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Autor Nachricht
nils
(Standard)

Hallo!

Ich würde mich gerne für den geschützten Autistenbereich freischalten lassen; im Besonderen für den Berufsbereich.

Kurz zu mir, ich bin 28 Jahre alt und derzeit auf der Suche nach Erklärungen für meine Lebensumstände. Dabei fand ich dieses Forum hier über das Thema Asperger. Was, sofern es auf mich zutrifft, mit zunehmendem Alter das Leben immer schwerer macht. Besonders in beruflicher Hinsicht stoße ich allmählich an meine Grenzen. Darum würde ich gern einfach mal ein wenig durch diese Beiträge stöbern.

Wenn ihr noch weitere Fragen habt, beantworte ich sie natürlich alle gern.

Gruß
28.01.10, 17:24:22
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Mama
(stillgelegt)

Hallo nils!

Vermutest Du Autist zu sein? Was bewegt Dich zu dieser Annahme?

[Wegen diversen Regelverstößen und Vandalismus einschließlich Mißbrauch des Gastzugangs bei bereits früher vorgekommener Sperrung bis auf Weiteres gesperrt, mfg [55555]]
28.01.10, 17:28:50
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Je nach Feedback erfolgt die Freischaltung frühestens in einer Woche. Erfahrungsgemäß ist es jedoch hilfreich sich erstmal so im Forum zu beteiligen, damit wir dich kennenlernen können.

Das Forum hat Autismus zum Thema, also in diesem Rahmen auch Asperger.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
28.01.10, 18:11:48
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nils
(Standard)

Ich habe Schwierigkeiten in allen sozialen Bereichen. Manche stärker, manche weniger ausgeprägt.
Wie schon kurz angerissen habe ich bei den Recherchen zum Thema Asperger auch dieses Forum hier entdeckt. Davor habe ich mich schon ausführlich mit Sozialer Phobie beschäftigt. Jetzt versuche ich herauszufinden, ob es das Eine oder das Andere ist. Nach meinem subjektiven Eindruck war erst Asperger da und dann folgten im Laufe des Erwachsen werdens die Angststörungen. Persönlich gesprochen habe ich darüber allerdings noch mit niemandem. Beruht also alles auf meinen eigenen Eindrücken. Ich kann ja einfach mal einen kleinen Überblick über meinen Werdegang geben.

Im Kindergarten hatte ich schon keine Freunde. Das hatte keinen besonderen Grund, die anderen Kinder haben mich einfach nicht interessiert. Auch in der Grundschule führte sich das so fort. In den Pausen habe ich lieber Abseits gestanden und das Treiben beobachtet. Mitzuspielen war für mich immer eher Überwindung und eine Sache des Müssens. Auch habe ich niemals Kinder zum Spielen mit nach Hause gebracht. Einmal im Jahr habe ich Kinder auf meinen Geburtstag eingeladen, weil sich das eben so gehörte. Alles andere habe ich nur mitgemacht wenn die Umstände mich dazu zwangen. Der letzte Kindergeburtstag war dann auch bis heute das letzte Mal, dass jemand bei mir zu Hause war. Meine Bude ist mir heilig. Ich kann das nicht ertragen wenn da jemand drin ist der da nicht reingehört. Das geht so weit, dass ich innerlich schon in Kampfhaltung gehe wenn ich nur jemand vor der Tür vorbei gehen höre.

Als ich dann älter wurde habe ich irgendwann gelernt mich nach außen hin anzupassen. Dass man besser „normal“ ist und dass es wichtig ist was die Nachbarn von einem halten hatte ich zu Hause schon früh zu verstehen bekommen. So mit 10 Jahren ca. steckten mich meine Eltern in den ersten Verein, ein zweiter folgte bald. So lernte ich zwangsläufig andere Leute kennen und lernte so natürlich auch was „normal“ ist. Das klappte auch alles ganz gut. Für Außenstehende hatte ich einen großen Freundeskreis, war viel unterwegs und eben ein Jugendlicher wie er im Buche steht. Insbesondere als ich so mit 16 Jahren anfing abends auszugehen, eröffnete mir Alkohol ein großes Spektrum an Normalität. Schwierig wurde es dann erst wieder als die Frauen ins Spiel kamen. An dieser Art der Körperlichkeit habe und hatte ich nie Interesse. Aber was sagt man den Leuten als 16-17 jähriger wenn sie nach Frauengeschichten fragen. „Kein Bedarf“ wohl kaum. Ich habe dann über die Jahre mein Schauspiel so perfektioniert, dass ich gelegentlich aufpassen musste, dass ich mir meinen eigenen Quatsch nicht glaube. Im Laufe der Zeit wurden Fragen nach Freundinnen und was sich so im Leben ereignet habe natürlich immer häufiger. Bis irgendwann der Punkt erreicht war, wo man sein Anderssein nicht mehr verstecken kann. Zu dem Zeitpunkt war mir das aber schon dermaßen in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich gar nicht mehr anderes konnte. Und dann musste ich mich entscheiden und nach und nach immer mehr Kontakte einschlafen lassen. Immer mehr Leute nicht mehr zurück rufen usw. Bis vor Kurzem dachte ich noch, dieser Umstand würde mich stören. Aber es stört mich gar nicht. Ich hatte das Normalsein einfach so einstudiert, dass ich selber schon geglaubt habe es muss mich ja stören.

