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Autor Nachricht
LostLolita
(Standard)

Viele autistische Menschen haben schon gesagt, dass sie nur perfekt Hochdeutsch sprechen (wollen).
Oft kann ich Hochdeutsch nicht vertragen, ich hatte mal nen Freund der nur Hochdeutsch sprach, das hat mich manchmal fast wahnsinnig gemacht.
Also bei mir ist es so das ich verschiedene Dialekte spreche und es kommt dann immer auf die Personen an mit denen ich Spreche. Bei manchen Personen habe ich eine andere Art zu sprechen.
z.B. bei meiner Oma spreche ich immer hochdeutsch mit höherer Stimmlage, obwohl sie schwäbin ist und ich auch.
bei meinem Vater spreche ich auch eher hochdeutsch aber mit einer tieferen Stimmlage,
bei meiner Mutter habe ich eine eigene Sprache die ich selbst erfunden habe.
Bei einigen Freundinnen spreche ich eher Schwäbisch aber auch mit unterschiedlichen Stimmlagen,und je nach Person auch mit anderen Worten.
Mit meinen Katzen habe ich übrigens auch eine eigene Sprache.

18.10.07, 22:21:49
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Interceptor
(Autistenbereich)

Bei mir ist es sehr unterschiedlich. Meine Stimmlagen ändern sich auch gerne mal von geradezu kindlich-emotional bis extrem ruhig mit fast null Schwingung.
Ich hab irgendwie ein Faible für formelle Sprache, manchmal rede ich so, wie ich schreibe. Hochdeutsch bevorzuge ich dabei eher.
Im Dialekt spreche ich sehr selten. Ausser wenn ich gerade meine albernen Phasen habe oder mich etwas voll nervt...dann quatsch ich auch mal auf hessisch.

I'm tired of being a victim of hate
18.10.07, 22:29:58
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von LostLolita:
Viele autistische Menschen haben schon gesagt, dass sie nur perfekt Hochdeutsch sprechen (wollen).
Ich will und kann ein ausreichendes Hochdeutsch sprechen, perfekt ist mir zu viel. Etwas Sächsisch ist immer dabei, vereinzelt, unter Freunden, spreche ich auch ausgeprägt sächsisch.
An meiner Stimmlage ist mir noch nichts aufgefallen, nur wenn ich wütend und ärgerlich bin, wird meine Stimme sehr tief und laut.
Mir ist nicht bekannt, daß autistische Menschen nur perfekt Hochdeutsch sprechen wollen. Aber das könnte bedeuten, daß sie nur regelgerecht sprechen wollen, wie sie es in der Schule gelernt haben, keine Veränderung.
traurig Ich habe Probleme mit der Aussprache, verwechsle Worte, kann mich manchmal nicht an Bezeichnungen und Namen erinnern, vergesse Worte auszusprechen (Lücken im Satz). Angeblich liegt das daran, daß ich sehr wenig spreche. Vereinzelt, wenn es mir nicht gut geht oder ich Angst habe, kann ich garnicht sprechen. Schriftlich habe ich damit keine Probleme.
19.10.07, 03:45:08
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haggard
(Autistenbereich)

geändert von: haggard - 07.12.10, 17:00:01

dialekte finde ich sympathisch und hochdeutsch langweilig - und trotzdem spreche ich hochdeutsch. bin in berlin aufgewachsen und den einzigen dialekt, den ich überhaupt nicht ausstehen kann, ist der der berliner und brandenburger. aber ich verfalle ins berlinerische wenn ich überdreht oder vollkommen genervt bin - doch auch das eher schriftlich.

wie steht es eigentlich mit wortneuerfindungen oder untypischer wortwahl während des sprechens?

lange zeit hatte ich eigentlich so gut wie überhaupt nicht gesprochen, bis ich in der grundschule für einen theaterkurs angemeldet wurde, um den anderen zu beweisen, dass ich sprechen kann, wenn ich will. später suchte ich mir einen beruf, durch den ich jeden tag mit menschen sprechen müsste und sie informationen von mir benötigten, sodass ich also mit zeichen und gebärden nicht weit gekommen wäre. und ich muss sagen, dass das sprechen tatsächlich besser wurde. anfangs hatte ich auch viele pausen in meinen sätzen oder jedes zweite wort war "dings". mittlerweile ist es so, dass ich mitten im sprechen den faden verliere und dann enden die sätze mitten im satz. aber das scheint nicht ganz so schlimm zu sein. viele sprechen so. scheint manchmal als ein rhetorisch offenes ende angenommen zu werden.

