partnerschaft entschieden, weil mein Sohn zu meiner Lebensaufgabe geworden ist! Ich habe ein Kind verloren, und möchte dieses Kind nicht auch noch verlieren. Das war damals auch der einzigste Gedanke warum es sich noch lohnt weiter zu leben. Dieses Kind. Klar ich bin fertig und ausgelutscht, er hat mir seit Monaten Briefe aus der Schule und dazu Hefte mit Einträgen unterschlagen, und zwar so geschickt, ich habe die ganze Sache erst am Donnerstag durch Zufall hinter seinem Schrank gefunden. Aber ich weiß, jeden Morgen wenn ich aufstehe, warum ich aufstehe!
Ganz klar fallen für mich gewisse Ansprüche an mein Kind weg, wenn ich eine genauere Diagnose habe! Und zudem hätten wir auch Anspruch auf Hilfen! Wir haben heute wieder ein längeres Gespräch zu der Schulsituation geführt, er hat es einfach in den nicht mal 2 Jahren dort geschafft sich total zum Aussenseiter und zum Puhhmann zu machen.
Er sieht es auch selber ein, und ist mit der Situation unzufrieden!Die Lehrer meinen er lebt einfach in seiner Welt.
Bei uns gibt es dieses Zentrum naja immerhin 50 km entfernt, da gibt es Gruppen für Jugendliche, die angeleitet werden, um sozialen Konflikten aus dem Weg zu gehen. Ohne Diagnose habe ich keinen Anspruch auf diese Gruppe, egal ob ich es nun schon länger im Gefühl habe oder nicht. Egal ob er in die Richtung schlägt oder nicht, ich kann nicht zusehen, wie mein Kind psychisch kaputt geht!
Verstehst du ich sitze hier, und schlage mich mit Ängsten rum, ich glaub das kann ein ausenstehender gar nicht begreifen.
Auch zu dem Thema in 12 Jahren sammeln sich Gewohnheiten an..... Klar sammeln sich Gewohnheiten an. Ich bin Erzieherin, und wenn es eine Forbildung zum Thema Kinder und Sozialverhalten gab, bin ich dort hin, auch wenn es mich einiges an Diskussionen gekostet hat, weil es mich auch privat natürlich interessiert. Hab immer wieder neue Wege für unser Problem gesucht, einiges Verändert. Manches mit Erfolg anders ohne Erfolg.
Weißt du mir viel auch auf, das mein Sohn wenig Gefühlsäußerungen zeigt. Anhand von Bildkarten habe ich versucht ihm ein wenig das Verständnis von Gefühlsregungen zu geben. Du sieht in der Einrichtung das die Kinder immer weiter Fortschritte machen, und dein Kind selbst tut es halt nur bedingt. Und du läufst von A bis Z und keiner kann dir helfen.
07.03.09, 19:34:28
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zoccoly
(Autistenbereich)

Auch ich habe meine Kinder allein großziehen müssen und kann deine Ängste verstehen. Kurz zu unserem Werdegang, mein Sohn wurde als bildungsunfähig eingestuft, von mehreren angeblichen Fachleuten bestätigt. Ich habe ihn trotzdem einschulen lassen. Schulwechsel haben wir hinter uns, da er auf verschiedenen einfach keine Chance hatte.Mir war schnell klar, dass er nie im "normalen" Arbeitsleben klar kommen könnte. Ich habe eine Schule gesucht, die ihn akzeptiert und seinen Interessen entsprach, dass das nicht alles leicht war,kannst du sicherlich verstehen. Inzwischen hat er sein Abi, studiert Informatik und ich kann ihm diesbezüglich schon lange nicht mehr folgen. Natürlich war es für mich ein Lernprozess zu verstehen, dass es in der Schule gar nicht darum geht Persönlichkeiten zu fördern, sondern einen "Einheitsbrei" zu formen. Als ich das verstanden habe, stellte ich mich nur noch schützend vor mein Kind.Jeder Versuch meinerseits auf Anpassung meines Sohnes war zum Scheitern verurteilt, man kann nur die Stärken fördern und heraus kommen oftmals wunderbare Menschen.

stillgelegt
07.03.09, 20:08:01
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finnguala
(Standard)

Hallo zoccoly,

Zitat:
Jeder Versuch meinerseits auf Anpassung meines Sohnes war zum Scheitern verurteilt, man kann nur die Stärken fördern und heraus kommen oftmals wunderbare Menschen.


