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Lisa M.
(Standard)

Ich hab mal ein paar besonders interessante Zitate aus einem Artikel dazu zusammenkopiert und kommentiert. Sorry, wenn die Zitate etwas zusammenhanglos wirken.

"Die Autoren schließen aus einer umfassenden, die autistische Störung betreffenden Literatur, dass atypische Strategien zur Verteilung der Aufmerksamkeit für die Störung von wesentlicher Bedeutung sind."

"Zu jedem bestimmten Zeitpunkt ist die Menge an Aufmerksamkeit, die einem bewusst wahrnehmenden Menschen zur Verfügung steht, begrenzt. Diese begrenzte Verfügbarkeit der Aufmerksamkeit spielt eine entscheidende Rolle im Alltagsleben. (...) Die Autoren erklären, dass der Wettbewerb zwischen mentalen Prozessen um die knappe Aufmerksamkeit ein wichtiger Faktor bei der Formung des kognitiven Prozesses ist."

"Es ist allgemein anerkannt, dass Fokus (Konzentration) ein Merkmal der Aufmerksamkeit ist. Dieses optische Bild kann aber auch ausgedehnt werden, sodass es die Aufmerksamkeitsspanne zwischen einem diffusen Licht auf der einen Seite und dem gebündelten Strahl einer Taschenlampe auf der anderen Seite umfasst. (...) Wir schlagen vor, dass über die Autismus-Diagnose jene wenigen Personen ausgewählt werden, die sich am extremen Ende mit tiefem bzw. engen Fokus dieser Verteilung der Strategien befinden."

Es wundert mich, dass in diesem Zusammenhang in dem Artikel nicht Simultanerfassung und Arbeitsgedächtnis genannt werden. Die Kapazität von beidem wird nämlich genau durch die Teilbarkeit der Aufmerksamkeit bestimmt und beträgt beim Durchschnittsmenschen 7 plusminus 2.
Eine Stichprobe in einem AS-Forum ergab bei allerdings nur 13 Teilnehmern für die Simultanerfassung einen Durchschnitt von 3,8. 70% der Teilnehmer hatten eine geringere Simultanerfassung, als in der Schweiz für die Einschulung nötig ist (bei allerdings unterschiedlichen Testmethoden).

"Unsere Hypothese besagt, dass der Unterschied zwischen autistischen und nicht-autistischen Menschen ein Unterschied bei den Strategien ist, die bei der Verteilung der knappen Aufmerksamkeit angewendet werden. Das heißt, es ist der Unterschied zwischen dem Vorhandensein weniger hoch-erregender Interessen, also der monotropischen Tendenz, und dem Vorhandensein vieler, nicht so hoch-erregender Interessen, also der polytropischen Tendenz. Ein erregendes Interesse ist ein Interesse, das mit Gefühlen aufgeladen ist. Wir benutzen den Begriff "Interesse" weitgehend so, wie es auch im gewöhnlichen Sprachgebrauch geschieht."

Da ist also nicht die parallele Verteilung der Aufmerksamkeit gemeint, sondern insgesamt über die Lebenszeit oder so. Wie leicht und schnell man seinen Aufmerksamkeitsfokus von einer Sache auf eine andere verlagert, dürfte dafür eine Rolle spielen.

"Probleme mit wechselnden kognitiven Sets sind eines der am besten dokumentierten Ergebnisse in der Autismus-Forschung; Bryson et al (1997, S. 254) erklärt in seinem Überblick: "Die Fähigkeit, sich schnell und genau zu orientieren und der Wechsel der Aufmerksamkeit erfordern offenbar besondere Anstrengung" (vgl. auch Courchesne et al, 1994; Ozonoff et al, 1994; Hughes und Russell, 1993; Lovaas et al, 1971). Es ist das ein "exekutives Funktionsdefizit", das die Forschung immer wieder bestätigt. Wir sehen darin eine Folge eines extremen Aufgabenfokus (...)"

