Community zur Selbsthilfe und Diskussionsforum für alle weiteren Fragen des Lebens. Fettnapffreie Zone mit demokratisch legitimierten Moderationsregeln.
Von Autisten lernen heisst lieben lernen. Ehrlich, nüchtern, authentisch, verrufen, fair, sachorientiert: autistisch.
- Für neue Besucher und Forennutzer gibt es [hier] eine Anleitung inkl. Forenregeln. -

Tipp: Wenn https bei der Forennutzung Probleme macht: autismus-ra.unen.de; wenn https gewünscht wird: autismus.ra.unen.de
 

Mama und Sohn Autisten?

original Thema anzeigen

31.08.10, 21:04:23

einmalich

geändert von: einmalich - 31.08.10, 21:31:13

Ist es möglich, dass ich als Mutter ein Asberger-Syndrom habe und mein Kind eine noch schwerere Form von Autismus? Er (12) ist inzwischen in einem Heim. Hat sich mein Verhalten noch zusätzlich auf ihn ausgewirkt, dass er nun so dermaßen oppositionell ist und die Schule fast ganz verweigert? Oder sind Autisten nicht so oppositionell... also dass sie sich gegen alle Regeln wehren....

Hab ich eine Chance als Asberger umzulernen - z.B. mit Hilfe bestimmter Literatur - und meinem Sohn helfen, der ja nun noch mehr leidet? Obwohl er nicht so offensichtlich leidet, ich kann es nicht sagen, da er gar nichts sagt, ihm fallen nur komische Dinge ein, die ich mit ihm mal erlebt habe... wir leiden, weil er nichts lernen will.... oder es auch nicht kann, weil er nur ein zwei Dinge monoton tut. Aber vielleicht leidet er ja innerlich?

Eine gute Therapie kann ich mir zur Zeit nicht leisten. Ich muss meine Asbergerbegabung nutzen, alles autodidaktisch zu lernen.... bitte helft mir ein bisschen....................................

Im Übrigen gelte ich bei Ärzten als manisch-depressiv, vielleicht konnte ich ihnen mein Innerstes nicht rüber bringen. Schizoaffektive Störung und Borderline bekam ich schon mal in Kliniken diagnostiziert. Aber diese Geschichte begann erst mit 26 Jahren, als ich so allein litt und auch unter dem Verhalten meines Sohnes und in Kommunkation mit Anderen treten wollte... aber der "normale" Mann verließ uns schnell, weil es für ihn nicht mit uns auszuhalten war, wir machten eben nicht was er sagte....

Ach vielleicht passe ich ja auch in dieses Forum nicht...

Hab auch im Internet nicht so die Geduld, alle anderen Beiträge zu lesen, vielleicht sollte ich mir die Zeit mal nehmen.... bin ja auch grad mal eine Stunde hier, verzeiht mir bitte, falls ich was falsch mache.

31.08.10, 21:32:38

feder

Dass sowohl du, als auch dein Sohn autistisch sind, ist durchaus denkbar. Derzeit wird davon ausgegangen, dass Autismus vererbt wird.

Inwiefern würdest du umlernen wollen? Autismusspezifische Therapien bringen eigentlich oft nichts positives für den Autisten.

Zitat:
weil er nur ein zwei Dinge monoton tut.
Was bedeutet das konkret? Warum lebt dein Sohn im Heim? Nur weil er die Schule verweigert?
31.08.10, 21:45:02

einmalich

geändert von: [55555] - 31.08.10, 23:02:15

[Kettenbeiträge zusammengefasst, mfg [55555]]

Ich konnte mit ihm nicht mehr umgehen. Die Familienhilfe war drei Jahre bei uns. Wir übten andauernd Regeln.

Mein Sohn und ich haben uns nur über Anschreien verständigen können. Weißt du, mir fällt es schwer, es auszudrücken. Es ging einfach nicht mehr. Er war schon auf einer Sonderschule. Ich hab auch versucht ihm viel beizubringen. Schreiben, Rechnen. Aber er hörte sich nichts an. Er hatte nur irgendwelche anderen Sachen im Kopf. Er klang nach ADHS.

Heute schreiben wir manchmal bei jappy, da gibt es tolle Gesichter und man kann auch mal lieb miteinander sein. Ansonsten versuche ich ihn zu loben, zu umarmen, aber er lehnt alles ab. Er freute sich, wenn ich böse zu ihm wurde.... aber nicht, wenn ich ihm zureden wollte, dass er ganz toll und süß ist.

Aber das Problem hatten sogar die Sonderpädagogen. Also inzwischen geb ich mir nur noch wenig schuld. Ich kam nur nie auf Autismus. Jetzt wird er in einer Spezialklinik behandelt.

