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Autor Nachricht
Flora
(Standard)

Ich stelle jetzt einfach mal eine Behauptung auf und es würde mich interessieren, wir
e ihr darüber denkt: Normal gibt es nicht.
1. Es gibt eine Skala von Introvertiert bis Extrovertiert oder von Gesellig bis Einsamkeitsliebend oder vom Herzlich bis Distsnziert usw. Jeder siedelt sich irgendwo dazwischen an.
Wo genau ist sowieso schon von der Tagesform und der Situation abhängig.
2. Jeder ist das Produkt seiner Anlagen und seiner Sozialisation. Und wenn man etwas nicht kann, z.B. mit anderen Leuten umgehen, dann hat man es halt vielleicht noch nicht gelernt.
23.08.13, 16:37:44
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Cadfael
(Autistenbereich)

Hallo Flora,

halte ich für falsch ...

Bei Punkt 1 stimme ich Dir zu ...

Aber es gibt Menschen, die genetisch bedingt nicht sehen können, nicht hören etc. ...
So gibt es eben auch Menschen, denen die Erlebniswelt der Mehrzahl ("normal") von Menschen völlig fremd ist und die sie nur erlernen können (wie man eine Fremdsprache lernt).

Ich habe das nach meiner Scheidung erlebt, als der Therapeut mich versuchte wie "einen normalen Menschen" wiederherzustellen. Er versuchte in mir zu "revitalisieren", was das Scheidungstrauma verschüttet hatte.
Dummerweise gab es allerdings nichts zu "revitalisieren", weil es vorher nie da war - und nie da sein wird. Ich habe aber als HFA "logisch ergründen können", was er will/meint. Das hat mir geholfen. Aber er hat eben nichts "zurückholen" können, weil ich es eben nie haben werde.
Erst Jahre später habe ich von Autismus erfahren und dann erst erklären können, was da bei der Therapie ablief.

Auf Youtube gibt es die Reihe "Autistic Reporter".
"Normale Menschen" finden das skuril und lustig ...
(Viele) Autisten VERSTEHEN den Reporter "instiktiv" (was nicht ausschließt, dass sie herzlich darüber lachen können). Ein Autist kann sich nun mal die Frage stellen, wie die Daten eines Zuges sind, der gerade einen Menschen überrollt hat. Er kann sich fragen, ob ein Insasse kein Problem mit der Verzögerung im Fahrplan hat. Und er kann es auch für wichtig halten, dass dem Zug "nichts passiert ist".

Ich hatte einmal zwei Autisten zu Besuch bei mir. Dem ersten gab ich instinktiv nicht die Hand, dem zweiten gab ich instinktiv die Hand. Beide Male lag ich richtig. Das hat nichts mit Sozialisation zu tun und kann man auch nicht lernen. Es ist "Instinkt" - also in den tiefsten Windungen des Hirns verborgen. Es ist nicht erlernbar.
23.08.13, 21:04:08
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PvdL
(Φιλίππος Φιλύρινος)

"normal" gibt es schon. Es ist im Grunde ein statistischer Wert. Die Frage ist nur, welche Bedeutung dem beigelegt wird. Wenn Regen irgendwo das "normale Wetter" ist, dann regnet es eben sehr oft dort. Gefährlich wird es nur, wenn man anfängt zu werten: "normal ist gut, alles andere ist schlecht."

Ich habe ein autistisches Begabungsprofil.
Mein Spezialinteresse ist Linguistik.
Ich bin Germanist, Linguist und Anglist.
Und leider bin ich zur Zeit arbeitslos.
23.08.13, 23:04:46
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55555
(Fettnäpfchendetektor)

Eine Norm ist ein letztlich willkürlich definierter Standard. Davon zu sprechen, daß etwas "normal" ist ohne die konkrete Norm zu erwähnen ist tatsächlich im Grunde eine unkenntliche Aussage. Allerdings wird dies oft so von Personen praktiziert, die auf diese Weise auch zu verstehen geben wollen, daß ihre individuellen Vorstellungen als objektive Wahrheit wahrgenommen werden sollen. Seltsamerweise funktioniert dieser billige rhetorische Trick auch oft und läßt tatsächlich viele Menschen in eine Rechtfertigungsposition verfallen. Im Grunde ist das eine Frage der Medienkompetenz einer Person.