"Drei 'kognitive Erklärungen' des Autismus sind in den letzten Jahren intensiv untersucht worden. Hier eine Zusammenfassung dieser Erklärungen durch Russell (2001, S. 295).:

'...das wesentliche kognitive Defizit beim Autismus ist der Mangel (oder die verzögerte oder abweichende Entwicklung) eines angeborenen besonderen 'Moduls' zur Konzeptualisierung mentaler Zustände, dem Mechanismus der so genannten 'Theory of Mind' ... [oder es ist] eine Störung bei der Integration von Elementen zu einem Ganzen (Theorie der schwachen Zentralkohärenz) [oder] eine Störung bei den ausübenden Funktionen (Theorie der exekutiven Dysfunktion)."

Zur Zentralkohärenz:

"In einer Reihe von Untersuchungen, etwa jene von Mottron et al. (1998) und von Plaisted et al (1999), wurde allerdings herausgefunden, dass die lokale Wahrnehmungsverarbeitung nicht notwendigerweise einen Vorrang vor der globalen genießt und dass es keine Probleme bei der Integration von Informationen gibt, wenn dieser die Aufmerksamkeit gewidmet wird."

"Personen auf dem autistischem Spektrum neigen dazu, entweder leidenschaftlich oder überhaupt nicht an etwas interessiert zu sein. Unserem Modell zufolge ist eine logische Folge dieser engen Aufmerksamkeit ein genereller Mangel an allgemein strukturierter Voraussicht: es handelt sich um Menschen, die in einer Welt leben, in der plötzliche Erlebnisse immer wieder vorkommen.(...) Außerdem werden die wenigen Interessensgebiete, die bestehen, durch Informationen gebildet, die starke und bestimmte Erwartungen schaffen, die, wenn sie gestört werden, dazu neigen, akute Verzweiflung auslösen. Diese starken und bestimmten Erwartungen, die mit solcher Mühe erworben worden sind, sind aller Wahrscheinlichkeit nach nur schwer abzuschalten."

"Was man manchmal als "top down processing" (Verarbeitung von oben nach unten) (Engel et al, 2001) bezeichnet, also, dass vorrangige Informationen zur Interpretation der gegenwärtigen Situation genutzt werden, wird beim Monotropismus sehr stark behindert, da die Interpretation auf die Information beschränkt ist, die in Verbindung mit der (gemäß der Kriterien) engen Bandbreite der Interessensgebiete gesammelt wurden."

"Aus unserer Sicht gibt es daher keinen Grund, eine Vorliebe für "lokale" statt für "globale" Verfahren oder für Details statt für das Ganze zu erwarten, vielmehr besteht eine Tendenz zu Überaufmerksamkeit innerhalb des Aufmerksamkeitstunnels und ein genereller Mangel an Erwartung d.h. eine Unteraufmerksamkeit außerhalb dieses Tunnels. Das Muster ungewöhnlicher sensorischer Reaktionen bei Menschen auf dem autistischen Spektrum, dass Bogdashina (2003), der dabei Asperger (1944) folgt, als eine Tendenz entweder zu Über- oder Unterempfindlichkeit zusammenfasst, spiegelt dies wider."

_OO_ meinte mal, dass seiner Ansicht nach die Fähigkeiten stark von den Interessen bestimmt würden. Der Artikel bestätigt dies:

"Bryson et al (1997) betonen in ihrem Überblick über den Ansatz der exekutiven Funktion die große Variabilität der Ergebnisse bei der Forschung mit Menschen auf dem autistischen Spektrum, sowohl innerhalb einzelner Untersuchungsergebnisse als auch zwischen den Untersuchungen. Diese Variabilität trägt zu dem Problem bei, ein klares Bild der Unterschiede im autistischen Spektrum zu entwickeln und manchmal lässt sie Forscher ratlos oder verblüfft zurück. Wir betrachten diese große Variabilität als ein Ergebnis der Kombination von Menschen auf dem autistischen Spektrum, die von Natur aus nur wenige, eng begrenzte Interessen haben (...) Wir schlagen vor, dass das unebene Fähigkeitenprofil beim Autismus davon abhängt, welche Interessen monotropisch sozusagen im höchsten Gang gefahren werden und welche ohne Reize durch irgendeine gefühlte Erfahrung bleiben."

