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Autor Nachricht
lauvia
(Standard)

Zitat von drvaust:
Bist Du Dir sicher, daß das für diese Menschen schmerzhafte Zustände sind und daß das Leben außerhalb für diese Menschen schön ist?
Mir hatten schon mehrmals Leute zeigen wollen, wie schön es anders ist. Aber für mich war das grauenhaft, ich kam damit nicht klar, ich bin eben anders. Etwas Neues zeigen und erklären ist gut, aber nicht drängen. Manches Tier lebt besser im Käfig, nicht den Goldhamster auf der Wiese freilassen.

Schönes Beispiel, das mit dem Goldhamster fröhlich
Ja, die Deutung kann sicher nicht so einfach funktionieren, dass man nur seine eigene Weltsicht der des anderen "überstülpt". Ich unterscheide, ob sich jemand in seinem "Käfig" wohlfühlt oder nicht z.B. danach wie er sich verhält: Schimpft er oft über andere, beschuldigt er sie, jammert er über sein Leben, wirkt depressiv, traurig, unzufrieden ? Oder wirkt er zufrieden und gut gelaunt, kann er mit schlechten Tagen, in denen nicht alles so läuft, wie er sich das vorstellt, zurechtkommen, ohne ständig anderen die Schuld zu geben ? Den Rest entscheide ich nach Intuition.
By the way: Ich laufe nicht den ganzen Tag als Missonar rum und verkünde meine Wahrheit als die einzig Richtige zwinkern

Zitat von drvaust:
Solche Beziehungen können auch gut gehen, nicht nur bei DS-Beziehungen. Das ist dann wie eine gute Chef-Mitarbeiter-Beziehung, der eine leitet und kümmert sich um die Organisation, der andere macht mehr die richtige Arbeit.
Ich kann mich nicht unterordnen, dulde Niemand über mir. Aber ich kann schlecht leiten und eine chaotische Abteilung organisieren. Deshalb brauche ich in einer Menschenorganisation einen Leiter, von dem ich auch Anweisungen akzeptiere. Das ist Arbeitsteilung, mein Chef ist mein Assistent für Leitungsaufgaben. (Nur fühlen sich viele Chefs als höherstehend, was ich nicht akzeptiere.)

Wenn der eine organisiert und der andere die richtige Arbeit macht, denn beteiligen sich beide, das ist ok.
Ich meinte eher: Der eine macht alles und der andere befindet sich in einer konsumierenden Haltung, d.h. er nimmt nur, gibt aber nichts. Das bezeichne ich als Ungleichgewicht.
Das viele Chefs sich als höherstehend betrachten, ist ein ganz besonders deutsches Problem (sicher in anderen Ländern auch vorhanden, aber hier hat Hierachie gekoppelt mit Machtansprüchen eine starke Tradition). Kann ich auch nicht akzeptieren. Hierachie sehe ich im eigentlichen Sinn als Ordnungssystem an. Verschiedene Menschen haben verschiedenen Fähigkeiten und führen deshalb verschiedene Tätigkeiten aus. Ist an sich völlig neutral und ausgeglichen. Wird dieses System mit Machansprüchen gekoppelt, wird es unausgeglichen.

Zitat von drvaust:
Zu Phrasen als Antworten: Vielleicht ist das keine Antwort, Antwort verweigert, 'ich kann/will jetzt nicht entscheiden' oder 'frag nicht so viel'. Nicht jede Entscheidung muß ausdiskutiert werden, der Zuständige sollte alleine entscheiden. Oder 'Mach was du willst, mir ist das egal. Wenn du willst, mache ich mit.'.
Ok, verstehe ich. Aber warum wird das nicht klar in Worten ausgedrückt ? Dann könnte ich besser damit umgehen.
01.06.08, 09:30:33
Link
haggard
(Autistenbereich)

geändert von: haggard - 02.06.08, 00:09:02

Zitat von lauvia:
Kann man das trennen ? Ich kann doch nur so sein und erscheinen, wie ich entwickelt bin.