Du meinst Therapien bringen nichts? Aber was soll ich dann mit ihm machen... So wird er später nie einen Schulabschkuss machen und Arbeit finden.

Er ist wirklich süß, er ist auch mein Engel. Ich verdamme ihn nicht. Ich will ihn auch nach Hause zurück holen. Aber ich muss doch dann sehr viel mit ihm arbeiten oder soll ich ihn stundenlang vorm PC abparken? Wenngleich Autismus hier manchmal nicht als Krankheit bezeichnet wird, so schränkt es doch ein, oder nicht? Zumindest die Möglichkeiten, später einmal selbständig zu werden....

:(


Ach mit monoton meine ich, dass er manchmal zwei stunden das gleiche Lied hört, immer wieder das gleiche sagt oder will (zum beispiel X-Box, obwohl ich ihm schon gesagt habe, dass ich keine kaufen kann und will, sagt er: X-Box, Mama, wann kaufst mir die?) Oder er füllt Flaschen mit wasser und will sie aus dem fenster schmeißen, ich sag jedesmal, nein, mein Schatz, dann bekommen wir Ärger mit den nachbarn, passe ich mal 4 Minuten nicht auf, kann ich sie schon unten sehen. Und dann am nächsten Tag wieder.

Wenn ich mal mit ihm spielen will, hat er keine Zeit, weil er das Lied, dass er schon zwei Stunden hörte, noch zu ende hören will und wnen es zu Ende ist erneut anklickt und es ja noch nicht zu Ende ist... aber nicht um mich zu ärgern, ich bleibe ganz cool eigentlich, ich höre sogar mit ihm das Lied dann nochmal, aber nur wenn ich den PC ausschalte, folgt er mir. Ach es gibt unzählige Beispiele....

Er hat neulich ein handy bekommen. Für 29 konnte er unendlich telefoinieren. Da rief er eine aus dem Chat an. Er sagte 3 Stunden nichts wirkliches, nur, dass er grad das und das schreibt. nach zwei tagen war die karte alle und er hat nciht weiter telefoniert.... vielleicht SMS an eine Internetseite geschickt, wo er Punkte für Umkleiden oder sowas bekommt. Oder er fragt 4 mal, wie es einem Bruder geht. Ich hab mich nach 12 jahren getraut, noch ein Kind zu kriegen, das aber irgendwie auch mit allem spielt und auf mich zukommt. Ich sag ihm immer ganz ruhig, dass es ihm sehr gut geht. Und nach 2 Minuten fragt er noch mal.... immer wieder fragt er mich, wie es mir geht. Er weiß wie es mir geht, ich muss dann das Gespräch am Telefon oft abbrechen, weil er mir nur die Musik vom Handy vorspielt. Frag ich ihn nach der Schule, kommt keine Antwort.

Naja. und Therapien wirken auch nicht.... aber ich hab überlegt, Kommunikatinspsychologie zu studieren und ihm mal vorsichtig die Kommunikation beizubringen, auf einem indirekten Wege natürlich. Aber dazu muss ich es selbst erst mal praktisch anwenden können.... :-)
31.08.10, 22:31:18

feder

Wie sieht es aus, wenn er sich freut, weil du böse auf ihn bist? Wenn andere glauben, dass ich mich freue, dann muss das von meiner Seite her überhaupt nicht so sein. Umarmungen oder allgemein angefasst werden, finde ich auch schlimm.

Hat er eine Autismusdiagnose oder ist das nur deine Vermutung? Worauf gründet diese?

Ich denke nicht, dass es der richtige Ansatz ist, den Autisten so zu verändern, dass er scheinbar gesellschaftskonformer wird. Dem Autisten selbst bringt das unter dem Strich wohl nichts Positives. Ich denke auch nicht, dass Autismus an sich einschränkt, eher die gesellschaflichen/familiären Umstände. Eine solche Unterscheidung finde ich wichtig.

Warum willst du mit ihm spielen, wenn er offensichtlich beschäftigt ist? Kommt er gelegentlich auch von sich aus auf dich zu und macht Beschäftigungsangebote? Wenn es eben stundenlang dasselbe Lied hören ist, dann ist das eben so. Ist auch eine Beschäftigung.

Wenn ihm der PC wichtig ist, liesse sich vielleicht darüber Beschäftigung mit Unterrichtsinhalten anregen (vielleicht in Verbindung mit Themen, die er derzeit interessant findet)? Vielleicht ist ihm schriftliche Kommunikation lieber?
31.08.10, 23:15:30

zoccoly

geändert von: zoccoly - 01.09.10, 00:00:41

Zitat von “einmalich“:
Oder sind Autisten nicht so oppositionell... also dass sie sich gegen alle Regeln wehren....


