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Verläufe nach Burnout?

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21.06.25, 10:18:11

55555

Wie bereits seit vielen Jahren thematisiert und danach was mich angeht in neuen Kontakten immer wieder bestätigt, erfahren viele Autisten, die sich in vielfach nicht genügend barrierefreie Daseins-, oft Erwerbsumstände begeben, so etwas an einem Alter von 30 öfters den autistischen Burnout.

Das wäre an sich nicht unbedingt ein Thema zu Autismus an sich, wenn es nur um Folgen eines Umgangs mit Nichtautisten und deren Wirken gehen würde. Aber hier geht es mir um den weiteren Verlauf, und dazu habe ich schon den Eindruck, daß das stark auch damit zu tun hat, wie Autisten als Autisten mit solchen Änderungen in ihnen selbst umgehen.

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht, nachdem ein autistischer Burnout erfahren wurde? Manche lassen es zumindest irgendwann ruhiger angehen, werden vielleicht früh berentet.

Wie entwickelt es sich dann weiter? Wird erfahren nach einigen Jahren irgendwann allmählich wieder zu Kräften zu kommen? Mir wurde mittlerweile immer wieder berichtet oder ich habe es selbst beobachtet, daß Einzelne auch 10 Jahre nach einem autistischen Burnout eigentlich eine Änderung dieses zerstörten Zustands erfahren, z.B. trotz länger zurückliegender Berentung?

Wie oft zeigt sich wohl welcher zeitliche Verlauf? Von was für Umständen könnte das abhängen?
25.11.25, 03:39:16

5H4D0W

Wenn ich mir den Wikipedia Artikel zum autistischen Burnout durchlese, dann kann ich mich darin durchaus wieder erkennen. Meine offizielle Diagnose lautet rezidivierende depressive Störung. Burnout gibt es bei meinem Psychiater noch nicht (ICD 10). Bin seit Anfang des Jahres krank geschrieben; meine Arbeit habe ich einvernehmlich gekündigt.

Zitat:
Wie entwickelt es sich dann weiter?

Darauf bin ich auch gespannt. Mein nächster Termin ist bei einer Arbeitspsychologin um festzustellen ob ich wieder arbeitsfähig bin.
Derzeit bekomme ich mobile sozialpsychiatrische Betreuung; selbst einfache Dinge wie Aufräumen oder Einkaufen fallen mir schwer. Dinge die ich vor 20 Jahren gemacht habe sind jetzt undenkbar für mich.
25.11.25, 21:25:10

55555

Zitat von 5H4D0W:
Darauf bin ich auch gespannt.

Also liefe es bei dir seit Anfang des Jahres und noch nicht mehrere Jahre.
Zitat:
mobile sozialpsychiatrische Betreuung; selbst einfache Dinge wie Aufräumen oder Einkaufen fallen mir schwer

Auf dich wirkt es nicht problematisch diese Leute in deinen Rückzugsbereich zu lassen?

Offenbar gibt es also inzwischen einen eigenen Wikipedia-Artikel:
Zitat:
Als autistischer Burnout (engl. autistic burnout) wird ein anhaltender Zustand intensiver mentaler, emotionaler und körperlicher Erschöpfung bezeichnet, der bei Autisten auftreten kann. Typischerweise geht er mit einer Verstärkung der autistischen Symptomatik sowie einer verminderten kognitiven Leistungsfähigkeit einher. Dies umfasst beispielsweise die Verstärkung exekutiver Funktionsstörungen, den Verlust sozialer Kompetenzen, eine verstärkte sensorische Überempfindlichkeit, Gedächtnisprobleme und das Auftreten von Brain Fog.

Während „klassischer“ Burnout, der auch bei nicht-autistischen Menschen auftreten kann, durch Belastungen am Arbeitsplatz entsteht, ist der autistische Burnout eng mit den besonderen Herausforderungen und Belastungen verbunden, denen autistische Menschen tagtäglich begegnen. Als Hauptursache gilt chronischer Stress durch andauernde sensorische oder emotionale Überlastungssituationen in Alltag und Beruf sowie Anpassungsbemühungen an die neurotypische Umgebung („Masking“).

Der autistische Burnout wird erst seit wenigen Jahren systematisch erforscht, weshalb bislang nicht geklärt ist, ob es sich um ein eigenständiges Krankheitsbild handelt. Beurteilungsverfahren zu seiner Diagnose befinden sich derzeit noch in der Entwicklung bzw. Testphase.[1][2][3] Für eine erfolgreiche Therapie gilt als entscheidend, einen autistischen Burnout als Ursache der Symptome zu erkennen, die denen von Depressionen, Angststörungen oder dem „klassischen“ Burnout ähnlich sein können, da er eine andere Behandlung erfordert.[4]

Im Kern eines autistischen Burnouts steht ein über längere Zeit anhaltender Zustand intensiver mentaler, emotionaler und körperlicher Erschöpfung, der sich auch durch Ruhe nicht bessert. Dieser wird begleitet von einer individuell unterschiedlichen Vielfalt an Symptomen. Besonders charakteristisch ist der Rückzug von zwischenmenschlichen Kontakten, selbst von engen Beziehungen, was teils als Symptom, teils aber auch als Schutzmechanismus vor weiterer Überlastung beschrieben wird.[5] Begleitend dazu kommt es häufig zu einer Verstärkung der für Autismus typischen sensorischen Überempfindlichkeit. Bestimmte Sinnesreize, die normalerweise erträglich sind, werden plötzlich als unerträglich und überwältigend empfunden, wodurch es schneller zu Reizüberflutungen und in der Folge häufiger zu Melt- und Shutdowns kommt. Die allgemeine Stresstoleranz ist herabgesetzt und Betroffene sind nicht mehr zu effektivem Masking in der Lage.

Häufig beschrieben wird auch der Verlust einer Vielzahl von Fähigkeiten, die zuvor gut entwickelt waren. Dies umfasst beispielsweise erlernte Lebenskompetenzen, soziale Kompetenzen, Exekutivfunktionen sowie die Selbst- und Emotionsregulation. Auch Sprach- und Kommunikationsstörungen bis hin zum Mutismus können auftreten. Darüber hinaus kann es zu einer Reihe kognitiver Beeinträchtigungen kommen, wie beispielsweise Gedächtnisproblemen, Brain Fog, Schwierigkeiten beim Problemlösen, Konzentrationsstörungen und sogar dissoziativen Zuständen. Betroffene sind in der Folge nur noch eingeschränkt in der Lage, ihren Alltag zu bewältigen und mitunter sogar auf Hilfe von außen angewiesen. Zum Teil kehren verlorene Fähigkeiten nicht mehr auf das Niveau vor dem Burnout zurück, sondern bleiben langfristig beeinträchtigt.[6][7]

Zur Dauer eines autistischen Burnouts liegen bislang noch keine genauen Erkenntnisse vor. Er kann von wenigen Wochen bis hin zu mehreren Jahren andauern und auch mehrfach wiederkehren. Der Zustand wird von Betroffenen als quälend beschrieben und kann die Lebensqualität nachhaltig beeinträchtigen. Häufig verstärken sich psychische Vorerkrankungen wie Depressionen und Angststörungen und es kommt vermehrt zu suizidalen Gedanken.[5][8]

Quelle
 
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