auch wenn der mensch an sich glaubt, die evolution hinter sich gelassen zu haben, so wird doch noch sehr viel von hormonen etc. gesteuert. wenn du einer gruppe menschen auf der straße zum ersten mal begegnest, die alle die gleiche kleidung tragen und auch sonst gleich aussehen, keine emotionen ausdrücken - wie erkennst du deren verschiedenen entwicklungsstufen, ohne mit ihnen zu kommunizieren? ich gehe davon aus, dass sich die menschen unter "normalen" umständen zunächst irgendwie auswählen (hormonelle basis), sich ansprechen und erst aufgrund der kommunikation feststellen, ob das gegenüber den eigenen bewussten ansprüchen genügt. in umgekehrter reihenfolge liegt die grundlegende entscheidung auch wieder bei den hormonen.

Zitat:
Sollte es nicht das Ziel sein, wieder "Herr" über seine Emotionen zu werden, als sich von Ihnen regieren zu lassen ?

menschen werden von vielen dingen regiert. warum stoßen menschen in bezug auf evtl. emotional verwirbelte sprache auf ablehnung? wo doch im allgemeinen die menschen auf die emotionen anderer angewiesen sind? medikamente bringen vielleicht ordnung in das geistige chaos, aber das kann auch nicht sinn der sache sein.

Zitat:
Habe ich das so geschrieben ? Ich finde es nicht. Definieren würde ich es so: Verantwortung für alle eigenen Handlungen übernehmen.

nein, so hast du das nicht geschrieben. mir stellt sich nur die frage, woran erwachsenes verhalten/erwachsene verantwortung festgemacht wird. wenn kinder auf der straße leben, müssen sie ebenfalls ihren tagesablauf strukturieren, planen usw. - obwohl sie noch kinder sind. einen besonderen unterschied zu erwachsenen sehe ich da nicht. interessant ist jedoch, dass erwachsene immer kinder und deren verhalten als vergleichende beispiele heranziehen, wenn ihnen etwas an anderen erwachsenen stört. selbst benutze ich manchmal auch derartige vergleiche, weil sie offensichtlich verstanden werden. vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass kinder "endlich erwachsen sein" wollen um ernst genommen zu werden - umgekehrt nimmt ein erwachsener einen menschen wohl nicht besonders ernst, wenn ihm negativ kindliches zugeschrieben wird.
außerdem kommen dabei auch deine erwähnten zwiebelschichten zum tragen. wobei ich finde, dass die äußeren zwiebelschichten eher von austrocknung betroffen sind.

hmmm...zwiebelschichten...wirkliche erkenntnis könnte nur die äußerste zwiebelschicht erlangen. bei allen anderen zwiebelschichten existiert um sie herum nur zwiebel.
aber ich verstehe, was du meinst.
je mehr wissen ich besitze, desto einfacher habe ich es doch. auch mit anderen schichten könnte ich mich austauschen. das menschliche gehirn hört nicht auf neue verbindungen zu schaffen. ob andere menschen in bezug auf geistigen input irgendwann dicht machen, ist etwas anderes. die eigenen portionen könnte man vielleicht kleiner gestalten, falls das notwendig sein sollte.

was machst du, wenn du irgendwann sämtliche partnertypen durch bist? wenn du gar nichts mehr lernen kannst? muss man in allen bereichen immer nach höherem streben? ich stelle es mir grauenvoll vor, wenn überhaupt gar nichts mehr zu entdecken bliebe, alles bis in die dunkelste ecke analysiert wäre. welchen ansporn hätte dann ein anderer mensch, etwas über sich selbst zu offenbaren, wenn dem gegenüber sowieso alles klar wäre?

