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Gast
(Gastzugang)

Diesen Thread wollte ich schon in einem anderen Forum eröffnen, aber dann kam es nicht mehr dazu. Mir ist es so wichtig, neben all das Gejammere und all die Probleme und Problemchen als Gegengewicht eine Liebeserklärung zu setzen. Ich weiß schon, dass auch alle Aspies ganz verschieden sind und man das daher nicht verallgemeinern kann (in dem Sinne "Autisten sind die besseren Menschen"), aber die Welt lebt nun mal von Verallgemeinerungen und Kategorien. Also will ich unbedingt auch ein paar positive Vorurteile in die Welt setzen!

Mein Beitrag: Ich liebe an meinem Autisten besonders, dass er nur was sagt, wenn er auch was zu sagen hat. Und dass das dann auch stimmt und ich mich 100%-ig drauf verlassen kann, dass Madagaskar auch wirklich dort liegt, wo er es vermutet. Sonst würde er es nämlich nicht behaupten, sondern die Klappe halten. Was ihn wohltuend von den meisten Menschen unterscheidet, die ich sonst noch so kenne.
03.07.06, 04:12:46
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uppsdaneben
(Autistenbereich)

Zitat von Gast:

Mein Beitrag: Ich liebe an meinem Autisten besonders, dass er nur was sagt, wenn er auch was zu sagen hat. Und dass das dann auch stimmt und ich mich 100%-ig drauf verlassen kann, dass Madagaskar auch wirklich dort liegt, wo er es vermutet. Sonst würde er es nämlich nicht behaupten, sondern die Klappe halten. Was ihn wohltuend von den meisten Menschen unterscheidet, die ich sonst noch so kenne.


Hast du ihm diese Liebeserklärung schon mal gemacht?
03.07.06, 08:10:14
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Lisa M.
(Standard)

Oh - inhaltlich exakt dasselbe sagte neulich meine Nachbarin über mich! Allerdings kennt sie mich dann noch nicht genügend und weiß nicht, wie sehr ich auch wilde Hypothesen liebe. lachen

[Gast], ich find's jedenfalls prima, auch über Positives zu schreiben. Seine Liebsten oder sich selbst nur noch als eine Anhäufung von Defiziten und Missständen zu sehen, ist m.E. nicht nur falsch, sondern auch noch gefährlich.

Sämtliche Angaben erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen, im Bemühen um Logik, Nachprüfbarkeit und Einhaltung der kulturell bedingten Realitätsvereinbarung.
03.07.06, 09:05:25
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Gast
(Gastzugang)

Ja, ich hab ihm diese (und viele andere) Liebeserklärungen schon auch selbst gesagt zz-zwinkern
03.07.06, 14:19:00
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Goldloeckchen
(stillgelegt)

Wie hat er denn reagiert?


[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
05.07.06, 00:24:00
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Gast
(Gastzugang)

Meist wird er dann ganz furchtbar verlegen und versteckt sich. Oder er schwächt alles ab, was ich gut an ihm finde und kritisiert sich selbst wegen etwas, was nicht so gut geklappt hat. Ist wohl nicht so einfach mit dem Komplimente-Annehmen-Können. Das wär wohl auch ein Thema für einen neuen Thread?! zz-zwinkern
05.07.06, 14:35:13
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Goldloeckchen
(stillgelegt)

Ja, das habe ich mir schon fast gedacht, hätte nämlich ähnlich reagiert denn mir sind Komplimente peinlich auch wenn ich die von meinen Partner gern hören würde.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
05.07.06, 22:44:39
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Wursthans
(stillgelegt)

Das liegt wie ich glaube daran, daß der Sinn der Komplimente nicht so ganz klar ist. Will die Person etwas haben? Will sie einen nicht so wie man ist, sondern so wie das Lob formuliert ist?

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
05.07.06, 23:02:17
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Goldloeckchen
(stillgelegt)

Das und...
Erwartet diese Person, dass man nun immer so ist/reagiert? Also die hohen Erwartungen die dahinter stecken könnten überfordern evtl.
Oder man glaubt nicht an das was der andere in einen zu sehen meint und "neutralisiert" die Komplimente.

