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Autor Nachricht
wild@heart
(Standard)

geändert von: wild@heart - 20.05.08, 00:01:42

Hallo...
Ich weiß nicht, ob mein Anliegen hier richtig ist und ob "man sowas hier
überhaupt fragt", aber ich würde gerne mal Meinungen von Menschen hören,
die etwas Ahnung haben. Zu einem Arzt will ich nicht unbedingt, da mir
eine eventuelle Diagnose nix weiter bringen würde als Gewissheit, ich seh
so oder so keinen Therapiebedarf, weil es mir eigentlich ganz gut geht.

So. Vor ein paar Monaten hab ich warum auch immer mal einen Test zum Autismus
im Internet gemacht. Ergebnis: Ich habe deutliche Autistische Züge. Vielleicht
Zufall, hab ich gedacht, und den Test dann jetzt nach Monaten eben nochmal
gemacht. Und dann nochmal. Ergebnis jedes Mal das gleiche.

So, irgendwie kommt man dann doch ins Grübeln... Ich hab mich seit jeher
irgendwie "anders als die anderen" gefühlt... Nicht nur, weil ich extremst
schüchtern bin und wenig Selbstvertrauen hatte... Auch von meinem Gedanken-
und Gefühlsmuster. Das mit dem Selbstvertrauen hat sich gelegt, aber anders
fühl ich mich immer noch.

Viel hab ich noch nicht über Autismus gelesen, nur, dass es ein "autistisches
Spektrum" und dementsprechend auch leichte Formen des Autismus gibt. Vielleicht
trifft das bei mir ja zu? Ich würde mich sehr über Meinungen und Kommentare freuen!

Ich liste mal unsortiert auf, was ich an mir "merkwürdig" finde:

1. Die Schüchternheit hab ich ja schon erwähnt. Aber ich habe im Umgang mit
Menschen eine Unsicherheit, die eigentlich nicht mit normaler Schüchternheit
zu erklären ist... Beispiele? Hm... Ich weiß nicht, wie ich auf Leute zu gehen
soll. Ich weiß nicht, wie lange und wie viel ich mit fremden Menschen reden soll,
ohne dass es zu viel wird. Ich hab keine Ahnung, wie man jemanden tröstet, dessen
Haustier gerade gestorben ist oder dessen Partner gerade Schluß gemacht hat... Und
weil ich nicht weiß, was ich so reden und sagen soll, sag ich im Normalfall halt
garnichts. Früher dachte ich, das liegt daran, dass ich von meinen Eltern sowas nie
beigebracht bekommen hab, aber mit 25 sollte sie einzige Lernquelle ja nicht mehr
das Elternhaus sein, oder?

2. Außer, wenn ich mit den Leuten warm geworden bin. Dann rede ich wie ein Wasserfall
und würde am liebsten nur reden. Zuhören geht dann so gut wie garnicht, da bin ich viel
zu ungeduldig für. Außerdem kenn ich irgendwie keine Grenze, wenn ich rede... Wer ein
bisschen mein Vertrauen hat, der kann mich alles fragen. Alles. Egal wie intim, ich
antworte immer. Ich hab auch schon Details aus meiner Beziehung erzählt, die niemanden
was angehen - und ich hab noch nicht mal gemerkt, dass ich zu weit gegangen bin.

3. Ich bin unheimlich gern allein. Klar bin ich auch gern unter Menschen, ich brauch
das auch, aber ich MUSS zwingend oft allein sein... Allein shoppen (wie schafft man es
bitte, mit einer Freundin Klamotten einzukaufen? Das würde mich so nerven...), alleine
auf Konzerte, besonders, wenn es um Musik geht, die mir viel bedeutet, da kann ich
niemanden um mich rum ertragen. Ich geh Wochenends gern alleine weg, sitz in der Disco,
schau mir die Leute an, tanze und bin halt allein. Auch in einer Beziehung ist es so...
Ich brauch Zeit für mich alleine, auch wenn ich dann auf der anderen Seite wieder gerne
Zeit mit dem Partner verbringe.

4. Schon als Kind hab ich gemerkt, wenn irgendwo im Haus ein Fernseher an war. Diese
Piepsen... ich hasse das! Auch andere leise Geräusche können mich wahnsinnig machen.
Trifft auch auf lautes zu, ich bin extrem geräuschempfindlich. Kinder die auf der Staße
spielen, Autolärm, laute Musik - ich geh die Wände hoch!

