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Autor Nachricht
WiebkeSchwartze
(Standard)

Guten Morgen,

erst einmal zur Frage, wie meine Studie organisatorisch ablaufen soll: Es gibt die Möglichkeit, Therapeuten ausfindig zu machen, die vor Ort in eigenen Therapieräumen hundegestützt arbeiten (man geht ja häufig auch zur Physiotherapie etc.). Ich bin eher dafür, dass die Therapeuten in Räumen mit ihren Hunden arbeiten, die vertraut sind, denn das bedeutet weniger Stress für den Hund. Ich kenne aber auch eine Logopädin, die verschiedene Einrichtungen mit ihrem Hund besucht- Kinder sind ja meist in Schulen oder Kindergärten, so dass dies für die Kinder vertraut ist und dort auch hundegestützt gearbeitet werden kann. Einige fahren auch in die Familien- ich denke, das kann nicht pauschalisiert werden sondern MUSS im Einzelfall entschieden werden. Technische Ausstattung ist in dem Sinne nur mein Problem, denn dafür muss ich aufkommen. Und es ist in der Tat eine längerfristige Untersuchung, da eine neue Therapieform immer eine gewisse Anlaufphase benötigt. Zudem hängt es auch von der Schwere der Beeinträchtigung bzw. Störung zusammen: wenn das Kind mit ASD rein gar nichts anfassen mag, sich absolut isoliert oder Angst hat, dauert alles nun einmal länger.

Zur anderen Frage: Ich kenne aber genug Menschen mit ASD, die NICHT "richtig sprechen und dann plötzlich sehr gut und 'kompliziert' sprechen (von der Babyspreche direkt zur Erwachsenensprache)" (Zitat).
Der Hund wird hier als Motivator und als Brücke zwischen Autist und Umwelt verstanden. Es zeigt sich sehr oft, dass die Umwelt in dem Sinne uninteressant ist, so dass gar kein Kommunikationsbedürfnis entstehen kann. Warum sollte ich mich mitteilen, wenn es sich nicht lohnt? Ein Hund scheint aber "lohnendswerter" zu sein, fördert Interesse, Aufmerksamkeit und ist durch seine sozialen Kompetenzen geeignet, zu "vermitteln".
Häufig "therapieren" Therapeuten und Pädagogen jahrelang ohne große Erfolge- dadurch kann auf beiden Seiten eine regelrechte Therapiemüdigkeit entstehen. Der Hund bringt da neue Aspekte in die Therapie - er wird nicht als Allheilmittel verstanden, sondern unterstützt den Therapeuten z.B. bei speziellen Therapiekonzepten (TEACCH, PECS, Basale Stimulation...).
Es sind noch genug andere Gründe, warum und wie ein Hund Kommunikation anbahnen kann, die ich aber nicht alle anführen kann und will (da schreibe ich mir ja die Finger wund)...;)

Wenn keine solchen Untersuchungen vorgenommen werden, wird es nie zu einer (Krankenkasen-) Anerkennung kommen. Und ich denke, dass es für einige Kinder besonders mit frühkindlichem Autismus eine sehr gute, erfolgsversprechende Therapieform sein kann!

Viele Grüße!
20.10.08, 09:24:57
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WiebkeSchwartze
(Standard)

Ach ja: www.autiedogs.de ist eine sehr interessante Seite, die ich nur empfehlen kann. Frau Frank (mit Asperger, wenn ich mich richtig erinnere!) bildet gerade ihren Hund aus und versteht sich als Netzwerk und Hilfsangebot bei allen Fragen rund um Hund und Autismus!:))
20.10.08, 09:29:06
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tabby
(stillgelegt)

Zitat von WiebkeSchwartze:
Ach ja: www.autiedogs.de ist eine sehr interessante Seite, die ich nur empfehlen kann. Frau Frank (mit Asperger, wenn ich mich richtig erinnere!) bildet gerade ihren Hund aus und versteht sich als Netzwerk und Hilfsangebot bei allen Fragen rund um Hund und Autismus!:))


Zunge rechts Schleichwerbung fuer diese Dame? Ob das ein Zufall ist?

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
20.10.08, 12:45:30
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WiebkeSchwartze
(Standard)

Wer wie ich seit über zwei Jahren überall in Deutschland herumtelefoniert, Kontakte aufbaut und sich ständig weiterbildet, der weiß einfach, wer Ahnung hat und wem man vertrauen kann.
Ich dachte ja nur, dass sich vielleicht Betroffene lieber dort austauschen wollen als mit 2Nichtbetroffenen". Ich kann beispielsweise viele Aspekte nicht so verstehen oder erklären wie jemand, der selbst Autismus hat. Sie weiß, wovon sie spricht, wie schwer es ist, einen Hund im Alltag zu erziehen etc. ...und kann Tipps geben....
20.10.08, 12:53:55
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von WiebkeSchwartze:
Ich bin eher dafür, dass die Therapeuten in Räumen mit ihren Hunden arbeiten, die vertraut sind, denn das bedeutet weniger Stress für den Hund.