wenngleich ich der meinung bin, dass ich schon richtig viel spreche, sehen das andere natürlich nicht so. aber mir genügt es. manchmal wäre es auch schön, einfach wieder nur zu schweigen, aber das ist auch nicht immer möglich.

und trotz des besseren sprechens an sich bin ich immer noch unfähig mich in gespräche einzuklinken ab zwei personen aufwärts.

edit:
nach erweiterter selbstreflexion korrekturen.
04.05.08, 16:30:21
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mor
(Autistenbereich)

Hallo

Ich finde Hochdeutsch gut. Da versteht man einen besser.
Früher habe ich gedacht, so, jetzt lernst du mal richtig hochdeutsch. Was war, ich hatte dann bemerkt, dass ich ja schon hochdeutsch spreche und es gar nicht lernen zu brauchen musste.

Manchmal übernehme ich schwäbische Sätze von Anderen, meine das aber nur ironisch. Weil sich das lustig anhört, wenn mein Bruder das ausspricht. Das probiere ich dann auch aus.

Aber sonst verstehe ich schwäbisch nicht so richtig und ich muss meistens nachfragen.

Aitschy
27.05.08, 14:19:37
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tabby
(stillgelegt)

Ich spreche auch hochdeutsch, aber ich nehme innerhalb einer Minute von jemanden ein Dialekt an und spreche dann genauso, voll peinlich. Mein Chef war damals beleidigt, weil ich seine Ehefrau sofort nachsprach, sie ist Englænderin und ich sprach dann genauso mit ihrem Akzent alles nach und konnte nicht mehr aufhøren.

Ich muss mich richtig zwingen, das nicht zu tun, weil ich irgendwann gemerkt hatte, das die Leute verærgert darueber reagieren.

[Auf eigenen Wunsch deaktiviert und anonymisiert, mfg [55555]]
01.09.08, 17:21:41
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haggard
(Autistenbereich)

gestern hörte ich menschen in dialekt sprechen und fragte mich, warum manche autisten in ihrem wohnumfeld durch ihre sprachwahl auffallen: hochdeutsch. wie kommt es dazu, dass autisten scheinbar eher "hochdeutsch" sprechen/schreiben als dialekt?

erklärt hatte ich mir das gestern so:
falls angewandtes sprechen im rahmen des schulbesuches verfeinert wird, könnte es doch sein, dass dort die worte gelesen werden - und gehört (in hochdeutsch) und festgestellt wird, dass beispielsweise im dialekt buchstaben entfallen oder begriffe gänzlich anders lauten, sodass nachfolgend "ganz korrekt" sprache angewandt werden wollen würde.

mir ist aufgefallen, dass selbst autisten, die meinen, nur hochdeutsch zu verwenden, doch auch dialekt-begriffe nutzen.

oder, was forscher bei autisten wahrscheinlich nicht für möglich halten würden:
dass junge autisten dialekt/umgangssprache in hochdeutsch ausdehnen, damit das - was sie hören - für sie grammatikalisch richtig ist. dieser prozess kann/konnte immer wieder allgemein (nicht autismusbezogen) beobachtet werden, dass z.b. kinder grammatikalisch korrekte sätze zu bilden begannen, wenn deren eltern generell sätze bildeten die nicht vollständig waren.

oder mehr unbewusst durch "verlangsamung" werden im dialekt oder wie man das bezeichnen will vokale/konsonanten eingefügt, wo im dialekt keine vorkommen würden - und das wäre zufälligerweise korrektes hochdeutsch?

die letzten beiden punkte fände ich interessant, denn nicht alle haben vielleicht tägliche nachrichten geschaut/gehört und fanden das besser, als das, wie ihr umfeld sprach.