5. Ich liebe Ordnung. Man sieht es mir nicht an, ich bin ein chaotischer Mensch, weil
ich meistens denke, ich schaff es sowieso nicht, Ordnung zu halten. Aber in kleinen
Bereichen bin ich dermaßen penibel, das gibt's nicht. Meine Handtücher müssen exakt
gefaltet werden... Computerspiele kann ich nur mit Lösung spielen, weil ich ja auf keinen
Fall eine Quest auslassen kann...

6. Immer suche und finde ich das "Bild im Bild". Als ich klein war, hab ich im Muster meiner
Rauhfasertapete Mecki gefunden... Aktuell hab ich eine Delle in meiner Zimmerdecke, die
eine Giraffe auf einem Skateboard darstellt... Ich sehe Muster und Gesichter in allem
möglichen... Letztens fuhr ich hinter einem Auto her, dessen Reserverad ein freundlicher
Smilie war. Das war schön. freuen

7. Ich liebe Buchstaben und Lesen. Ich muss schon fast zwanghaft alle Schilder lesen und
wenn ich eins nicht ganz lesen kann, werd ich ganz unruhig und genervt. Außerdem sammele
ich Fotos von Autokennzeichen, die Worte bilden...

8. Ich mag Zahlen... Und Datenmengen. Sie zu sortieren, auszuwerten, sinnlose Statistiken zu erstellen...

9. In Chats weiß ich nie, wie ich mich verabschieden soll... Und wie lange nach dem
Abschied ich noch warten soll, bis ich offline gehe... Ich weiß nie, ob ich das letzte
Wort haben soll, was ich auf die Verabschiedung des anderen sagen soll... Auch wenn mir
jemand ein Komplmiment macht, oder mir sagt, dass er mich mag, weiß ich nie, wie ich
reagieren soll. Ok, mittlerweile hab ich ein paar Standardfloskeln, aber trotzdem bin ich
unsicher.

10. Ich kann keine schönen Texte auf deutsch schreiben. Alles, was ich schreibe, klingt
abgehackt und unbeholfen. War schon in der Schule so... Komischerweise kann ich tolle
Kurzgeschichten auf englisch schreiben... Hab mein First Certificate in English gemacht
und auf meine Geschichte ne glatte eins bekommen.

11. Ich mag Körperkontakt. Aber nur von Leuten, von denen ich weiß, wie sie zu mir stehen.
Würde meine Mutter mich anfassen, oder meine Schwester, wäre mir das unangenehm. Genau wie
bei flüchtigen Freunden. Unbeabsichtigte Kontakte, wie zum Beispiel Knie an Knie in einem
engen Auto, kann ich garnicht leiden... Und ich hasse es, wenn mir fremde Menschen auch ohne
Körperkontakt zu nahe kommen, z.B. in der Schlange im Supermarkt.

12. Hier im Forum hab ich was von jemandem gelesen, der mit manchen Sachen nicht aufhören
kann. Geht mir genauso... Wenn ich abends anfange zu lese, kann ich nicht aufhören, da les
ich teilweise ein ganzes Buch an einem Abend...

Tja... viel Text... Es wäre sehr, sehr nett, wenn ich ein paar Meiungen bekäme...

lg, wild

EDIT Was ich vielleicht noch erwähnen sollte zum Thema Ordnung: Wenn ich nix zu tun hab und
irgendwo warte, ordne ich automatsich alles mögliche geometrisch exakt an. Stifte, Bierdeckel
(die müssen dann im Stapel alle mit der gleichen Seite nach oben liegen), was auch immer.
Außerdem muss alles symmetrisch sein. Es macht mich echt wild, wenn etwas nicht symmetrisch
ist. Lass es Klamotten sein (ich krieg die Krise, wenn eine meiner Socken höher ist als die
andere), oder was auch immer, das muss symmetrisch angeordnet sein. Und wenn jemand die Ordnung
stört, werd ich nervös...

Nochwas: Wenn ich Bücher lese, hab ich immer eine sehr genaue Vorstellung, wie die
beschriebenen Personen und Orte aussehen. Ich kann es dann nicht in Worte fassen, aber
ich fühle das irgendwie. Deshalb bin ich auch manchmal von Filmen verwirrt, wenn zum Beispiel
auf einmal der Darsteller helle Haare hat, obwohl ich ihn mir dunkel vorgestellt hab...