Inzwischen verlasse ich das Haus seit 3 – 4 Jahren nur noch, um zur Arbeit zu gehen oder wenn es die Umstände erfordern. Ich wohne noch bei meinen Eltern im Keller. Fragwürdig, warum die einfach nichts merken. Ich kann aber auch nicht ausziehen weil ich zum Beispiel nicht regelmäßig Einkaufen gehen kann, weil ich die vielen Menschen nicht ertrage. Diese Schauspielerei ist mir inzwischen so anstrengend geworden. Aber aus der Situation heraus Normalität vorzugaukeln, haben sich in der Zwischenzeit natürlich auch Angststörungen entwickelt. Ich habe immer und überall Angst ich könnte jemanden treffen den ich früher kannte. Der oder die würde mich ja dann ansprechen und fragen wo ich die letzten Jahre gesteckt habe. Und darauf kann ich nicht mit der Wahrheit antworten.

An der Arbeit ergeben sich für mich die größten Schwierigkeiten. Es kostet mich so viel Kraft dort jeden Tag hinzugehen und Kommunikativ und Freundlich und Lieb zu sein. Ich bin Gesundheits- und Krankenpfleger. Ich kann mir heute nicht mehr erklären wie es dazu kommen konnte, wieso ich mir ausgerechnet einen Beruf mit einer derartigen Exposition meiner selbst aussuchen konnte. Die Ausbildung war schon die Hölle auf Erden. Inzwischen habe ich es geschafft überwiegend im Nachtdienst zu arbeiten. So trage ich zwar mehr Verantwortung für die Patienten, allerdings habe ich im Schnitt natürlich wesentlich weniger Kontakt mit Leuten.

Asperger zu haben würde für mich bedeuten ich habe ein Wort dafür. Ich könnte zumindest zu Hause „die Bombe platzen lassen“ und wenigstens dort so sein wie ich bin.
So ich könnte jetzt noch tausend Dinge schreiben, aber langsam wird es wirr in meinem Kopf .
Der Text ist auch schon viel länger geworden als ich wollte. Hoffentlich ist an dieser Stelle noch jemand wach ;)
28.01.10, 21:02:02
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Hans
(Autistenbereich)

Hallo nils, das mit dem Krankenpfleger ist schon ein Extrem,
aber so sonderbar auch nicht, ich habe meinen Wehrdienst abgeleistet
und habe mich dabei um gesellschaftliche Akzeptanz bemüht
der Horror dabei war immens, ich bekam Magengeschwüre.
Mir ging und geht es oft auch so, daß ich genau das tun muß, was ich nicht möchte, aber es wird besser.
29.01.10, 01:59:32
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drvaust
(stillgelegt)

Was Du schreibst, könnte eine 'Autisten-Karriere' sein, ist aber schwer zu beurteilen.
Das kommt mir bekannt vor.
Lies hier mal die verschiedenen Themen, ob Du Dich da wiederfindest.

Mir fällt erneut auf, daß es scheinbar in sozialen Berufen häufiger Autisten gibt.
Vielleicht ist das so wie mit den Psychiatern, die selber einen Psychiater brauchen.
Aus Studien zur Selbsthilfe wird ein Beruf.

29.01.10, 02:05:08
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Warum bezeichnest du diese Angst jemanden zu treffen nicht nur als Angst, sondern als Störung? Nicht jede Angst "ertappt" zu werden oder "einsatzbereit" zu sein ist eine Störung.

Fühlst du dich, wenn du alleine bist gut?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
29.01.10, 11:32:04
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nils
(Standard)

Zitat von 55555:
Fühlst du dich, wenn du alleine bist gut?

Ja sehr gut. Ich habe immer 7 Nächte und dann 7 Tage frei. Im Tagdienst muss ich nur gelegentlich arbeiten, um auf meine Stunden zu kommen. Das Gefühl Montag morgens kurz bevor ich ins Auto steigen kann ist das schönste für mich. Es wird mir auch niemals langweilig in der freien Zeit und beim alleine sein. Ich genieße das einfach.

Zitat von 55555:
Warum bezeichnest du diese Angst jemanden zu treffen nicht nur als Angst, sondern als Störung?

Also gehen wir mal davon aus, dass es zutrifft dass ich Asperger habe. Meine Theorie ist, dass sich aus dem lebenslang jemand anderes sein irgendwann die Angst entwickelt hat ertappt zu werden. Was wiederum besseres Schauspiel nach sich zog. Bis zum heutigen Tag hat sich das so tief eingeprägt, dass die Angst Teile meines Lebens enorm beeinträchtigt. Um einzukaufen muss ich aus der Angst heraus Bekannte zu treffen inzwischen dort hin fahren wo ich mich in relativer Sicherheit wähne solche Leute nicht zu treffen. Den Aufwand kann man sich ja vorstellen.

