Schamanin
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Hallo Frozen,
meine Ansichten: ein Kind, dass seinen Körper nicht spürt, dass 6 Monate braucht, bis es sich an Schnee gewöhnt hat, um wenigstens ein paar Schritte zu machen, dass mit 18 Monaten vor der weißen Wand saß, dass mit den gesamten Reizen, welche auf es einströmen, überfordert ist, kann man nicht mit Zwang dazubringen, alle "Entwicklungsrückstände" aufzuholen.
Wir haben Monate gebraucht, um ihn an sein Zimmer zu gewöhnen, es dauerte Monate, bis er mir zeigen konnte, dass er in seinem jetzigen Kindergarten bleiben möchte. Um dort zu bleiben, braucht er aber ein Person, der er vertrauen kann, d.h. die muss mit ihm mitgehen und ihm ihn seinem Tempo neues zu zeigen. Und da fangen meine Schwierigkeiten an. Das kostet Geld und das hab ich nicht, also kämpf ich mit unserer Landesregierung, die dafür zuständig wäre und die sieht das nicht so. Sein "Shadow" ist Autistentrainerin, war am Anfang 2x2 Stunden mit ihm in Kindergarten, da fällt es nicht so auf, da kann man gut mit ihm arb eiten. Nur jetzt sind es 3x4 Stunden und da fangen für sie die Schwierigkeiten an, denn da läuft er dann auch nur im Kreis und sie erwartet zu viel von ihm, da er auch neugierig geworden ist. Nur seine Entwicklung läuft in anderen Schritten ab, als durch Therapiepläne vorgegeben. Man muss ihn auch in Ruhe lassen, jeder Tag ist eine Gradwanderung. Mit Ritualen kommst bei ihm nicht weit, er hat seine eigenen, die sich nur langsam an unsere Welt anpassen. Diese Zeit wird ihm von der Gesellschaft aber nicht gegeben, die will Fortschritte sehen. Nur weil er nicht spricht, wird ihm aberkannt, dass er Entscheidungen treffen kann, ich solle trotz seines Widerstandes, zu Hause bei jeder Mahlzeit mein Kind zwingen, am Tisch zu sitzen, ich solle jeden Tag seine Übungen machen, ich solle ihn ins Heim geben, wenn ich zu Hause nicht mehr klar komme. Wir bzw. mein Sohn brauchen nur Unterstützung, damit alle in der Familie halbwegs auf ihre Kosten kommen. Ich verlange nicht jedes Jahr 3 Wochen Urlaub in der Karibik, aber derzeit ist meine gesamte Familie eher ausgestossen, denn integriert.
Ich krieg Schreikrämpfe, wenn jemand zum Reden anfängt, wie werden wir seine "unerwünschten Verhaltensmuster" los. Er spuckt sehr gerne, das hat aber mehrere Gründe, unter anderem weil wir in einer Zeit, als man mir noch einreden wollte, mein Kind sei nur Spätentwickler, wir das gefördert haben (ist angeblich für Mundmotorik und Sprechenlernen wichtig, was war ich damals blöd) und jetzt soll ich ihm das wieder abgewöhnen. Es ist sein Ausdruck von Freude, manchmal seine Begrüßung und ganz wichtig, damit wehrt er Menschen ab (war lange Zeit, seine einzige Möglichkeit).
@drvaust: ja, sie überfordert ihn mit Normalisierung und mich damit, dass ich zu Hause mehr und konsequenter machen sollte. Ihr fehlt auch das Verständnis, dass es ein Unterschied ist, ob ich nun nur ein Kind habe, oder in meinem Fall 4. In der schlimmsten Zeit, als mein Sohn nur in der Nacht leben konnte, musste ich tagsüber für den Rest der Familie leben und hatte keine Unterstützung. Das hängt mir noch nach, ich bin auch nur ein Mensch. Ich setz die Dinge, die er liebt nur beschränkt als Belohnung ein, geliebt wird man einfach, ohne Bedingungen. Und Peziball hüpfen wird von ihm so interpretiert, Schnüre zum Wedeln sind überlebensnotwendig, die soll ich vor ihm verstecken. Der Aufbau seiner Verhaltenstherapie ist ja wirklich gut, nur die Umsetzung empfinde ich als grob menschenverletzend.
Ein Beispiel: mein Sohn hatte extreme Schwierigkeiten, Dinge anzugreifen und zu halten (seine Handflächen waren sehr empfindlich). Endlich, nach Monaten hat er es geschafft, einen Bauklotz zu halten und seine damalige Frühförderin stürzte sich darauf und zwang ihn, es wieder loszulassen. Er durfte dieses Fest "ich kann einen Bauklotz halten", nicht so lange geniessen, wie er es wollte, nein, sofort wurde der nächste Schritt draufgedrückt. Und so ist es bei allem, mühsam schafft er etwas und gleich soll es weitergehen, keine Pause, keine Erholung, keine Freude. Er hat aber eine sehr lange Verarbeitungszeit. Also rede ich mir den Mund fusselig.
Soweit mal klar? Ich brauch 'ne Pause
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