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Autor Nachricht
RasCherie
(Nur rote Bereiche)

Auf der Schultoilette haben meine Feinde gewartet, wo ich Opfer sein sollte für Gewalt und Tadel, da war ich nicht so oft anzutreffen!


Ich hab viel an der Mauer gestanden in der Grundschule, mit meiner Freundin oder auch oft alleine in den Pausen!


LG
RasCherie
25.10.17, 23:34:29
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akurei
(Autistenbereich)

Ich glaube ich habe in meinem Leben noch keine Schultoilette von innen gesehen. Vor Tadel war ich also immer recht effektiv geschützt. An Mauern stand ich jedoch rege oft. Danke für deinen Input, RasCherie.

OOC: Ist das alleine sein in den Pausen auch so traumatisch für andere wie für mich? Hach, ich würde gerne nochmal von vorne anfangen als neurotypischer ehh... Typ.
25.10.17, 23:59:47
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Antares
(White Unicorn)

Für mich war das allein sein in den Pausen nicht traumatisch, ich fühlte mich nicht allein. Schwieriger fand ich, wenn in den Pausen "zu viel los war" und ich lieber im Klassenzimmer geblieben wäre, weil dort wäre es allein ruhig gewesen (wie dann am Gymnasium).

Aber draußen allein war es wunderbar im "Schulpark". Da war der Fluss, die Bäume, die Vögel, die Wiese, Millionen Insekten. Ich mochte die Umgebung der Schulen sehr gern, denn es war dort ruhig und grün. Angelegt wurden sie klassischer Weise in der Gegend in der aufgewachsen bin, wie ein kleiner Park. Diese Parkähnlichkeit kam mir sehr zugute, dass das derzeit modern war. Später wurde dieser Bereich allerdings "gesperrt" - da sich irgend etwas veränderte, der Zugang zum Parkteil mit Fluss war dann nicht mehr zugänglich. Das fand ich nicht gut, denn dort war mein Rückzugsraum gewesen.

Die Toiletten waren bei uns sehr sauber, ich mochte die Muster der Fliesen, es roch dort nach Seife, irgendwie mochte ich diesen reinen Seifengeruch. Im Nachhinein, seit ich die Berliner Schulverhältnisse kenne frage ich mich allerdings, wie sie das geschafft haben Schultoiletten auf Hotelstandard zu halten. Immer war alles aufgefüllt an Tüchern und Toilettenpapier, die Kabinchen waren rein, ...

Als ich das erste Mal in einer Berliner Schule auf einer Toilette war, erinnerte mich das an unsere Bahnhofstoilette der nächsten großen Stadt, in der ich aufgewachsen bin. Auch vermisse ich hier in den Berliner Schulen die Parkähnlich angelegten Pausenhöfe und modernen Sportplätze sowie Turnhallen. Die akustische Dämmung ist meist gar nicht vorhanden. Selbst zu einem Termin um nach Barrieren zu suchen ist es für mich manchmal fast unmöglich allein das Gebäude zu betreten. Wie man so fürchterlich bauen kann... und kein einziger Rückzugsraum, an der ganzen Schule. Für viele Schüler stellt sich denke ich die Frage nach dem Allein sein gar nicht mehr hier in Berlin, da das gar nicht geht, zügeweise überfüllte Schulen. Ich liebte eben das allein sein, auch wenn mich andere Kinder neugierig machten, ich mochte sie nicht immer um mich.

Es gab auch keine boshaften Menschen in Toiletten an den Schulen (Grundschule/Realschule), nicht einmal an dem Gymnasium, das mir zu "groß/reizlastig" war. Selbst dort hatten sie überall grünen, sauberen Teppich am Boden (wie haben die das nur immer alles so sauber gehalten?) große Räume mit unzähligen Pflanzen, eine Beleuchtung die indirekt war. Und trotzdem sehnte ich mich nach der kleine ruhigen Landschule zurück, wo nicht ganz so viele Kinder (und somit Lautstärke/Gewusel/Berührungen auf der Treppe/...) unterwegs waren.

Für mich war es ein Aufatmen, wieder in der Klosterrealschule zu sein, wo es so schön ruhig war, noch mehr Rückzugsräume existierten durch das alte Kloster und ich ganz viel für mich allein sein konnte.
26.10.17, 08:40:09
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feder
(Autistenbereich)

Zitat:
Ist das alleine sein in den Pausen auch so traumatisch für andere wie für mich?
ja.