Was die Häufung von Autisten in sozialen Berufen betrifft kann ich nur zustimmen. Nach dem was ich so kennen gelernt habe gibt es grade im Bereich Arzt/Pflege eine starke Häufung "bunter Vögel" zwinkern

In vielem was ich hier bisher gelesen habe finde ich mich 100% wieder. Was bei mir aber überhaupt nicht zutrifft sind die Schwierigkeiten mit Gestik und Mimik. Ich kann beides verstehen und erkennen und ich kann es auch selbst einsetzen. Ebenso kann ich was andere Menschen betrifft ausgesprochen empathisch sein. Gerade wenn ich mir gute Filme ansehe kann ich richtig mitfiebern. Was mich selbst allerdings betrifft habe ich eigentlich keine richtigen Gefühle.

Irgendetwas wollte ich grade noch schreiben, aber ich komme einfach nicht mehr drauf. Naja vielleicht später zwinkern
29.01.10, 12:59:52
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Ist es ein Wunsch von dir Kontakt zu Leuten zu haben, die dir vielleicht ähnlicher sind als der Durchschnitt? Es gibt nämlich auch noch die Schublade "schizoid", in die Leute eingeordnet werden, die im Grunde wissen, wie NA so funktionieren aber kein besonderes Interesse an Kontakten haben. Bisher kann ich nicht klar erkennen, daß eines von beiden soweit mir erkenntlich recht sicher ausgeschlossen werden könnte.

Wie steht es bei dir mit dem Thema Sinneswahrnehmung deiner Umgebung?

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
29.01.10, 13:31:33
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nils
(Standard)

Also die Sinnesorgane als solches funktionieren innerhalb normaler Parameter denke ich. Ich kann allerdings grenzenlos abschweifen falls das für die Frage von Bedeutung ist.

Gerade in der Grundschule konnte ich ganze Schulstunden lang einfach nur aus dem Fenster ins Nirgendwo schauen. Ich gelte schon immer als Träumer und je älter ich werde desto mehr werde ich zum zerstreuten Professor. Meine Eltern nannten mich früher immer Hans Guckindieluft weil ich vor jede Laterne gelaufen bin weil ich in der Weltgeschichte rumgeguckt habe oder gerade meinen Träumen nachgegangen bin. Wenn ich Dingen Zeit und Aufmerksamkeit schenken muss die ich nicht aus persönlichem Interesse mache, dann habe ich durchaus Mühe meine Sinne beisammen zu halten. Der Spätdienst an der Arbeit besteht z.B. in der Hauptsache aus Papierkram. Wenn ich also nun über einem Aktenberg brüte und werde immer wieder von Patienten dabei "gestört", dann fällt es mir anschließend enorm schwer den Faden wieder aufzunehmen. Entsprechend entstehen dann natürlich auch mal Fehler.
Widme ich mich allerdings Dingen die mich anregen geht mir das leicht von der Hand. In Deutsch hatte ich in der Schule z.B. immer eine Eins obwohl ich niemals gelernt habe zu Hause. Selbst das Krankenpflegeexamen habe ich bestanden ohne jemals dafür gelernt zu haben. Beim praktischen Examen allerdings habe ich anschließend einen ganzen Tag durchgeschlafen, weil das Zusammenhalten meiner Sinne mich an diesem Tag soviel Energie gekostet hat.
Bei meiner ersten Ausbildung, die mich thematisch so gar nicht interessiert hat, bin ich dann auch 2 mal sitzen geblieben. Es war mir unmöglich mich auf diese für mich völlig uninteressanten Dinge zu konzentrieren.

Zitat:
Ist es ein Wunsch von dir Kontakt zu Leuten zu haben, die dir vielleicht ähnlicher sind als der Durchschnitt?

Hm, schwer zu beantworten. Einerseits wäre es wahrscheinlich leichter vor solchen Menschen zu sein wie man ist. Andererseits kategorisiere ich die Menschen eigentlich nicht. Mensch ist Mensch.
Diese Frage hat es echt in sich zwinkern
Ich denke jetzt schon eine halbe Stunde darüber nach. Ich bin gern allein mit mir und meinen Gedanken. Es fühlt sich nicht negativ an. Es reicht mir und beruhigt mich, dass hier noch mehr Leute im Haus wohnen. Wenn ich das Bedürfniss nach Gesellschaft habe gehe ich einfach mal hoch zu meinen Eltern, mache mir einen Kaffee, stehe ein bisschen vor ihrem Kamin. Und dann gehe ich wieder runter zu mir. Auch ohne ein Wort geredet zu haben reicht mir das.
29.01.10, 14:59:40
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