Nochwas hab ich vergessen:
Schon immer lebe ich in einer Art eigener Geschichte... Als Kind war ich oft alleine und
hab dann mit mir selbst gespielt. Also, mir Charaktere ausgedacht, Geschichten und so weiter.
Und das mach ich heute noch. Ich kann Stunden damit verbringen, solche Tagträume auszuleben.
Als ich jünger war, hab ich mir beim Kochen zum Beispiel immer vorgestellt, ich wäre in einer Kochsendung...
Ok, mit 15 mag das in Ordnung sein, aber ich tagträume ja immer noch... Beim
Einkaufen, beim Autofahren, vor dem Einschlafen. Ich hab richtige Szenarien, die ich immer wieder spiele.
Ich führe Dialoge mit meinen erfundenen Mitspielern... Immer muss mein Kopf mit sowas beschäftigt sein...

EDIT2: Sorry, ich mag es nicht, wenn mein geposteter Text über die ganze Seite geht. Ich brauch
Absätze und schmalere Zeilen. freuen
13.05.08, 22:50:22
Link
drvaust
(stillgelegt)

Zitat von wild@heart:
Ich weiß nicht, ob mein Anliegen hier richtig ist und ob "man sowas hier
überhaupt fragt", aber ich würde gerne mal Meinungen von Menschen hören,
die etwas Ahnung haben.
Dein Anliegen ist hier richtig und sowas kann man hier fragen.
Hast Du Angst, Autist zu sein fragen
Du bist, auch wenn Du Dich als Autist erkennst, immer noch der Gleiche, hast die gleichen Eigenarten und Besonderheiten.
Wenn Du das nur für Dich erkennst, ist das nur eine Selbsterkenntnis, kein öffentliches Urteil.
Vielleicht verstehst Du Dich dadurch besser, findest bessere Lösungen für Deine Probleme.
nerdy Ob Du Autist bist, kann Dir hier niemand sicher sagen. Wenn Du eine fachliche Diagnose willst, mußt Du zu einem Fachmann.
Aber wozu eine offizielle Diagnose, wenn Du klarkommst. Die hätte evtl. Konsequenzen.
In Deiner Beschreibung spricht viel für Autismus. Es gibt aber auch ähnliche Sachen, die Grenzen sind nicht eindeutig.
zwinkern Lies hier mal im Forum, ob das für Dich passt. Hier stehen viele Informationen. Wenn Dir etwas unklar ist, frage.
14.05.08, 02:51:32
Link
wild@heart
(Standard)

geändert von: wild@heart - 14.05.08, 03:38:21

Danke für Deine Antwort! freuen
Zitat von drvaust:
Dein Anliegen ist hier richtig und sowas kann man hier fragen.
Hast Du Angst, Autist zu sein fragen


Nein, Angst hab ich nicht. Wie gesagt, ich komme mit meinen
Eigenheiten sehr gut klar und ehrlich gesagt, ich mag sie auch. Zumindest einige.
Die Schwächen im sozialen setzen mir zwar schon zu, aber ich kann damit leben.

Zitat von drvaust:

Aber wozu eine offizielle Diagnose, wenn Du klarkommst. Die hätte evtl. Konsequenzen.

Eine Diagnose oder ein Hinweis würde einfach für mich vieles erklären. Probleme in
meiner vergangenen Beziehung, und auch
Probleme in meiner jetzigen. Und es würde mir vielleicht auch helfen, meinem jetzigen
Freund klar zu machen, dass manches nicht böse meine, ich es aber nicht ändern kann.
Gerade was das Allein-Sein angeht versteht er mich überhaupt nicht...

Zitat von drvaust:

In Deiner Beschreibung spricht viel für Autismus. Es gibt aber auch ähnliche Sachen,
die Grenzen sind nicht eindeutig.

Ja, ich hab schon gemerkt, dass einige Sachen auch zum Beispiel zu ADS passen...
Ich will mich auch nicht in etwas hineinsteigern, deshalb sind mir Meinungen von
anderen Menschen und vor allem von selbst Betroffenen wichtig. Würde ich Leute fragen,
die sich nicht auskennen, würde ich bestimmt nur zu hören bekommen, dass ich mir was
einbilde.
Kannst Du mir vielleicht ein paar Dinge aus meinem Text nennen, die für Autismus sprechen?

