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Autor Nachricht
55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ich frage mich wie stark das nahe Umfeld auf die scheinbare "autistische Ausprägung" eines Autisten Einfluß hat.

Vielleicht gibt es einen Zusammenhang zwischen scheinbarer Schwere und Singularität des Autismus in einem Elternhaus? Vielleicht scheint der Autismus leichter, wenn auch die Eltern autistische Tendenzen aufweisen, da in einer solchen Konstellation die Belastung für das Kind geringer ist?

Für den alleinigen Grund möchte ich das jedoch nicht erklären. Allerdings fände ich die Frage untersuchenswert.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
04.01.08, 20:24:21
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arlette
(Autistenbereich)

die frage fände ich auch untersuchenswert.

ich selber komme aus einem auch 'auffälligen' elternhaus. der bruch des eintrittes in den kindergarten war dann für mich vielleicht um so harter, weil ich 'doppelt' der realität ausgeliefert war.
04.01.08, 21:13:50
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Aldaris~Adun
(Autistenbereich)

geändert von: Aldaris~Adun - 04.01.08, 21:57:58

Das Thema finde ich extrem interessant, ich habe mir vor einer Weile schon mal intensivere Gedanken dazu gemacht.
Ich denke, das ist richtig,bzw. sehe ich das auch so.
Freilich kann es keinesfalls der einzige Faktor sein, aber es sollte einen enormen Einfluss haben können, besonders in dem Fall, das das Verständnis auf (NA-) Elternseite nicht vorhanden ist.

Ich bin mir sehr sicher, das ich vor allem deshalb 'irgendwie so durchs Leben geschlittert' bin, ohne Diagnose eben, ohne Förderung oder wirklich schwerwiegende Probleme, weil ich einem Elternhaus entstamme, in dem der Vater mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit selbst Aspie ist, vermutlichst auch ADS- Aspie, in sehr ähnlicher Ausprägung wie ich selbst. Ausserdem bin ich ein Einzelkind, meine (NA-) Mutter hatte keinerlei wirklich direkte Vergleichsmöglichkeiten.
Man hat mich immer machen lassen, was und wie ich wollte, das vieles davon 'seltsam' war, ist meinen Eltern nicht in den Sinn gekommen, wohl auch, weil mein Vater da eben sehr ähnlich ist.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, das ich mit sehr viel mehr Zwang, den konformen Sozialnormen von 'draussen' zu gehorchen, auch in meiner Freizeit, grosse Probleme bekommen hätte. Es hätte mich meines Ausgleichs beraubt, ich vermute, das wäre fatal gewesen.
Auf diese Art waren andere Dinge fatal, jene der Aussenwelt, wovon meine Eltern allerdings nichts mitbekommen haben, da ich es ihnen niemals mitgeteilt habe.

Das wird bei anderen möglicherweise ähnlich sein, auch auf der Seite, bei der es nicht glücklicherweise irgendwie so gelaufen ist.
04.01.08, 21:55:57
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arlette
(Autistenbereich)

Zitat von Aldaris~Adun:
Ich bin mir sehr sicher, das ich vor allem deshalb 'irgendwie so durchs Leben geschlittert' bin, ohne Diagnose eben, ohne Förderung oder wirklich schwerwiegende Probleme, weil ich einem Elternhaus entstamme, in dem der Vater mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit selbst Aspie ist, vermutlichst auch ADS- Aspie, in sehr ähnlicher Ausprägung wie ich selbst. .

mein vater war wohl auch aspie, meine mutter wohl stark ads (sie hat darüber gelesen und ist sehr erleichtert, dass sie von dem gehört hat; mein vater ist leider letztes jahr gestorben, aber wir haben noch einiges über asperger autismus gesprochen, und er meinte schon, dass er sich das vorstellen könnte). als ich vor einiger zeit den kinderfragenbogen mit meinen eltern ausfüllte, war das resultat hoch auffällig (asperger). sie jedoch meinten, sie fänden das ganz normal; etwas anders als alle andern, aber die andern seien ja auch echt komisch.

Zitat von Aldaris~Adun:
Ich kann mir sehr gut vorstellen, das ich mit sehr viel mehr Zwang, den konformen Sozialnormen von 'draussen' zu gehorchen, auch in meiner Freizeit, grosse Probleme bekommen hätte. Es hätte mich meines Ausgleichs beraubt, ich vermute, das wäre fatal gewesen. .

das glaube ich auch. hätten meine eltern z.b. meine regulationsmassnahmen etc als auffällig definiert und hätten sie die ‚wegmachen’ wollen, hätte ich noch viel mehr stress gehabt. auch, dass ich mich meinem interesse sehr intensiv gewidmet habe, wurde von ihnen als OK definiert; das war wohl das wichtigste.

