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Autor Nachricht
Isabella
(Angehörigenbereich)

Zitat von azrael:
zu misshandlung würde ich auch geschüttelt werden zählen,

Wenn du weißt, daß dein Kind autistisch ist, und weißt, was Autismus ist, dann ist sowas wie schütteln ziemlich finster. Wenn du das nicht weißt, dann begehst du auch Fehler wie: dein Kind in den regulären Kindergarten schicken, auf den Rummelplatz oder ins Einkaufscenter gehen, Kinderkurs Turnen und musikalische Früherziehung, Volksfeste ... .Unter NA´s, die sich anfassen lassen und deren Orientierung im Raum anders ist, wird ein kurzes Schütteln nicht als schlimm empfunden. Es kommt aber darauf an, wie heftig oder leicht man schüttelt. Man verspricht sich davon, daß die Person quasi "wach" wird. Aber Du hast natürlich grundsätzlich damit recht, daß jede Form von "Hand an legen" falsch ist, weil es eine Mißhandlung darstellt. Worte sollten und müssen genügen. Und wenn während des Schüttelns gesagt wird:"Sowas macht man nicht", dann ist das ziemlich absurd. Im Prinzip wird (bei NA-Kindern funktioniert das) vorausgesetzt, daß das Kind weiß, daß es etwas getan hat, was ausgewertet werden muß, und in dem Moment weiß es in der Regel auch, was wirklich gemeint ist, also nicht das gerade stattfindende Schütteln.
Ging es Dir nie so, daß Du vor Wut mal einen Ausraster gehabt hast, oder so verzweifelt warst, daß Du Dich hast gehen lassen? Das ist doch menschlich, ob A oder NA.
12.11.08, 23:29:00
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haggard
(Autistenbereich)

geändert von: haggard - 13.11.08, 00:08:42

als etwa drei- oder vierjähriges kind soll ich einen wutanfall gehabt haben, indem ich mich an eine türklinke hing, da ich nicht die wohnung verlassen durfte. daran kann ich mich selbst nicht erinnern.
ansonsten bin ich wohl unmenschlich.;)

wenn ich verzweifelt bin... - ist etwas anderes. daran arbeite ich. hat jedoch nichts mit wut zu tun. auch keine ausraster.
12.11.08, 23:44:11
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Isabella
(Angehörigenbereich)

Zitat von azrael:
...ist dann nicht allein die sprache in mitleidenschaft gezogen, sondern auch die motorik, ...

Das ist interessant. Wann immer ich merke, daß Thaddäus was ausbrütet, viel echolaliert, nicht wirklich ansprechbar ist, dann scheint er sich irgendwie auch zu verkrampfen; fällt um, weil er die Beinchen steif macht, oder er zuckt unkontrolliert mit den Gliedmaßen. Dann ist er auch stets wütend über seine eigene Situation.
13.11.08, 00:03:27
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teufeline
(Standard)

also über die ganzen formen gibt es immer reichlich zu spekulieren.
wenn ich bei der diagnose meines sohnes spekuliere- es wird AS vermutet- dann tendiere ich aufgrund meines Laienwissens dennoch eher zu atypisch oder ASS...

es ist insgesamt wahnsinnig schwierig, solche "zwischendinge" zu erkennen, wenn ärzte es eben auch nur aus büchern wissen, dann darf man ihnen eigentlich keinen vorwurf machen, oder?
19.05.09, 19:16:07
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

geändert von: 55555 - 19.05.09, 21:01:38

ASS - Autismusspektrums*möööp* ist ein Überbegriff und keine Unterdiagnose (oder der Verkaufsname einer bekannten Droge). Aber ich halte die Unterdiagnosen eh für wenig hilfreich.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
19.05.09, 21:01:20
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Isabella
(Angehörigenbereich)

Zitat von 55555:
ASS - Autismusspektrums*möööp* ist ein Überbegriff und keine Unterdiagnose (oder der Verkaufsname einer bekannten Droge). Aber ich halte die Unterdiagnosen eh für wenig hilfreich.


