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Autor Nachricht
growitcz
(stillgelegt)

Hallo Leute! Ich wollte euch fragen, wie man reagieren soll, wenn ein Autist eine Krise hat und sich selbst schlägt. Soll man die Krise von Beginn an verhindern, verkürzen oder sie gar ohne Eingreifen vorübergehen lassen? Bei uns ist es so, dass ein Junge sich selbst auf den Kopf schlägt, weil er mitbekommen hat, dass sich die Mutter mit dem Freund gestritten hat. Er hat wahrscheinlich Angst, dass sie sich trennen oder streiten wie es damals bei der Mutter und seinem Vater passiert ist. Wir haben oft mit ihm geredet, aber er hört damit nicht auf.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
10.09.08, 23:30:58
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mor
(Autistenbereich)

Was meinst du, wenn du es ihm jetzt verbieten würde, dass er es vielelicht dann heimlich machen würde? Also das selbstverletzende Verhalten.

Oder wenn du es ihm verbieten würdest, dass er vielleicht aggressiv werden könnte?
11.09.08, 16:43:46
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Entscheidend ist immer die Rahmenbedingungen so zu gestalten, daß der Leidensdruck gar nicht erst so hoch ansteigt. Damit meine ich nicht den auslösenden aber kaum ursächlichen Streit. Das scheitert in Einrichtungen aber oft an Kompetenzzersplitterung. Das was du für ein Problem hältst, ist eigentlich ein Symptom.

Zu deiner Frage wage ich nicht eine pauschale Antwort zu geben. Wie würdest du die Verzweiflungssysmtome verhindern wollen? Wie genau schlägt er sich? Z.B. stark, weniger stark?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
11.09.08, 16:58:57
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arlette
(Autistenbereich)

vielleicht macht er sich nicht mal so viel gedanken (trennung etc.), aber das geschehnis ist ihm sicher sehr unangenehm. ein solcher reiz (sich selber schlagen) überdeckt ganz einfach den anderen (sich unwohl fühlen). vielleicht hilft es, ihm andere wege von "reizüberdeckungen" zu zeigen? eines meiner kinder hat in solchen situationen immer gekreischt - wir regelten also, wo er es machen darf. der andere hat sich auch selber geschlagen und wir vereinbarten, dass er mit dem baseballschläger auf sein bett haut, weil das auch nützte.
12.09.08, 18:17:55
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mor
(Autistenbereich)

Stimmt, alettte. Lieber mit Etwas gegen ein Gegenstand schlagen, als dies gegen einen Menschen zu richten.
12.09.08, 20:18:59
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arlette
(Autistenbereich)

naja, das letzte der erlaubten dinge - wenn alles andere nichts nützt - ist auf die türe einhauen. das macht er manchmal mit dem kopf. sie ist dementsprechend kapputt. aber lieber türen bezahlen als dass dann ev. der kleine bruder im weg steht und was abkriegt. es gilt in unserem sinne nicht als selbstverletzung. so konnten wir die arm-aufschneiderei in verzweifelten situationen "umlenken".
13.09.08, 19:18:44
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growitcz
(stillgelegt)

Also bei dem Fall den ich meine ist das so, dass immer bevor seine Eltern (in Scheidung) er anfängt sich sehr stark mit der Faust auf den Kopf (Schädeldecke) zu schlagen. Wir haben ihm alles mögliche vorgehalten, unseren Arm und die Hand, Kissen, dies Schlagkissen die man zum Boxen verwendet (keine Ahnung wie die heißen), uvm. Er schlägt aber immer nur sich selbst, keine Chance.

Danach geht es so, dass er springt und schreit und sich dabei schlägt. Also der Grund warum er dies macht liegt eindeutig in der Familie (meist vor oder nach Besuchen), ansonsten macht er es nicht. Ich hab mal versucht ihm zu sagen, er soll schreien was er auf der Seele hat und springen und sich nicht schlagen. Das hat nur teilweise funktioniert, 2x springen, 1x "Die Mami" schreien und dann 1x Schlag auf den Kopf.

Was ich rausgefunden hab, ist dass wenn man ihn laut anschreit er soll das lassen sonst werd ich so wütend wie er es noch nie erlebt hat, er aufhört sich zu schlagen, die Krise wird dabei zwar verhindert, aber das Problem nicht gelöst. Ich mach ihm ja Angst dadurch, was auch nicht gerade ok ist. Aber ich war mal dabei, da musst ich dann auch heulen, das hat ihn nur angespornt noch weiter zu hauen. Erst als ich weg bin, wurde es weniger. Er braucht einen Zuschauer.

Er kann sich auch durch das Verhindern nicht abreagieren (müsste sowieso einen anderen Weg finden). Also ich denke nicht, dass man die Ursache bekämpfen kann, weil entweder mögen einen die Eltern so wie man ist und holen einen gerne ab, oder nicht.

Und ich sag ihm immer, dass Kinder nicht verantwortlich sind für die Beziehungen der Eltern, weil sonst wären alle Eltern autistischer Kinder getrennt und auch ich wäre Schuld, dass sich meine Eltern scheiden haben lassen. Er muss in meinen Augen lernen, dass es einen logo traurig macht, wenn die Eltern Krieg führen, aber dass er ihr Leben nicht beeinflussen kann.