Wenn ich eine Regel als sinnvoll erachte, halte ich mich auch an diese. Ich werde aber nie etwas nur machen, weil "man es so halt macht“, das ist für mich keine Begründung. Bei mir existiert ein Wort, dass ich gar nicht mag und es aus meinem Umfeld verbannt habe. Dieses Wort ist bei uns verboten und es ist das Wort „muss“.

Zitat:
Hab ich eine Chance als Asberger umzulernen


Du hast die Chance (auch durch dieses Forum) wieder zu deinen „Wurzeln“ zurück zu finden. Ich bin davon überzeugt, dass man um so glücklicher ist, je mehr man seiner eigenen Natur Rechnung trägt.


Zitat:
Ach vielleicht passe ich ja auch in dieses Forum nicht...


In diesem Forum schreiben auch Autisten mit autistischen Kindern. Ich denke, ein Erfahrungsaustausch könnte dir helfen.


Zitat:
Ich konnte mit ihm nicht mehr umgehen. Die Familienhilfe war drei Jahre bei uns. Wir übten andauernd Regeln.


Waren es sinnvolle Regeln oder nur gesellschaftskonforme? Hat dein Sohn sie als sinnvoll angesehen?
Wurde das Umfeld analysiert, ob es geeignet ist für Autisten? Und eventuell Veränderungen unternommen?

Zitat:
Mein Sohn und ich haben uns nur über Anschreien verständigen können.


Kannst du die Anlässe für die Streitereien schildern?


Zitat:
Ich hab auch versucht ihm viel beizubringen. Schreiben, Rechnen. Aber er hörte sich nichts an.


Wie hattest du es probiert?



Zitat:
Heute schreiben wir manchmal bei jappy, da gibt es tolle Gesichter und man kann auch mal lieb miteinander sein. Ansonsten versuche ich ihn zu loben, zu umarmen, aber er lehnt alles ab. Er freute sich, wenn ich böse zu ihm wurde.... aber nicht, wenn ich ihm zureden wollte, dass er ganz toll und süß ist.


War das Lob für ihn nachvollziehbar?
„Toll und süß“ sind auch solche Aussagen, toll verlangt eine Begründung und süß würde ich sofort ablehnen.

Zitat:
Jetzt wird er in einer Spezialklinik behandelt.


Wozu?
Was machen die Ärzte dort mit ihm?

Zitat:
Du meinst Therapien bringen nichts? Aber was soll ich dann mit ihm machen... So wird er später nie einen Schulabschkuss machen und Arbeit finden.


Gerade Autisten, die sich frei entfalten durften, deren Selbstbewusstsein gestärkt wurde, besitzen einen Schulabschluss und haben auch einen Beruf.

Zitat:
Aber ich muss doch dann sehr viel mit ihm arbeiten oder soll ich ihn stundenlang vorm PC abparken?

Es geht wohl zuerst darum, das Umfeld anzupassen, genug Kenntnisse über Autismus zu besitzen, sich von der gesellschaftlichen „Norm“ zu lösen und die individuelle Entwicklung zu zulassen und zu fördern.
31.08.10, 23:19:05

55555

Zitat von einmalich:
Hab auch im Internet nicht so die Geduld, alle anderen Beiträge zu lesen, vielleicht sollte ich mir die Zeit mal nehmen....

Einige andere Threads zu lesen wäre wohl sehr sinnvoll. Die sonstigen Schilderungen wirken auch mich situativ zerfahren, wobei kaum die Ebene der eigentlichen Gründe zur Sprache kommt. So kann ich auch wenig anmerken, was nicht schon in etlichen anderen Threads geschrieben wurde. Kann es sein, daß du eine eigenen Depression in die Angelegenheit hineinlegst?

Ein möglicher Ansatz wäre zu überlegen wie es in seiner Kindheit war. Was hat man wann mit ihm gemacht?

Was die Schule angeht sollte vielleicht Barrierefreiheit gefordert werden? Zumindest wenn er nicht schon inzwischen zu sehr fertiggemacht wurde?

Autismus hindert überhaupt nicht am Leben.
31.08.10, 23:23:59

einmalich

geändert von: [55555] - 01.09.10, 09:01:19

[Kettenbeiträge zusammengefasst, mfg [55555]]

... Ich bin ganz am Anfang mich mit diesem Thema zu beschäftigen. Aber ich danke dir schon einmal für die Anregung.

Ich muss so einen langen Fragebogen ausfüllen, hab ich auch schon getan. Dann wird in der Klinik weiter geforscht.