Ja, aber irgendwie ist es deshalb schwierig, weil jeder Mensch anders ist und auch die Eltern ihr Kind viel besser kennen und anders wahrnehmen als irgendein Arzt. Z.B. habe ich jetzt mal meine Freundin, deren Tochter eine leichte, spezielle Spastik hat und Kontakt zu Eltern mit Kindern der genau selben Diagnose sucht, an Rehakids herangeführt. Zur genau selben Diagnose meldeten sich dann Mütter, deren Kinder ganz anders waren und auf diverse Behandlungsmethoden anders reagieren, als die Tochter meiner Freundin.
Dies hat zur Folge, daß Mutter/ Vater stets auf der Suche nach ... was weiß ich was, sind. Sicher ist deswegen eine Kategorisierung völliger Quatsch, da diese nur zur Verunsicherung führt.
Wir z.B. haben auch noch kein Kind kennen gelernt oder von ihm gehört, welches exakt so agiert, denkt und "anders" ist wie Thaddäus, auch mit den Diagnosen - erst frühkindlicher Autismus (diagnostiziert von drei verschiedenen Ärzten),der eindeutiger nicht sein konnte; dann Asperger, und jetzt sei Thaddäus nur noch am Rande des Autismusspektrums. Letzteres stimmt nicht. Thaddäus hat momentan eine Phase, wo er kaum ansprechbar ist, wieder viel echolaliert und bitterlich weint, wegen nichts, z.B., wenn sich jemand falsch ausdrückt oder etwas nicht richtig gesagt hat, oder der Betonmischer auf der Straße nicht gelb/schwarz gestreift, sondern nur gelb ist. Er redet eintönig, staccato, ist sehr impulsiv, und ich erreiche ihn nur, wenn ich seine Spielchen mitspiele (z.B. wenn er eine Ente ist oder ein Drachen), sonst wird der Toilettengang oder das Anziehen zur never ending story. So eine Phase bekommt er vor jedem Entwicklungsschub. Und er kann auch sagen, ob ihn gerade das Rauschen der Lüftung oder der Lärm auf der Straße oder das Geschnatter von Leuten stört - und das alles, während andere Asperger erst in der Schule oder im Erwachsenenalter, oder niemals diagnostiziert werden. Das kann doch also nicht sein; er ist kein Asperger, aber mittlerweile ist es so egal, weil die Suche nach einer "Definition" albern geworden ist; alles vermischt sich.
29.05.09, 01:42:50
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ich halte nicht Unterdiagnosen bei Autisten generell für unsinnig, lediglich diejenigen, die aktuell gebräuchlich sind. Du beschreibst ja ganz gut, wie Ärzte sich diese Untauglichkeit dieser bestehenden Unterdiagnosen oft zurechtzumachen versuchen, indem sie sie sich willkürlich hinbiegen je nachdem welchem Klischee sie anhängen. Aber ich schließe nicht aus, daß vielleicht nochmal sinnvolle Untergruppen bestimmt werden könnten.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
29.05.09, 23:18:30
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Isabella
(Angehörigenbereich)

Zitat von 55555:
Aber ich schließe nicht aus, daß vielleicht nochmal sinnvolle Untergruppen bestimmt werden könnten.


Also es gibt autistische Menschen, die nicht sprechen und welche, die unentwegt plappern. Es gibt welche, die sich nicht berühren lassen können und welche, die immer schmusen und sogar Körperkontakt zu Fremden suchen. Es gibt welche, die einen ganz geregelten Tagesablauf brauchen, oder nur grüne Nudeln essen wollen und immer nur dieselbe Art von Zahnbürste benutzen und wieder andere brauchen so etwas garnicht. Einige fahren Fahrrad und können sich selbst an- und ausziehen, andere können dies nicht aber dafür Erfindungen machen, usw..
Mit Ausnahme der Kategorie Sprache sind das alles Verhaltensweisen/ Merkmale, die bei Autisten vorkommen, unabhängig davon, ob sie bis zum 3. Lebensjahr gesprochen haben, oder nicht (konkret Unterscheidung Kanner/ Asperger). Von Ärzten wird dies schriftlich als "Auffällige Verhaltensweisen" belegt und nicht weiter hinterfragt. Dabei gibt es doch gerade hier signifikante Unterschiede, meine ich. Beispiel: Unsere Kindergartenbegleitung hatte neulich einen Lehrgang. Sie kam ganz aufgeregt wieder und bat z.B. darum, daß Thaddäus immer nur dieselbe Zahnbürste gekauft bekommt. Auf einige Autisten mag das zutreffen, aber Thaddäus sucht sich die Dinge beim Kauf selbst aus. Es waren da noch viele Dinge mehr, die Lilly bei der Fortbildung gelernt hat, aber auf Thaddäus überhaupt nicht zutreffen, bzw. anwendbar sind.
Soweit ich weiß, wird Autismus als "emotionale Behinderung" beschrieben. Mir reicht diese Def. ehrlich gesagt nicht wirklich. Ja klar, es bezieht sich darauf, daß Autisten Gefühle bei Anderen nicht erkennen können und "soziales Verhalten" nicht genetisch und evolutionsbiologisch inne haben sondern mühsam erlernen müssen. Mag sein, daß dies der kleinste gemeinsame Nenner ist. Ich meine auch, daß Überreizung von aussen, wie viele Geräusche gleichzeitig, oder bestimmte Geräusche/Frequenzen auf alle Autisten Einfluß hat. Das wiederum hat aber nichts mit Emotionen zu tun. Ebenso wenig diese mit Zwangshandlungen als Folge von Überreizung.
Was mich u.a. interessiert, sind die Vorgänge im Hirn. Es gab mal hier einen Thread zu Einstein, wo ich aufgrund einer Fernsehsendung über Einsteins Gehirn einen Beitrag geschrieben habe. Dabei ging es um Verwachsungen im Hirn - also bestimmte Bereiche sind dort miteinander verbunden, wo
es nicht sein sollte - weshalb es möglich ist, daß diese Menschen jeder Farbe einen Geruch zuordnen, oder alle äußeren Reize gleichzeitig verarbeiten müssen; nicht selektieren können, oder andere Dinge aus der Wahrnehmung miteinander verbinden, oder so ganz anders "um die Ecke denken" können, weil es die Konstellation im Hirn möglich macht. So ist es doch auch nachvollziehbar, wenn der motorische Bereich im Hirn eine Verbindung zu einem anderen Areal eingegangen ist (oft auch Mundmotorik: Kind konnte nur Brei ohne Stücke essen, will sprechen, kann aber nicht), daß dieser motorische Bereich durch die "Verbindung" behindert wird.
Aber ich habe bezüglich Autismus die Hirnforschung eher vermisst. Irgendwie gab es dazu bislang keine bedeutsamen Forschungsergebnisse, oder ich habe diese noch nicht wahrgenommen.
30.05.09, 01:05:45
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drvaust
(stillgelegt)