Schultoiletten: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass an Schulen, in denen die Lehrpersonen die Schülertoilette mitbenutzen, die Toiletten um Welten sauberer sind, als an Schulen, an denen die Lehrer mehrere Lehrerklos zur Verfügung haben. Welcher Lehrer will schon in eine verdreckte Bruchbude aufs Klo gehen.
26.10.17, 08:53:17
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Antares
(White Unicorn)

Warum erlebt ihr alleine sein als traumatisch in einer Pause?
26.10.17, 09:13:45
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akurei
(Autistenbereich)

klingt wie eine privatschule aus victorianischen zeiten. meine erfahrung ist eher so wie deine berliner schulen: es gibt keinen rückzug. ganz im gegenteil, die schüler werden alle nach dem motto "macht mal" nach draußen gekarrt. zu deiner frage:

1. alleine irgendwo sitzen und hoffen nicht aufzufallen, obwohl gerade das auffällt
2. nicht das know-how zu haben sich irgendwie in das integrieren zu können, was da gerade abgeht
3. angst haben, dass ein bully seinen social cue versteht und sich meiner "annimmt" (so oft passiert)


im laufe der zeit an einer neuen schule hatte ich jedoch oft das glück, dass der zweitseltsamste typ auf mich zugekommen ist. das waren dann oft leute mit migrationshintergrund oder nerds. an der letzten schule hatten wir dann sogar unsere eigene clique. das lag aber mehr daran, daß wir die wenigen deutschstämmigen waren (und der türkischstämmige nerd, der anfangs auf mich zugekommen war ;))
26.10.17, 09:46:38
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Antares
(White Unicorn)

Ich frage mich auch manchmal, in welchem Jahrtausend ich eigentlich aufgewachsen bin und ob das wirklich die Erde war :D

Aber sowas gabs nicht nur in manchen bayrischen, von Überfluss geprägten, wohlhabenden Gemeinden, sondern auch in der Schweiz.

1. allein wo sitzen war "ganz normal"
2. die anderen ... ja die anderen... ich glaub ich vergass oft, dass es die überhaupt gibt ^^
3. diese Brutalität gab es nicht, ... wie gesagt ich glaub außerirdische Kultur

Weshalb nun allerdings das so lokal begrenzt immer wieder auftauchte, dieses extrem wohlhabend, gemeinschaftsorientierte, wo anders "ganz normal" war, das ist mir ein Rätsel. Letztendlich sind es eher wie so kleine Mini-Inseln, die sich dann auch immer nur mal für ein paar hundert Jahre wo halten maximal.

An sich ist das aber denke ich ein viel gesünderes Lebensprinzip. Letztendlich traumatisiert es dann nicht und eine gesunde Entwicklung von Vielfalt mit ihren Potentialen viel leichter möglich. Es hält sich nur nicht - und die Geschichten in denen die Toilette der letzte Rückzugsraum war, wo man aus Panik vor "den anderen/der Welt" hin kann übrigt bleibt sind deutlich in der Mehrzahl, im massiven Übergewicht.
26.10.17, 13:55:26
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feder
(Autistenbereich)

Zitat:
Aber sowas gabs nicht nur in manchen bayrischen, von Überfluss geprägten, wohlhabenden Gemeinden, sondern auch in der Schweiz.
Keine Ahnung, was für Schulen in der Schweiz du meinen könntest. Ich kenne in der Schweiz nur Schulhäuser mit kleinem Pausenplatz und Lehrern, die alleine sein wollende Schüler gängeln, mal etwas sozialer zu sein.

Die Schweiz ist im Vergleich zum europäischen Umland auch deutlich angepasster und Andersartigem weniger aufgeschlossen als das europäische Umland. Seit Jahrzehnten mindestens. Da gibt es auch Studien dazu.
26.10.17, 15:19:52
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Antares
(White Unicorn)

Den aktuellen Stand kenne ich ja gar nicht... auch dort wo ich aufgewachsen bin gibt es das nicht mehr. Die Klosterschule z.B. wurde vollständig aufgegeben, mangels Kloster etc.

Ich weiß aber von Gegenden in der Schweiz, wo noch der Haflinger das Kind zur Schule brachte. Das ist alles zu lange her, jetzt mit meinen dann auf 40 zugehend... ist es schon gefühlt wie außerirdisch eher.