(so, wie ich bei anderen autisten kein "reines" hochdeutsch höre, sondern "farbliches" - muss ich mich selbst jetzt korrigieren: irgendwie ist auch meine eigenwahrnehmung "getrübt", denn "reines" hochdeutsch ist berlin-gefärbt.)
07.12.10, 16:58:55
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Lumpi
(Standard)

Dialekte finde ich in Ordnung, was mich fürchterlich nervt, und fast schon Schmerzen bereitet, ist dieser Jargon welcher sich auch "kannackisch" nennt. Ich meine, dann kann man es doch auch bei einzelnen Wörtern belassen - das ist wesentlich unanstrengender. Mir persönlich ist die hochdeutsche Verständigung am angenehmsten ;)

Viele Grüße

Lumpi
07.12.10, 18:47:11
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Fundevogel
(Angehörigenbereich)

Eine englischsprechende Freundin meinte, dass sie nach meinen Besuchen, bei denen sie deutsch mit mir spricht, 14 Tage Muskelkater in Kiefer und Gesichtsmuskulatur habe.

Ich finde, dass die hochdeutsche Sprache klanglich distanzierte Schärfe besitzt. Sie wirkt in ihrer Klarheit nach meinem Dafürhalten bedrohlich, besonders wenn hoheitlich aufgetreten werden muss/wird - eine Sprache für Fakten.

Mir liegen Dialekte, weil sie auf gefühlsmäßige Kommunikation gerichtet sind. Weiche Wort-Enden, oft SingSang/melodisch, großer Wortschatz für Gefühlszustände (Flüche, Glücksmomente, Schmeicheleien). Sie vermitteln Zugehörigkeit zu einer Landsmannschaft, etwas Überblickbarem und Heimischem.

Im Rheinland werden bei Fehlen passender Beschreibungsmöglichkeiten Worte spontan erfunden, die erstaunlicherweise auch verstanden werden, zumindestens von Rheinländern;).

Herbert Grönemeyer übt seine Lieder mit "sinnlosen" Brabbeltexten ein, um die Gefühlsebene künftiger Worte auszutesten. Danach erst besetzt er die Musik mit Text (Text als Begleitinstrument?).

Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. (Johannes 8.12).
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es denn allen, die im Hause sind. (Markus 4.21) (Lukas 8.16)
07.12.10, 20:07:07
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jens
(Autistenbereich)

Komme aus der Pfalz, kann auch den Dialekt, auch wenn ich ihn immer vom Melodischen furchtbar fand. Habe hier wenn ich mich Umgangssprachlich ausdrücken muss ein Misch-Masch von Hochdeutsch und Pfälzisch drauf.
Das rheinländisch fand ich immer Sympathisch, hat so einen Sing –Sang. Auch wenn es mich Irritiert das die Endungen immer nach oben gehen.
07.12.10, 20:52:35
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Antika
(Autistenbereich)

Ich wüsste jetzt gerne mal von welchem Rheinland hier gesprochen wird. Dass hier im Rheinland spontan Worte erfunden werden, ist mir noch nicht aufgefallen. Und dass die Endungen nach oben gehen, ist mir jetzt auch neu. Aber vielleicht fällt dies dem Rheinländer selbst gar nicht mehr auf.

Ich lebe am Niederhein und spreche eigentlich auch Hochdeutsch. Was mich hier am Niederrhein wohl sehr stört ist, wenn "Platt" gesprochen wird. Ich bin hier zwar geboren, aber verstehe kaum ein Wort Platt-Deutsch.

Ist hier vielleicht von einem anderen Rheinland die Rede? Es gibt ja auch noch den Mittel- und Oberrhein.

"Das, was du tust, schreit so laut, dass ich nicht hören kann, was du sagst."

(Sprichwort aus Mosambik)
--------------------------------

"Die Erinnerungen verschönern das Leben, aber das Vergessen allein macht es erträglich."
(Zitat von Honoré de Balzac)
07.12.10, 21:21:32
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jens
(Autistenbereich)

Mein Freund kommt aus der Eifel.wenn er im Dialekt spricht,geht er mit den Satzendungen nach oben.So wie alle die aus der gegend kommen,wie ich festgestellt habe.Auch in Köln oder Düsseldorf.Ein sehr Melodischer Dialekt,aber wie gesagt etwas Irritierend für mich.
07.12.10, 21:37:24
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