Zitat von drvaust:

zwinkern Lies hier mal im Forum, ob das für Dich passt. Hier stehen viele Informationen.

Ich hab schon ein bisschen herumgelesen und finde viele Kleinigkeiten, die passen...
Aber natürlich finde ich auch
Sachen, die nicht passen. Das Problem beim Lesen ist nur, dass ich befürchte, dass
ich mir nur die Dinge rauspicke, die passen, und dass ich die anderen überlese.


Nur rein interessehalber: Sollte ich zu einem Fachmann gehen, dauert es dann lange, bis
man eine Diagnose hat oder erkennt ein Fachmann das schnell? Und macht es überhaupt
Sinn, wenn man selbst nicht vorhat, sich im Anschluß therapieren zu lassen?
14.05.08, 03:37:02
Link
drvaust
(stillgelegt)

Zitat von wild@heart:
Nur rein interessehalber: Sollte ich zu einem Fachmann gehen, dauert es dann lange, bis
man eine Diagnose hat oder erkennt ein Fachmann das schnell? Und macht es überhaupt
Sinn, wenn man selbst nicht vorhat, sich im Anschluß therapieren zu lassen?
Es gibt nicht viele Fachleute, die eine richtige offizielle Diagnose stellen können und dürfen. Schnell geht das auch nicht.
Eine Therapie gegen Autismus gibt es nicht. Nur Probleme im Zusammenhang mit Autismus können evtl. therapiert werden.
Eine Diagnose hilft, wenn man einen entsprechenden Nachweis braucht, Hilfe braucht (z.B. Förderung) oder den Schwerbehinderten-Status anstrebt/braucht. Das hat aber auch Konsequenzen, z.B. bei entsprechenden Versicherungen.
Zitat von wild@heart:
Und es würde mir vielleicht auch helfen, meinem jetzigen
Freund klar zu machen, dass manches nicht böse meine, ich es aber nicht ändern kann.
Gerade was das Allein-Sein angeht versteht er mich überhaupt nicht...
Es gibt verständliche Literatur zu Autismus (z.B. Edition Aspergia, den Flyer nehme ich als Kurzinfo), die könntest Du ihm zu lesen geben.
Zitat von wild@heart:
Kannst Du mir vielleicht ein paar Dinge aus meinem Text nennen, die für Autismus sprechen?
Vereinfacht gesagt, fast alles. Autismus ist ein Spektrum, jeder Autist ist anders. Z.B.:
Die Schüchternheit, die eigentlich eine Unsicherheit ist. Man weiß nicht, wie man mit Menschen umgehen soll.
Das Reden wie ein Wasserfall kannte ich noch nicht. Aber das Reden über Dinge, über die man eigentlich nicht reden sollte, Unsicherheit bei sozialen Regeln.
Das Bedürfnis, oft allein zu sein. Besonders bei Sachen, die für einen wichtig sind.
Einzelne überempfindliche Sinne.
Ausgeprägtes Ordnungsbedürfnis.
...
14.05.08, 04:43:34
Link
Aldaris~Adun
(Autistenbereich)

Ich erkenne mich in grösseren Teilen deines Textes wieder, bin Asperger mit AD(H)S...

Wie du hätte ich die Diagnose theoretisch für die Aussenwelt nicht gebraucht, allerdings kam ich in Zuge meiner 'Erkenntnis' an einen Punkt, an dem mir eine äussere Beurteilung durch einen Fachmann zwingend notwendig erschien denn wie gesagt- Es gibt so einiges, was sich sehr ähnlich äussern kann...

Symptome der Schizophrenie, schizoide/schizotypische Persönlichkeitsstörung... Je weiter ich mich im psychiatrischen Bereich informierte, desto vielfältiger wurden die Möglichkeiten und desto unsicherer ich meiner Eigeneinschätzung. Von daher hat sie MIR geholfen und darüber auch meinem Umgang mit mir selbst und der Aussenwelt.
14.05.08, 09:26:18
Link
wild@heart
(Standard)

Zitat von drvaust:

Eine Therapie gegen Autismus gibt es nicht. Nur Probleme im Zusammenhang mit Autismus können evtl. therapiert werden.
Eine Diagnose hilft, wenn man einen entsprechenden Nachweis braucht, Hilfe braucht (z.B. Förderung) oder den Schwerbehinderten-Status anstrebt/braucht. Das hat aber auch Konsequenzen, z.B. bei entsprechenden Versicherungen.