Zitat:
Dein Beispiel mit der unvorhergesehenen Gesellschaft ist eine Grenzüberschreitung und so auch nicht ok.

dieses beispiel lässt sich auf viele bereiche übertragen. alles, was eine andere person direkt betrifft, befindet sich innerhalb ihrer grenzen.
wenn du nichts als falsch oder richtig definierst - wie kannst du dann zu dem schluss kommen, dass sich ein anderer mensch sein leben schwer macht oder auch nicht? du besitzt - wie jeder mensch auch - deinen eigenen bewertungsmaßstab.

Zitat:
Und ich (ich denke aber, jeder andere auch), möchte gerne in meiner individuellen Schicht angesprochen und wahrgenommen werden.

wenn in deiner schicht zum beispiel nur noch "äasdlöcmaöosieraowcn" gesprochen wird - wer versteht das dann außerhalb deiner schicht? die schicht darunter, in der sämtliche konsonanten fehlen? woher weiß die untere schicht, wann konsonanten gesprochen werden und wann nicht? sicherlich möchte jeder im grunde den anderen als authentisch erleben - aber wie soll es jemand, der vielleicht noch nicht so weit ist wie du, bewerkstelligen, dich in deiner schicht korrekt anzusprechen? du hättest vielleicht auch schwierigkeiten, jemanden in einer dir "überlegenen" schicht sinnvoll anzusprechen.

Zitat:
Schöner Ausdruck um zu sagen : "Ich möchte nicht weiter darüber reden"

:)joa. war wegen anderer dinge ziemlich genervt und musste so schon aufpassen um nicht generell in ein-wort-sätzen zu antworten.-.- ist mir offensichtlich doch noch meine gereiztheit durchgerutscht...
hätte den letzten punkt auch weglassen können, aber dann wäre ich selbst meinem wahrheitsempfinden nicht mehr gerecht geworden.

Zitat:
Ich unterscheide, ob sich jemand in seinem "Käfig" wohlfühlt oder nicht z.B. danach wie er sich verhält

für gewisse veränderungen muss man bereit sein ein unkalkulierbares risiko in kauf zu nehmen. vielleicht hält er sich am gedanklichen gerüst fest. nicht jeder mensch ist risikofreudig.

Zitat:
Aber warum wird das nicht klar in Worten ausgedrückt ?

vielleicht glauben einige menschen mittels phrasen usw. besonders sachlich zu reagieren um andere nicht zu verletzen...
01.06.08, 14:57:31
Link
lauvia
(Standard)

@azrael:
Ich habe den Eindruck, wir könnten uns noch ewig über unsere Sichtweisen austauschen. Ich merke jedoch, dass es für mich anstrengend ist, so viel zu erklären und evtl. richtig zu stellen. Auch bin ich nicht wirklich gut im Gleichnisse ausdenken. Meine Weltsicht ist am Besten in der Quantenphysik definiert/erklärt.

Wenn Interesse besteht, hier sind 3 Links zur Info (in verständlicher Alltagssprache):
http://www.schoepfungsprinzip.de/
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25303/1.html
http://www.bleep.de/

Deine "sezierende" Art zu fragen gefällt mir gut, da ich dann wirklich genau hinschauen muß. Das lässt mich auch mich selbst klarer erkennen. Es ist nur so anstrengend, dass ich es nicht jeden Tag machen kann.

@drvaust:
Das Gespräch mit meinem Ex am Wochenende verlief gar nicht mal so schlecht. Ich hatte den Eindruck, ich spreche nicht nur mit dem "Automaten", sondern er selbst war auch anwesend. Scheinbar hat er, genauso wie ich, das Zusammenleben falsch eingeschätzt. Wir hatten beide vorher (unabhängig voneinander) den Gedanken, mal anzusprechen, wie man sich das Zusammenleben vorstellt, sind aber dann beide (aus eigentlich dusseligen Gründen) wieder davon abgekommen.

