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Umfrage-Lebenswünsche Teil 1a

original Thema anzeigen

21.01.15, 14:21:19

55555

Dies ist eine Ergänzung der alten Fragestellung.
21.01.15, 21:20:33

akurei

Ich stelle es mir zu umständlich vor in einer kleinen Stadt zu leben. Da ich eh selten die Wohnung verlasse ist es wurscht, wie groß die Stadt um mich herum ist. Dennoch gibt es einige Orte, die ich regelmäßig aufsuche, die es wohl in einer kleinen Gemeinde nicht gäbe. Wenn ich diesbezüglich nicht gebunden wäre, würde ich die ländliche Umgebung wegen anderen Gründen wohl vorziehen.
21.01.15, 23:53:10

drvaust

Ich kommuniziere lieber schriftlich als mündlich, aber am liebsten kommuniziere ich nicht unnötig. Deshalb bevorzuge ich Selbstbedienungs-Großmärkte, wo ich mir mein Zeug einfach zusammensuchen und nehmen kann, an der Kasse bezahle und ohne viel Worte fertig werde. Diese Selbstbedienungs-Großmärkte gibt es nur bei Großstädten und in separaten Einkaufszentren. Auch viele andere Annehmlichkeiten gibt es (fast) nur in Großstädten, z.B. reichhaltige Büchereien. In einer Großstadt gibt es mehr geeignete Angebote, mehr Anonymität und mehr besondere Menschen, da fällt man nicht so auf. Und mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist man schneller in der Umgebung, als mit dem Dorfbus.
In Kleinstädten und Dörfern kennt man sich und wird beobachtet, das ist dann evtl. Dorftratsch. Z.B. wohnte ich früher (nicht lange) in einer Kleinstadt, da war es mal Gesprächsthema, daß ich auf dem Markt ein Stück Torte gegessen hatte. Warum nicht, ich hatte Hunger und die Torte schmeckte gut, wozu erst 3 km nach Hause schleppen?
22.01.15, 00:58:42

akurei

Gute Argumentation, drvaust. Über die Einkaufssituation habe ich gar nicht nachgedacht.
22.01.15, 15:38:51

55555

Zitat von drvaust:
da war es mal Gesprächsthema, daß ich auf dem Markt ein Stück Torte gegessen hatte.

Das geht ja auch nicht, einfach die allgemeinverbindlichen stereotypen Rituale mißachten.
07.03.15, 09:56:09

Antares

geändert von: Antares - 07.03.15, 10:12:30

Ich lebe am liebsten auf dem Land. Bevorzugt in einem so kleinen Dorf, einem "Nest" in dem sich alle kennen und es manche gibt die ich wirklich mag. So wie ich groß geworden bin, vor ca. 30-40 Jahren auf dem Oberbayrischen Lande.

Dort kommunizierte ich am liebsten mündlich, vorzugsweise bei geselligen Events der Bauersfrauen. Vor allem genoß ich etwa das Kränze-Binden vor dem Tölzer Leonhardiritt http://pferdeprozession-warendorf.de/pages/pferderitte.php. Auch die gesellschaftlichen Gesprächsformen wie etwa bei dem Einkaufen unterliefen mit klaren Regeln, die ich erkennen und einhalten konnte. Diese sehr strenge Form der Kultur ermöglichte es mir sehr gern an dem Leben dort teil zu haben, das ich genoss.

In all den Jahren meines Lebens suchte ich immer wieder ähnliche Dörfer dieser Struktur auf. Bis heute liebe ich dies und es ist für mich wie ein innerlicher Urlaub mich in diesem Kulturgefüge erholen zu können, das allerdings auch in Bayern ausstirbt, bis auf das Chiemgau z.B. Auch ist zu bedenken, dass nicht sehr viele Dörfer diese äußerst freundliche Stimmung des Miteinander pflegen. Um bei dem Bsp der Torte auf dem Markt zu bleiben: Man hat sich für mich gefreut, dass die Torte schmeckt, darüber wurde gesprochen, auch wenn sonst niemand dort Torte isst. Das ist schon etwas Besonderes was ich erlebte in meiner frühen Kindheit und die Seltenheit wurde mir erst im Laufe meines Lebens bewusst, als ich aus meinem Nest heraus flügge werden musste.

Erst als ich aus "meinem Dorf" heraus musste, in die näher gelegene Schule dann, begann mein Leben sehr unangenehm zu werden. "Meine Welt" wurde mir zu unübersichtlich und die Menschen zu unchristlich/unfreundlich bis sehr boshaft. Das globale Leben ist kein Nest, in dem einem die großen Vögel die Würmer bringen und dafür sorgen, dass es sauber und ordentlich ist und bleibt.

Ich betrachte die Welt wie diesen Baum, in dem das Nest ist. Der Baum wird gefällt werden, die Vögel werden getötet werden, mein Nest wird es nicht mehr geben. Nur wenn ich es schaffe den Baum zu erhalten, wird es auf Dauer diese Nester geben, wenn die Wiese dann noch ist, in der es die Würmer gibt.

08.07.15, 00:29:31

unbequem

ich reagiere sehr sensibel auf alle äußeren reize. ich spüre mehr, höre mehr, fühle mehr. sehen ist nicht so toll, ich trage eine nerd-brille ;)

ich nehme stimmungen von den menschen in meiner umgebung wahr. sind sie aufgeregt, überträgt sich das auf mich. sind sie depressiv, überträgt sich das auch auf mich, usw.
es geht sogar so weit, dass ich die körperlichen gebrechen von anderen ebenfalls bekomme. beispiel - ich stehe in der küche und mir wird spontan speihübel.....zeitgleich hat meine tochter sich im bad übergeben, ohne dass ich das wusste, oder bemerkt habe. sie hat es mir kurz darauf gesagt.

wenn ich in städten bin, wird mir dort schnell schwindelig und schlecht. zu viele menschen, zu viel lärm, zu bunt, zu hektisch, zu stressig, zu überladen.....

ich reagiere sogar auf starkstrom (wenn ich unter einer solchen leitung hergehe) oder bei gewitter macht sich das ebenfalls bemerkbar.

für mich ist es daher existenzielle notwendig, dass ich eher einsam lebe. möglichst keine nachbarn usw.
mein lebensgefährte (ebenfalls asperger autist) und ich suchen schon sehr lange nach einer solchen wohnmöglichkeit. leider suchen das auch viele andere. bislang hatten wir kein glück.
wenn man zudem sehr wenig geld hat, kann man die überzogenen mietpreise für solche immobilien sowieso nicht zahlen und muss auf die angebote zurück kommen, die ansonsten keiner will. da ist dann gerne mal eine autobahn, oder eine flugschneise in direkter nähe. was dann auch wieder nicht in frage kommt.
wirklich schöne angebote sind meistens sehr weit weg, so dass wir uns nicht einmal den weg zur besichtigung leisten können.
alles sehr enttäuschend. da heißt es durchhalten, durchhalten, durchhalten und ne menge baldriantee trinken.


 
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