Hm, naja, wie gesagt, ich denke, Therapie und/oder Hilfe brauch
ich nicht... Und Nachweise auch nicht... Also ist es zumindest
nicht dringend, eine Diagnose zu bekommen.
Haben denn hier im Forum alle offizielle Diagnosen bekommen?


Zitat von drvaust:

Es gibt verständliche Literatur zu Autismus (z.B. Edition Aspergia, den Flyer nehme ich als Kurzinfo), die könntest Du ihm zu lesen geben.


Oh, vielen Dank, den Flyer hab ich gleich bestellt! freuen

Zitat von drvaust:

Einzelne überempfindliche Sinne.


Das gemeine ist, dass ich zwar Dank meinem Hörsturz weniger
höre, aber das blöde Fiepen vom Fernseher immer noch. Unfaire Welt. zwinkern

Eine Frage hab ich noch: Geht es Euch auch oft so, dass ihr die
Verbindung von Enge, Lärm und Hitze nur ganz schlecht aushalten könnt?
Das ist was, was ich ganz schlimm finde. Ein heißes Auto im Sommer, wo
dann der Fahrer noch die Anlage aufreißt... rrr

Zitat von Aldaris~Adun:
Je weiter ich mich im psychiatrischen Bereich informierte, desto vielfältiger wurden die Möglichkeiten und desto unsicherer ich meiner Eigeneinschätzung. Von daher hat sie MIR geholfen und darüber auch meinem Umgang mit mir selbst und der Aussenwelt.


Ja, das ist ein gutes Argument... Über kurz oder lang wäre es wohl schon
sinnvoll, Gewissheit zu haben...
14.05.08, 21:19:16
Link
haggard
(Autistenbereich)

die verbindung von enge, lärm und hitze habe ich selten. im sommer im zug, der überfüllt ist, alles durcheinander spricht, handys klingeln, nervige musik über schlechte handylautsprecher für alle anwesenden abgespielt werden, neonröhren flackern oder schneller wechsel von licht und schatten - dann muss ich aussteigen.
14.05.08, 22:22:31
Link
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Vorsicht, eine Diagnose kann auch Nachteile bei privaten Krankenversicherungen, Unfallversicherungen oder Berufsunfähigkeitsversicherungen nach sich ziehen.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
14.05.08, 22:23:26
Link
wild@heart
(Standard)

Ja, da hast Du recht... Deshalb seh ich das auch nicht als
im Moment notwendig an...

Noch ne Frage, ich lese immer wieder, dass Autisten zu
Wiederholungen neigen. Gilt das nur für Tätigkeiten und
Sachen, die man ständig sagt, oder auch zum Beispiel dafür,
dass man sich stundenlang die gleiche Passage in einem Film
anschauen kann?
15.05.08, 16:32:43
Link
Aldaris~Adun
(Autistenbereich)

Das ist sicher individuell verschieden und auf alles mögliche beziehbar...
Dein Beispiel gehört sicher schon zu den extremeren 'Wiederholungen' :P ;)... Egal ob autistisch oder nicht...

Bei Musiktiteln schaffe ich das ja auch, eine 50 mal hintereinander in Dauerschleife zu hören, aber einen 5 minütigen Ausschnitt aus einem Film oder so... Ne das dann doch nicht ^^...
15.05.08, 17:12:02
Link
wild@heart
(Standard)

geändert von: wild@heart - 16.05.08, 16:32:19

*g* So extrem war es eigntlich nicht gemeint... Ich hör nur
grade seit Monaten (!) das gleiche Hörbuch zum Einschlafen,
und bisher ist noch nicht abzusehen, dass ich die CD
demnächst wechsle. zwinkern

Entschuldigung, falls ich viele doofe Fragen stelle, aber ich
find das alles ganz furchtbar interessant...

Geht es Euch auch so, dass Ihr manche Dinge einfach anfassen
MÜSST? Ich lauf durch die Straßen und muss Häuserwände
anfassen, oder Dinge in Geschäften, nur um die Oberfläche zu
fühlen... Stoffe find ich besonders interessant. Oder Tiere. freuen
Bzw. ihr Fell. Schade, dass unsere Meerschweinchen sich
nicht so gerne streicheln lassen. Haare bei Menschen find
ich auch faszinierend. Früher hab ich meiner kleinen
Schwester sehr gern die Haare gekämmt, weil die sich einfach
so toll angefühlt haben.