Auf einiger meiner Fragen wußte er keine Antwort (aber das ist sicher auch nicht anders als bei NT´s , wenn sie von einer Frage überrascht werden, über die sie noch nicht nachgedacht haben).
Es gab da 2-3 Fragen, in die er eine Absicht hinein interpretiert hat, die nicht vorhanden war. Da sah es kurz so aus, als würde er in den aggressiven Abwehrmodus rutschen. Ich freue mich richtig über mich selbst, dass ich es geschafft habe, in dieser Situation ruhig zu bleiben und nicht darauf zu reagieren. Ich habe ihm etwas Zeit gelassen und bin dann zur nächsten Frage übergegangen.
Der Austausch mit euch hat mir wirklich geholfen.

@55555:
Ich habe mich noch weiter über AS informiert. Jetzt verstehe ich, warum Du am Anfang des Threads meintest, dass HB doch keine schlechte Voraussetzung sei, für eine Beziehung mit einem Autisten. HB ist gar nicht so viel anders als AS. Ich kann zwar die emotionalen und sozialen Verhaltensweisen der NT´s lesen, aber wirklich verstehen kann ich sie meist auch nicht (z.B. was es für einen Sinn hat, sich in Kriegen gegenseitig umzubringen). Das Gefühl, auf einem fremden Stern zu leben (welches mir in vielen Texten über Autismus begegnet), habe ich schon solange ich denken kann.
02.06.08, 15:45:09
Link
lauvia
(Standard)

Da bin ich nochmal mit einer Info und bedanke mich bei euch, für die sehr fruchtbare Diskussion.

Mein Ex-Freund und ich haben die Entscheidung getroffen, es nochmal mit einander zu versuchen, da wir uns noch mögen und beide erkannt haben, dass es nur die unterschiedliche Wahrnehmung der Welt war, die uns so große Schwierigkeiten bereitet hat.

Ich versuche es noch einmal mit einem Gleichnis (obwohl ich bei Gleichnissen nicht so der Held bin zwinkern ):

Mein Ex und ich sind wie schwarz und weiß und wir haben versucht grau zu leben (grau = Norm/Normalität). Das hat uns beide kaputt gemacht. Jetzt versuchen wir ein Muster aus schwarz und weiß zu erstellen. Nicht so einfach, regelmäßig und starr wie ein Schachbrett, sondern viel komplexer und sich immer wieder verändernd, um dem immer verändernden Leben gerecht zu werden.

Es wird sicherlich einiges an Selbstdiziplin erfordern, um nicht wieder in alte Muster zu fallen. Da gibt es doch dieses Sprichwort: " Es ist nicht schlimm hinzufallen, Hauptsache man steht wieder auf ". So sehe ich das auch.

Wir werden getrennt wohnen und in Zukunft beim anderen genauer hinschauen, anstatt nur durch die die eigene Wahrnehmungsbrille zu gucken und den anderen nach diesen Kriterien zu beurteilen.

Ich bin glücklich mit dieser Wendung euch sehr dankbar für eure Denkanstösse.
Ich muß dazu sagen, ich war mal mit einem Mann verheiratet, der so sehr in der allgemein gültigen Norm drin war, dass man ihn wohl als "spießig" bezeichnen könnte. Diese Normierung der Lebensumstände hat mir fast körperlich weh getan, mir ging es da wie einer Blume, die kein Wasser bekommt und vertrocknet.
Um wieviel besser geht es mir da doch mit einem außergewöhnlichen Menschen (auch wenn es mehr Diskussionen bedarf zwinkern )
09.06.08, 09:29:07
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Zitat von lauvia:
Jetzt versuchen wir ein Muster aus schwarz und weiß zu erstellen. Nicht so einfach, regelmäßig und starr wie ein Schachbrett, sondern viel komplexer und sich immer wieder verändernd, um dem immer verändernden Leben gerecht zu werden.

Dann wünsche ich euch, daß ihr das hinbekommt. freuen

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
09.06.08, 10:43:57
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