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Wie war das mit dem Lesen-Können?

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07.10.19, 23:49:38

hjqsra

geändert von: hjqsra - 07.10.19, 23:51:58

Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich mit 5 oder 6 den Namen von einer Wasserflasche vorgelesen habe und mit 2 aus auditiven Spiel-Spaß-Gründen bis 20 zählen konnte. Jedoch war ich auch in Mathe schnell sehr gut. Ich erinnere mich noch an diese Kugel-Ständer, wo man Mengen verschiebte. Ich war enttäuscht, dass wir immer nur so wenig am Tag erfuhren. Im Schreiben hatte ich anfänglich Schwierigkeiten auf der Linie zu malen und malte die Kringel sehr groß. Aber das legte sich schnell. In der 2. Klasse hatte ich eine 2 in Schönschrift (mittlerweile schreib ich lieber schnell) und auch hatte ich nie große Rechtschreibprobleme. Vorlesen war ich mittelmäßig und monoton. Es gab schlechtere, aber mehr bessere. Und wenn ich vorlas, bekam ich den Inhalt daraus nicht mit.

Mein Bruder, der lange wortkarg blieb, konnte mit 4 Jahren ein paar Wörter aus der Zeitung unseres Vaters ablesen, nach dem dieser ihm ein paar andere Wörter gezeigt hatte und er sich dadurch die Buchstaben zu den Lauten merkte. Also quasi normaler Lernweg, nur in Schnellauffassung. Allerdings konnter er im selben Alter nie erfassen, ob nun Mickey Mouse oder Donald Duck bei einer Disney-Sendung dran kam, - das wurd zu Beginn immer namentlich eingeblendet und manchmal auch mit Bild. Wir machten damals gern das Spiel "Ich bin der und der" von den Figuren und er konnte nie zuerst sagen, wer er sein will, wenn das Bild nicht mit eingeblendet wurde, weil er das nicht wörtlich erfasste, obwohl der Name ja in seiner Zusammensetzung quasi bildlich immer wieder eingeblendet wurde und er mich den Namen sagen hörte. Vielleicht war er in den Momenten zu sehr darauf fokussiert aufgeregt, dass kein Bild erschien. Keine Ahnung.

Mein Bruder interessierte sich glaub ich auch erst so wirklich für Bücher, als er gewisse Sachbücher entdeckte. Ich mich auch, zuvor besonders für Bilder mit schönem Design und Format. Kinderbücher, die keine Bilder oder nur wenige schwarz-weiße hatten, las ich nicht oder nur an, weil sie mir leer erschienen oder wie ich das beschreiben soll. In Sachbüchern hingegen mag ich keine beschreibenden Grafiken, - die verstehe ich meist nicht. Bei den schön-designten Kinderbüchern las ich die Texte meist durch. Aber zuerst betrachtete ich eingehend die Bilder und anschließend wieder. Die Bilder vom Buch Bambi habe ich teilweise sogar noch im Kopf, aber von der Erzählung her nichts genaues. Kann ich nur durch die Bilder wiedergeben. Ich vergesse textliches und verbales auch viel, wenn ich es mir nicht bildlich verknüpft habe.
Die Buchstaben auf der Wasserflasche waren schön aufgereiht und prägnant (damit der Markenname schön und gut zur Geltung kommt) / Großbuchstaben. Lustige, schöne bunte Kreise drumherum. Zudem mochte ich die Buchstaben dieser Marke. Vielleicht auch in ihrer Kombination. Drumherum ein schönes Hellgrün. Ich mag Großbuchstaben viel lieber, als kleine. Jedoch schrieb ich mit 8 Geschichten, Liedtexte und Gedichte, nach dem ich 1 schönes Heft und 1 Buch zum Beschreiben geschenkt bekam und mir überlegte, wie ich sie am würdigsten befüllen könnte (wir hatten wenig Geld). Und ein Tagebuch bekam ich geschenkt. Da schrieb ich immer mit Datum hinein, wie der jeweilige Tagesablauf war. Aber lieber malte und träumte ich. Und ich führte Brieffreundschaften und Freundschaftsbücher.

In der Schule war ich in vieler Hinsicht auch sehr unterfordert und auf anderer Ebene überfordert. In vielem, in dem viele langsamer waren überragend schnell und umgekehrt (Einerseits fast am Platzen vor Energie-Überschuss und anders permanent Overload und Meltdown). Auch war ich schnell enttäuscht über Lerninhalte oder Methoden oder dass manchmal die Zeit zu kurz war oder zu wenig näher erklärt wurde. Das zwischenmenschliche und teilweise Lehrer-mäßige Chaos in den Schulen, so wie das frühe Aufstehen glichen einer Chaos-Achterbahnfahrt.

Das Vorlesen und anderweitige verbale Vortragen ist bis heute nicht so meins. Ansonsten lese ich gerne verschiedene Meinungen und Erfahrungen. Mich in ausgedachte Geschichten hineinzuträumen, hat mir als Kind viel Spaß gemacht. Manchmal mache ich das noch in einem friedlichen MMORPG oder gelegentlich auch mal so in einem Moment der Muße. Erwachsene Romane fand ich bislang zu eintönig, wobei ich mich da jedoch auch nicht wirklich durchgeforstet hab. Manche Belletristik habe ich angelesen und macht auch hier und da Spaß. Aber ich brenne bislang am meisten für mir klarer formulierte Theorien. Wortspiele können Spaß machen, wenn man sie versteht. Bislang erfuhr ich mehr Freude in anderen Kommunikationsformen.
 
 
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