Das wie ich und andere aufgewachsen sind, kenne ich heute nirgends mehr, also an keinem einzigen mir bekannten Ort ist das noch/wieder so, wie derzeit. Ich bin in einer Kultur aufgewachsen und lernte menschen der schweizer Kultur kennen, die es heute nicht mehr gibt, sie existiert schlicht nicht mehr und es wird sie in dieser Form nie wieder geben. Aber in dieser Art kann es Gemeinschaften geben, die sich anders, aber von der Lebenswirklichkeit her vielleicht ähnlich sein können.

Ich spreche nicht davon, dass sich solche "Inseln" in irgend welchen Statistiken erheblich niederschlagen würden. Aber es prägte meine Lebenswirklichkeit und anderer (auch zum Teil Autisten) deutlich, denn in unserer Kindheit, war dies das ganze Universum. Dass es sich hierbei um Randerscheinungen gesellschaftlicher Entwicklungen handelte, lernte ich erst viel später.

26.10.17, 15:38:36
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Kaleidoskop
(in einer Seifenblase zwischen den Welten (DIS & AS & ...)

In den Internaten, die für blinde spezialisiert waren, waren die Toiletten durch aus sauber. Gerade im ersten Internat und ich glaube auch im Zweiten. Aber ich habe mich da nie aufgehalten.
Im ersten Internet hatte ich so oder so sehr viel Zeit allein für mich, sobald die Schule fertig und im zweiten Internat eben durch die Gegend manchmal gelaufen, wenn alles zu viel war.
Auch im dritten Internat habe ich mich zurückgezogen. meine Zimmernachbarin tagsüber viel unterwegs war, hatte ich dort meine Ruhe.

Dass der Körper beschließt, explosionsartig irgendwas loswerden zu wollen, kenne ich nur bei Angst. Dort scheine ich dann ein Durchlauferhitzer zu sein. Zu mindestens war das in meinem Elternhaus so. Und eigentlich wollte ich nicht raus und pinkeln müssen, weil ich höllische Angst hatte.

Als ich meine Ausbildung auf der Regelschule gemacht habe, bin ich fast vom Glauben abgefallen. Die Toiletten stanken wie die Pest, Klopapier waren Mangelware und es war einfach nur ekelhaft und versichert. Wenn ich solche Toiletten sehe, frage ich mich, wie sich die Menschen wohnen in ihren eigenen vier Wänden verhalten. Ich gebe zu, ich bin kein Mensch, der sich gern an fremden Orten auf die Brille sitzt. Ich sehe nicht, ob da irgendwer drauf gepinkelt hat. Aber ich habe nie einen Ort so hinterlassen, wie das was ich gesehen habe.
Ich bin später in den Pausen einfach draußen gewesen und habe geraucht. Ob ich nun was gesagt habe oder nicht, Hat niemanden gestört. Mal abgesehen davon war ich oft mit meiner besten Freundin draußen.

Für mich bedeutet Natur Ruhe. Orte, an denen die Chance, Menschen zu begegnen sehr gering ist. Je nachdem, wie hoch mein Stresspegel ist, ist selbst Energie Ausstrahlung meines Hundes zu viel für mich.

Ach so, bei der Ausbildung, wo die Schultoiletten zum schreien aus sagen waren wir regelmäßig auch auf Lehrgängen, in denen haben wir für eine Woche bestimmte Themen durchgepaukt. Diese Zeiten waren die Hölle für mich, weil ich langsam war und weil ich im Grunde genommen keinen Anschluss fand.
Ich war zu schüchtern, auf andere zu zugehen, und die andern hatten wahrscheinlich auch Berührungsängste. Es macht mir nichts aus, alleine zu sein. Aber wenn man allein ist und das Gefühl hat, von sozialen Kontakten abgeschnitten zu sein, diese nicht zu haben, wenn man sie möchte, das ist schlimm. Und so ging es mir auf diesen Lehrgängen, da sie nicht an meinem Wohnort stattfanden und ich trotz meines Alters kein eigenes Auto hatte.
Ich hatte zum Glück ein Einzelzimmer. Sowohl die Bäder in den Zimmern, als auch die Toiletten für einen nutze außerhalb seines Zimmers waren am Ort diese Lehrgänge sehr sauber.

Ich würde das allein sein auf diesen Lehrgängen nicht unbedingt als dramatisch bezeichnen. Aber wie schon gesagt, zu Hause habe ich die Wahl, ob ich soziale Kontakte pflege, oder mich zurückziehe. Dort war ich gefühlt abgeschnitten von der Welt. Und das war nicht unbedingt schön.
27.10.17, 15:59:19
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