Ein Arzt, der meinen Sohn mal vor einigen Jahren lange beobachtet hatte, sagte es mir. Aber damals hab ich es nicht verstanden bzw. war es mir zu wirr. Ich hab das Wort Autismus aus meinem Wortschatz verbannt. Dieses Wort machte mir auch etwas Angst.... warum weiß ich nicht!!!!!

Aber auf dem ersten Blick scheint es ja wirklich schwierig zu sein, damit umzugehen... ich begreife aber ein bisschen, dass Veränderung mehr von der Gesellschaft erhofft wird als vom Autisten selber. Ich ließ mich ja auch nicht gern verändern! Im Gegenteil. Dann hab ich viel intensiver weiter gemacht, was ich machen wollte....

Vielleicht, wenn ich von mir ausgehe, muss ich seine Phasen der Langeweile ausnutzen und ihn dann zu etwas überreden, nicht wenn er grad etwas für ihn Wichtiges tut. Ich muss einen Weg finden.

Von mir aus kann er auch so bleiben wie er ist, wir haben auch lustige Zeiten. Das Problem ist nur, dass ich möchte, dass er offener auch für andere Dinge als nur Chatten und Musik ist. Ich hab das Gefühl, ich muss ihn fördern, denn dumm ist er nun nicht!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Er kann nur vielleicht tatsächlich nicht die Mimiken der Anderen lesen, kann nur das Extreme deuten oder Zeichen.... Genau, vielleicht sollte ich einen Tagesplan gestalten mit einigen lustigen Figuren! Mit Klettverschlüssen, sodass man den Plan bei Bedarf auch ändern kann. Aber ich hab gelesen, dass Autisten auch manchmal kein Zeitgefühl haben, vielleicht kommen ihm 15 Stunden Computer wie 15 Minuten vor?

Wie ist es bei dir mit der Zeit? Kommst du mit dem Gefühl für sie auch nicht zurecht? Ach, und dann möchte ich mal gern wissen, warum das Geld bei uns beiden so schnell verschwindet. Liegt es daran, dass man den Überblick verliert und nicht mehr weiß, was man noch hat oder die Relation Preis-Ware nicht einschätzen kann? Über Geldausgaben hab ich noch nichts lesen können.... Aber muss doch auch ne veränderte Wahrnehmung sein, oder? Ich hab das nie kapiert und musste letztendlich Insolvenz anmelden...

Hab jetzt dafür einen Betreuer, der es regelt und mir das Geld einteilt... Hat das etwas mit einer anderen Wahrnehmung zu tun? Manisch fand ich mich nicht wirklich, eher, dass ich nicht beurteilen konnte, was wichtig oder unwichtig ist.... und eigentlich alles wichtig fand, jetzt durch die Geldeinteilung muss ich manchmal ganz schön schwitzen, weil ich nicht weiß, was ich brauche...


ach übrigens weiß ich im moment wirklich nichts mehr, aber eine depression ist es nicht, ich lache viel mit meinem kleinen kind und gehe normal arbeiten. mich überfordert nur mein großer sohn und ich glaube, ich hab dann alles falsch gemacht was man nur falsch machen kann. ich hoffe, dass ich kein einzelfall bin.

ich sehe mir morgen noch mal alles in ruhe an.

liebe grüße an euch.
01.09.10, 08:40:32

haggard

wenn du es selber nicht weißt, es nicht fachärztlich erhoben wurde, solltest du vielleicht nicht so etwas äußern:
Zitat:
Ich muss meine Asbergerbegabung nutzen,


damit tust du dir und anderen keinen gefallen.

deine texte sind mir zu konfus.
02.09.10, 05:27:27

drvaust

Wie unterscheidet sich Dein Sohn von Dir, in dem Alter?
Wenn Ihr beide Autisten seid, warum verstehst Du dann Deinen Sohn nicht richtig?
Du schriebst, daß Du für Dich entsprechendes Verhalten fandest (z.B. autodidaktisch). Warum nicht für Deinen Sohn?
Könnte es sein, daß Du Dir von Nichtautisten ungeeignete Vorstellungen und Ziele hast einreden lassen?
Vielleicht hat Dein Sohn nicht genug Motivation zum Lernen, resignierte vor den Problemen, hat nicht mehr genug Kraft.
Wenn er in der Schule als Autist ständig Ärger bekam und ständig umerzogen werden sollte,
könnte er die Schule satt haben und keine Zukunft mehr sehen.
;) Übrigens, als 12-jähriger von der Mama als süß bezeichnet zu werden, ist, zumindest für Jungen, peinlich.
Mit 12 ist man doch schon fast ein Mann, zumindest in der eigenen Vorstellung.
 
Powered by: phpMyForum 4.1.55 © Christoph Roeder