Mancherorts steckt man Eltern ins Gefängnis, die ihre Kinder aus ideellen Gründen nicht zum Arzt bringen. Anderswo schützt man fremde Kulturen mittels Strafen vor Kontakt und Einmischung.
24.08.13, 09:18:12
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Flora
(Standard)

geändert von: [55555] - 24.08.13, 16:13:40

[Kettenbeitrag zusammengefasst, bitte künftig die Formvorgaben beachten, mfg [55555]]

Ich sehe mir die Menschen an, an frage mich, ist der "normal"? Manche Menschen kommen einem sofort seltsam vor, das sind diejenigen, die anders sind, als man es gewohnt ist. Insofern ist das eine Frage der Sozialisation. Dann gibt es welche, die erscheinen "normal", aber wenn man sie besser kennenlernt, merkt man, dass sie total neurotisch sind. Und gerade solche, die scheinbar jahrelang nie irgendwelche Probleme hatten, entwickeln plötzlich eine Riesenpsychose oder eine schlimme Krankheit. Vielleicht, weil sie immer alles verdrängt oder anderen etwas vorgespielt haben? Am schlimmsten finde ich immer die mit der großen Klappe, die großen Socializer, weil die total anstrengend sind und sehr viel Bestätigung brauchen. Und wenn du die näher kennenlernst, stellst du fest, dass die das auch aus einer persönlichen Not heraus machen.


Cadfael: und was war das, was nicht da war, was der Therapeut wiederherstellen wollte?

Das Beispiel mit dem Zug erinnert mich an meinen Vater. Der wollte, wenn ich von meinen Reisen heimkam, auch immer den genauen Streckenverlauf wissen, welche Autobahn, welcher Zug, dann sagte er mir sogar die Zugnummer. Wenn ich anfing, von meinen Erlebnissen zu erzählen, ging er...

Das mit dem Händeschütteln finde ich interessant. Mir geht das manchmal so, dass ich Bekannte bei der Begrüßung um arme, manche aber nicht.
24.08.13, 10:59:56
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Marei
(Alternativer Autist)

Als normal gilt wer sozial angepasstes Verhalten zeigt.
24.08.13, 13:43:39
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PvdL
(Φιλίππος Φιλύρινος)

geändert von: PvdL - 24.08.13, 17:05:07

Nachtrag

Es sollte hier noch darauf hingewiesen werden, daß 'normal' sowohl praescriptiv, als auch descriptiv verwendet werden kann. In meinem ersten Beitrag bin ich von einer descriptiven Verwendung ausgegangen. Das Deutsche Institut für Normung (DIN) bspw. verwendet den Ausdruck satzungsgemäß praescriptiv.

Glossar

descritpiv = beschreibend, erklärend
praescriptiv = vorschreibend, festlegend

Ich habe ein autistisches Begabungsprofil.
Mein Spezialinteresse ist Linguistik.
Ich bin Germanist, Linguist und Anglist.
Und leider bin ich zur Zeit arbeitslos.
24.08.13, 17:04:00
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drvaust
(stillgelegt)

Zitat von Flora:
... Normal gibt es nicht.
Ja, bzw. das ist, wie PvdL schon schrieb, ein statistischer Wert.
Zitat von Flora:
1. ... 2. Jeder ist das Produkt seiner Anlagen und seiner Sozialisation.
So sehe ich das auch.
Zitat von Flora:
Und wenn man etwas nicht kann, z.B. mit anderen Leuten umgehen, dann hat man es halt vielleicht noch nicht gelernt.
Vielleicht. Aber es ist auch oft so, daß man etwas nicht kann, auch nicht lernen kann, oder aus vernünftigen Gründen nicht will.

Für mich ist 'normal' nicht gut. Eher abwertend, in der Art von stinknormal und ohne besondere Eigenschaften.
25.08.13, 06:34:31
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