Und, ich hab gelesen, dass Autisten viel in Extremen
sehen... Das war eine Sache, die mein Exfreund nie verstehen
konnte, dass ich Menschen entweder total mag oder überhaupt
nicht leiden kann. Ein Zwischending gibt's irgendwie bei mir
nicht...


Und noch eine Frage, an die ohne offizielle Diagnose oder an
die, die schon vor der offiziellen Diagnose vermutet haben,
dass sie Autisten sind:
Ab wann habt ihr denn mit Euren Freunden/Angehörigen darüber
geredet? Ich hab nämlich Angst, dass man mich nicht ernst
nimmt, wenn ich mit meinem Freund darüber rede... Gut,
meiner Familie würd ich es so oder so nicht erzählen, aber
mein Freund sollte vielleicht schon über meine Vermutung
Bescheid wissen...
16.05.08, 16:17:59
Link
Aldaris~Adun
(Autistenbereich)

Zitat:
Geht es Euch auch so, dass Ihr manche Dinge einfach anfassen
MÜSST? Ich lauf durch die Straßen und muss Häuserwände
anfassen, oder Dinge in Geschäften, nur um die Oberfläche zu
fühlen... Stoffe find ich besonders interessant. Oder Tiere.
Bzw. ihr Fell. Schade, dass unsere Meerschweinchen sich
nicht so gerne streicheln lassen. Haare bei Menschen find
ich auch faszinierend. Früher hab ich meiner kleinen
Schwester sehr gern die Haare gekämmt, weil die sich einfach
so toll angefühlt haben.


Ich kann nicht zu Fuß durch die Strassen gehen, ohne irgendein Stück Grünzeug zwischen den Fingern zu haben und zu zerfleddern, das ich von irgendeiner Pflanze unterwegs abgerissen habe... kA warum, das war schon so, als ich noch ein Kind war.

Wenn ich in Restaurants sitze muss ich mich auch SEHR bewusst beherrschen, nicht anzufangen an der Kerze auf dem Tisch herumzuspielen oder Glasuntersetzer zu 'bearbeiten'.

Zitat:
Und, ich hab gelesen, dass Autisten viel in Extremen
sehen... Das war eine Sache, die mein Exfreund nie verstehen
konnte, dass ich Menschen entweder total mag oder überhaupt
nicht leiden kann. Ein Zwischending gibt's irgendwie bei mir
nicht...


Was erzwungene Sozialkontakte (z.B. durch den Freundeskreis eines Partners, der nicht der meine ist) angeht, geht mir das ähnlich. Allgemein allerdings- 99,9 % der Leute, die ich so 'treffe', wo und wie auch immer, dringen überhaupt nicht wirklich bis in meine Wahrnehmung durch. Von daher sind sie wohl 'neutral'.

Zitat:
Ab wann habt ihr denn mit Euren Freunden/Angehörigen darüber
geredet?


'Freund' ist ein für mich extrem hochstehender Begriff... Jene, die diesem Begriff zu der Zeit am nächsten kamen hatte ich über AS kennengelernt, von daher habe ich natürlich auch mit ihnen darüber kommuniziert ;).

Meinen Eltern habe ich es erst offenbart, als ich die offizielle Diagnose hatte.
Über meine Kindheit ausgefragt habe ich sie schon vorher (eben FÜR die Diagnose), ohne aber zu sagen warum.
Für sie war es eine seltsame 'Retrobewegung' meinerseits.

Zitat:
Ich hab nämlich Angst, dass man mich nicht ernst
nimmt, wenn ich mit meinem Freund darüber rede... Gut,
meiner Familie würd ich es so oder so nicht erzählen, aber
mein Freund sollte vielleicht schon über meine Vermutung
Bescheid wissen...


Ja, vielleicht... Ich habe mit all dem gewartet, bis ich die Diagnose hatte...
Weil ich ja weiss, das ein eigentlich nutzloser Ausdruck auf dem Briefpapier einer Uniklinik sehr viel verändern kann... Selbst wenn man ihn niemals vorzeigt.

Es hat nie jemand angezweifelt. Von vielen Seiten kam etwas a la "ja das erklärt vieles".
Na gut, von meiner Mutter kam "von mir hast du das aber nicht", was aber ja auch keine Ablehnung der Diagnose an sich ist ;).
16.05.08, 20:15:08
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