Gut finde ich sie dennoch und aufbauend.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
05.07.06, 23:14:56
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uppsdaneben
(Autistenbereich)

Zitat von Sheila:

Oder man glaubt nicht an das was der andere in einen zu sehen meint und "neutralisiert" die Komplimente.


Ich denke eher das. Wir haben in unserem Leben wenige positive Erfahrungen gemacht und, zumindest ich, hinterhältige als Freundlichkeit getarnt. Für mich war es ein hartes Stück Arbeit, zu lernen ein Lob anzunehmen, weil es ehrlich gemeint ist.
06.07.06, 09:35:59
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FrauFachmann
(stillgelegt)

geändert von: FrauFachmann - 28.08.06, 16:14:17

Komplimente verstehe ich auch nur schwer. Ist in meinen Augen auch unlogisch etwas zu loben, was mir als selbstverständlich erscheint. Meine Arbeit gut und richtig zu machen erscheint mir der einzige akzeptable Weg sie überhaupt zu machen!
Gute Arbeitsergebnisse zum Beispiel liefere ich indem ich mich (wie ich gar nicht anders könnte) in dem was ich tue weiterbilde. Ich muss mich weiterbilden, um mehr zu wissen und weitere Fähigkeiten zu entwicklen. Warum das eines Lobes oder Komplimentes bedarf ist mir rätselhaft.

Ebenso das Aussehen. Aussehen ist keine Leistung. Es mag sein, dass es meine vermeintliche Anziehung steigert, wenn mein Aussehen als besonders attraktiv befunden wird (worüber ich selbst kein Urteil fällen möchte), aber es ist nicht mein Zutun so auszusehen. Wobei man durchaus dankbar und mit sich zufrieden sein darf, wenn man keine schiefen Zähne oder einen Klumpfuss hat zz-freuen


Was ich ebenso nicht begreife ist Mitleid. Bin ich krank, dann bedarf dies keines Mitleides, denn meine Krankheit soll ja den Lebensgenuß eines anderen nicht mindern. Meine Kränkheit gehört mir zz-freuen und ICH leide daran und kein anderer. Mitgefühl ist auch etwas seltenes, denn dazu bedarf es einer Art Seelenverwandtschaft. Wirklich miteinander zu fühlen ist nur schwerlich möglich.

(Entschuldigung, wenn ich jetzt ein wenig off topic wurde, ist mir nur gerade so dazu eingefallen, bin heute bemerkenswert mitteilungsfreudig... zz-freuen )
28.08.06, 16:13:36
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DrChaoZ
(Autistenbereich)

komplimente und kritik:

konstruktion:
ich musste auch erst lernen mit ihnen umzugehen. ich verstand lange zeit nicht ihre bedeutung und wie sie gemeint sind. beide liegen nämlich sehr eng beieinander. es ist wie ein kreisbogen dessen endpunkte zum einen die kritik und zum anderen die komplimente bildet. also k1 und k2. dieser kreisbogen kann im raum der lebensweltlichen praxis beliebig gebogen und ausgerichtet werden. der zwischen beiden verlaufende graph durchschneidet dabei die lebensweltliche praxis und markiert um was es geht.

warum sollte man lernen mit beiden umzugehen?
die wahrnehmung ist begrenzt und das modell der welt was wir in unserem inneren bauen beschreibt die lebensweltliche praxis nur schemenhaft und nie vollständig. das modell muss also regelmässig kontrolliert und korrigiert werden damit wir lebensfähig bleiben, also in der lebensweltlichen praxis erfolgreich interagieren können.
kritik und komplimente liefern eine äußere rückmeldung, sind also eine informationsquelle. im oberen beispiel habe ich gezeigt dass beide equivalent sein können aber nicht müssen. es ist also nicht möglich einfach einen fokus auf entweder die komplimente oder die kritik zu richten um irrelevante informationen herauszufiltern. man muss beide als einheit betrachten.

durch die abstraktion von komplimenten und kritik zur selben klasse von informationen lassen sich auch einige allgemeingültige regeln ableiten um die information zu verarbeiten:

I sowohl kritik als auch komplimente können relevant oder irrelevant sein. die relevanz ist eine dimension der lebensweltlichen praxis. welche bereiche des raumes der lebensweltlichen praxis wie relevant sind, das ist eine persönliche entscheidung über die man sich getrennt gedanken machen muss.