"Es scheint, dass nur, wenn ein aktuelles Interesse im Spiel ist, Menschen auf dem autistischen Spektrum wissen, was sie tun müssen; daher rühren auch die Schwierigkeiten im Umgang mit Freizeit, von denen bei Autismus so oft berichtet wird."

"Wenn das Verstehen und die Motivitation gerade gegeben sind, ist sogar der offenbar am stärksten eingeschränkte autistische Mensch in der Lage, etwas überraschend gut auszuführen (...). Wenn höhere Ebenen der Aufmerksamkeit zur Verfügung stehen, etwa, wenn eine besonders hohe Motivation besteht, und wenn eine größere Anzahl an Interessen ins Spiel kommen, können Verbindungen neu geschaffen oder verstärkt werden. Daher glauben wir nicht, dass es angemessen ist, bei der Diskussion des Potenzials von Menschen auf dem autistischen Spektrum so zu tun, als seien sie "unfähig", dieses oder jenes zu tun."

Zur "Theorie of mind":

"Wir glauben, dass die Wurzel der sozialen Probleme, die manchmal als das Kernproblem des Autismus gesehen werden, wahrscheinlich eine Frage der Aufmerksamkeit ist und wir sind sicher, dass diese Probleme dadurch verschlimmert werden, dass der Monotropismus so tief reicht."

Das steht natürlich im Widerspruch zu der These, Autisten hätten keine "Theorie of mind", weil mit ihren Spiegelneuronen was nicht stimmen würde. Gemessen wurde meines Wissens jedoch nur die *Aktivierung* der Spiegelneuronen - und Aufmerksamkeit und Interesse wären Voraussetzungen dafür, dass dieser Prozess überhaupt gestartet wird. Ich erinnere mich, dass zu den Spiegelneuronen auch erwähnt wurde, auf "starke Reize" hin wie z.B. das Gesicht der Mutter würden sie sehr wohl "anspringen" (was darauf schließen ließe, dass sie keineswegs "kaputt" sind). Meine Beobachtung auf Aspie-Treffen oder im Kontakt mit Verdachts-Aspies ist auch eher die, dass es mit dem Sozialen hervorragend klappen kann (auch nonverbale Kommunikation!), wenn Aufmerksamkeit und Interesse gerade darauf liegen, und dass "andere Leute gründlich ausgeblendet werden", wenn die Aufmerksamkeit und das Interesse gerade bei was anderem liegen.

"Allerdings unterstützen verschiedene Forschungsergebnisse (zum Beispiel Roeyers et al, 2001; Dahlgren und Trillingsgaard, 1996; Bowler, 1992) die Ansicht, dass, wenn Aufgaben zur Theory of Mind von Befragten mit Autismus voll verstanden werden, es keine Probleme dabei gibt, diese auch auszuführen, dass aber die Anforderungen der Aufgaben im wirklichen Leben sich als zu groß erweisen (Bara et al, 2001). Eine Vielzahl getrennter Aufgaben muss schnell integriert werden, wobei angepasst auf andere Menschen reagiert wird"

Die Fähigkeit zur "Theorie of mind" soll von verschiedenen Faktoren abhängen:

"Auch ist klar geworden, dass Fähigkeiten zur Theory of Mind oft mit dem allgemeinen Verständnis zum Leben in einer gemeinsamen Welt sind, wie Dahlgren und Trillingsgaard (1996, S. 762) schlussfolgern; 'die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder mit Autismus [Laut Forenregeln diskriminierender Begriff] oder Asperger-Syndrom Aufgaben der Theory of Mind lösen können, steigt mit dem Maß an Intelligenz, verbaler Intelligenz und dem chronologischen Alter.'"

Dann werden die einzelnen Diagnosekriterien jeweils auf den Monotropismus zurückgeführt. Dabei fand ich noch eine besonders interessante Randbemerkung: "Wenn allerdings das jeweilige vorrangige Interesse nicht stark genug verfolgt wird, kann dies zu Instabilität führen, in der kleinste Reize die Aufmerksamkeit an sich ziehen (Lawson, 1998)."