Die dem Hund vertraut sind oder die den Autisten vertraut sind? Für Autisten ist es nämlich auch eine mehr oder weniger große Belastung zu allen möglichen "Therapien" gekarrt zu werden.

Zudem habe ich generelle Zweifel an dem Ansatz Autisten als Mensch therapieren zu wollen, denn aus meiner Sicht ist stets die mangelnde Barrierefreiheit der Lebensumgebung primär entscheidend. Alles andere wäre demnach eher Symptomflickschusterei.
Zitat:
Zur anderen Frage: Ich kenne aber genug Menschen mit ASD, die NICHT "richtig sprechen und dann plötzlich sehr gut und 'kompliziert' sprechen (von der Babyspreche direkt zur Erwachsenensprache)" (Zitat).

Das liegt daran, daß die Umgebungsbedingungen so schlecht waren, daß ein Autist aufgrund von nervlicher Auszehrung auf den Gebrauch einer vorhandenen Sprachfähigkeit verzichtete.

Im übrigen bitte ich darum auch in Kürzeln keine Autismus pathologisierende Sprache zu verwenden.
Zitat:
Der Hund wird hier als Motivator und als Brücke zwischen Autist und Umwelt verstanden. Es zeigt sich sehr oft, dass die Umwelt in dem Sinne uninteressant ist, so dass gar kein Kommunikationsbedürfnis entstehen kann. Warum sollte ich mich mitteilen, wenn es sich nicht lohnt?

Aus meiner Sicht ist das eine komplett falsche Problemanalyse, da die Belastungen durch eine barrierehaltige Umgebung erst dazu führen, daß Autisten sich zurückziehen.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
20.10.08, 15:05:02
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haggard
(Autistenbereich)

handelt es sich dann überhaupt um eine neue therapieform oder ist der hund dann nicht doch vielmehr nur ein weiteres "hilfsmittel"?

besteht ein konzept, wie diese neue therapieform gestaltet sein soll? teilnehmer müssten scheinbar dazu bereit sein, ihr kind den genannten inhalten zuzuführen, um es dann zusätzlich auch noch mit einem hund zu versuchen?

besonders schwer finde ich es persönlich nicht mit hunden zu leben, solange man nicht überzogene vorstellungen von einem hund besitzt. erziehen muss man sie im grunde auch nicht, wenn sich eine wechselbeziehung zwischen hund und mensch ergibt. wenn dies nicht der fall ist, macht der mensch etwas falsch.
aber durch meinen hund besitze ich nicht das bedürfnis zu sprechen, z. b.

würde bei teilnehmern auch die studie abgebrochen werden, wenn ersichtlich ist, dass sie vorerst wahrscheinlich nicht verbal o. ä. interagieren werden? oder würde sie fortgesetzt, bis sich ein "erfolg" einstellt?
ist es messbar, welche erfolge auf den hundeeinsatz zurückzuführen sind und welche nicht? immerhin handelt es sich um menschliche individuen. kontrollgruppen (wird es eine geben?) in solchen studien halte ich für fraglich. letztlich könnten es nur die autisten selbst beantworten, durch was sie in der lage waren, sich z. b. verbal zu äußern. alles andere ist spekulation.
20.10.08, 15:07:17
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WiebkeSchwartze
(Standard)

also zunächst möchte ich nochmals betonen, was ich eingangs geschrieben habe: ich suche für diese studie kinder mit frühkindlichem autismus. ca. die hälfte dieser kinder kommuniziert zumindest nicht lautsprachlich - die verspätet einsetzende sprachentwicklung ist eher eine ausnahme. ich ziele auch weder darauf ab den hund zu instrumentalisieren, noch den menschen zu etwas zu zwingen. vielmehr geht es um eine ergänzung und erweiterung der bestehenden (logopädischen) therapieangebote - und die (ohne frage schwierige) messbarkeit eines erfolges lässt sich nur dann gewährleisten wenn entsprechende handlungsmöglichkeiten bestehen. sprich: wenn sich niemand für das projekt interessiert kann es natürlich auch kein erfolg werden.
20.10.08, 19:00:15
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Auch ich bezog mich auf diese Kinder.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
20.10.08, 19:20:49
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tabby
(stillgelegt)

geändert von: tabby - 24.10.08, 17:10:17

was ich bei meinem Hund immer bemerke und an dem Dobi zuvor. Die Fieps- und Quietsch-Geræusche machen mich kirre. Tut mir unwahrscheinlich weh im Ohr.

Vielleicht ist der Hund nicht immer bei Autisten hilfreich?

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
24.10.08, 17:09:54
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