eben und in diesem Übergangsprozess befinde ich gerade.
Schau ich habe einen sogenannten "Schulverweigerer" in der Familie, bis zur 5 ten Klasse glaube ich ohne Probleme, und ab der 6ten Klasse war er zuhause.
Ich habe einfach auch Angst, das ihm das gleich droht. Dieser Cousin von mit ist nicht glücklich. Bei ihm ist es so weit, das er das Haus so gut wie nicht mehr verlässt. Ich denke was ist wenn seine Eltern mal nicht mehr sind, das ist doch für den Jungen ( er ist übrigends schon über 35 ) ein totales Loch!
Klar würde ich ihm gerne in der Form helfen, alles gesellschaftliche von ihm fern zu halten, und ihn zuhause zu lassen, und tun und lassen was er will. Dann ist er ja auch Glücklich. Gewisse Anforderungen muss er sich allerdings stellen.
Ich wünschte mir, ich könnte mich vor bzw hinter mein Kind stellen, und den Lehrern unseren Standpunkt verdeutlichen, aber wie soll das gehen in unserem bisherigen Schulsystem?
Das ist für mich eine Frage die mich schon länger beschäftigt.
Bei uns ist nichts mit Walddorf oder ähnlichem. Bei uns gibt es nur die Einheitsbrei Schulen, die oder Sonderschule.
07.03.09, 20:34:26
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zoccoly
(Autistenbereich)

Mein Sohn hat normale Schulen besucht. Leider ist es so, dass noch ganz viel vom Klassenlehrer abhängt. Als Mutter hatte ich schnell das Gespür dafür, ob es meinem Sohn bei dem Lehrer gut geht, wenn nicht wurde gewechselt. Er hat z.B. Schwierigkeiten mit Sprachen, also wurde eine naturwissenschaftlich orientierte Schule gesucht. Selbst der Hochschulort wurde nach diesen Kriterien ausgesucht, klein überschaubar und kaum Ablenkung.

stillgelegt
07.03.09, 20:45:06
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finnguala
(Standard)


Jep das weiß ich! Ich sage immer Schule ist Schicksal. Damit meine ich es kommt wirklich auf den Lehrer an.
Mein Sohn hat Schwierigkeiten mit Sprachen, sogar mit der Deutschen!
Von Englisch will ich gar nicht anfangen.
Bei uns ist es halt so, das sie jedes Fach eine andere Lehrkraft haben, mit der einen kann er, mit der anderen nicht.
So viele Schulen haben wir nicht zur Verfügung im Umreis. Es wäre nach dieser noch eine weiter, aber dann ist Schicht im Schacht.
Nächstes Jahr wenn er denn soweit durch hält , hat er ja die Aussicht in den Mathematischen Zeig zu gehen.
07.03.09, 20:55:59
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zoccoly
(Autistenbereich)

sehr schön und es wäre genau deine Aufgabe dieses Jahr zu überstehen. Mit dem mathematischen Zweig kommt er bestimmt super zurecht, erhält Erfolgserlebnisse und ihr werdet harmonischer zurecht kommen. Nur in diesem Jahr musst du noch mal in Vorleistung gehen, wenn die Schule in diesem Jahr noch Stress pur bedeutet, braucht er dringend Verständnis und Harmonie zu Hause.
Ist nicht leicht,
mfG zoccoly

stillgelegt
07.03.09, 21:07:02
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finnguala
(Standard)

Zoccoly, und wie kann ich ihm die Schule denn schmackhaft machen???
Es werden ja trotz Mathe und IT, Englisch und Deutsch verlangt.Was natürlich nächstes Jahr auch noch auf dem Stundenplan stehen, aber nur eben nicht mehr so verschärft.
Ich versuch ihn zu locken,und Belohnungen in Aussicht zu stellen. Diese will er natürlich erreichen, und hat gleich mal alles, was dieses gefährden könnte ( die Verweise, und Mitteilungen der Schule ) vernichtet.
07.03.09, 21:21:17
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zoccoly
(Autistenbereich)

geändert von: zoccoly - 07.03.09, 23:08:36

Jetzt kann ich dir sicherlich nicht helfen. Ich habe meinen Sohn nach England geschickt, um seine Sprachkenntnisse zu fördern, danach hieß es, er spricht kein Oxford-Englisch und alle Bemühungen waren umsonst, die Noten änderten sich auch nicht, unsere Devise Augen zu und durch. Ich habe keine Belohnungen in Aussicht gestellt, sondern wir haben akzeptiert, dass er bestimmte Sachen nicht kann, so wie jeder andere auch.

stillgelegt
07.03.09, 21:29:52
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finnguala
(Standard)

Die Belohnungen beziehen sich ja auch nicht nur auf die schulischen Leistungen, sondern eher darauf, das er wenigstens seine Hausaufgaben macht, und seine Sachen einigermaßen in Ordnung hält, und sein Zeuge auch mit in die Schule bringt.

07.03.09, 21:55:24
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zoccoly
(Autistenbereich)

Es kann sein, dass es bei euch funktioniert. Ich habe ohne Belohnung gearbeitet und akzeptieren müssen, dass meine Ordnung abweichend von seiner ist.
Warum belohnst du dein Kind, wenn es Hausaufgaben macht?

stillgelegt
07.03.09, 22:05:38
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finnguala
(Standard)



Nein, ich belohne das gesamtpaket, also Hausis, Ordnung, und in der Schule gut auskommen.
07.03.09, 22:13:09
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