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Packing: Autisten mit nassen kalten Wickeln "therapieren"

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09.02.12, 19:22:40

feder

Wie auch im Artikel erwähnt, drängen sich Parallelen zur Festhaltetherapie auf.
Zitat:
Nasse kalte Tücher, die direkt aus dem Kühlschrank kommen. Das nackte oder nur mit Unterwäsche bekleidete Kind wird damit umwickelt, zuerst der Bauch, dann Arme und Beine. Darüber wird eine Schicht trockener Laken platziert, zuletzt eine Lage wasserundurchlässigen Materials und einige warme Decken. Nach einer Minute ist das "Paket" fertig, der kleine Patient, der in der dicken Hülle steckt, kann sich langsam aufwärmen.

Ungefähr eine Dreiviertelstunde dauert die Behandlung, die erzwungene Ruhe wird teilweise für ein psychotherapeutisches Gespräch genutzt. "Le Packing" heißt die Methode, die von Kinderpsychiatern wie Pierre Delion vom Centre Hospitalier Régional Universitaire in Lille zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit schweren Ausprägungen von Autismus, aber auch mit psychotischen Symptomen und Magersucht empfohlen wird.
Quelle
09.02.12, 20:27:51

55555

Das erinnert mich an eine uralte Methode aus der Psychiatrie alle möglichen Patienten straff in nasse Tücher einzuwickeln, die sich dann beim Trocknen zusammenziehen und den Patienten dadurch noch fester zusammendrücken.
09.02.12, 22:20:21

PvdL

Wenn man in einen Stupor verfällt, dann wirkt man zwar ruhiger, ist es aber nicht wirklich. Ich halte daher immer noch mehr von der Whiskey-Therapie: Man trinkt so viel Whiskey, bis man nix mehr spürt. Besonders günstig, wenn einem mitten in der Prärie der Pfeil eines Indianers heraus operiert werden muß, wie ich das schon mal mit eigenen Augen in einem Western-Film gesehen habe.
09.02.12, 23:56:04

Fundevogel

Um die "Therapie" zu vervollkommnen, sollte überlegt werden, ob man während des Einwickelvorgangs zusätzlich mit nassen Tüchern auf die Therapeuten eindrischt, um deren sadomaso-Potential heraus zu arbeiten.

Jemanden in Tücher straff einzuwickeln ist traditionell ein Beerdigungsritus...und tatsächlich, straff genug eingewickelt ist der Lebende dann schließlich so leblos, dass er einen braven Gestorbenen abgibt.
10.02.12, 00:53:39

frontdoor

Das ist ja entsetzlich was in dem Artikel beschrieben wird.Solche Foltermethoden sind meiner Meinung nach ein Fall für den Staatsanwalt.Man stelle sich vor die Amerikaner würden sowas in Guantanamo machen,da würde die ganze Welt aufschreien.
Solche Quälereien hätte ich eher bei angelernten Hinterhof-Quacksalbern vermutet,aber nicht von Ärzten in einem Krankenhaus.
10.02.12, 06:51:50

Vendela

Wieso glaubst du, dass das von Ärzten oder anderen Therapeuten in Krankenhäusern weniger zu erwarten ist?
13.02.12, 14:15:30

PvdL

Weiterer Verbesserungsvorschlag: Tücher nicht in Wasser, sondern in Blut eintauchen, weil stimmungsvoller.
23.02.12, 17:35:30

55555

Inzwischen gibt es gegen solche Praktiken auch eine Online-Petition: Link
Zitat:
Either naked or clad in underwear only, packing involves wrapping the child’s entire body in wet, refrigerated sheets or towels, with only the head exposed, and rendering it impossible for the child to move. Children are kept in this state for almost an hour. Typically the packing sessions are repeated several times a week and can continue for months, sometimes without parents’ consent. Despite the absence of scientific evidence supporting their claims, therapists argue that packing reinforces talk therapy in an effort to “cure” the child of his or her “affliction.”

Wet sheet packs - along with bloodletting, lobotomies, inducing epileptic seizures and comas - were used in psychiatric hospitals across US and Europe to cure “madness” until the mid 20th century.
23.02.12, 20:46:55

PvdL

Wo muß man denn da "unterschreiben"? Bezieht sich das nur auf Frankreich? Ich finde diese Seite unübersichtlich.
24.02.12, 05:54:50

starke Dame

Mir drängt sich immer auf, dass Therapeuten nach extremen Behandlungsmethoden suchen, um Aufsehen zu erregen - ohne nach dem Sinn und Unsinn nachzudenken.

Ich halte davon garnichts. Manche Dinge, die z.B. mein Sohn toll findet, werden da zusammen mit Dingen, die er wiederum schlimm finden würde kombiniert.

Ich habe monatelang, wenn nicht sogar fast ein Jahr getestet, wie ich ihn stressfrei aus der Badewanne, abgetrocknet und angezogen bekomme. Die Lösung war, ein riesiges Badetuch mit einem Feuerwehrauto, dass während des Badens über der Heizung hängt und körperwarm sein muss. Kind aus der Wanne raus, lässt sich richtig in dieses warme Tuch reinwickeln - und läuft dann mit seinem Badetuch zum Sofa, da eine Kuscheldecke und ein Lieblingsfilm. Entspannt und eingewickelt trocknet er so vor sich hin - kein Reiben, das hasst er und nach dem Film, wenn die Haut sich normal anfühlt, zieht er sich an - ohne Stress und ein Bad ist das was es sein soll entspannend.

Zum Thema Kälte - ja, in manchen Dingen mag er sie, wir spielen manchmal mit Eiswürfeln oder Waschlappen, die im Gefrierfach lagen - doch würde ich niemals ihn zu so etwas zwingen, er erforscht gerne Temperaturunterschiede - doch an seinem Körper kalte Tücher - da stehen mir die Nackenhaare hoch.

Vielleicht sollte man an Therapeuten deren eigenen Methoden einmal ausprobieren, vielleicht kommen sie dann mal langsam von der Schiene runter in diese extremen Handlungen zu verfallen.

26.02.12, 22:15:06

Aku

geändert von: Aku - 26.02.12, 22:16:12

Zitat von 55555:
Wet sheet packs - along with bloodletting, lobotomies, inducing epileptic seizures and comas - were used in psychiatric hospitals across US and Europe to cure “madness” until the mid 20th century.
[/quote]

Ich halte es für bedenklich, wenn derartig gefährliche, menschenverachtende und sinnlose Behandlungsmethoden wieder Boden gewinnen - speziell wenn man bedenkt, für welche "Kleinigkeiten" etwa Lobotomie seinerzeit Verwendung gefunden hat.
18.03.12, 12:30:37

fachaela

wie gut, daß man sowas nicht mit meinem sohn machen wollte. ich hätte die "therapie" sofort beendet.
ich kann nur hoffen, dass genug angehörige sich gegen solche methoden wehren.
 
 
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