Zitat von Aldaris~Adun:
Auf diese Art waren andere Dinge fatal, jene der Aussenwelt, wovon meine Eltern allerdings nichts mitbekommen haben, da ich es ihnen niemals mitgeteilt habe.

ich glaube sogar, dass ich ihnen einiges nicht mitteilte, weil ich wusste, dass sie es auch nicht verstehen würden. irgendwie beschützte ich sie vor der ‚umwelt’ oft, indem ich nichts sagte, weil ich wusste, dass sie mir auch nicht weiterhelfen können.
04.01.08, 22:08:56
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KleinAdlerauge
(Autistenbereich)

ich geh davon aus, dass meine mutter starke autistische züge hat - sie ist dieses beispiel der kühlschrankmutter.
richtige nähe konnte weder sie noch ich aufbauen. mein vater war leider immer weg auf geschäftsreisen. ich hab ihn immer sehr vermisst, weil er viel lustiger war, als meine mutter.
und sie war immer sehr sachlich. herzliche gefühle empfand ich bei ihr gekünstelt - wenn sie mal welche zeigte - während ich mich als extrem gefühlsbetont empfand und empfinde.

sie hat sich immer "nur" um haushalt und den lernerfolg ihrer kinder gekümmert. freunde hatte sie nicht- nur die aus ihrer studienzeit, die kamen dann so alle jubeljahre mal.
ich wurde immer mit meinen älteren geschwistern verglichen - sie machten alles besser als ich. bessere leistungen - sie zogen sich besser an als ich - ihr verhalten war besser...usw.

also ich kann die these nicht unterstützen.

allerdings haben beide auch den 2. weltkrieg erlebt und das relativiert das alles für mich enorm.
da waren beide zwischen 10 und 14 jahre alt.
meine mutter und ihre eltern wurden ausgebombt und musste monatelang im zug leben und mein vater musste im februar 1945 mit seiner mutter, seiner tante und seiner 10 jahre jüngeren schwester aus breslau flüchten. ein handwagen und das, was sie am leibe trugen, war alles, was sie noch besassen und es war einer der kältesten winter die es gab.
sein vater war in russischer gefangenschaft und kam nie zurück.

die jahre nach dem krieg hat meine mutter schweren hunger gelitten.
ihr bruder (er wäre mein einziger onkel gewesen) wurde mit 17(!) im u-boot abgeschossen und wurde nie gefunden!

und während ich das hier so schreibe, zerreisst es mir das herz - was für grauenhafte erlebnisse! das muss sie beide sehr geprägt haben.

auch wenn diese berichte nicht unbedingt hier in den thread gehören, ich denke, dass die geschichte der eltern schon eine wichtige rolle bei den überlegungen der these spielt.

Musik ist der Klang ungesagter Worte
05.01.08, 23:29:44
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Linde
(Gesinde)

Hallo kleinadlerauge,
ich habe auch sehr viel Mitgefühl für die Kindheitsgeschichte meiner Eltern (1937 geboren), das entbindet sie aber nicht von ihrer Verantwortung gegenüber ihren Kindern. Ich muss nicht mehr die Verantwortung für sie übernehmen. Dieser Satz entlastet mich ein Stück weit. Ich kann nur für mein Leben die Verantwortung übernehmen.
VG linde
06.01.08, 00:27:44
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KleinAdlerauge
(Autistenbereich)

der verantwortung haben sie sich sicher nicht entzogen!
sie konnten nur nicht richtig mit den meinen problemen umgehen.
die zeit der vorwürfe habe ich überwunden und bin ihnen gegenüber versöhnlich geworden.
nur eine bindung kann ich nicht mehr so aufbauen.

Musik ist der Klang ungesagter Worte
06.01.08, 00:59:38
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Mutter
(Autistenbereich)

Für mich klingt die These sehr einleuchtend, der Ablauf eines Tages, den ich mit meinem Sohn alleine gestalte, läuft sehr viel reibungsloser ab, als wenn mein Mann sich dazwischen schaltet. Ich kann die gesendeten Signale verstehen, die mein Sohn ausstrahlt, wenn es ihm schon im Beginn zuviel wird. Ich kann sehen, wann er offen ist, um einen Tipp anzunehmen, der ihm den Umgang mit einer Sache erleichtern würde. Ich kann sehen, wann genau der Zeitpunkt da ist, wenn er einen Rückzug braucht und in Ruhe gelassen werden muss. Ich kann sehen, wenn es für ihn notwendig ist, sich in eins seiner absoluten Rückzugsmöglichkeiten (Höhle/Zelt) zurück ziehen zu müssen und dort auch in Frieden gelassen werden muss, bis er entscheidet, dort wieder rauszukommen. Ich kann den Unterschied spüren, ob er zu einer direkten einfachen Kommunikation in der Lage ist, oder nicht. Ich kann spüren, wann es sinnvoll ist, ihm gewisse Fragen zu stellen, ich weiß auch, wie sie formuliert sein müssen. Ich denke, wir sind im Gleichklang, ich muss nicht groß nachdenken, ich weiß es einfach.
06.01.08, 08:12:30
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