II zu jeder kritikaussage gibt es eine oder mehrere equivalente komplimentaussages und andersherum und für jede negierten kritikaussage gibt es eine oder mehrere equivalente negierte komplimentaussages und andersherum und zu jeder kritikaussage gibt es eine oder mehrere equivalente negierte komplimentaussagen und andersherum.

III Jede kritikaussage und jede komplimentaussage können positiv oder negativ bewertet werden. sie besitzen mindestens zwei dimensionen: emotionale und rationale dimension. hinzu kommen weitere dimensionen der lebensweltlichen praxis. die emotionale dimensionale ausdehnung einer kritik beträgt 1. die rationale dimensionale ausdehnung eines komplimentes beträgt 1.

IV Das vorzeichen des quoeffizienten hängt von der persönlichen interpretation ab. das macht die interpretation schwierig. kann aber ein ansatzpunkt für das verständnis sein.

ein paar beispiele:

"oh eine neue frisur? wie hübsch."
"oh eine neue frisur? ... und prozess schon gewonnen?"
"ah endlich mal eine frisur !"
"jetzt bist du ja wieder vorzeigbar."

jede dieser aussagen kann man emotional als kritik oder als kompliment verstehen, je nachdem wie man den raum der lebensweltlichen praxis im inneren weltmodell ordnet.
man kann sie auch untereinander verbinden durch einen graphen der kurvenreich oder gerade durch den modellraum der lebensweltlichen praxis verläuft und somit auch durch die lebensweltliche praxis die damit repräsentiert wird.
jede dieser aussagen kann man auch rein rational verstehen und versuchen daraus eine premisse abzuleiten.

"diese frisur bewirkt positive/negative rückmeldungen von der aussenwelt" positiv/negativ wird durch die abstraktion allerdings nicht mehr emotional bewertet sondern ist lediglich noch ein quoeffizient {-n|+n}, mit dem die bereiche des modells der lebensweltlichen praxis organisiert werden kann. der quoeffizient beschreibt nämlich die emotionale/rationale dimension in der lebenweltlichen praxis.

durch die wegprojektion der emotionalen dimension ist der
weg frei feedback der aussenwelt rational zu verstehen. für mich wird es so möglich darauf zu reagieren. das ganze wird zu einem werkzeug das eigene leben zu organisieren und zu gestalten ohne dass größere unsicherheiten auftreten. oft ist es nämlich die panik die einsetzt wenn man unvorbereitet kritik oder komplimente verarbeiten muss, die eine adequate reaktion verhindert.

zum schluss noch ein paar beispiele zum nachdenken:

"dein auto kann gut mithalten." Fahrweise(Kompliment)
"du fährst sehr gemütlich." Fahrweise(Kompliment)

'fahre ich jetzt zu schnell? oder freut sich der beifahrer nur über die rasche fahrt?'
"du fährst zu schnell!" Fahrweise(Kritik)
"fahr nicht so dicht auf!" Fahrweise(Kritik)
"du fährst zu langsam!"Fahrweise(Kritik)
"

...

"wow, willst du ausgehen?"
"mach dich mal locker alter!"
"du redest als wärest du 50 jahre alt."
"du bist altklug."
"du bist ein griesgram."
"das ist eine gute lösung!"
"du machst es dir oft zu leicht."
"denk doch mal darüber nach!"
"wo genau ist dein problem?"

vielleicht habt ihr mal lust auch ein paar beispiele zu finden und sie einmal miteinander zu verknüpfen, mich würde interressieren ob das modell was ich oben aufgestellt habe haltbar ist. gegenbeispiele wären dabei auch hilfreich freuen
29.08.06, 17:59:08
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