Ich halte 'emotionale Behinderung' für falsch, sowohl 'emotional' als auch 'Behinderung'. Emotional trifft es nicht.
Ich habe Probleme mit Sinneswahrnehmungen, bzw. -verarbeitung, und mit der Kommunikation mit Menschen.
Aber emotional habe ich keine besonderen Probleme, höchstens bei der Kommunikation meiner Emotionen.

Wenn man Untergruppen bilden will, sollte man evtl. von der Auswirkung ausgehen.
Dabei ist es relativ unbedeutend, ob es vor oder nach dem 3. Lebensjahr auffiel.

30.05.09, 01:38:53
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von Isabella:
Also es gibt autistische Menschen, die nicht sprechen und welche, die unentwegt plappern.

Bei all diesen Details ist nach meiner Einschätzung völlig unklar inwieweit das Lebensumfeld hier eine größere Rolle spielt.
Zitat:
Ja klar, es bezieht sich darauf, daß Autisten Gefühle bei Anderen nicht erkennen können und "soziales Verhalten" nicht genetisch und evolutionsbiologisch inne haben sondern mühsam erlernen müssen. Mag sein, daß dies der kleinste gemeinsame Nenner ist.

Wäre es für mich nicht. Der Punkt ist aus meiner Sicht, daß das Sozialverhalten anders ist aufgrund verschiedener Veranlagung bei Autisten oder NA. Und weil die NA nicht klar in der Minderheit sind, sondern die Autisten haben die Autisten mit Abstand das größte Problem dabei.
Zitat:
Dabei ging es um Verwachsungen im Hirn - also bestimmte Bereiche sind dort miteinander verbunden, wo
es nicht sein sollte

Wo es nicht sein sollte? Laut was? Ich grusele mich manchmal über solche Aussagen, die Menschen scheinbar zu Maschinen erklären wollen und völlig ignorieren was Leben ausmacht, z.B. eben Biodiversität. Hier war es mal wieder soweit.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
30.05.09, 06:43:30
Link
Isabella
(Angehörigenbereich)

5555:
Eben weil Menschen, so auch die autistischen, so unterschiedlich sind, ist es schwierig, neue oder "richtige" Kategorien und Unterkategorien für eine angemessene Beschreibung und Unterscheidung zu ersinnen.
Tief im Hirn: Mich interessiert das schon, warum und wie das alles funktioniert. Auch unterschiedliche Merkmale muß man doch nicht zwingend ignorieren.
Es gibt Wissenschaftler, die meinen, daß Autismus eventuell auf einen Gendefekt zurück zu führen ist. Wurde dieses Gen bereits gefunden? Handelt es sich dabei wirklich um einen Defekt?
Was ist Biodiversität?
04.06.09, 02:02:36
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Bluna
(stillgelegt)

Ich glaube Mutation wäre der angebrachtere Ausdruck bezügl des Gens.
Soviel ich weiß beruht die ganzeVielfalt der Natur auf Genmutationen.
Nun müsste sich einer aufschwingen und darüber bestimmen,welches die "richtige" und welches die "falsche" Mutation sei.
Absurd.



[Gesperrt wegen mutmaßlicher übler Nachrede im Forum, die auf Widerspruch auch noch [url="topic.php?id=3174"] bekräftigt[/url] wurde. In diesem Forum kann kein Raum für mutmaßliche Straftaten sein. Daher erfolgt die Sperrung bis versichert wird, daß die gemachte Behauptung und üble Nachrede allgemein im Forum künftig unterlassen werden wird oder dem Admin per Email bewiesen wird, daß die gemachte Aussage richtig war, mfg [55555]]
04.06.09, 07:56:46
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