Es ist echt so herzzereisend zu sehen, wie ihn so gut wie nur die Familie beschäftigt, die ihn nicht akzeptiert. Da liegt es meines Erachtens nahe, dass er sich emotional etwas von der Familie distanzieren soll. Das musste ich auch, hab auch wegen der Konflikte meiner Eltern gelitten, bis ich mir klarmachte, dass mich das nichts angeht und ich mein eigenes Leben auf die Reihe bekommen muss.

Krise verhindern oder austoben lassen? Psychologin sagt zweites, ich kann das aber nicht mitansehen.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
14.09.08, 21:46:55
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von furbiza:
Also der Grund warum er dies macht liegt eindeutig in der Familie (meist vor oder nach Besuchen), ansonsten macht er es nicht.

Das bedeutet nur, daß es ein Anlaß ist. Du kennst den Unterschied zwischen Anlaß und Ursache?
Zitat:
Aber ich war mal dabei, da musst ich dann auch heulen, das hat ihn nur angespornt noch weiter zu hauen. Erst als ich weg bin, wurde es weniger. Er braucht einen Zuschauer.

Es ist sicher, daß er das nicht tut, wenn keiner zusieht? Das finde ich bemerkenswert. Offenbar will er damit dann Kontakt herstellen?

Streit zwischen den Eltern könnte sein gewohntes Erleben seiner Eltern durcheinanderbringen.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
14.09.08, 22:59:36
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drvaust
(stillgelegt)

Eine Scheidung ist schlimm, wenn man guten Kontakt zu den Eltern hat (Ein Freund der Mutter kann wie ein Vater sein.). Ich war bei der Scheidung meiner Eltern 25, arbeitete und wohnte in einer anderen Stadt und war höchstens am Wochenende bei meinen Eltern. Trotzdem war es schlimm. Es sind nicht die konkreten Ereignisse, sondern der Verlust der vertrauten Familie. Es gibt danach die Familie mit beiden Elternteilen nicht mehr, die Eltern sind dann getrennte Personen, die in verschiedenen Welten leben. Eine Scheidung geht kaum friedlich ab, das sind heftige Spannungen zwischen sehr vertrauten Menschen.

Zitat von furbiza:
Wir haben ihm alles mögliche vorgehalten, unseren Arm und die Hand, Kissen, dies Schlagkissen die man zum Boxen verwendet (keine Ahnung wie die heißen), uvm. Er schlägt aber immer nur sich selbst, keine Chance.
Vielleicht braucht er den körperlichen Schmerz, als konkretes Empfinden im eigenen Körper.
Zitat von furbiza:
Was ich rausgefunden hab, ist dass wenn man ihn laut anschreit er soll das lassen sonst werd ich so wütend wie er es noch nie erlebt hat, er aufhört sich zu schlagen, die Krise wird dabei zwar verhindert, aber das Problem nicht gelöst. Ich mach ihm ja Angst dadurch, was auch nicht gerade ok ist.
Ich denke, die Krise wird dadurch nicht verhindert, sondern nur das SVV unterdrückt. Kann danach irgendetwas zum Spannungsabbau angeboten werden, z.B. körperliche Betätigung?
Zitat von furbiza:
Aber ich war mal dabei, da musst ich dann auch heulen, das hat ihn nur angespornt noch weiter zu hauen. Erst als ich weg bin, wurde es weniger. Er braucht einen Zuschauer.
Ich vermute, daß er als Autist keinen Zuschauer braucht. Eher keinen Menschen, der zusätzlich belastet. Ich will, wenn es mir schlecht geht, alleine sein, brauche dann Ruhe, keine Umwelteinflüsse (Natürlich kann ich nicht alle Probleme alleine lösen.).
15.09.08, 02:38:38
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growitcz
(stillgelegt)

Also du meinst der Anlass, der dann zur Krise führt und die generelle Ursache (mehrere Faktoren, die zum Anlass führen), oder versteh ich das nicht? Also ich bin mir fast 100% sicher, dass er es nicht macht, wenn er allein ist. Das hört man ja. Also wenn ich ihm sag ich geh weg von ihm, dann minimiert er es auch, weil er will dass man bei ihm bleibt (ich sage wenn er sich schlägt gehe ich weg und er hört teilweise auf). Wir schicken ihn dann auch in sein Zimmer, wo er sich ohne weiteren Reizen ausgesetzt zu sein wieder beruhigen kann. Das Problem ist ja, dass er kein anderes Angebot annimmt. Zum Glück hat das Verhalten jetzt wieder aufgehört es kommt immer phasenweise.


[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
15.09.08, 10:51:03
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Vielleicht macht er es dann, weil er alleine sein will?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
15.09.08, 11:31:45
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tabby
(stillgelegt)

Wenn Du vor ihm weinst, dann weiss er ja nicht, das Du eigentlich um ihn weinst, sondern eher, das er fuer Dein Leid auch noch Schuld hat, so muss er sich doppelt bestrafen, kønnte ich mir vorstellen.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
15.09.08, 11:42:30
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