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Autor Nachricht
Ginger
(Autistenbereich)

geändert von: Ginger - 22.07.07, 15:57:22

Okay ich bin nie sonderlich gut in Vorstellungen und normalerweise brauche immer Wochen um mich dazu überwunden zu haben, mich irgendwo vorzustellen!

Ein paar von euch werden mich vielleicht schon aus anderen Foren kennen, sodass mir das Vorstellen ein bisschen leichter fällt...


Ich habe grad mein Abi hinter mir und jetzt mach ich erstmal ein Praktikum im Ausland für 9 Monate, ich werde hauptsächlich in Rom sein, und danach ist vermutlich Studium angesagt.


Zu meiner Diagnose:

Naja, das ist so ne Sache...
Es scheinen sich wohl alle Diagnostiker und Therapeuten einig zu sein, dass ich ins autistische Spetktrum gehöre, aber da ich als Kind typisch Kanner war und jetzt nichtmehr sind sie sich nie einig, in welche Schublabe ich genau gehöre!

Noch in der zweiten Klasse wollte man mich auf die Sonderschule tun, da ich weder schreiben konnte noch groß sprach. Es waren nur vereinzelte Worte aus mir rauszugriegen und das auch nur mit großer Mühe sozusagen. Mit 12 noch, war man sich nicht sicher, ob ich nicht doch irgendwo intelligenzgemindert bin, da ich große Probleme damit hatte, zu verstehen, was Menschen von mir wollen. Irgendwann habe ich mich versucht dadurch zu verständigen, indem ich dass, was andere sagten, wiederholte, da ich keine eigene Wörter dafür hatte um das auszudrücken, was in mir drin vor sich ging.
Das alles hat dazu geführt, dass man mit mir als Kind die Festhaltetherapie durchgeführt hat, wie vielleicht schon einige von euch wissen.
Ich machte es mir irgendwann zur Aufgabe Menschen richtig verstehen zu lernen und habe Tag und Nacht damit verbracht richtig sprechen, schreiben und verstehen zu lernen, was andere von mir wollen. Das war sozusagen mein Spezialinteresse, was darin ausgeartet ist, dass ich hunderte von Büchern gelesen habe, die mich aber auch nicht glücklich und zu einer Selbstanerkennung geführt hat.

Ich weiß nicht, ob ich damals die richtige Entscheidung getroffen habe. Heute bin ich sehr unglücklich darüber, dass ich deshalb nicht richtig Klavier spielen kann, da komplett all meine Energie aufs Sprechen und Schreiben lernen drauf ging...

Soviel fürs erste...


Ich wollte noch fragen, ob man mich vielleicht für den Autismusbereich freischalten könnte, da ich gern mit anderen Autisten im Austausch stehen möchte!


Gruß Ginger

Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist. - Victor Hugo
22.07.07, 15:47:13
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drvaust
(stillgelegt)

Ich bin für eine Freischaltung vom Ginger.
Zitat von Ginger:
Heute bin ich sehr unglücklich darüber, dass ich deshalb nicht richtig Klavier spielen kann, da komplett all meine Energie aufs Sprechen und Schreiben lernen drauf ging...
Warum ist das Klavierspielen so wichtig für Dich? Ich kann sehr viel nicht, aber ich muß mich beschränken, weil ich niemals alles erlernen kann.
22.07.07, 16:39:58
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Ginger
(Autistenbereich)

geändert von: Ginger - 22.07.07, 17:00:54

Ich kann auch sehr viel nicht, aber darum geht es garnicht. Die Musik ist für mich eine Art mit meiner Umwelt zu kommunizieren. Ich habe alle Energie darauf verwendet die Sprache meiner Mitmenschen, die mich umgeben zu lernen, sodass ich meine eigene verlernt habe, was ich sehr traurig finde.
Ich habe keine "Worte" in mir, um das auszudrücken, was mich bewegt, alles was ich habe ist eine Fremdsprache.

Es gibt sehr viel verschiedene Arten sich mit seiner Umwelt zu verständigen und muss nicht unbedingt mit dem vonstatten gehen, was wir im allgemeinen Sprachgebrauch als Sprache bezeichnen. Mit seiner Umwelt zu kommunizieren kann auf die unterschiedlichsten Arten erfolgen. Es kann durch Gestiken und Mimiken erfolgen, durch Blicken, Bilder, Musik, Bewegungen, Laute, Sprache oder sonst wie erfolgen.
Das alles sind Möglichkeiten der Kommunikation mit seiner Umwelt.