Das entspricht exakt der Problematik bei ADS.

Eine besondere Seltsamkeit im Zusammenhang mit Autismus lässt sich nach Ansicht der Autoren mit der Monotropismus-Theorie erklären: "Bei manchen Kleinkindern auf dem autistischen Spektrum wird eine völlige Sprachregression nach einem anfänglichen Wachstum des Wortschatzes beobachtet (Gilberg, 1999; Blackman, 1999; MRC, 2001). Diese Kleinkinder lernen das Sprechen als eine Möglichkeit, ihr Interesse auszudrücken und geben dann die Sprache auf, weil ein Wechsel in der Art und Weise stattfindet, wie sie ihnen gegenüber gebraucht wird. Während sich das Vokabular des Kindes schrittweise vergrößert, beginnen andere Menschen damit, Wörter zu benutzen, um das Interesse des Kindes für bestimmte Dinge zu wecken. Nehmen wir an, dass ein Kind einen Ball sieht, der Erwachsene aber der Meinung ist, dass es sich für die Katze interessieren sollte. Statt nun auf den Ball zu schauen und "Ball!" zu sagen, zeigt der Erwachsene auf die Katze und sagt: "Katze!" Sobald das Kind das Wort "Katze" gelernt hat, besitzt der Erwachsene ein Mittel, um das Interessensystem des Kindes zu beeinflussen. Eine Störung des Aufmerksamkeitstunnels ist eine sehr unangenehme Erfahrung. Daher kann für ein sehr monotropisches Kind Sprache auch wieder plötzlich unattraktiv werden."

Ebenfalls besonders interessant: "Außerdem sehen monotropische Menschen manchmal wenig Sinn in einer Kommunikation, weil bei ihnen eine Unsicherheit in Bezug auf die eigene Autonomie und persönliche Identität und als Folge dessen Schwierigkeiten, die Grenzen zwischen dem Ich und den anderen zu erkennen, bestehen (Jordan, 1999; Murray, 1996)."

In Bezug auf Sozialverhalten und Emotionalität werden Autisten hier anders beschrieben, als es den mir den üblichen Klischees zu entsprechen scheint:

"Ich glaube, dass für viele von uns, die wir auf dem autistischen Spektrum diagnostiziert sind, die Anforderung, auf so viele Dinge gleichzeitig "aufzupassen", ein Alptraum ist.(...) Ein Großteil des schwierigen Verhaltens aber, den man beim Autismus beobachtet, ist eine Folge von Angst und sich nicht wohlfühlen."

"Bei monotropischen Menschen treten Emotionen in Extremen auf: Angst, extatische Freude, Wut, Verzweiflung und Distanziertheit wechseln einander ab. Auch Wertungen fallen extrem aus, ebenso die Akzeptanz von Unsicherheit und Unvorhersehbarkeit, wobei einem die Existenz einer kategorischen Unsicherheit beigebracht werden muss. Emotionale Belohnungen sind entscheidend für die Motivation; erkennen, dass die eigenen Emotionen mit denen anderer Menschen im Einklang sind, ist ebenfalls eine Art Belohnung und wie alle emotionalen Zustände wird auch dieser von Menschen auf dem autistischen Spektrum intensiv gespürt."

Mein persönliches Fazit:

Ich weiß nicht, ob die Autoren damit richtig liegen, den gesamten Autismus auf Monotropismus zurückzuführen. Monotropismus könnte seinerseits eine Strategie sein, mit einer geringen Teilbarkeit der Aufmerksamkeit möglichst ökonomisch umzugehen. Die individuelle *parallele* Teilbarkeit der Aufmerksamkeit lässt sich messen und bestimmt die Kapazitäten von Simultanerfassung und Arbeitsgedächtnis. Es ist jedoch nicht klar, ob z.B. eine geringe Simultanerfassung eine Folge der Gewohnheit ist, sich auf ein durch die höchste intrinsische Motivation bestimmtes Interesse zu konzentrieren oder ob eine Art der "Aufmerksamkeitsstörung", bei der man nicht gut in der Lage ist, seine Aufmerksamkeits-Ressourcen auf mehrere Dinge gleichzeitig zu verteilen, dazu führt, dass man dem interessantesten Objekt die höchste Priorität einräumt. Mein Eindruck bei mir selbst ist jedoch, dass die im Artikel angesprochene hohe Erregbarkeit durch Interessen und die extremen Wertungen und Emotionen dazu führen, dass es mir in einem Ausmaß zuwider ist, mich mit "Uninteressantem" zu befassen, von dem ich einfach nicht glauben kann, dass andere Menschen es Tag für Tag tapfer ertragen, um im heroischen Einsatz sich selbst daran zu hindern, ihren Interessen nachzugehen - kurz: Ich glaube nicht, dass alle Menschen dauernd mit der "Notwendigkeit" konfrontiert sind, sich zwecks "Klarkommen" und Anpassung an gesellschaftliche Vorgaben dermaßen ins Leiden zu stürzen... Ich habe früher immer geglaubt, sie wären einfach nur disziplinierter als ich. Das jedenfalls glaube ich nicht mehr.

Monotropismus könnte m.E. statt der "Kernursache des Autismus" (wie im Artikel dargestellt) auch ein Bestandteil davon sein, der sowohl mit als auch ohne Autismus auftreten kann - ebenso wie Gesichterprosopagnie und Sprachentwicklungsstörungen. In dem Fall wäre es fraglich, ob es überhaupt eine "Kernursache" gibt oder ob Autismus nur ein Sammelbegriff ist für in verschiedener Weise normabweichende Gehirnstrukturen, die letztlich alle dazu führen, dass ein paar Sachen schlechter klappen, für die man mehrere Gehirnbereiche braucht. Eine Störung in einem dieser Bereiche würde stets zu dem Resultat führen, dass das "Gesamte" nicht klappt.

Auf jeden Fall beschreibt dieser Artikel im Gegensatz zu den Klischees und auch zu den Diagnosekriterien genau die Art von "Aufmerksamkeitsstörung", die ich hab.

Aber muss das bei allen Autisten so sein? Es gibt schließlich auch Autisten, denen man ein Bild mit einer riesigen Anzahl von Punkten zeigen kann und die sofort wissen, wie viele Punkte da zu sehen sind. Das spricht für eine riesige Simultanerfassung und damit für eine immens hohe Teilbarkeit der Aufmerksamkeit. Dieselben Leute sind meist im Gegensatz zu mir auch in der Lage, sich ebenso unvorstellbare Mengen von unverbundenen Daten und Fakten in Blitzgeschwindigkeit zu merken. Da alle Informationen zunächst durch's Arbeitsgedächtnis müssen und es also wie ein Filter oder "Weg" ins Langzeitgedächtnis ist, liegt auch die Vermutung nahe, dass ihr Arbeitsgedächtnis ein ebenso gewaltiges Fassungsvermögen hat - also, dass die hohe Teilbarkeit der Aufmerksamkeits-Ressourcen auch für "innere Repräsentationen" gilt. Ich vermute daher, dass es auch in Bezug auf die Teilbarkeit der Aufmerksamkeit bei Autisten "Hypies" und "Hypos" gibt.

Und: Müssen alle Monotropisten Autisten sein? Wenn es wie dargestellt den Kern der Ursache trifft, dann natürlich ja. Falls nicht, dann könnte Monotropismus aber auch "solo" auftreten. Als Monotropistin kann ich mich jedenfalls bezeichnen und weiß, dass ich keinen Quatsch rede.


Der gesamte Artikel: http://www.autismusundcomputer.de/diagnosiscriteria.de.html

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
13.07.06, 16:35:07
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Wursthans
(stillgelegt)

Ich denke, daß das bestimmen von großen Zahlen die Ursache habenkönnte, daß für eine Person Zahlen ein zentrales Glied in der Weltsicht sind und nicht eine andere Hirndisposition.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
13.07.06, 17:51:21
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Lisa M.
(Standard)

Nein, es geht um einen Haufen Punkte, oder auch mal Erbsen. Beim Schweizer Einschulungstest wird die Simultanerfassung anscheinend getestet, indem man kurz eine Hand voll Walnüsse zeigt. Wenn jemand nach einem Blick auf seinen Teller sagt, dort liegen (z.B.) 126 Erbsen, dann ist das dieselbe Art von Leistung wie bei dem Kind, das 5 Walnüsse auf einen Blick erkennt.

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13.07.06, 20:37:27
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Wursthans
(stillgelegt)

Das was du schreibst ist richtig, nur stell dir vor ein Autist interessiert sich dafür zu wissen wieviel Dinge er sieht. Dann meine ich könnte er durchaus eine weit erhöhte Zählfähigkeit entwickeln ohne generell anders zu sein als andere deren Interessen woanders liegen.

Irgendwie scheint mir der ganze Ansatz oben für mich nicht zu stimmen. das muß ich nochmal nachvollziehen. Vielleicht denke ich mein Erleben aus einer grundlegend anderen Richtung und kann es so nicht ohne weiteres übereinbringen.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
13.07.06, 21:27:21
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Lisa M.
(Standard)

Zitat:
Irgendwie scheint mir der ganze Ansatz oben für mich nicht zu stimmen.


Da lies lieber den Originalartikel, bevor du dir darüber eine Meinung bildest. Ich hab ja nur ausschnittweise zitiert und v.a. habe ich diese Geschichte mit der Simultanerfassung mit rein gebracht, die in dem Originalartikel gar nicht drin steht.

Zitat:
Das was du schreibst ist richtig, nur stell dir vor ein Autist interessiert sich dafür zu wissen wieviel Dinge er sieht. Dann meine ich könnte er durchaus eine weit erhöhte Zählfähigkeit entwickeln ohne generell anders zu sein als andere deren Interessen woanders liegen.


Zählen geht schön eins nach dem anderen und dauert deshalb ziemlich lange. Man sieht auch deutlich, wenn Leute größere Mengen durchzählen. Gruppieren wäre eher ein Verfahren, mit dem man auch größere Mengen durch bloßes Hinsehen erfassen kann. In einer Werbung für ein Lernprogramm, das ich im Internet fand, versprechen sie einem, die Simultanerfassung auf über 20 steigern zu können, indem man das Gruppieren übt.

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13.07.06, 21:39:50
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Wursthans
(stillgelegt)

geändert von: Wursthans - 14.07.06, 07:57:26

These: In Folge von im Gegensatz zur Wahrnehmung von Nichtautisten weniger stattfindenden Reizwahrnehmungsselektion sind Autisten darauf angewiesen Reize bewußter zu selektieren was die Fähigkeit mindern kann sich auch verschiedene Dinge zugleich konzentrieren zu können. Nichtautisten selektieren Reize triebhafter, also instinktiver, sowie aus teilweise instinktgesteuerter und teilweise erlernter Prägung. Autisten jedoch nicht in dem Maße wie Nichtautisten. Daher ist für Autisten das Interesse ein wesentlicher Triebfaktor, da die Grundlage für andere Motivation neurologisch weitgehend fehlt. Das hat aber nicht automatisch Auswirkungen auf die Simultanerfassung. Interessiert sich ein Autist für Parkettmuster passt sich seine sonstige Reizwahrnehmungsverarbeitung dieser Beschäftigung an und gebraucht die Simultanerfassung weniger. Interessiert es ihn seine Mitwelt zu zählen wird er seine Reizwahrnehmungsselektion daran anpassen und dafür andere Bereiche wenig gebrauchen.

Wenn ein Autist interessensbedingt eine hohe Simultanerfassung aufweist bedeutet das nicht, daß er alle Arten von Reizwahrnehmung handhaben kann. Er leistet vielleicht erstaunlich umfassende Simultanerfassung von Erbsen und anderen Dingen und kann zugleich nur schwer akkustische und visuelle Reize zugleich wahrnehmen. Es mag sein, daß die bei manchen Autisten vorkommende immense Simultanerfassung eine Kompensationsleistung ist die neurologisch völlig anders geartet ist als die instinktivere Simultanerfassung von Nichtautisten.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
14.07.06, 07:54:24
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