Wenn ich in mich reinhoche ist, dass was ich wahrnehme Musik. Für jedes Gefühl und jeden Eindruck seine Eigene. Ich habe aber nicht wirklich eine Möglichkeit, dass was in mir vor sich geht, dass was ich fühle rauszulassen und das frustriert mich. Es geht um die Kommunikation mit meiner Umwelt, die rein durch eine Fremdsprache erfolgt und dass, was in mir drin wirklich vor sich geht bis zu einem gewissen Grad vernachlässigt.

Mir ist auch bewusst, dass ich es ja lernen kann, aber es wird dann nie so leicht und alltäglich sein, wie eine Kommunikation in der eigenen Sprache nunmal sein sollte und aus dem Grund macht es mich traurig.

Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist. - Victor Hugo
22.07.07, 16:48:48
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fklama
(Autistenbereich)

Zitat:
Ich wollte noch fragen, ob man mich vielleicht für den Autismusbereich freischalten könnte, da ich gern mit anderen Autisten im Austausch stehen möchte!


Dafür.
22.07.07, 19:16:52
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Laut Forenregeln erfolgt die Freischaltung frühestens in einer Woche.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
22.07.07, 19:42:12
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green
(Autistenbereich)

DAFÜR.

Listening on port XY...
22.07.07, 23:38:18
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von Ginger:
Die Musik ist für mich eine Art mit meiner Umwelt zu kommunizieren. Ich habe alle Energie darauf verwendet die Sprache meiner Mitmenschen, die mich umgeben zu lernen, sodass ich meine eigene verlernt habe, was ich sehr traurig finde.
Ich habe keine "Worte" in mir, um das auszudrücken, was mich bewegt, alles was ich habe ist eine Fremdsprache.
...
Wenn ich in mich reinhoche ist, dass was ich wahrnehme Musik. Für jedes Gefühl und jeden Eindruck seine Eigene. Ich habe aber nicht wirklich eine Möglichkeit, dass was in mir vor sich geht, dass was ich fühle rauszulassen und das frustriert mich. Es geht um die Kommunikation mit meiner Umwelt, die rein durch eine Fremdsprache erfolgt und dass, was in mir drin wirklich vor sich geht bis zu einem gewissen Grad vernachlässigt.
Ich denke, die Sprache ist eine gemeinsame Kommunikationsform, die von den Meisten einigermaßen verstanden wird. Die Sprache ist nicht die natürliche Kommunikationsform, mit der man alles ausdrücken kann. Viele Sachen kann man kaum ausdrücken. Ich vermute, mit Musik könntest Du einiges besser ausdrücken, aber nicht richtig kommunizieren, weil die meisten Menschen diese Kommunikationsform kaum kennen.
Manchmal habe ich das Bedürfnis, das auszudrücken was mich bewegt, kann das aber nicht, weil eine Verständigung nicht möglich ist. Das ist leider so. Jeder Mensch ist anders, auch bei der Kommunikation. Da hilft nur eine gemeinsame Sprache. Für viele Kommunikationsformen bin ich fast blind, die normale deutsche Sprache verstehe ich.
Vielleicht kannst Du Musik als eine andere Kommunikationsform benutzen, um dich mit entsprechenden Leuten, z.B. Musikern, besser verständigen zu können.
23.07.07, 02:16:02
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uppsdaneben
(Autistenbereich)

Zitat von Ginger:
Ich habe aber nicht wirklich eine Möglichkeit, dass was in mir vor sich geht, dass was ich fühle rauszulassen und das frustriert mich.


Das ist bei jeder Kommunikationsform so. Ich kann, obwohl zu Worten durchaus affin, selten meine inneren Bilder ausdrücken. Dies ist in jeder Sprache eine hohe Kunst, die nur wenige beherrschen.

Dass du dich auf Worte gestürzt hast, ist letztlich eine sinnvolle Entscheidung gewesen. Deine Ausdrucksweise ist gut, und deine Anliegen kannst du formulieren, sodass die Meisten sie verstehen.
23.07.07, 11:46:14
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Ginger
(Autistenbereich)

geändert von: Ginger - 23.07.07, 20:07:20

Zitat von drvaust:
Ich vermute, mit Musik könntest Du einiges besser ausdrücken, aber nicht richtig kommunizieren, weil die meisten Menschen diese Kommunikationsform kaum kennen.


Manchmal Dinge aus sich rauszulassen, die tief in einem drin vor sich gehen hilft. Und ich denke, andere würden vielleicht nicht alles verstehen, aber die Grundstimmung schon. Denn traurige Musik klingt nunmal anders als fröhliche und ich denke, dass es nichtnur darum geht, mit meinen Mitmenschen zu kommunizieren, sondern mich allgemein ausdrücken zu können, in Kommunikation mit der Umwelt zu stehen einfach! Zu diesem Thema gefällt mir ein Video sehr gut, einige werden es vielleicht schon kennen:
In My Language. In diesem Video zeigt die Autistin Amanda Baggs, was sie unter ihrer Sprache versteht.

Zitat von uppsdaneben:
Das ist bei jeder Kommunikationsform so.


Da bin ich mir nicht so sicher, ob das wirklich bei jeder Kommunikationsform und jedem Menschen so ist, da die meisten Menschen, die ich kenne, die denken nunmal in Worten. Sie mussten, die Sprache zwar auch erst lernen, aber sie ist in sie übergegangen, wenn man so will. Sie können sich oft garnicht vorstellen dass andere Menschen anders denken, als das, was wor üblicherweise als Sprache deffinieren.

Zitat von uppsdaneben:
Deine Ausdrucksweise ist gut, und deine Anliegen kannst du formulieren, sodass die Meisten sie verstehen.


Danke! freuen
Trotzdem nehme ich Dinge oft viel zu wörtlich, oder habe Probleme damit, andere zu verstehen. Ich weiß, das tuen andere auch, aber ich weiß nicht, inwiefern mir das helfen soll.

Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist. - Victor Hugo
23.07.07, 14:43:29
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von Ginger:
Und ich denke, andere würden vielleicht nicht alles verstehen, aber die Grundstimmung schon. Denn traurige Musik klingt nunmal anders als fröhliche und ich denke, dass es nichtnur darum geht, mit meinen Mitmenschen zu kommunizieren, sondern mich allgemein ausdrücken zu können, in Kommunikation mit der Umwelt zu stehen einfach!
Das funktioniert nicht so richtig.
Zum Einen, brutal gesagt, wen interessiert Deine Grundstimmung. Vor allem wenn es mir nicht gut geht, will ich keine emotionale Beziehung zu Menschen, dann will ich keine Stimmung bemerken, nur objektive Informationen. Bitte verstehe mich nicht falsch, normalerweise achte ich auch auf Stimmungen, soweit ich das kann.
Zum Anderen, nicht jeder versteht und empfindet gleich. Gerade bei Musik empfinde ich etwas anders. Musik, die allgemein als beruhigend und entspannend gilt, regt mich oft auf und löst Aggressivität aus. Dagegen Musik, die von vielen Menschen als aggressiv und sinnlos empfunden wird, entspannt mich. Ich hatte schon mal Trauermusik für Tanzmusik gehalten.
Wenn Du Dich mit Musik ausdrücken willst, dann mache das. Aber wundere Dich nicht, wenn Du nicht oder falsch verstanden wirst.
24.07.07, 01:15:02
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Ginger
(Autistenbereich)

geändert von: Ginger - 24.07.07, 09:52:19

Zitat von drvaust:
Zum Einen, brutal gesagt, wen interessiert Deine Grundstimmung.


Mich! Es ist meine Sprache und ich kann damit ausdrücken was ich empfinde. Das genügt. Sich Probleme von der Seele zu "reden" hilft. Aus dem gleichen Grund haben Menschen auch ein Tagebuch. Interessiert es das Tagebuch was man denkt? Nein! Interessiert es das Klavier? Nein! Aber der Person, die es sich so von der Seele "redet" der hilft es sich seinen/ihren Gefühlen klar zu werden und sich zu sammeln. Mich interessiert es und mehr braucht es manchmal nicht. Andere werden vielleicht nicht alles verstehen, vielleicht nichtmal interessieren, aber das ist egal. Ich schreibe zB sehr gern Gedichte und andere interpretieren bestimmte Stellen am laufenden Band falsch, OBWOHL sie Interesse haben. Ich weiß es und ich schreibe trotzdem, weil sie mir helfen. Das ist meine eigene "Psychotherapie" wenn man so will!
Kommunikation hat nichtnur was damit zu tun, dass man mit seinen Mitmenschen sich austauscht. Das ist sicherlich auch wichtig, keine Frage, aber Kommunikation hat auch sehr viel damit zu tun, sich selbst richtig ausdrücen zu können und da ist es egal wie! NTs machen das auch, nur meist auf andere Art und Weise. Die meisten Schreiben Tagebuch dazu und das TAgebuch interessiert auch nicht, ob ich nun auf Mandorin, Hindi oder eben Deutsch hineinschreibe und dem Rest der WElt ist das vermutlich auch egal, aber für die PErson, die es schreibt, mag es von großer Bedeutung sein und sorry, aber mehr brauchts manchmal auch nicht!

Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist. - Victor Hugo
24.07.07, 09:38:40
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ich denke schon, daß Musik eine vollwertige Sprechebene sein kann. Musik an sich ist jedoch meiner Ansicht nach keine einheitliche Sprache, so wie mündliche Rede nicht nur eine Sprache ist.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
24.07.07, 12:24:00
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